Magazin052013
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lichen Einschränkung beim Betrieb von<br />
Drohnen in Europa eventuell dringlicher<br />
gewesen?<br />
● Warum fordert man eine Plattform und keine<br />
Waffen?<br />
● Wäre die Frage nach dem Finanzbedarf für<br />
die Beschaffung von UAS (Unmanned<br />
Aircraft System) eventuell angebrachter<br />
gewesen als der Ruf nach bewaffneten Drohnen?<br />
● Stimmt denn die Behauptung, dass Drohnen<br />
weniger Kollateralschäden verursachen?<br />
Welche Bewaffnung soll diese Drohne<br />
bekommen, die nicht auch von einem Eurofighter<br />
oder Tornado getragen werden kann?<br />
● Wollte man von der fehlenden deutschen<br />
bemannten Luftunterstützung der Bodentruppen<br />
ablenken?<br />
Auf eine Anfrage des SPD-Verteidigungspolitikers<br />
Hans-Peter Bartels räumt der Parlamentarische<br />
Staatssekretär Thomas Kossendey<br />
(CDU) jetzt „nicht unerhebliche Mehrkosten“<br />
ein. Tatsächlich soll es sich dabei um eine<br />
Summe von etwa 500 Millionen Euro handeln.<br />
Dies würde bedeuten, dass der eine Euro Hawk<br />
soviel kostet, wie die zuletzt geplante Euro<br />
Hawk-Flotte mit fünf Exemplaren, die von der<br />
Bundeswehr mit mehr als 1,2 Milliarden Euro<br />
veranschlagt worden war. Dieses Prinzip ist uns<br />
zum Beispiel schon vom Transportflugzeug<br />
A400M bekannt: "Es wird nicht teurer, aber<br />
weniger". Auch wird von uns besorgt registriert,<br />
dass die US-Luftwaffe ihrerseits ihr Global<br />
Hawk-Programm des US-Herstellers Northrop<br />
Grumman nicht weiterführen will. Auch die in<br />
den USA bereits avisierten Exemplare werden<br />
nicht bestellt, da diese Art Drohnen-Flotte stark<br />
reduziert werden wird.<br />
Hat man sich eventuell bei den<br />
Drohnen um die falsche Fragestellung<br />
gekümmert?<br />
Der Faktencheck ergibt: Die USA setzen<br />
bewaffnete Drohnen hauptsächlich in zwei sehr<br />
unterschiedlichen Szenarien ein. Es handelt sich<br />
dabei einerseits um die Gefechtsfeldverwendung<br />
in der Unterstützung der kämpfenden Truppe am<br />
Boden (CAS – Close Air Support), im Kampf<br />
gegen Aufständische (COIN – Counter Insurgency<br />
Aircraft) und im Schutz wichtiger Transportwege.<br />
Auf der anderen Seite steht die<br />
Bekämpfung einzelner Terroristen außerhalb<br />
von Kampfhandlungen, dies wird oft als „gezielte<br />
Tötung“ bezeichnet. Das erste Szenario ist<br />
wohl jenes, das für den Einsatz von deutschen<br />
bewaffneten Drohnen in Frage käme und auch<br />
ethisch weniger in Frage gestellt wird.<br />
Nach eigenen Angaben des Pentagon wurden<br />
weniger als 10 Prozent der bewaffneten Einsätze<br />
in Afghanistan von Drohnen geflogen. Die dortigen<br />
Wetterbedingungen sind drohnenfreundlicher<br />
als in anderen Gebieten dieser Erde und die<br />
Datenverbindung kann durch die geringe<br />
Distanz zur Bodenstation gewährleistet werden.<br />
Bei einem 24-stündigen Einsatz einer US-Droh-<br />
ne sind rund 200 Menschen eingebunden. Somit<br />
ist das Argument eines personalsparenden Einsatzes<br />
von UAS wohl eher nicht haltbar. Die Zeitverzögerung<br />
bei der Datenübertragung von über<br />
einer Sekunde ist unter Umständen ein weiteres<br />
Problem und führt zumindest nicht zu einer<br />
Erhöhung der Treffergenauigkeit. Die Aufständischen<br />
in Afghanistan sind andererseits nicht in<br />
der Lage, die Drohnen wirksam zu bekämpfen.<br />
Da die bewaffnete Drohne aber nicht für<br />
