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Gemeinsame Sorge – geteilte Verantwortung - Vamv

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30<br />

Was braucht das Kind? Anforderungen an das <strong>Sorge</strong>recht aus interdisziplinärer Sicht<br />

welche wir im Auftrag des BMJ durchgeführt<br />

haben, auf welche im Folgenden noch genauer<br />

eingegangen wird. Entscheidend ist, ob<br />

Kontakte in ein friedliches oder in ein feindliches<br />

Klima eingebettet sind und damit auch,<br />

wie es den Eltern gelingt, ihre Beziehung<br />

zueinander aufzustellen.<br />

4. Nichteheliche Geburten und<br />

gemeinsames <strong>Sorge</strong>recht<br />

Dies führt mich zu einer weiteren Thematik:<br />

Kinder in nichtehelichen Lebensgemeinschaften.<br />

Betrachtet man die Geburtenraten,<br />

ist zu erkennen, dass die Zahl der ehelich geborenen<br />

Kinder eher rückläufig ist und zwar<br />

sowohl in Ost- wie Westdeutschland. Dagegen<br />

nimmt die Zahl der nichtehelich geborenen<br />

Kinder stark zu. Hinsichtlich des Anteils<br />

nichtehelicher Geburten gibt es starke regionale<br />

Differenzen. Er ist in Ostdeutschland<br />

besonders hoch: Hier finden wir mittlerweile<br />

Quoten von bis zu über 60 Prozent, das<br />

bedeutet, dort ist es praktisch der Normalfall,<br />

während dies in Westdeutschland nicht so<br />

der Fall ist. Bezüglich der nichtehelichen<br />

Geburten zieht sich folglich immer noch eine<br />

klare Grenze durch Deutschland, die in sehr<br />

unterschiedlichen Traditionen begründet ist.<br />

Im Zeitraum von 2005 bis 2007, verglichen<br />

mit dem Zeitraum von 2008 bis 2010,<br />

ist die Abgabe der gemeinsamen <strong>Sorge</strong> -<br />

erklärung in allen Bundesländern angestiegen.<br />

Die Statistik zeigt, dass <strong>–</strong> mit einigen<br />

Schwankungen <strong>–</strong> mittlerweile über die Hälfte<br />

der Eltern die gemeinsame <strong>Sorge</strong> erklärt,<br />

in Sachsen etwas mehr, im Saarland etwas<br />

weniger. In der Praxis bedeutet das, dass<br />

die Eltern beide zum Standesamt oder zum<br />

Jugendamt gegangen sind, wo die <strong>Sorge</strong> in<br />

gemeinsamen, übereinstimmenden Erklärungen<br />

entsprechend beurkundet wurde.<br />

Die Statistik zeigt aber auch, dass fast die<br />

Hälfte der anderen nichtehelichen Lebensgemeinschaften<br />

die gemeinsame <strong>Sorge</strong> nicht<br />

erklärt: Hierbei stellt sich die Frage, warum<br />

eigentlich nicht?<br />

In der Diskussion der juristischen Modelle<br />

zur Neugestaltung der rechtlichen Regelung<br />

der gemeinsamen elterlichen <strong>Sorge</strong> nicht<br />

miteinander verheirateter Eltern ist genau<br />

diese Frage entscheidend: Wie gut sind<br />

die Gründe, die Eltern davon abhalten, die<br />

gemeinsame <strong>Sorge</strong> zu erklären? Ein wesentliches<br />

Ziel unserer Studie war deshalb vor<br />

allen Dingen, Informationen dazu zu sammeln,<br />

wie sich die Familie nach einer nichtehelichen<br />

Geburt entwickelt. Weitere zentrale<br />

Fragen waren: Wie gehen Eltern bei der<br />

Entscheidung zur gemeinsamen <strong>Sorge</strong> vor,<br />

wie viele und wer begründet letztendlich die<br />

gemeinsame elterliche <strong>Sorge</strong>? Wie sieht die<br />

Kooperation in der Alltagspraxis aus?<br />

Welche Gründe werden von den Eltern für<br />

und gegen die Abgabe der übereinstimmenden<br />

<strong>Sorge</strong>erklärung genannt, inwieweit<br />

kommen dabei kindeswohlrelevante Gründe<br />

ins Spiel? Ferner wurde untersucht, was<br />

Gründe gegen eine Eheschließung sind, da<br />

auch eine Eheschließung eine Option ist, zur<br />

gemeinsamen <strong>Sorge</strong> zu gelangen.<br />

Die Zusammensetzung unserer Stichprobe<br />

knüpft an eine ältere Untersuchung<br />

von Vaskovics und Kollegen an, die zum Teil<br />

als Vorlage für die Studie gedient hat. Die<br />

Stichprobe wurde jedoch um andere Bundesländer<br />

erweitert, um wirklich einen Nord-<br />

West und Nord-Süd Vergleich vornehmen zu<br />

können. Insgesamt haben 1034 Mütter und<br />

Väter nichtehelich geborener Kinder an der<br />

Befragung teilgenommen. Die Rücklaufquote<br />

ist mit 28,9 Prozent nicht sehr hoch, solch<br />

eher niedrigere Quoten werden jedoch im<br />

Allgemeinen im Rahmen von postalischen<br />

Befragungen <strong>–</strong> selbst mit Nachfassaktionen<br />

<strong>–</strong> üblicherweise erreicht. Deutlich mehr<br />

Mütter als Väter haben sich an der Studie<br />

beteiligt. Dies muss auch bei der Interpretation<br />

der Befunde berücksichtigt werden. Die<br />

Gruppe der Väter sind in gewisser Weise eine<br />

selektive Gruppe; es sind die engagierten<br />

Väter, die, die häufig noch mit dem Kind<br />

zu tun haben, in aller Regel auch mit der<br />

Mutter zusammen leben. Das Durchschnittsalter<br />

der Befragten ist Anfang bis Mitte 30,<br />

aber mit einem durchaus beträchtlichen<br />

Range von 17 bis 61 Jahren. Die Eltern sind

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