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sprechend fehlt die Erfahrung, wie<br />
mit diesen <strong>Tier</strong>en umzugehen ist, die<br />
von Geburt an in der Schafherde sozialisiert<br />
werden.<br />
Umgang nicht gelernt<br />
Entsprechend unmissverständlich ist<br />
die Kritik von <strong>Pro</strong> Natura : Die Ereignisse<br />
im August hätten gezeigt, dass<br />
der Kanton Wallis trotz 15-jähriger<br />
Wolfspräsenz den Umgang mit dem<br />
Wolf noch nicht gelernt habe. « Die<br />
Abschüsse lösen das <strong>Pro</strong>blem nicht<br />
und verpuffen unnötig Ressourcen. »<br />
Deshalb die Forderung der Naturschützer<br />
: « Nur noch Geld für geschützte<br />
Schafe : Jährlich verunglücken<br />
und sterben mehrere tausend<br />
Schafe in der Schweiz auf natürliche<br />
Weise. <strong>2010</strong> wurden hingegen erst<br />
Foto : © Jean-Marc Weber, KORA<br />
Foto : zVg<br />
knapp 70 Wolfsrisse gemeldet.<br />
» Sömmerungsbeiträge<br />
und Entschädigungen<br />
seien nur noch an<br />
verantwortungsbewusste<br />
Schafhalter zu entrichten,<br />
die sich für das Wohl ihrer<br />
<strong>Tier</strong>e einsetzen und ihre<br />
Herden mit geeigneten<br />
Massnahmen schützen.<br />
Ganz anders sehen<br />
dies natürlich die Wolfsgegner<br />
im Wallis : « Der<br />
Wolf gehört nicht hier<br />
her. Er muss weg und gehört ausgerottet<br />
», findet Armin Andenmatten,<br />
Pächter der Alp Scex, wo vom<br />
Wolfspaar Rinder angegriffen wurden.<br />
Im « Blick » meinte Andenmatten,<br />
es sei unverständlich, dass der<br />
Kanton Wallis nicht beide <strong>Tier</strong>e zum<br />
Abschuss freigegeben habe : « Das<br />
ist ein Hosenscheisser-Entscheid.<br />
Niemand ist damit zufrieden. Für<br />
die Wolfs-Befürworter ist schon ein<br />
Wolf zu viel tot, für uns noch einer<br />
zu wenig. »<br />
Bizarre Logik<br />
Dass ein Wolf ein Rind reisst, ist äusserst<br />
selten. Gemäss Thomas Briner<br />
ist es das erste in der Schweiz. Auch<br />
im Ausland, etwa in Italien oder<br />
Frankreich, komme dies extrem<br />
selten vor, meint der wissenschaftliche<br />
Mitarbeiter im Bundesamt für<br />
Umwelt (Bafu), Sektion Jagd, Wildtiere<br />
und Biodiversität : « Bis anhin<br />
wurden in der Schweiz vereinzelt<br />
junge Kälber gerissen, aber noch<br />
nie ein 200 Kilo schweres Rind. »<br />
Der Wolf sei in seinem Beuteschema<br />
ein Opportunist. « Er reisst, was er<br />
erwischt. Hauptsächlich ernährt er<br />
sich von Wildtieren, also von Rehen<br />
und Hirschen, vereinzelt auch von<br />
Gämsen. Würde er in tiefere Lagen<br />
vorstossen, wären auch Wildschweine<br />
eine mögliche Beute. »<br />
Doch mit der natürlichen Konkurrenz<br />
im Jagdrevier bekundet wiederum<br />
der Dachverband der Jäger<br />
seine Mühe. « Die Ausbreitung und<br />
Vermehrung von Grossraubtieren<br />
führt zu einem lokalen und regionalen<br />
Rückgang der Beutetiere und<br />
einem Rückgang der Artenvielfalt »,<br />
heisst es in einem von Jagd Schweiz<br />
in Auftrag gegebenen Rechtsgutachten.<br />
In der bizarren Logik von Jagd<br />
Schweiz geht es der Artenvielfalt<br />
ohne Wolf, Bär und Luchs besser.<br />
Vor allem aber bleibt für die Jäger<br />
so mehr Beute zum Abschuss.<br />
Blankoschein für<br />
Ausrottung<br />
Folglich wundert es wenig, dass<br />
das einseitige Gutachten schon<br />
mal vorsorglich die Dezimierung<br />
der Grossraubtiere fordert, teilweise<br />
schon, bevor diese die Schweiz<br />
überhaupt wirklich erreicht haben<br />
(z. B. der Bär). Dies soll sogar dann<br />
möglich sein, « wenn die negative<br />
Bestandesentwicklung der Beutetiere<br />
ohne von Grossraubtieren<br />
gesetzte Ursache eintritt. » Dies<br />
wäre de facto ein Blankoschein zur<br />
Eliminierung der Grossraubtiere.<br />
Schlimmer noch : « Die Nichtgefährdung<br />
des Luchsbestandes darf<br />
nicht als Voraussetzung für eine<br />
Regulierung aufgestellt werden »,<br />
fordert das Gutachten. <strong>Pro</strong> Natura<br />
schliesst daraus folgerichtig : « Gibt<br />
es also weniger Rehe oder Gämsen<br />
zu jagen, heisst die Patentlösung<br />
Abschuss von Luchs und Co., im<br />
Extremfall bis zum erneuten Aussterben.<br />
»<br />
Eine Politik nach Lesart von<br />
Jagd Schweiz bedeutet nichts anderes,<br />
als dass nur der Mensch allein<br />
jagen darf. Erschreckenderweise<br />
stossen solche Ansichten beim<br />
Leiter der Abteilung Jagd, Wildtiere<br />
und Waldbiodiversität des Bafu,<br />
Reinhard Schnidrig, auf offene Ohren.<br />
Unter dem Titel « <strong>Tier</strong>e nicht<br />
zu Tode schützen » macht sich der<br />
Walliser für eine Revision der Jagdverordnung<br />
stark. Künftig soll der<br />
legale Abschuss von Grossraubtieren<br />
zugelassen werden, wenn diese<br />
einen Einfluss auf die jagdbaren <strong>Tier</strong>e<br />
haben, so Schnidrig. Und bereits<br />
fordern verschiedene Parlamentarier,<br />
vor allem aus dem Wallis, dass<br />
der Schutzstatus des Wolfs vermindert<br />
werden soll. Nur dank diesem<br />
aber ist die Rückkehr des Wolfes in<br />
die Schweiz aber überhaupt möglich<br />
geworden. Der Weg der Grossraubtiere<br />
in die Schweiz ist lang und<br />
steinig. <br />
<strong>Pro</strong><strong>Tier</strong> 3/10<br />
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