Afghanistan beschafft werden soll, ergeben sich<br />
natürlich sofort weitere Fragen:<br />
● Wie soll die Datenübertragung auf große<br />
Entfernungen außerhalb Afghanistans<br />
gewährleistet werden?<br />
● Wie soll der Einsatz bei schlechtem Wetter<br />
mit den Flugeigenschaften eines Motorseglers<br />
gewährleistet werden?<br />
● Wie schützen wir die UAS, wenn der Gegner<br />
über andere Möglichkeiten verfügt, als es<br />
derzeit in Afghanistan der Fall ist?<br />
● Wie schützen wir uns vor UAS des Gegners?<br />
Brasilien kauft gerade für diesen Zweck<br />
unsere modernisierten Geparden.<br />
● Wie soll das Fluggerät im Luftraum der EU<br />
betrieben werden? Es heißt, der Euro Hawk<br />
bekomme keine EASA- oder FAA-Verkehrszulassung<br />
und es gehe anderen Drohnen über<br />
150 kg ebenso. So ein unbewachter<br />
„Brocken“ im Luftraum mit nur einem Triebwerk<br />
wirkt eben etwas bedrohlich. Selbst die<br />
USA ließen den Euro Hawk über ihrem Luftraum<br />
nur begleitet durch ein bemanntes<br />
Luftfahrzeug fliegen.<br />
Diesen Fakten muss von vornherein Beachtung<br />
geschenkt werden!<br />
Deshalb scheint der Betrieb dieser Drohnen<br />
über dem europäischen Luftraum wenig Sinn zu<br />
machen und ist aufgrund der hohen Absturzrate<br />
den Bürgern schlecht vermittelbar. Die USA,<br />
Russland und China sind Nationen mit beachtlicher<br />
Fläche – Fläche für geeignete Übungsplätze<br />
ist für uns Deutsche jedoch kaum noch vorhanden.<br />
Luftwaffe Die Bundeswehr Mai 2013 35<br />
Tornado IDS mit zwei Luft-Boden-Marschflugkörpern Taurus KEPD 350.<br />
Zur ethischen Frage über bewaffnete Aufklärungsdrohnen<br />
könne man natürlich geteilter<br />
Meinung sein, so der Verteidigungsminister.<br />
Jedem entscheidungsbefugten Vorgesetzten ist<br />
an einem sorgfältigen, moralisch-ethisch vertretbaren<br />
und ROE (Rules of Engagement – Einsatzregeln)-konformen<br />
Einsatz von Waffen gelegen.<br />
Und was für den Einsatz von bemannten<br />
Luftfahrzeugen gilt, ist auch Grundlage für den<br />
Einsatz von Drohnen. Dass Teile der Gesellschaft<br />
dazu eine Debatte fordern, ist deren gutes<br />
Recht. Diese Debatte kann und muss vor der<br />
Beschaffung geführt werden! Dabei ist es wichtig,<br />
dass sich auch unsere Mitglieder mit ihrem<br />
Sachverstand einbringen.<br />
Die Beschaffung von unbemannten Luftfahrzeugen<br />
scheint ein Dauerbrenner zu werden<br />
und wird uns noch einige Jahre beschäftigen.<br />
„Soldatinnen und Soldaten im Einsatz haben<br />
Anspruch auf den bestmöglichen Schutz. Überlebensfähigkeit<br />
und Schutz von Personal und<br />
Infrastruktur sind unabdingbare Grundvoraussetzungen<br />
für die Auftragserfüllung und Ausdruck<br />
der Fürsorgepflicht des Staates“, so heißt<br />
es im Weißbuch der Bundeswehr aus dem Jahr<br />
2006.<br />
Dass Teile der Gesellschaft dazu<br />
eine Debatte fordern, ist deren<br />
gut es Recht. Diese Debatte muss vor<br />
der Beschaffung geführt werden!<br />
Doch was ist der bestmögliche Schutz für<br />
unsere Kameraden am Boden? Sind es UAS oder<br />
sind es bemannte Systeme? Im Einsatz gilt die<br />
Devise „Wirkung vor Deckung“, und die Wirkung<br />
von UAS ist nicht nur ethisch sehr umstritten.<br />
Was für fliegende unbemannte Plattformen<br />
gilt, gilt natürlich ebenso für bodengebundene,<br />
schwimmende oder tauchende Systeme. Wo ist<br />
die Diskussion über diese Systeme? Auch gilt es<br />
die Frage zu beantworten, ob die Beschaffung<br />
Foto: Bundeswehr/Markus Kroth