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IRRGEISTER - Verein für Natur

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26. Jahrgang<br />

Themen:<br />

OAG-Berichte<br />

2007 und 2008<br />

Der Hirschkäfer<br />

Wa Wanderfalke n d e r f a l k e uund n d UUhu h u<br />

an den Bruchhauser Steinen<br />

<strong>Natur</strong>schutzsnachrichten<br />

<strong>IRRGEISTER</strong><br />

2009 1<br />

<strong>Natur</strong>magazin<br />

des <strong>Verein</strong>s <strong>für</strong> <strong>Natur</strong>- und Vogelschutz im HSK e.V.<br />

NABU-Partner im HSK<br />

2009


2 <strong>IRRGEISTER</strong> 2009


Impressum<br />

Herausgeber:<br />

<strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>Natur</strong>- und Vogelschutz im<br />

Hochsauerlandkreis e.V.<br />

Geschäftsstelle und VNV-Station:<br />

Internet: www.vnv-hsk.de<br />

e-mail: mail@vnv-hsk.de<br />

Sauerlandstr. 74a, (Kloster Bredelar)<br />

34431 Marsberg-Bredelar<br />

Tel. 02991/908136<br />

Vorstand:<br />

Bernhard Koch 1. Vorsitzender 02377/805525<br />

viper8410@web.de<br />

Franz-Josef Stein 1. stellv. Vors. 02991/1281<br />

bfj-stein@t-online.de<br />

Johannes Schröder 2. stellv. Vors. 02991/1599<br />

j-e-schroeder@t-online.de<br />

Harald Legge Schriftführer, Ornith. AG<br />

02962/880669<br />

Haraldlegge@web.de<br />

Richard Götte Schatzmeister 02961/908710<br />

Richard.Goette@t-online.de<br />

Erweiterter Vorstand:<br />

Michaela Hemmelskamp 0291/51737<br />

wilkens66@aol.com<br />

Gerd Kistner 02932/37832<br />

gerd-kistner@t-online.de<br />

Sven Kuhl 02992/907700<br />

(Reptilien und Amphibien)<br />

Jörg Langanki 02933/921119 (Botanik-AG)<br />

MrBot22@aol.com<br />

Martin Lindner 02933/5639 (Wanderfalken)<br />

Falkmart1960@aol.com<br />

Erich Neuß<br />

Norbert Schröder 02992/4764 (Rotes Höhenvieh)<br />

BrigitteNorb.S@t-online.de<br />

Wolfgang Wilkens 0291/51737<br />

wilkens66@aol.com<br />

Vorstandsitzung:<br />

Jeden 2. Freitag im Monat, 19.15-22.30 Uhr, Gasthof<br />

Hengsbach, Bestwig. Die Sitzung ist öffentlich.<br />

Die Rechte der Vervielfältigung und auszugsweisen<br />

Wiedergabe liegen bei den Herausgebern. Für den<br />

Inhalt sind die Verfasser verantwortlich.<br />

Die Irrgeister werden allen Mitgliedern des VNV und den im<br />

HSK wohnenden NABU-Mitgliedern kostenlos zugesandt.<br />

Die Irrgeister werden auf weißem Recyclingpapier<br />

gedruckt.<br />

Bankverbindungen:<br />

Sparkasse Hochsauerland Brilon, Kto.-Nr. 68577<br />

(BLZ 41651770)<br />

Volksbank Thülen eG, Brilon-Thülen Kto.-Nr. 4002100900<br />

(BLZ 40069371)<br />

<strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Praktische <strong>Natur</strong>schutzarbeit 4<br />

