Gemeinsame Sorge – geteilte Verantwortung - Vamv
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Was braucht das Kind? Anforderungen an das <strong>Sorge</strong>recht aus interdisziplinärer Sicht<br />
Verhältnis liegt derzeit bei rund 50 Pro zent,<br />
d.h. auf 100 Heiraten kommen 50 Schei dungen.<br />
Diese Zahl setzt natürlich die Scheidung<br />
in Relation zu den aktuell Heiratenden.<br />
Wenn man das zurückrechnet auf die Heiratsjahrgänge<br />
derer, die sich scheiden lassen,<br />
entspricht das einem Scheidungsrisiko von<br />
ungefähr 42 Prozent.<br />
Zahl der Scheidungen im Verhältnis zu 100 Heiraten<br />
in Deutschland seit 1900<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
1900 1910 1920 1930 1939 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2005<br />
Abbildung 1: Anzahl der Scheidungen je 100 Heiraten in den Jahren 1900 bis 2005<br />
Eine Scheidung ist demnach ein Phänomen,<br />
welches die Realität von vielen Ehen und<br />
vielen Kindern betrifft. Wir haben schon<br />
darüber gesprochen, was sich geändert hat<br />
in unserem Verständnis von Trennung<br />
und Scheidung und auch über das, was der<br />
Gesetzgeber versucht hat: Mit dem gemeinsamen<br />
<strong>Sorge</strong>recht ging es auch darum,<br />
Machtkämpfe der beteiligten Eltern um ihr<br />
Kind zu entschärfen oder gar zu vermeiden.<br />
Die Hoffnung dabei war, dass bei gemeinsamem<br />
<strong>Sorge</strong>recht zumindest auf dem<br />
Konfliktfeld „Wem gehört das Kind?“ keine<br />
nennenswerten Streitigkeiten mehr auszufechten<br />
sind. Tatsächlich hat aktuell auch<br />
die Mehrheit der Eltern das gemeinsame<br />
<strong>Sorge</strong>recht, auch wenn sich in der Alltagspraxis<br />
die Verteilung von alleinerziehenden<br />
Müttern und Vätern kaum geändert hat.<br />
Im Gegenteil: Es lässt sich eher ein Anstieg<br />
der alleinerziehenden Mütter aufzeigen.<br />
Das gemeinsame <strong>Sorge</strong>recht ist aber<br />
durchaus auch mit Anforderungen verbun-<br />
den, denn selbst, wenn nur in entscheidenden<br />
Fällen eine Absprache nötig ist, so<br />
ist doch der Kontakt zwischen den Eltern<br />
immer wieder erforderlich. Die Ausgestaltung<br />
der gemeinsamen <strong>Sorge</strong> ist daher<br />
eine große Herausforderung für getrennte<br />
Elternpaare. Im Idealfall würde man sich<br />
eine positive kooperative Zusammenarbeit<br />
der Eltern in der Erziehung (Coparenting)<br />
wünschen. Dieses Coparenting ist in der<br />
Forschung interessanterweise erst in jüngerer<br />
Vergangenheit in den Blick genommen<br />
worden. Es geht dabei um Fragen der Solidarität<br />
und Unterstützungsbereitschaft in<br />
der Kindererziehung, auch ganz konkret das<br />
Verfügbarsein. Coparenting kann aber auch<br />
negativ sein und sich z.B. auf das Untergraben<br />
der Erziehung des anderen beziehen.<br />
Typisch sind Fälle, in dem der eine sagt,<br />
„nein, wochentags kein Fernsehen“, und<br />
der andere sagt, „och wie hartherzig, kannst<br />
Du gerne“. Auch Fragen der Aufgabenteilung<br />
sind zentrale Punkte, die mit<br />
Coparenting angesprochen werden und die<br />
im Vordergrund stehen müssen.<br />
Blickt man hinsichtlich der Gestaltung<br />
gemeinsamer Elternschaft nach Trennung<br />
und Scheidung auf internationale Studien,<br />
so stellt man fest, dass die Mehrheit<br />
der Eltern diese Aufgabe im Sinne einer<br />
parallelen Elternschaft löst. Hierbei hat<br />
jedes Elternteil seine eigenen Regeln und<br />
versucht dem andern nicht in die Parade zu<br />
fahren; man lässt sich weitgehend in Ruhe<br />
und die Kinder wechseln sozusagen zwischen<br />
den Haushalten mit möglicherweise<br />
unterschiedlichen Regeln. Dies gelingt auch<br />
der Mehrheit der Kinder gut, was darauf<br />
hindeutet, dass dies kein schlechtes Modell<br />
ist. Im Gegenteil kann man Eltern durchaus<br />
sagen: Wenn sich die gemeinsame Elternschaft<br />
auf diese Weise regeln lässt, ist das<br />
in aller Regel eine gelungene Lösung, die<br />
auch den Kindern eine positive Entwicklung<br />
ermöglicht. Das Ideal wäre allerdings<br />
die kooperative Elternschaft, die nur ein<br />
knappes Drittel der getrennten Elternpaare<br />
realisieren kann. Ein Fünftel der Paare bleibt<br />
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