02.06.2013 Aufrufe

Magazin052013

Magazin052013

Magazin052013

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

lichen Einschränkung beim Betrieb von<br />

Drohnen in Europa eventuell dringlicher<br />

gewesen?<br />

● Warum fordert man eine Plattform und keine<br />

Waffen?<br />

● Wäre die Frage nach dem Finanzbedarf für<br />

die Beschaffung von UAS (Unmanned<br />

Aircraft System) eventuell angebrachter<br />

gewesen als der Ruf nach bewaffneten Drohnen?<br />

● Stimmt denn die Behauptung, dass Drohnen<br />

weniger Kollateralschäden verursachen?<br />

Welche Bewaffnung soll diese Drohne<br />

bekommen, die nicht auch von einem Eurofighter<br />

oder Tornado getragen werden kann?<br />

● Wollte man von der fehlenden deutschen<br />

bemannten Luftunterstützung der Bodentruppen<br />

ablenken?<br />

Auf eine Anfrage des SPD-Verteidigungspolitikers<br />

Hans-Peter Bartels räumt der Parlamentarische<br />

Staatssekretär Thomas Kossendey<br />

(CDU) jetzt „nicht unerhebliche Mehrkosten“<br />

ein. Tatsächlich soll es sich dabei um eine<br />

Summe von etwa 500 Millionen Euro handeln.<br />

Dies würde bedeuten, dass der eine Euro Hawk<br />

soviel kostet, wie die zuletzt geplante Euro<br />

Hawk-Flotte mit fünf Exemplaren, die von der<br />

Bundeswehr mit mehr als 1,2 Milliarden Euro<br />

veranschlagt worden war. Dieses Prinzip ist uns<br />

zum Beispiel schon vom Transportflugzeug<br />

A400M bekannt: "Es wird nicht teurer, aber<br />

weniger". Auch wird von uns besorgt registriert,<br />

dass die US-Luftwaffe ihrerseits ihr Global<br />

Hawk-Programm des US-Herstellers Northrop<br />

Grumman nicht weiterführen will. Auch die in<br />

den USA bereits avisierten Exemplare werden<br />

nicht bestellt, da diese Art Drohnen-Flotte stark<br />

reduziert werden wird.<br />

Hat man sich eventuell bei den<br />

Drohnen um die falsche Fragestellung<br />

gekümmert?<br />

Der Faktencheck ergibt: Die USA setzen<br />

bewaffnete Drohnen hauptsächlich in zwei sehr<br />

unterschiedlichen Szenarien ein. Es handelt sich<br />

dabei einerseits um die Gefechtsfeldverwendung<br />

in der Unterstützung der kämpfenden Truppe am<br />

Boden (CAS – Close Air Support), im Kampf<br />

gegen Aufständische (COIN – Counter Insurgency<br />

Aircraft) und im Schutz wichtiger Transportwege.<br />

Auf der anderen Seite steht die<br />

Bekämpfung einzelner Terroristen außerhalb<br />

von Kampfhandlungen, dies wird oft als „gezielte<br />

Tötung“ bezeichnet. Das erste Szenario ist<br />

wohl jenes, das für den Einsatz von deutschen<br />

bewaffneten Drohnen in Frage käme und auch<br />

ethisch weniger in Frage gestellt wird.<br />

Nach eigenen Angaben des Pentagon wurden<br />

weniger als 10 Prozent der bewaffneten Einsätze<br />

in Afghanistan von Drohnen geflogen. Die dortigen<br />

Wetterbedingungen sind drohnenfreundlicher<br />

als in anderen Gebieten dieser Erde und die<br />

Datenverbindung kann durch die geringe<br />

Distanz zur Bodenstation gewährleistet werden.<br />

Bei einem 24-stündigen Einsatz einer US-Droh-<br />

ne sind rund 200 Menschen eingebunden. Somit<br />

ist das Argument eines personalsparenden Einsatzes<br />

von UAS wohl eher nicht haltbar. Die Zeitverzögerung<br />

bei der Datenübertragung von über<br />

einer Sekunde ist unter Umständen ein weiteres<br />

Problem und führt zumindest nicht zu einer<br />

Erhöhung der Treffergenauigkeit. Die Aufständischen<br />

in Afghanistan sind andererseits nicht in<br />

der Lage, die Drohnen wirksam zu bekämpfen.<br />

Da die bewaffnete Drohne aber nicht für<br />