Arbeitseinsätze 7<br />

OAG-Bericht 2007 und 2008 8<br />

Hilfe <strong>für</strong> die Wasseramsel 30<br />

Der Hirschkäfer 33<br />

Honig - ein wertvolles <strong>Natur</strong>produkt 40<br />

Korbfl echten... 42<br />

Wanderfalke und Uhu an den Steinen 44<br />

Buchbesprechungen 49<br />

Kormorane brauchen Freunde 51<br />

Fenster <strong>für</strong> die Feldlerche 52<br />

Gute <strong>Natur</strong>schutznachrichten 54<br />

Das Beifußblättrige Traubenkraut 56<br />

Große Nussjagd in NRW 58<br />

VNV-Fahrt 60<br />

Pfl aumen im HSK 61<br />

Apfelsaft-Schaupressen 64<br />

Uhu erleidet Stromtod 65<br />

Verfahrensarbeit 70<br />

Neue VNV-Fläche Eickert 72<br />

Autoren dieser Ausgabe:<br />

Monika Althaus, Harald Legge, Martin Lindner,<br />

Richard Götte, Klaus Stute, Franz-Josef Lecke,<br />

Lars Dietrich, Michael Schmitz, Klaus Kretschmer,<br />

Jörg Langanki, Irmgard Brückner, Axel<br />

Blume, Bernhard Koch<br />

Redaktion und Layout:<br />

Harald Legge und Richard Götte<br />

Titelfotos: R. Götte<br />

Acker bei Medebach,<br />

Acker-Hohlzahn (Galeopsis ladanum)<br />

Rebhuhn<br />

3


4 <strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

Praktische <strong>Natur</strong>schutzarbeit<br />

Kernbereich der VNV-Aktivitäten<br />

Die Aktivitäten unseres <strong>Natur</strong>schutzvereins sind<br />

breit gestreut – Sie als VNV-Mitglied und IRR-<br />

GEISTER-Leser/-in wissen das.<br />

Den Kernbereich bildete aber schon immer die<br />

praktische <strong>Natur</strong>schutzarbeit. In diesem Heft<br />

soll Ihnen wieder ein Überblick gegeben werden,<br />

was ein Kreis von 15 – 20 Leuten in diesem<br />

Bereich in den letzten Monaten leistete.<br />

• Obstwiesenschutz<br />

Von August bis Oktober 2009 wurden etwa 80<br />

Obstbäume, die VNV und Biostation in den<br />

letzten Jahren auf seinen <strong>Natur</strong>schutzfl ächen<br />

pfl anzten, nachgesichert. Das heißt, die alte Umzäunung<br />

der Bäume wurde entweder durch eine<br />

völlig neue ersetzt oder die alte wurde so weit<br />

erneuert, dass sie auch in Zukunft den Verbiss<br />

der Obstbäume durch Schafe und Ziegen verhindert,<br />

die auf den Flächen weiden. Diese zeitaufwendige<br />

Arbeit geschah überwiegend auf drei<br />

gut besuchten Arbeitseinsätzen.<br />

Insgesamt 17 abgestorbene Bäume wurden<br />

durch neue ersetzt. Dabei achteten wir darauf,<br />

dass die neu gepfl anzten Obstbäume, überwiegend<br />

Apfel, zu regionalen und teilweise älteren<br />

Sorten gehören. Außerdem wurden über 100 von<br />

uns gepfl anzte Obstbäume geschnitten. Denn<br />

gerade in den ersten Jahren ist es <strong>für</strong> eine lange<br />

Lebensdauer der Bäume unerlässlich, dass ihnen<br />

ein richtiger Schnitt verpasst wird. Anderenfalls<br />

würden die Kulturpfl anzen zu dicht wachsen und<br />

Feuchtwiesenpfl ege in den Irrgeistern - verdiente Pause. (Foto: H. Legge)<br />

in guten Obstjahren zusammenbrechen.<br />

Aber auch indirekt fördern wir die ökologisch<br />

wertvollen Streuobstwiesen. Im Stadtgebiet<br />

Marsberg betreuten wir an drei Tagen im September/<br />

Oktober eine mobile Saftpresse. Dort<br />

konnte jeder aus der Bevölkerung seine Äpfel<br />

gegen Entgelt pressen lassen und bekam garantiert<br />

den Saft seiner Äpfel wieder mit, fertig abgepackt<br />

und schonend haltbar gemacht.<br />

Zu den Obstbaum-Aktivitäten im Sunderaner<br />

Raum siehe den gesonderten Artikel von Jörg<br />

Langanki.<br />

In den nächsten Monaten werden wir einige<br />

Samstage auf unserer Obstwiese hinter der


Schützenhalle von Marsberg-Udorf verbringen.<br />

Dort müssen dringend überalterte Obstbäume<br />

gepfl egt werden<br />

• Feuchtwiesenpfl ege<br />

Traditionell standen ab Spätsommer einige Arbeitseinsätze<br />

auf Feuchtwiesen auf unserem<br />

Programm. Wie jedes Jahr mähten wir einen<br />

Teil der Irrgeister und eine Wiese bei Elkeringhausen,<br />

beide Stadtgebiet Winterberg, außerdem<br />

unsere Flächen am Ebenkopf, Nuttlar, und im<br />

Wäschebachtal bei Marsberg-Westheim.<br />

Früh übt sich ..... (Foto: H. Legge)<br />

Die Pfl egeeinsätze fanden bei schönem, trockenem<br />

Wetter statt. Das hatte auch den Vorteil,<br />

dass der Grasschnitt schon trocken und damit<br />

erheblich leichter war.<br />

Im November wurde auf unserer Wiese im Langenbruch,<br />

Brilon-Rixen, Stockausschlag entfernt.<br />

In den kommenden Jahren wird dies nicht<br />

mehr oder nur noch eingeschränkt nötig sein,<br />

da die Fläche seit letztem Sommer von Rindern<br />

eines örtlichen Landwirtes nach <strong>Natur</strong>schutzvorgaben<br />

beweidet werden.<br />

• Rotes Höhenvieh<br />

In die Feuchtwiesenpfl ege involviert ist unsere<br />

aus über 20 Tieren bestehende Herde des Roten<br />

Höhenviehs. Unsere Rinder weiden nicht nur<br />

verschiedene Feuchtwiesen, sondern auch trockenes<br />

Magergrünland im Raum Marsberg-Brilon.<br />

Diese von uns forcierte, an die traditionelle<br />

<strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

Nutzung angelehnte Bewirtschaftung der <strong>Natur</strong>schutzfl<br />

ächen mit Rindern ist sehr zeitintensiv<br />

und hängt fast ausschließlich an einer Handvoll<br />

Leute.<br />

Die Arbeit am Roten Höhenvieh ist vielfältig. (Foto: F.-J. Stein)<br />

Um die Zusammenhänge <strong>Natur</strong>schutz von Magergrünland<br />

– seltene Rinderrasse – tiergerechte<br />

Haltung – regionale Vermarktung unters Volk zu<br />

bringen, aber auch um die Vermarktung unseres<br />

Rotviehs weiter zu verbessern, arbeiten wir mit<br />

ausgewählten Gastronomiebetrieben zusammen:<br />

In den vergangenen Herbstferien gab es zwei<br />

„Rotvieh-Wochen“ beim Schinkenwirt, Olsberg.<br />

Der Schinkenwirt zauberte leckere Gerichte unseres<br />

Jungbullen Laurus auf die Teller der Gäste,<br />

die guten Anklang fanden. Auch der Jägerhof<br />

in Brilon bot wieder Fleischgerichte unserer<br />

Rinder in gewohnter Qualität an. Daneben vermarktet<br />

der VNV das Fleisch an Privatpersonen.<br />

Dieses ist in Portionen von meistens 30 – 40 kg<br />

geteilt (einschließlich Knochen). Es besteht u.a.<br />

aus Steak, Kotelett, Gulasch, Hackfl eisch und<br />

Rouladenfl eisch und braucht nur noch eingefroren<br />

zu werden.<br />

Wer in Zukunft an diesem hochwertigen Fleisch<br />

interessiert ist und unser Projekt „Rotes Höhenvieh“<br />

unterstützen möchte, kann sich mit<br />

Johannes Schröder (Tel. 02991-1599) in Verbindung<br />

setzen.<br />

5


6 <strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

• Erhalt von Magerrasen und Heiden<br />

Im laufenden Winterhalbjahr bilden Pfl egeeinsätze<br />

auf Magerrasen und Heiden den Schwerpunkt.<br />

Im Marsberger Raum wurde und wird auf<br />

einer Vielzahl von Halbtrockenrasen entkusselt,<br />

dass heißt, aufkommende Sträucher, überwiegend<br />

Schwarzdorn, werden so weit zurückgedrängt,<br />

dass eine Beweidung mit Schafen und<br />

Ziegen weiterhin möglich ist. Diese Tiere übernehmen<br />

dann den Hauptteil der Pfl egearbeit.<br />

Auch auf Heiden, genannt werden soll die<br />

Braunshauser Heide im Stadtgebiet Hallenberg,<br />

werden ähnliche Arbeiten stattfi nden. Auf dieser<br />

Heide im letzten Winkel des HSK fi ndet wie immer<br />

unser erster Einsatz im neuen Jahr statt.<br />

Arbeitseinsätze – Machen Sie mit!<br />

Erfreulich ist, dass in dieser Saison das ein oder<br />

andere neue Gesicht bei unseren Einsätzen mitmachte.<br />

Je mehr Leute teilnehmen, desto mehr<br />

Lebensraum <strong>für</strong> bedrohte Tier- und Pfl anzenarten<br />

wird erhalten. Darum: Machen Sie mit und<br />

verbinden Sie <strong>Natur</strong>schutz, Sport an der frischen<br />

Luft und Erholung! Arbeitsgerät, Kuchen und<br />

Bier werden gestellt.<br />

Bei Fragen können Sie gerne die Einsatzleiter<br />

ansprechen. Ein Anruf kurz vor einem Arbeitseinsatz<br />

empfi ehlt sich in jedem Fall, da sich sehr<br />

kurzfristig Änderungen der Einsatzorte ergeben<br />

können.<br />

Harald Legge<br />

Entfernen von Gehölzaufwuchs und Grasschnitt auf Magerrasen. Fotos: H. Legge)


<strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

Arbeitseinsätze bis Frühjahr 2010:<br />

02.01.2010: NSG „Braunshauser Heide“ bei Hallenberg-Braunshausen<br />

Entbuschen der Heide<br />

(Leiter: Franz-Josef Stein, 02991-1281)<br />

16.01.1010: NSG „Auf der Wiemecke“ südwestlich Marsberg-Obermarsberg<br />

Entbuschen eines Magerrasens<br />

(Leiter: Johannes Schröder, 02991-1599)<br />

30.01.2010: NSG „Dahlberg“ bei Marsberg-Westheim<br />

Abharken eines gemähten und entbuschten Halbtrockenrasens<br />

(Leiter: Werner Schubert, 02991/6003)<br />

13.02.2010: NSG „Wulsenberg“ bei Marsberg<br />

Abharken eines gemähten und entbuschten Halbtrockenrasens<br />

(Leiter: Johannes Schröder, 02991/1599)<br />

27.02.2010: NSG „Glockengrund“ bei Marsberg-Udorf<br />

Entbuschen eines Halbtrockenrasens „Weinberg“<br />

(Leiter: Johannes Schröder, 02991-1599)<br />

13.03.2010: NSG „Namenlosetal“ bei Winterberg-Silbach<br />

Aufräumen eines entfi chteten Fläche<br />

(Leiter: Werner Schubert, 02991/6003)<br />

27.03.2010: Ort wird noch festgelegt; siehe VNV-Homepage<br />

Terminhinweis: Erfassung überwinternder Bekassinen und Zwergschnepfen<br />

Zwischen Weihnachten und Silvester 2009 sollen überwinternde Bekassinen<br />

und Zwergschnepfen gesucht werden. Dabei sollen im gesamten HSK potentielle<br />

und aus den vergangenen Jahren bekannte Überwinterungsplätze dieser<br />

beiden Schnepfenarten aufgesucht und abgegangen werden.<br />

Wer Interesse hat, dabei mitzumachen, kann sich melden bei Bernhard Koch,<br />

Tel. 02377-805525.<br />

7


8 <strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

Bericht der Ornithologischen Arbeitsgemeinschaft im<br />

VNV (OAG) <strong>für</strong> die Jahre 2007 und 2008<br />

Wie nun schon seit Jahrzehnten sind jedes Frühjahr wieder die Mitarbeiter der OAG im gesamten<br />

Kreisgebiet unterwegs, um die Brutbestände von über 50 Vogelarten möglichst genau zu erfassen.<br />

