Gemeinsame Sorge – geteilte Verantwortung - Vamv
Gemeinsame Sorge – geteilte Verantwortung - Vamv
Gemeinsame Sorge – geteilte Verantwortung - Vamv
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
48<br />
<strong>Sorge</strong> und Umgang nach der Trennung: Alltagspraxis im Sinne des Kindes<br />
Ein solches Gerüst ist die wichtigste Grundlage<br />
für das Kind im Leben mit mehreren<br />
Familieneinheiten. Ein Rahmen hält Streit,<br />
Missmut und Rebellion aus „Ich muss zu<br />
Papa, auch wenn ich Kopfweh habe? Auch<br />
wenn ich traurig bin? Auch wenn es Dir<br />
nicht gut geht, Mama?“ und gibt grundlegende<br />
Sicherheit (wie vorher die Liebe<br />
der Eltern). Er entlastet und spart Zeit und<br />
Energie für ständige Abstimmung und<br />
Absprachen „Ich würde auch gerne noch<br />
den Sonntagabend mit Dir verbringen, aber<br />
abgemacht ist abgemacht!“<br />
Der verlässliche Rahmen ist Aufgabe der<br />
,VaterMutter‘- Einheit und Thema in jeder<br />
Mediation oder Elternberatung. Auch ein<br />
formalisierter Umgangskalender kann helfen.<br />
Das Funktionieren des Rahmens ist die wichtigste<br />
Grundlage für das Kind für ein unbeschwertes<br />
Hin- und Her von Mama zu Papa.<br />
Häufig wird dieser Punkt an erste Stelle<br />
des gesamten Prozesses der Trennungsbewältigung<br />
gesetzt (wie auch im Workshop<br />
die Leitfrage nach der Kommunikations-<br />
und Kooperationsfähigkeit!), dann werden<br />
allgemeine Kommunikationsregeln vereinbart<br />
(fair sein, ausreden lassen, zuhören, etc.)<br />
und letztlich wundert man sich, dass es<br />
nicht funktioniert. Ist das der Fall, sind die<br />
drei ersten Punkte nicht hinreichend<br />
beachtet worden und die eigene verletzte<br />
und gekränkte Seele ist nicht oder nur<br />
ungenügend behandelt worden!<br />
5. Größere Einheiten und eigene Beziehungen<br />
des Kindes<br />
Eine Trennungsfamilie wird oft zur Patchworkfamilie.<br />
Mutter und Vater haben<br />
eine/n neue/n PartnerIn und das Kind ein<br />
oder zwei neue Elternteile. Vielleicht sind<br />
auch neue Kinder dabei. Wieder wird die<br />
Ordnung des Kindes gestört und aufgebrochen.<br />
Wieder sieht der Alltag anders aus,<br />
gibt es andere Gewohnheiten, Regeln und<br />
Strukturen.<br />
„Auf einmal ist der Neue da und kuschelt<br />
mit Mama und hilft ihr. Dabei hat<br />
Mama gesagt, wir bleiben für immer<br />
zusammen!“ Je größer und unübersichtlicher<br />
die Familiensituation ist, umso<br />
wichtiger ist der ,verlässliche Rahmen‘. Er<br />
gibt Sicherheit und garantiert eine klare<br />
Platzanweisung. Er fungiert dann wie eine<br />
sichere Basis, wie einst ,MutterVater‘. Von<br />
dieser sicheren Basis kann das Kind die<br />
neuen Bezugspersonen als Bereicherung<br />
empfinden und sich durch sie entlasten und<br />
unterstützen lassen. Muss es aufpassen, dass<br />
es nicht zu kurz kommt, erlebt es die Neuen<br />
als Bedrohung „Jetzt tauscht Mama mich<br />
auch aus! Die sollen wieder abhauen, die<br />
machen alles kaputt!“<br />
In Loyalitätskonflikte kommt das Kind,<br />
wenn es spürt, dass die Mutter oder der<br />
Vater den neuen Partner des anderen nicht<br />
akzeptiert oder die Einheit ,VaterMutter‘<br />
damit nicht umgehen kann. Dann koaliert<br />
das Kind mit dem schwächeren Elternteil<br />
und muss somit den neuen Partner auch<br />
ablehnen, da es sonst Mutter oder Vater<br />
verraten würde. Oftmals der Beginn eines<br />
Teufelskreises im ganzen Familiengefüge<br />
„Auch wenn es bei Papa und der Neuen<br />
schön war, erzähle ich Mama, es war doof<br />
und gucke traurig <strong>–</strong> dann freut sie sich!“<br />
und der Anfang von Strategien im Leben<br />
des Kindes ,um des lieben Friedens willen‘:<br />
„Meine Stiefmutter mag ich gerne. Wenn<br />
meine Mutter mich abholen kommt, kann<br />
ich mich aber nicht wirklich von ihr verabschieden.<br />
Ich vergesse dann absichtlich<br />
was, laufe dann nochmal alleine hoch und<br />
drücke sie dann!“<br />
Die Tendenz zu Loyalitätskonflikten ist<br />
um so größer, je stärker die Gefahr des Ver-