Gemeinsame Sorge – geteilte Verantwortung - Vamv
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Was braucht das Kind? Anforderungen an das <strong>Sorge</strong>recht aus interdisziplinärer Sicht<br />
welche wir im Auftrag des BMJ durchgeführt<br />
haben, auf welche im Folgenden noch genauer<br />
eingegangen wird. Entscheidend ist, ob<br />
Kontakte in ein friedliches oder in ein feindliches<br />
Klima eingebettet sind und damit auch,<br />
wie es den Eltern gelingt, ihre Beziehung<br />
zueinander aufzustellen.<br />
4. Nichteheliche Geburten und<br />
gemeinsames <strong>Sorge</strong>recht<br />
Dies führt mich zu einer weiteren Thematik:<br />
Kinder in nichtehelichen Lebensgemeinschaften.<br />
Betrachtet man die Geburtenraten,<br />
ist zu erkennen, dass die Zahl der ehelich geborenen<br />
Kinder eher rückläufig ist und zwar<br />
sowohl in Ost- wie Westdeutschland. Dagegen<br />
nimmt die Zahl der nichtehelich geborenen<br />
Kinder stark zu. Hinsichtlich des Anteils<br />
nichtehelicher Geburten gibt es starke regionale<br />
Differenzen. Er ist in Ostdeutschland<br />
besonders hoch: Hier finden wir mittlerweile<br />
Quoten von bis zu über 60 Prozent, das<br />
bedeutet, dort ist es praktisch der Normalfall,<br />
während dies in Westdeutschland nicht so<br />
der Fall ist. Bezüglich der nichtehelichen<br />
Geburten zieht sich folglich immer noch eine<br />
klare Grenze durch Deutschland, die in sehr<br />
unterschiedlichen Traditionen begründet ist.<br />
Im Zeitraum von 2005 bis 2007, verglichen<br />
mit dem Zeitraum von 2008 bis 2010,<br />
ist die Abgabe der gemeinsamen <strong>Sorge</strong> -<br />
erklärung in allen Bundesländern angestiegen.<br />
Die Statistik zeigt, dass <strong>–</strong> mit einigen<br />
Schwankungen <strong>–</strong> mittlerweile über die Hälfte<br />
der Eltern die gemeinsame <strong>Sorge</strong> erklärt,<br />
in Sachsen etwas mehr, im Saarland etwas<br />
weniger. In der Praxis bedeutet das, dass<br />
die Eltern beide zum Standesamt oder zum<br />
Jugendamt gegangen sind, wo die <strong>Sorge</strong> in<br />
gemeinsamen, übereinstimmenden Erklärungen<br />
entsprechend beurkundet wurde.<br />
Die Statistik zeigt aber auch, dass fast die<br />
Hälfte der anderen nichtehelichen Lebensgemeinschaften<br />
die gemeinsame <strong>Sorge</strong> nicht<br />
erklärt: Hierbei stellt sich die Frage, warum<br />
eigentlich nicht?<br />
In der Diskussion der juristischen Modelle<br />
zur Neugestaltung der rechtlichen Regelung<br />
der gemeinsamen elterlichen <strong>Sorge</strong> nicht<br />
miteinander verheirateter Eltern ist genau<br />
diese Frage entscheidend: Wie gut sind<br />
die Gründe, die Eltern davon abhalten, die<br />
gemeinsame <strong>Sorge</strong> zu erklären? Ein wesentliches<br />
Ziel unserer Studie war deshalb vor<br />
allen Dingen, Informationen dazu zu sammeln,<br />
wie sich die Familie nach einer nichtehelichen<br />
Geburt entwickelt. Weitere zentrale<br />
Fragen waren: Wie gehen Eltern bei der<br />
Entscheidung zur gemeinsamen <strong>Sorge</strong> vor,<br />
wie viele und wer begründet letztendlich die<br />
gemeinsame elterliche <strong>Sorge</strong>? Wie sieht die<br />
Kooperation in der Alltagspraxis aus?<br />
Welche Gründe werden von den Eltern für<br />
und gegen die Abgabe der übereinstimmenden<br />
<strong>Sorge</strong>erklärung genannt, inwieweit<br />
kommen dabei kindeswohlrelevante Gründe<br />
ins Spiel? Ferner wurde untersucht, was<br />
Gründe gegen eine Eheschließung sind, da<br />
auch eine Eheschließung eine Option ist, zur<br />
gemeinsamen <strong>Sorge</strong> zu gelangen.<br />
Die Zusammensetzung unserer Stichprobe<br />
knüpft an eine ältere Untersuchung<br />
von Vaskovics und Kollegen an, die zum Teil<br />
als Vorlage für die Studie gedient hat. Die<br />
Stichprobe wurde jedoch um andere Bundesländer<br />
erweitert, um wirklich einen Nord-<br />
West und Nord-Süd Vergleich vornehmen zu<br />
können. Insgesamt haben 1034 Mütter und<br />
Väter nichtehelich geborener Kinder an der<br />
Befragung teilgenommen. Die Rücklaufquote<br />
ist mit 28,9 Prozent nicht sehr hoch, solch<br />
eher niedrigere Quoten werden jedoch im<br />
Allgemeinen im Rahmen von postalischen<br />
Befragungen <strong>–</strong> selbst mit Nachfassaktionen<br />
<strong>–</strong> üblicherweise erreicht. Deutlich mehr<br />
Mütter als Väter haben sich an der Studie<br />
beteiligt. Dies muss auch bei der Interpretation<br />
der Befunde berücksichtigt werden. Die<br />
Gruppe der Väter sind in gewisser Weise eine<br />
selektive Gruppe; es sind die engagierten<br />
Väter, die, die häufig noch mit dem Kind<br />
zu tun haben, in aller Regel auch mit der<br />
Mutter zusammen leben. Das Durchschnittsalter<br />
der Befragten ist Anfang bis Mitte 30,<br />
aber mit einem durchaus beträchtlichen<br />
Range von 17 bis 61 Jahren. Die Eltern sind