Die Ergebnisse werden von den zuständigen Artbearbeitern zusammengetragen und ausgewertet.<br />

In diese Auswertung fl ossen darüber hinaus auch Beobachtungen mit ein, die uns von anderen <strong>Natur</strong>interessierten<br />

gemeldet wurden.<br />

Im vorliegenden Bericht sind die Ergebnisse <strong>für</strong> die Jahre 2007 und 2008 zusammengefasst.<br />

OAG-Aktivitäten<br />

Traditionell fi ndet im Januar jeden Jahres unser<br />

OAG-Treffen statt. Dabei werden bei Kaffee und<br />

Kuchen vor allem die Kartierungsergebnisse aus<br />

der Brutsaison des Vorjahres diskutiert und der<br />

Arbeitsplan <strong>für</strong> das kommende Frühjahr abgesteckt.<br />

Abgerundet wird solch ein Treffen durch<br />

einem Beamervortrag über eine stattgefundene<br />

interessante Reise eines OAG-Mitarbeiters oder<br />

durch ein Vogelquiz.<br />

Wer Lust hat, beim nächsten OAG-Treffen einmal<br />

„hereinzuschnuppern“, ist herzlich eingeladen.<br />

Bitte keine Berührungsängste – es geht nicht<br />

abgehoben wissenschaftlich zu! Der Termin der<br />

nächsten OAG-Sitzung ist am 06.02.2010.<br />

ADEBAR-Kartierung abgeschlossen<br />

Wie im letzten <strong>IRRGEISTER</strong>-Heft (2008) berichtet,<br />

beteiligte sich die OAG über ihre „normale“<br />

Arbeit hinaus auch am Atlas der deutschen<br />

Brutvogelarten (ADEBAR). Bei diesem Projekt<br />

wurden erstmals deutschlandweit die Populationen<br />

aller Brutvogelarten erfasst. Für den gesamten<br />

HSK stellte die OAG die geforderten<br />

Daten zusammen. Das bedeutete nicht nur interessante<br />

Geländearbeit - gezieltes Kartieren von<br />

Vögeln – sondern auch viel Schreibtischarbeit.<br />

Denn die Daten mussten zusammengefasst und<br />

digitalisiert werden.<br />

Die Ergebnisse aus dem HSK können sich sehen<br />

lassen, so die Rückmeldung der ADEBAR-Verantwortlichen.<br />

Es ist eine Fläche etwa so groß<br />

wie das Saarland von uns bearbeitet worden, und<br />

die Aussagen zu den meisten Arten sind fundiert<br />

– auch dank unserer Kenntnisse über die Sauerländer<br />

Vogelwelt aus den Vorjahren.<br />

Danksagung<br />

Die Artbearbeiter der unten aufgeführten Arten<br />

haben viel Zeit damit verbracht, die gemeldeten<br />

Daten zusammenzustellen, aufzuarbeiten und zu<br />

kommentieren. Darüber hinaus gaben sie Daten<br />

anderer zu bearbeitenden Arten, die sie in Feldarbeit<br />

sammelten, an die entsprechenden Artbearbeiter<br />

weiter.<br />

Des Weiteren haben viele Personen Daten an die<br />

OAG gemeldet<br />

All diesen Personen gebührt großer Dank. Denn<br />

ohne sie wäre dieser Bericht nicht möglich geworden;<br />

ohne sie wären die Kenntnisse über die<br />

Vogelwelt des HSK bedeutend lückenhafter.<br />

Kanadagans am Stausee Olsberg (Foto: R. Götte)


Worterklärungen:<br />

juv.: juvenil, Jungvogel<br />

immat.: unausgefärbt<br />

pullus/pulli: Dunenjunges/Dunenjunge<br />

ad.: adult, Ausgewachsener<br />

Aufruf zur Meldung von Vogeldaten<br />

BP: Brutpaar<br />

1,1: 1 Männchen, 1 Weibchen<br />

2,0: 2 Männchen, 0 Weibchen<br />

Ex.: Exemplar<br />

<strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

Die OAG bittet alle Interessierten, Vogelbeobachtungen der beschriebenen Arten aus dem HSK,<br />

die auf eine Brut hindeuten, formlos, z. B. per E-Mail, an sie zu melden. Um diese Daten verwenden<br />

zu können, müssen sie enthalten: Datum, genaue Ortsangabe, Anzahl der Exemplare und<br />

Art des Bruthinweises/-nachweises (z. B. Gesang, Futter tragend, Art über längeren Zeitraum zur<br />

Brutzeit anwesend, ...), Name des Beobachters.<br />

Die OAG freut sich über weitere aktive Mitarbeiter. Dazu sind Vorkenntnisse wünschenswert,<br />

aber nicht erforderlich.<br />

Weitere Infos von Harald Legge (E-Mail: haraldlegge@web.de).<br />

Ergebnisse der Bestandsaufnahmen genauer erfasster Arten <strong>für</strong> die Jahre 2007 und 2008<br />

