Konzept integrative Fördermassnahmen am BBZ Biel-Bienne
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prüfung (Qualifikationsverfahren) kommt in bestimmten Berufsgattungen nicht nur als Einzelfall<br />
vor.<br />
Mit diesen Tatsachen sind Berufsschullehrkräfte tagtäglich konfrontiert. Jetzt kann man als<br />
Lehrkraft l<strong>am</strong>entieren und sich beschweren über die Unfähigkeit und das schlechte Lern- und<br />
Arbeitsverhalten der Jugendlichen wie es Ruth Wolfensberger 1 im FiB Handbuch treffend<br />
beschreibt:<br />
Denn sie wissen nicht, was sie tun.<br />
Sie wissen nicht was sie lesen.<br />
Sie können sich nicht konzentrieren.<br />
Sie können nichts behalten.<br />
Sie halten nicht durch.<br />
Sie wissen kaum etwas.<br />
Sie hören nicht zu.<br />
Lehrpersonen mit dieser Haltung sind stark gefährdet. Burnout und Berufsunzufriedenheit sind<br />
vorprogr<strong>am</strong>miert. Es gibt ja auch viele junge Menschen die lernwillig und hilfsbereit sind. Aber<br />
es ist eine Tatsache, dass viele Lernende in diesem Lebensabschnitt des Umbruchs viel<br />
Unterstützung brauchen und sich oft alleingelassen fühlen. Vielen mangelt es auch an<br />
Selbstvertrauen. Lebensmut lässt sich immer fördern, auch wenn die schulischen Leistungen<br />
bescheiden sind.<br />
In der Berufslehre müssen die Jugendlichen plötzlich allein und dauernd zu ihrer Leistung<br />
stehen, während vier Tagen werden sie in einer ganz anderen Welt gefordert. Für die eigenen<br />
Handlungen müssen sie plötzlich Verantwortung übernehmen, Fehler haben Konsequenzen. Es<br />
geht alles direkter, schonungsloser, schneller. Kritik wird geübt, Pünktlichkeit und<br />
Zuverlässigkeit werden eingefordert.<br />
Die Entwicklung zur Frau oder zum Mann ist im Lebensabschnitt in welchem sich die Lernenden<br />
befinden ein sehr zentraler Prozess. Die berufliche Grundbildung fällt für die meisten<br />
Jugendlichen zus<strong>am</strong>men mit einer schwierigen und labilen Phase ihrer persönlichen<br />
Entwicklung. Die Jugendlichen unterliegen in dieser Phase oft starken Gefühlsschwankungen,<br />
die einmal als Allmachtsgefühle und Selbstüberschätzung, dann wieder als Minderwertigkeitsgefühle<br />
und depressive Verstimmungen erlebt werden. Alle diese Gefühle sind im Moment<br />
jeweils stark und überwältigend, daneben hat nicht mehr viel anderes Platz.<br />
Schule und Beruf sind da oft Nebenschauplätze. Alle diese Faktoren stellen grosse<br />
Herausforderungen an Berufsschullehrkräfte, aber auch an die Institutionen der Berufsbildung<br />
dar.<br />
Es reicht aber nicht aus, das Stützen und Fördern an spezielle Lehrkräfte und Gefässe zu<br />
delegieren. Berufsfachschulen benötigen Lehrkräfte (auch Regellehrkräfte), die sich in dieser<br />
Beziehung ihrer Verantwortung bewusst sind und sich dieser wichtigen Aufgabe stellen.<br />
Denn für die Umsetzung des Förder- und Unterstützungsgedankengutes im Alltag, für<br />
die tägliche Auseinandersetuzung mit Widerständen und Enttäuschungen, sind Lehrkräfte nötig,<br />
die die Jugendlichen gern haben. Für Jugendliche, die in den Rängen die letzten Plätze<br />
besetzen ist es sogar doppelt wichtig, dass eine Lehrkraft sich mit Offenheit und Gutmütigkeit<br />
auf sie einlässt.<br />
Sehr viele Probleme von Jugendlichen, gleich welcher Art, äussern sich früher oder später in<br />
mangelhaften Leistungen oder Lernschwierigkeiten. Viele Faktoren können Auslöser für einen<br />
Leistungsabfall sein, auch Mangel an Motivation oder Konzentration haben vielerlei Ursachen,<br />
sind diffus und führen zum Absinken der Leistungen. Wenn wir die Jugendlichen einigermassen<br />
sicher über den Grat zwischen Jugendlichem und Erwachsenem bringen wollen, müssen wir<br />
bereit sein, sie bei Gefahr zu begleiten, aufmerks<strong>am</strong> zu sein, Zeit für sie zu haben.“<br />
1 Ruth Wolfensberger, FiB-Handbuch, hep verlag ag, 2009<br />
1.1.1.08 Prozessverantwortlicher: André Zürcher 6/25 Dokumentenverantwortlicher: Beat Aeschbacher 15.10.2012