Afghanistan beschafft werden soll, ergeben sich<br />

natürlich sofort weitere Fragen:<br />

● Wie soll die Datenübertragung auf große<br />

Entfernungen außerhalb Afghanistans<br />

gewährleistet werden?<br />

● Wie soll der Einsatz bei schlechtem Wetter<br />

mit den Flugeigenschaften eines Motorseglers<br />

gewährleistet werden?<br />

● Wie schützen wir die UAS, wenn der Gegner<br />

über andere Möglichkeiten verfügt, als es<br />

derzeit in Afghanistan der Fall ist?<br />

● Wie schützen wir uns vor UAS des Gegners?<br />

Brasilien kauft gerade für diesen Zweck<br />

unsere modernisierten Geparden.<br />

● Wie soll das Fluggerät im Luftraum der EU<br />

betrieben werden? Es heißt, der Euro Hawk<br />

bekomme keine EASA- oder FAA-Verkehrszulassung<br />

und es gehe anderen Drohnen über<br />

150 kg ebenso. So ein unbewachter<br />

„Brocken“ im Luftraum mit nur einem Triebwerk<br />

wirkt eben etwas bedrohlich. Selbst die<br />

USA ließen den Euro Hawk über ihrem Luftraum<br />

nur begleitet durch ein bemanntes<br />

Luftfahrzeug fliegen.<br />

Diesen Fakten muss von vornherein Beachtung<br />

geschenkt werden!<br />

Deshalb scheint der Betrieb dieser Drohnen<br />

über dem europäischen Luftraum wenig Sinn zu<br />

machen und ist aufgrund der hohen Absturzrate<br />

den Bürgern schlecht vermittelbar. Die USA,<br />

Russland und China sind Nationen mit beachtlicher<br />

Fläche – Fläche für geeignete Übungsplätze<br />

ist für uns Deutsche jedoch kaum noch vorhanden.<br />

Luftwaffe Die Bundeswehr Mai 2013 35<br />

Tornado IDS mit zwei Luft-Boden-Marschflugkörpern Taurus KEPD 350.<br />

Zur ethischen Frage über bewaffnete Aufklärungsdrohnen<br />

könne man natürlich geteilter<br />

Meinung sein, so der Verteidigungsminister.<br />

Jedem entscheidungsbefugten Vorgesetzten ist<br />

an einem sorgfältigen, moralisch-ethisch vertretbaren<br />

und ROE (Rules of Engagement – Einsatzregeln)-konformen<br />

Einsatz von Waffen gelegen.<br />

Und was für den Einsatz von bemannten<br />

Luftfahrzeugen gilt, ist auch Grundlage für den<br />

Einsatz von Drohnen. Dass Teile der Gesellschaft<br />

dazu eine Debatte fordern, ist deren gutes<br />

Recht. Diese Debatte kann und muss vor der<br />

Beschaffung geführt werden! Dabei ist es wichtig,<br />

dass sich auch unsere Mitglieder mit ihrem<br />

Sachverstand einbringen.<br />

Die Beschaffung von unbemannten Luftfahrzeugen<br />

scheint ein Dauerbrenner zu werden<br />

und wird uns noch einige Jahre beschäftigen.<br />

„Soldatinnen und Soldaten im Einsatz haben<br />

Anspruch auf den bestmöglichen Schutz. Überlebensfähigkeit<br />

und Schutz von Personal und<br />

Infrastruktur sind unabdingbare Grundvoraussetzungen<br />

für die Auftragserfüllung und Ausdruck<br />

der Fürsorgepflicht des Staates“, so heißt<br />

es im Weißbuch der Bundeswehr aus dem Jahr<br />

2006.<br />

Dass Teile der Gesellschaft dazu<br />

eine Debatte fordern, ist deren<br />

gut es Recht. Diese Debatte muss vor<br />

der Beschaffung geführt werden!<br />

Doch was ist der bestmögliche Schutz für<br />

unsere Kameraden am Boden? Sind es UAS oder<br />

sind es bemannte Systeme? Im Einsatz gilt die<br />

Devise „Wirkung vor Deckung“, und die Wirkung<br />

von UAS ist nicht nur ethisch sehr umstritten.<br />

Was für fliegende unbemannte Plattformen<br />

gilt, gilt natürlich ebenso für bodengebundene,<br />

schwimmende oder tauchende Systeme. Wo ist<br />

die Diskussion über diese Systeme? Auch gilt es<br />

die Frage zu beantworten, ob die Beschaffung<br />

Foto: Bundeswehr/Markus Kroth

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!