2007 2008<br />

Höckerschwan<br />

(Erfassungsgrad: 100 %; M. Hemmelskamp):<br />

Der Brutbestand in 2007 ging von 14 wieder auf<br />

acht Paare zurück. Sie brachten insgesamt 14<br />

Junge zur Welt.<br />

Kanadagans (80 %; B. Koch):<br />

An der Brutverbreitung der Kanadagans im Sauerland<br />

hat sich gegenüber dem Vorjahr nicht viel<br />

geändert. Insgesamt konnten 24 BP beobachtet<br />

werden.<br />

Der Winterbestand 2007/2008 im Ruhrtal zwischen<br />

Arnsberg-Vosswinkel und Wickede-Echthausen<br />

lag bei max. 310 Ex.<br />

Die Brutpaare verteilen sich wie folgt:<br />

- 13 BP um Arnsberg-Vosswinkel<br />

- 4 BP im „NSG Enser See“ mit insgesamt 10<br />

fl . juv.<br />

- 1 BP Arnsberg-Niedereimer (erfolglos)<br />

- 1 BP Arnsberg-Jägerbrücke (erfolglos)<br />

- 2 BP am Sorpesee/Vorbecken mit 1 x 8 juv.<br />

- 1,1 16.04-13.05 auf dem Klärteich bei<br />

Brilon-Scharfenberg (ohne Brut)<br />

Höckerschwan<br />

(100 %; M. Hemmelskamp):<br />

Der Bestand vom Höckerschwan hat leicht auf<br />

10 Paare zugenommen, jedoch werden durch<br />

Störung immer wieder Brutplätze aufgegeben.<br />

Kanadagans (80%; B. Koch):<br />

Nach wie vor liegt die Hauptverbreitung der Kanadagans<br />

im westl. Kreisgebiet und dem angrenzenden<br />

Kreis Soest. Es bildet sich allerdings ein<br />

neues Verbreitungsgebiet um Alme und die angrenzende<br />

Aabachtalsperre und die Westheimer<br />

Teiche. Ein weiteres Brutvorkommen wird vom<br />

Sorpesee gemeldet. Der Gesamtbestand „brütender“<br />

Paare liegt bei etwa 40 - 42 Paaren.<br />

Der Winterbestand 2008/2009 im Ruhrtal zwischen<br />

Arnsberg-Voßwinkel und dem NSG<br />

„Ruhrstau Echthausen“ betrug max. 430 Vögel.<br />

Brutzeitbeobachtungen einzelner Paare liegen<br />

aus dem Raum Marsberg-Bredelar, Brilon-<br />

Scharfenberg, dem Diemelsee, Schmallenberg-<br />

9


10 <strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

2007 2008<br />

- 2 BP auf dem Wertheimer Teichen mit insgesamt<br />

5 fl üggen juv. (3 + 2 juv.).<br />

Graugans (80 %;B. Koch):<br />

Der Brutbestand hat sich im Jahr 2007 auf 35<br />

brütende Paare erhöht; 102 juv. wurden insgesamt<br />

fl ügge. Der Winterbestand im Ruhrtal zwischen<br />

Arnsberg-Vosswinkel – Wickede-Echthausen<br />

lag im Winter 2007/2008 bei 280 Ex.<br />

Ende März wieder in einer Gruppe mit max. 16<br />

Ex. am Diemelsee, aber (noch?) keine Brut<br />

Nilgans (90%; B. Koch):<br />

Für 2007 wurden 10 BP mit 22 fl üggen juv. sowie<br />

10 Verlobungspaare gemeldet. Einige Verlobungspaare<br />

werden in 2008 wohl erstmals zur<br />

Brut schreiten.<br />

Weißwangengänse im Flug (R. Götte)<br />

Wachtel (30 %; R. Götte):<br />

Die Wachtelbeobachtungen im HSK beziehen<br />

sich ausschließlich auf Feststellungen von Rufern<br />

in der Feldfl ur. Mit 47 Daten rufender Ex.<br />

liegt der Wert im Durchschnitt der letzten Jahre.<br />

Hauptgebiete sind die Medebacher Bucht und<br />

die Feldfl uren um Marsberg. Weitere Feststellungen<br />

liegen aus Meschede und Brilon vor.<br />

Rebhuhn (40 %; F. Giller):<br />

Nachdem im März und April 2007 mindestens<br />

1 rufender Hahn bei Arnsberg-Vosswinkel verhört<br />

werden konnte, war es sehr erfreulich, im<br />

September/ Oktober 2007 ein adultes Paar mit<br />

Grafschaft, dem Hennesee, dem Ruhrtal bei<br />

MES-Freienohl, Arnsberg-Voßwinkel und Alt-<br />

Arnsberg vor.<br />

Graugans (80 %;B. Koch):<br />

Der Brutbestand lag 2008 bei 36 „brütenden“<br />

Paaren, mit mindestens 86 Juv..<br />

Der Winterbestand im Ruhrtal zwischen Arnsberg-Voßwinkel<br />

und dem KSG „Ruhrstau bei<br />

Echthausen“ betrug 2008/2009 ca. 340 Vögel.<br />

Brutzeitbeobachtungen einzelner Paare oder<br />

kleiner Gruppen liegen vom Hennesee, dem<br />

Sorpesee, dem Diemelsee und den Teichen am<br />

Forsthaus Glashütte an der Kreisgrenze bei<br />

Marsberg-Essentho vor.<br />

Nilgans (90%; B. Koch):<br />

Für 2008 wurden 16 BP mit 36 Juv. und 9 Verlobungspaare<br />

gemeldet.<br />

Weißwangengans (100%; B. Koch):<br />

Im Frühjahr 2008 verhielten sich 1,1 aus einer<br />

max. 4-köpfi gen Gruppe brutverdächtig an<br />

einem Brutplatz von Grau- und Kanadagänsen<br />

im NSG „Ruhrstau“ bei Echthausen. Eine Brut<br />

oder ein Brutversuch konnte nicht nachgewiesen<br />

werden. Die kleine, offenbar aus Gefangenschaft<br />

entfl ogenen Weißwangengansgruppe hält sich<br />

bereits seit einigen Jahren im Ruhrtal zwischen<br />

Arnsberg-Voßwinkel und Schwerte auf.<br />

Wachtel (30 %; R. Götte):<br />

Die Wachtelbeobachtungen im HSK beziehen<br />

sich ausschließlich auf Feststellungen von Rufern<br />

in der Feldfl ur. Mit 73 Daten rufender Ex.<br />

liegt der Wert höher als die letzten Jahre.<br />

Deutliche Zunahmen gab es in den Feldfl uren um<br />

Marsberg und Brilon. Deutliche Abnahmen sind<br />

in der Medebacher Bucht festzustellen. Dieser<br />

Trend setzt sich aus den letzten Jahren fort.<br />

Rebhuhn (40 %; F. Giller):<br />

Nachdem in 2007 bei Arnsberg-Voßwinkel ein<br />

Brutnachweis des Rebhuhns erbracht werden<br />

konnte, wurden auch im Jahre 2008 dort Rebhühner<br />

beobachtet. Das westliche Brutvokom-


2007<br />

13 fl üggen Jungen an gleicher Stelle wiederholt<br />

nachweisen zu können. Damit besteht wieder im<br />

Westen des HSK ein Brutvorkommen.<br />

Außerdem liegen Beobachtungen von einzelnen<br />

Exemplaren und Paaren von 7 verschiedenen<br />

Stellen aus dem Raum Medebach – Hallenberg<br />

vor. Dazu kommt noch eine Paarbeobachtung bei<br />

Marsberg-Erlinghausen. Alle Beobachtungen<br />

fi elen in die Brutzeit.<br />

Eine Kette von 19 Ex. im Dezember 2007 bei<br />

Sundern-Altenhellefeld ist auf eine Aussetzung<br />

zurückzuführen. Im Herbst 2006 wurden in Meschede-Visbeck<br />

2,3 Ex. von König freigelassen.<br />

Haselhuhn (B. Koch):<br />

Für 2007 gibt es keine verwertbaren Daten über<br />

diese Art.<br />

Zwergtaucher (90 %; B. Koch):<br />

2007 gab es HSK-weit 13 Brutplätze mit 23<br />

Brutpaaren und mindestens 15 fl üggen Jungvögeln.<br />

Bei der Ruhrpopulation von Meschede-<br />

Freienohl/ Langel bis Arnsberg-Hüsten wurden<br />

durch mehrere starke Hochwässer bis Mitte Juli<br />

sämtliche Bruten und Jungvögel vernichtet.<br />

Haubentaucher (100 %; W. Wilkens):<br />

Der Haubentaucher brütet am Henne-, Sorpe-<br />

und Diemelsee. Weiterhin an den Westheimer<br />

Teichen, dem Stausee Olsberg und dem Enser<br />

See. Es wurden insgesamt 52 BP mit 87 pulli<br />

gemeldet.<br />

Graureiher (80 %; B. Koch):<br />

Auf 10 Kolonien verteilen sich 2007 insgesamt<br />

101 Bruten. Außer die beiden Teilkolonien in<br />

Schmallenberg-Gleidorf wurden im Sauerland<br />

keine Kolonien durch Kyrill geschädigt. Was<br />

zur Aufgabe der erst 2005 begründeten kleinen<br />

Kolonien in Sundern-Hachen führte, ist unbekannt.<br />

2008<br />

<strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

11<br />

men im HSK scheint sich zu stabilisieren.<br />

Weitere Beobachtungen:<br />

Sundern<br />

Jeweils einen Vogel in Hövel und in Altenhellefeld,<br />

die aus Auswilderungen stammen.<br />

Medebach/Hallenberg<br />

Im Sommer 2008 gab es vier Beobachtungen<br />

von Paaren und 3 Einzelbeobachtungen.<br />

Marsberg<br />

Im Bereich Höling wurden mehrfach Rebhühner<br />

gesichtet. Im Spätsommer 2008 wurde eine Kette<br />

mit 11 Vögeln beobachtet.<br />

Bei Borntosten gab es im August 2008 eine Beobachtung<br />

von 10 – 12 Vögeln. Bei Essentho<br />

gab es eine Einzelbeobachtungen und die Sichtung<br />

von zwei Vögeln, die wahrscheinlich ebenfalls<br />

aus Auswilderungen stammen.<br />

Haselhuhn (B. Koch):<br />

Für 2008 wird eine Sichtbeobachtung gemeldet:<br />

Im Februar 2008 wurden auf einer Kyrillfl äche<br />

bei Arnsberg 4 Ex aufgemacht.<br />

Zwergtaucher (90 %; B. Koch):<br />

2008 wurden 9 Brutplätze mit 14 Brutpaaren<br />

und mindestens 11 Juv. nachgewiesen.<br />

Durch den besonders niedrigen Wasserstand der<br />

Ruhr im Frühjahr konnten einige „alte“ Brutplätze<br />

(Ruhrstau Arnsberg-Hüsten) nicht besiedelt<br />

werden.<br />

Haubentaucher (100 %; W. Wilkens):<br />

An den gleichen Gewässern wurden 2008 insgesamt<br />

64 BP gemeldet. Es wurden jedoch nur 37<br />

pulli festgestellt.<br />

Graureiher (80 %; B. Koch):<br />

Auf 12 Kolonien verteilt sind 2008 insgesamt 95<br />

erfolgreiche Bruten gezählt worden.<br />

Nachdem die beiden Kolonien in Schmallenberg-Gleidorf<br />

2007 durch Kyrill stark geschädigt<br />

bzw. zerstört wurden, siedelten sich in diesem<br />

Jahr 3 Paare an der Kläranlage in Schmallenberg<br />

an.


35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

12 <strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

2007 2008<br />

Schwarzstorch (40 %; F.-J. Stein):<br />

2007 wurden nur 21 Reviere und davon nur 11<br />

mit Brutnachweisen ermittelt. Der Trend des<br />

Vorjahres setzte sich fort. Daten von Förstern<br />

kamen so gut wie gar nicht.<br />

Insgesamt wurden mindestens 20 Jungvögel bei<br />

den 11 Brutnachweisen ermittelt. Bei 2 Bruten<br />

konnten keine Jungvögel nachgewiesen werden<br />

und einmal stürzte der Brutbaum durch einen<br />

Sommersturm vor der Kontrolle um.<br />

Brutbestandsentwicklung des Schwarzstorches im HSK<br />

Brutreviere<br />

Jungvögel<br />

1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />

Durch Kyrill sind wohl nur 2 Horstbäume zerstört<br />

worden, mehrfach wurden jedoch Störungen<br />

durch die Aufarbeitung der Orkanschäden<br />

dokumentiert. Diese Arbeiten können auch<br />

zu Horstaufgaben in folgenden Jahren führen.<br />

Wespenbussard (20 %; E. Neuß):<br />

HSK-weit wurden 31 Reviere gemeldet. Der<br />

Bestand könnte sich – vielleicht auf Grund<br />

schlechten Wetters – gegenüber dem Vorjahr<br />

verschlechtert haben. Denn es gibt mehrere Negativnachweise<br />

aus Gebieten, wo die Art in den<br />

letzten Jahren brütete.<br />

Rotmilan (50 %; M. Lindner):<br />

Es wurden 40 Brutpaare und 13 Brutreviere gemeldet.<br />

Bis auf Brilon liegen aus allen anderen<br />

Stadt- bzw. Gemeindegebieten Meldungen vor.<br />

Durch den Sturm Kyrill wurden mind. 7 Horste<br />

zerstört. Auch während der Brutzeit 2007 wurden<br />

mind. 2 Horste scheinbar durch Sturm zerstört,<br />

was zu 2 Brutverlusten führte.<br />

Schwarzstorch (40 %; F.-J. Stein):<br />

Das Jahr 2008 brachte <strong>für</strong> den Schwarzstorch<br />

ein „normales“ Ergebnis mit 25 Brutrevieren.<br />

Bei den 10 Revieren mit Brutnachweisen konnten<br />

insgesamt 27 Jungvögel ermittelt werden. 2<br />

neue Reviere wurden festgestellt bzw. konkretisiert.<br />

Schwarzstorch aus Conrad Gesner Vogelbuch 1669<br />

Wespenbussard (15 %; R. Götte):<br />

HSK-weit wurden 15 Reviere gemeldet. Dies ist<br />

nur die Hälfte der Meldungen gegenüber dem<br />

Vorjahr. Der gesamte Brutbestand liegt sicherlich<br />

deutlich höher, da die Art oft übersehen<br />

wird.<br />

Rotmilan (50 %; M. Lindner):<br />

Es wurden 34 Brutpaare (BP) und 7 Brutreviere<br />

(Rev) gemeldet. Bis auf Brilon liegen aus allen<br />

anderen Stadt-, bzw. Gemeindegebieten Meldungen<br />

vor. Besonders durch Daten von Wolfgang<br />

Schulte konnte Bearbeitungslücken in Meschede<br />

und Eslohe geschlossen werden.


2007 2008<br />

Schwarzmilan (80 %; W. Schubert):<br />

Im Hochsauerlandkreis gab es im Kartierjahr<br />

2007 insgesamt 5 Reviere mit Brutnachweis<br />

oder Brutverdacht. Ein zusätzliches Revier lag<br />

grenzübergreifend (inklusive Horstbaum) außerhalb<br />

des HSK in Hessen.<br />

Baumfalke (20-30 %; F. Schnurbus):<br />

In 2007 sind deutlich weniger Meldungen eingegangen.<br />

Insgesamt wurden 9 mögliche Reviere<br />

festgestellt. Jeweils eine wahrscheinliche und<br />

eine mögliche Brut wurden beobachtet.<br />

Wanderfalke in einer Steinbruchwand (Foto: R. Götte)<br />

Wanderfalke (90 %; M. Lindner):<br />

Im HSK wurden 2007 6 Revierpaare festgestellt,<br />

wobei eins außerhalb der Kreisgrenze<br />

brütete. Die Hälfte der Plätze lagen fanden an<br />

Bauwerken statt. Alle Felsbrüter waren wegen<br />

den gleichfalls in diesen Revieren anwesenden<br />

Uhupaaren erfolglos. Auch von den Bauwerksbrütern<br />

war nur eins erfolgreich, da in zwei Revieren<br />

Brutmöglichkeiten fehlten.<br />

Die Reviere im Einzelnen:<br />

HSK 1 (Bruchhauser Steine):<br />

Brut am Bornstein erfolglos. Uhupaar ohne Brut<br />

anwesend.<br />

HSK 4 (Steinbruch):<br />

Die 2 Jungfalken wurden im Alter von ca. 3 Wochen<br />

vom Uhu geschlagen. Das Uhupaar brütet<br />

<strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

13<br />

Schwarzmilan (80 %; W. Schubert):<br />

Im Hochsauerlandkreis (und dem angrenzenden<br />

Hessen) gab es im Kartierjahr 2008 insgesamt 4<br />

sichere Reviere, davon 3 mit Brutnachweis oder<br />

Brutverdacht.<br />

Die positive Bestandsentwicklung des Schwarzmilans<br />

der letzten Jahre hat sich auf einem Niveau<br />

von 5-7 Brutpaaren stabilisiert.<br />

Baumfalke (30 %; F. Schnurbus):<br />

In diesem Jahr gab es wieder mehr Meldungen.<br />

Der Baumfalke kommt in weiten Teilen des<br />

Kreisgebietes vor, Brutnachweise bzw. das Ausfi<br />

ndigmachen der Horste fällt schwer und gelingt<br />

nur unter hohem Zeitaufwand, den nur die<br />

wenigsten leisten können. Es zeigt sich, dass es<br />

bei den Plätzen mit Brutverdacht eine gewisse<br />

Standorttreue gibt, wie die Beobachtungen aus<br />

dem Raum Erlinghausen, Marsberg, Westheimer<br />

Teiche, die Plätze bei Arnsberg-Neheim und<br />

Sundern und in gewisser Weise auch der Medebacher<br />

Bucht zeigen. Dort gelang allerdings kein<br />

Reviernachweis. Ein Brutnachweis war leider<br />

nirgendwo zu verzeichnen.<br />

Bilanz:<br />

5 mal Brutverdacht<br />

Wanderfalke (95 %; M. Lindner):<br />

Im HSK wurden 2008 sieben besetzte Reviere<br />

festgestellt, wobei eins außerhalb der Kreisgrenze<br />

brütete. Ein weites Brutpaar wird im<br />

Kreis Paderborn betreut. Alle 4 Felsbrüter waren<br />

wegen den gleichfalls in diesen Revieren<br />

anwesenden Uhupaaren erfolglos. Von den 4<br />

Bauwerksbrütern waren 3 erfolgreich. 3 Beobachtungen<br />

(9.3+1.5 je 1 Ex und 26.4 1,1) von<br />

immaturen Wanderfalken am Fürstenberg bei<br />

Arnsberg-Bachum sprechen <strong>für</strong> ein Revier im<br />

angrenzenden Kreis Soest. Da es sich um immature<br />

Falken handelt, dürfte dort aber keine Brut<br />

stattgefunden haben.<br />

Die Reviere im Einzelnen:<br />

HSK 1 (Bruchhauser Steine):


14 <strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

2007<br />

hier ca. 700 m entfernt.<br />

HSK 5 (Bauwerk):<br />

Es wurden 2 Jungfalken fl ügge.<br />

HSK 6 (Steinbruch):<br />

Das Brutpaar hatte mind. einen Jungvogel, welcher<br />

von Uhu geschlagen wurde. Es hat sich ein<br />

Uhupaar neu in diesem Steinbruch angesiedelt.<br />

HSK 8 (Steinbruch):<br />

Hier wurde sowohl das Weibchen als auch mind.<br />

1 Jungvoge, vom im gleichen Steinbruch brütenden<br />

Uhu geschlagen.<br />

HSK 9 (Fernmeldeturm):<br />

Neu angesiedeltes Paar, welches wegen fehlender<br />

Nistmöglichkeit nicht brütete (s. Artikel<br />

Irrgeister 2008).<br />

HX 3 (Bauwerk):<br />

Wegen schlechter Nistmöglichkeit blieb die Brut<br />

mit einem Dreiergelege erfolglos. Bei der Entdeckung<br />

dieses Brutplatzes wurden auch noch<br />

Eier bzw. Eifragmente eines Vierergeleges aus<br />

2006 gefunden.<br />

Wachtelkönig (20 %; M. Lindner):<br />

Im Jahr 2007 kam es scheinbar zu größeren Einfl<br />

ügen von Wachtelkönigen in den HSK. Es gab in<br />

8 Gebieten Nachweise. Maxima: NSG „Auf dem<br />

Bruch“ bei Marsberg-Essentho mit 3 Nachweisen<br />

(maximal 12 Rufer) und NSG „Nuhnewiesen“<br />

bei Hallenberg mit 3 Nachweisen (1x1 und<br />

2x2 Rufer), ferner NSG „Kehling/ Stuckerlen“<br />

im Ruhrtal bei Meschede-Wennemen mit ca. 8<br />

Nachweisen (immer 1 Rufer). Wahrscheinlich<br />

wurde im NSG „Auf dem Bruch“ bei Marsberg-<br />

Essentho und im NSG „Kehling/Stuckerlen“<br />

bei Meschede-Wennemen gebrütet, zumindest<br />

können wir hier Brutverdacht äußern. Der Raum<br />

Arnsberg-Vosswinkel wurde am 7. Juni kontrolliert,<br />

wobei kein Nachweis erbracht wurde.<br />

2008<br />

Brut am Bornstein erfolglos. Uhupaar ohne Brut<br />

anwesend.<br />

HSK 4 (Steinbruch):<br />

Brut erfolglos. Das Uhupaar brütet hier ca. 700<br />

m entfernt.<br />

HSK 5 (Bauwerk):<br />

Es wurden 4 Jungfalken fl ügge.<br />

HSK 6 (Steinbruch):<br />

Das Revier ist nur noch von einem adulten Weibchen<br />

besetzt.<br />

HSK 8 (Steinbruch):<br />

Hier wurde das Weibchen noch vor Brutbeginn<br />

vom Uhu (Wanderfalkenrupfung in Uhubrutnische)<br />

geschlagen. Am Ende der Brutzeit kam<br />

es zur Paarbildung mit einem neuen Weibchen.<br />

Zu einer Brut kam es nicht mehr.<br />

HSK 9 (Bauwerk):<br />

Im April verschwand das Männchen spurlos.<br />

Eine spätere Kontrolle erbrachte den Nachweis<br />

eines Eies im Nistkorb.<br />

HX 3 (Bauwerk):<br />

In einem aus Weiden gefl ochtenem Hundekorb<br />

kam es zur Brut. Aus vier Eier schlüpften 3<br />

Jungfalken. Obwohl ein Jungfalke (Terzel) ca.<br />

10 Tage später schlüpfte als seine Geschwister<br />

(1 Terzel und 1 Weibchen) wurden alle fl ügge.<br />

PB 2 (Bauwerk):<br />

In einem Rabenkrähennest an einem Brückenpfeiler<br />

wurden 4 Jungfalken fl ügge.<br />

Wachtelkönig (20 %; M. Lindner):<br />

Auch im Jahr 2008 kam es scheinbar wieder zu<br />

größeren Einfl ügen von Wachtelkönigen in den<br />

HSK. Am 27.06, Nestfund in einer Mähwiese<br />

bei Marienglück westlich Medebach-Medelon<br />

(s. Artikel Irrgeister 2008)! Dies ist der Erstbrutnachweis<br />

im HSK. Brutnachweise sind in ganz<br />

NRW extrem selten. Im Bereich des Brutplatzes<br />

neben dem Nestfund 5 Rufnachweise, meist tags<br />

(Rufnachweise unten nur aufgeführt wenn auch<br />

weitere Rufer verhört wurden).<br />

In 13 Gebiete des HSK kam es zu Nachweisen.<br />

An 8 Plätzen wurde nur 1 x 1 Rufer gehört. Im<br />

NSG Essenthoer Bruch kam es zu 2 Nachweisen<br />

eines Rufers. In 2 Gebieten, Weizenacker nordwestlich<br />

Marsberg-Essentho mit 2 Rufern und<br />

Brache PFT Fläche bei Brilon-Scharfenberg mit


Wanderfalkenjungvogel im bereitgestellten Nistkorb<br />

(Foto: M. Lindner)<br />

2007 2008<br />

Kiebitz (90 %; G. Schöllmann):<br />

Es gab 2007 einen Brutversuch im Stadtgebiet<br />

Schmallenberg. Bis Mitte Mai war ein Paar 2<br />

Wochen auf einem Maisfeld anwesend, das wegen<br />

der Bewirtschaftung dann verlassen wurde.<br />

Kiebitz (Foto: R. Götte)<br />

<strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

15<br />

max. 3 Rufern, kam es zu 3 Nachweisen. Im Gebiet<br />

mit dem Brutnachweis bei Medebach-Medelon<br />

kam es zu 5 Nachweise mit max. 3 Rufern.<br />

Schwerpunktgebiet war das NSG Nuhnewiesen<br />

bei Hallenberg mit 11 Nachweisen und mindestens<br />

3 Rufern. Auch in den 3 Gebieten mit Mehrfachnachweisen<br />

ohne Brutnachweis können wir<br />

von einem Brutverdacht ausgehen.<br />

Kiebitz (90 %; G. Schöllmann):<br />

Der Kiebitz bleibt auch in 2008 im HSK ausgestorben.<br />

Selbst in den Niederungen von NRW<br />

wird der Kiebitz immer seltener.<br />

Die Brutpaare bringen zwar Jungvögel zum<br />

Schlupf, aufgrund von Nahrungsmangel sterben<br />

die meisten aber schon nach wenigen Tagen.<br />

Durch die gravierenden Einschnitte in ihrem Lebensraum<br />

ist der Kiebitz Landesweit im Bestand<br />

bedroht.<br />

Den Hochsauerlandkreis nutzt der Kiebitz nur<br />

noch als Durchzugsgebiet.<br />

Interessanterweise rasten die Vögel oft auf ehemaligen<br />

Brutplätzen.


16 <strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

2007<br />

Flussregenpfeifer (50%; F. Duty):<br />

Es wurden 7 BP mit nur 4 Jungen ermittelt. Weiterhin<br />

wurden im großen Steinbruch Rösenbeck/<br />

Madfeld 3 Reviere angegeben, zu denen aber die<br />

Brutnachweise fehlen.<br />

Das Jahr 2007 war offensichtlich kein erfolgreiches<br />

Brutjahr. 4 Brutplätze gingen verloren<br />

und nur an 2 Brutplätzen war ein Bruterfolg zu<br />

vermelden. Nur 4 Jungvögel konnten gezählt<br />

werden! Möglicherweise wirkte sich der viele<br />

Regen im Frühjahr 2007 negativ aus. Sehr interessant<br />

ist ein Brutplatz, wo möglicherweise<br />

1 Männchen mit 2 Weibchen eine Paarbildung<br />

einging.<br />

Flussregenpfeifer (Foto: R. Götte)<br />

Waldschnepfe (15 %; B. Koch):<br />

Für 2007 liegen folgende Meldungen vor:<br />

- 4,0 mit Balzfl ug im Arnsberger Wald bei<br />

Meschede-Enste am 06.04. (Wilkens)<br />

- mind. 1,0 mit Balzfl ug NSG „Harmorsbruch“<br />

nördl. Meschede am 07.04. (Wilkens)<br />

- 2,0 mit Balzfl ug bei Bestwig-Föckinghausen<br />

am 15.04. (Wilkens)<br />

- 1,0 mit Balzfl ug im Kohlwedertal bei<br />

Meschede-Eversberg am 22.04. (Wilkens)<br />

- 1,1 „sich jagend“ NSG „Niederfelder<br />

Hochheide“ am 28.04. (Legge)<br />

- Ein Nestfund (4 Eier) bei Küstelberg<br />

durch Förster Eikmeyer<br />

2008<br />

Flussregenpfeifer (50%; G. Schöllmann):<br />

Sieht man von den Einzelbeobachtungen ab, gab<br />

es nur 6 Brutpaare in 2008 ohne echten Brutnachweis.<br />

Die ausbleibenden Jungvögel und die schwindende<br />

Anzahl der Brutplätze lassen <strong>für</strong> die Zukunft<br />

Schlimmes be<strong>für</strong>chten.<br />

Der Flußregenpfeifer brütet im Hochsauerlandkreis<br />

ausschließlich in Sekundärbiotopen.<br />

Die bestehenden alten Habitate verkrauten mit<br />

den Jahren immer mehr, so das sie <strong>für</strong> den Flußregenpfeifer<br />

nicht mehr attraktiv sind und somit<br />

die Zahl der Brutpaare abnimmt (z.B. Holzgewerbepark<br />

Fredeburg von 3 BP in 2005 auf 1BP<br />

in 2008).<br />

Neue geeignete Biotope kommen nicht mehr<br />

dazu, wodurch der Flußregenpfeifer keinen Lebensraum<br />

mehr fi ndet. Hinzu kommt noch ein<br />

erhöhter Freizeit- und Nutzungsdruck in den<br />

bestehenden Revieren, woraus sich auch der<br />

ausbleibende Bruterfolg zum Teil mit erklären<br />

lässt.<br />

In der kommenden Brutzeit sollte verstärkter<br />

in Steinbrüchen und auf Industriebrachen nach<br />

dieser interressanten Art Ausschau gehalten<br />

werden.<br />

Waldschnepfe (15 %; B. Koch):<br />

Für 2008 liegen folgende Meldungen vor:<br />

06.04. +<br />

10.04.08 1,0 mit Balzfl ug „Dütlingstal“<br />

bei Marsberg-Essentho (Pohlmeyer)<br />

10.04.09 1,0 mit Balzfl ug südl. Glashütte<br />

zwischen Brilon-Madfeld und Marsberg-Essentho<br />

(Pohlmeyer)<br />

12.04. +<br />

08.05.08 1,0 mit Balzfl ug bei Marsberg-<br />

Bredelar „Lichten Eichen“ (Pohlmeyer)<br />

12.04.08 1,0 mit Balzfl ug „Hellegraben“<br />

zwischen Fürstenberg/PB und Marsberg/Essentho<br />

(Pohlmeyer)<br />

16.04. +<br />

23.04.08 1,0 mit Balzfl ug Marsberg „Auf<br />

dem Bruch“ (Pohlmeyer)<br />

17.04.08 1,0 mit Balzfl ug „Wickenbruch“<br />

zwischen SU/Meinkenbracht und Obersalwei<br />

(Langanki)


2007<br />

Bekassine (Foto: R. Götte)<br />

Bekassine (100 %; W. Schubert):<br />

Die Bekassine ist im Hochsauerlandkreis ausgestorben.<br />

Es liegen keine Brutzeitbeobachtungen<br />

vor. Die späteste Beobachtung wurde am<br />

19.04.07 auf der neuen VNV-Wiese bei Brilon-<br />

Madfeld von Franz-Josef Stein gemacht.<br />

Hohltaube (max. 35 %; F.-J. Stein):<br />

Die Hohltaube kann bei genauerer Untersuchung<br />

in allen Teilen des Hochsauerlandkreises<br />

nachgewiesen werden.<br />

Die Erfassung im Jahr 2007 erbrachte 79-81 Reviere<br />

und damit wieder einen neuen Rekord in<br />

den jetzt 7 Jahren der genaueren Bestandsaufnahme.<br />

Allerdings wurden wieder nur 6 Brutnachweise<br />

bzw. besetzte Höhlen kartiert.<br />

Als Bewohner alter Buchenwälder muss die<br />

Hohltaube auch in den nächsten Jahren intensiv<br />

kontrolliert werden, denn die Beeinträchtigungen<br />

durch den immer stärker werdenden Einschlag<br />

der Rotbuchenbestände nehmen eindeutig zu.<br />

Besonders interessant sind die Nachweise in den<br />

Steinbrüchen des Hochsauerlandkreises. 2007<br />

konnten 17 Reviere in Steinbrüchen ermittelt<br />

werden!<br />

2008<br />

<strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

17<br />

20.04.08 1,0 mit Balzfl ug NSG „Harmorsbruch“<br />

nördl. Meschede (Wilkens)<br />

26.04.08 1,0 mit Balzfl ug und „puitzen“<br />

über einem Birkenbruch bei<br />

SU/Meinckenbracht/Saalwei (Vollmer)<br />

26.04.08 2,0 mit Balzfl ug nördl. Bestwig-<br />

Föckinghausen (Wilkens)<br />

04.06.08 1 Ex auf einer Windwurffl äche<br />

am südl. Rand des NSG „Neuer Hagen“ / Niedersfeld<br />

Hochheide bei Winterberg-Niedersfeld<br />

aufgescheucht (Schubert)<br />

Bekassine (100 %; W. Schubert):<br />

Die Bekassine ist im Hochsauerlandkreis ausgestorben.<br />

Es liegen keine Brutzeitbeobachtungen<br />

vor.<br />

Hohltaube (max. 35 %; F.-J. Stein):<br />

Die Hohltaubennachweise wurden in 2008 stark<br />

durch die ADEBAR-Kartierung beeinfl usst. Dabei<br />

wurden zwar 30 neue Nachweise erbracht,<br />

gleichzeitig wurden viele bekannte Brutgebiete<br />

aus Zeitgründen nicht kontrolliert. Mit den 45<br />

Nachweisen aus bekannten Revieren wurden<br />

insgesamt 75 Brutzeitbeobachtungen mit revieranzeigenden<br />

Merkmalen gemeldet. Dabei<br />

gab es nur 2 Brutnachweise durch das Verlassen<br />

der Bruthöhle durch einen Altvogel nach Kratzen<br />

am Brutbaum. Außerdem gab es 2008 nur 2<br />

Nachweise aus Steinbrüchen als Brutbiotop. Im<br />

Vorjahr wurden hier noch 17 Exemplare nachgewiesen.<br />

Insgesamt wuchs die Zahl der jemals gemeldeten<br />

Reviere der Hohltaube auf 136. Die Art kann somit<br />

in fast allen größeren Buchenwäldern des<br />

Hochsauerlandkreises mit älteren Baumbeständen<br />

angetroffen werden. Wegen des starken<br />

Einschlags in den Buchenwäldern des Hochsauerlandkreises<br />

wäre ein mit den Förstern abgestimmtes<br />

Kennzeichnungssystem <strong>für</strong> Brutbäume<br />

wünschenswert und notwendig. Dieses soll<br />

bei nächster Gelegenheit abgestimmt werden.<br />

Beispiele <strong>für</strong> den Einschlag von Höhlenbäumen<br />

können von der Ornithologischen Arbeitsge-


18 <strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

2007<br />

Turteltaube (20 %; E. Neuß):<br />

HSK-weit wurden 39 Reviere gemeldet. In weiten<br />

Teilen des HSK ist die Art bereits ganz verschwunden.<br />

In den Stadtgebieten Marsberg und<br />

Brilon sowie in der Medebacher Bucht ist sie<br />

noch vereinzelt zu hören.<br />

Kuckuck (Foto: R. Götte)<br />

Kuckuck (60 %; B. Koch):<br />

Insgesamt konnten 47 Exemplare (27 Rufer und<br />

20 Durchzügler) beobachtet werden.<br />

Die im Vergleich zum Jahr 2006 erheblich größere<br />

Anzahl beobachteter Kuckucke ist auf einen<br />

Presseaufruf zurückzuführen. Hierdurch kam es<br />

auch zu Meldungen aus bisher kaum besuchten<br />

Gebieten.<br />

Die Meldungen verteilen sich wie folgt:<br />

Arnsberg: 2 Durchzügler<br />

Sundern: 6 (1 Rufer, 5 Durchzügler)<br />

Meschede: 1 Durchzügler<br />

Eslohe: 2 (1 Rufer, 1 Durchzügler)<br />

Bestwig: 1 Durchzügler<br />

Olsberg: 1 Durchzügler<br />

Brilon: 2 Rufer<br />

Marsberg: 16 (10 Rufer, 6 Durchzügler)<br />

Schmallenberg: 7 (5 Rufer, 2 Durchzügler)<br />

Winterberg: 6 (4 Rufer, 2 Durchzügler)<br />

Medebach: 3 Rufer<br />

Schleiereule (30 %; F. Giller):<br />

Leider gibt es nur 1 Brutzeitbeobachtung von<br />

der westlichen Kresigrenze bei Arnsberg-Vosswinkel.<br />

Später im Jahr gab es ebenfalls im<br />

Arnsberger Raum noch viele Einzelbeobachtungen.<br />

Darüber hinaus wurden frische Gewölle<br />

in Sunder-Stockum, Brilon-Radlinghausen sowie<br />

2008<br />

meinschaft des <strong>Verein</strong>s <strong>für</strong> <strong>Natur</strong>- und Vogelschutz<br />

im Hochsauerlandkreis <strong>für</strong> Wälder aller<br />

Eigentumsverhältnisse, auch <strong>für</strong> den Staatsforst,<br />

dokumentiert werden.<br />

Turteltaube (20 %; R. Götte):<br />

In 2008 wurden 61 Reviere gemeldet.<br />

Kuckuck (60 %; B. Koch):<br />

Nachdem bereits 2007 über die Lokalpresse zu<br />

Meldungen „rufender Kuckucke“ im HSK aufgefordert<br />

wurde. Aufgrund des guten Erfolges<br />

wurde auch 2008 wieder über die Lokalpresse<br />

zu Meldungen über rufende Kuckucke im Sauerland<br />

aufgerufen. So kamen Datensätze von 47<br />

Beobachtungsorten zusammen. Allerdings wurden<br />

in der Brutperiode 2008 nur insgesamt 23<br />

Beobachtungsorte gemeldet.<br />

Die Meldungen verteilen sich wie folgt:<br />

Arnsberg: 2 (1 Rufer, 1 Durchzügler)<br />

Sundern: 1 Durchzügler<br />

Meschede: 3 (2 Rufer, 1 Durchzügler)<br />

Eslohe: 1 Rufer<br />

Bestwig: 1 Rufer<br />

Olsberg: 1 Durchzügler<br />

Brilon: 1 Rufer<br />

Marsberg: 5 Rufer<br />

Schmallenberg: 2 Durchzügler<br />

Winterberg: 5 (3 Rufer, 2 Durchzügler)<br />

Medebach: 1 Rufer<br />

Schleiereule (30 %; F. Giller):<br />

In 2008 gab es im HSK nur sehr wenige Beobachtungen<br />

von Scheiereulen. Brutnachweise<br />

konnten nicht erbracht werden.


2007<br />

in den Marsberger Dörfern Erlinghausen, Heddinghausen<br />

und Udorf gefunden. Bei den letzten<br />

4 Fundorten handelt es sich um Bauernhöfe, in<br />

denen Schleiereulenkästen aufgehängt wurden.<br />

Da es in den Gebieten Arnsberg-Sundern und<br />

Brilon-Marsberg Beobachtungen und Gewöllefunde<br />

gab, müssen Schleiereulen in den letzten<br />

Jahren dort erfolgreich gebrütet haben.<br />

Raufußkauz (30 %; M. Lindner):<br />

Es gab 2 Brutnachweise und 8 Rufnachweise.<br />

Ein aus einer Höhle schauender Kauz zur Brutzeit<br />

ist als Brutnachweis zu werten.<br />

Rufnachweise:<br />

19.02 2 Ex. rufend auf 3 km am Triftweg Ostseite<br />

Wildwald Voßwinkel (Koch)<br />

21.04 1 Ex. rufend NSG „Neuer Hagen“ bei<br />

Winterberg-Niedersfeld (Legge)<br />

06.05 1 Ex. rufend „Urwald“ im Wildwald Vosswinkel<br />

(Koch)<br />

08.05 1 Ex. rufend bei Bestwig-Föckinghausen<br />

(Wilkens)<br />

18 .06 1 Ex. rufend im Kohlwedertal bei Meschede-Eversberg<br />

(Wilkens)<br />

2 Ex. rufend an verschiedenen Tagen im NSG<br />

„Hunau“ bei Bödefeld (Volkmer)<br />

Steinkauz (100 %, M. Lindner):<br />

Erstmals seit vielen Jahren gelangen bei Arnsberg-Vosswinkel<br />

2 Nachweise. Am 4. Februar<br />

und am 7. September wurde je 1 Ex nachgewiesen.<br />

Am 4. Februar hassten 46 Vögel verschiedener<br />

Arten auf den Steinkauz. Die Nachweise<br />

hängen mit dem Vorkommen direkt hinter der<br />

Kreisgrenze bei Menden-Bargel im MK zusammen.<br />

Sperlingskauz (? %; M. Lindner):<br />

Alle Nachweise aus 2007:<br />

14.04. 1 Ex. rufend an Lichtung Arnsberger<br />

Wald bei Meschede-Enste (Wilkens)<br />

20.04. 1 Ex. rufend an Lichtung Vogelsang bei<br />

Meschede (Wilkens)<br />

26.04. 1 Ex. rufend an Lichtung Vogelsang bei<br />

Meschede (Wilkens)<br />

13.05. 1 Ex. rufend an Windwurffl äche Hennesee<br />

(Wilkens)<br />

2008<br />

<strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

Arnsberg<br />

3 Einzelbeobachtungen und 2 Totfunde.<br />

Marsberg<br />

Ein Totfund im März 2008.<br />

19<br />

Raufußkauz (30 %; M. Lindner):<br />

Es gab 1 Brutnachweis und 4 Gebiete mit Rufnachweisen.<br />

Sowie ein Brutnachweis durch<br />

Todfund eines gerade fl üggen Jungkauzes am<br />

Kehlberg bei Bödefeld. Kein Nachweis in der<br />

Probefl äche Arnsberger Wald.<br />

Rufnachweise:<br />

08.05 1 Ex. rufend im Kohlwedertal bei Meschede-Eversberg<br />

(Wilkens)<br />

10.04 1 Ex. rufend beim Forsthaus Glashütte<br />

westlich Marsberg-Essentho (Pohlmeyer)<br />

1 Ex. rufend an verschiedenen Tagen am Kehlberg<br />

bei Bödefeld, dort auch Todfund<br />

1 gerade fl üggen Jungvogels (Volkmer)<br />

1 Ex. rufend an verschiedenen Tagen im NSG<br />

Hunau bei Bödefeld (Volkmer)<br />

Steinkauz (? %, M. Lindner):<br />

17.02 1 Ex. 2x rufend am Ortrand von Wickede-<br />

Echthausen, SO, an der Kreisgrenze des HSK.<br />

Der Nachweis hängt mit dem Vorkommen direkt<br />

hinter der Kreisgrenze bei Menden-Bargel im<br />

MK zusammen.<br />

Sperlingskauz (? %; M. Lindner):<br />

Ein Brutnachweis mit min. 3 fl üggen im Arnsberger<br />

Wald bei Rüthen-Kneblinghausen, SO.<br />

Im HSK 5 Gebiete mit Nachweisen.<br />

Rufnachweise:<br />

24.02 1 Ex. rufend an Lichtung Arnsberger Wald<br />

bei Meschede-Enste (Wilkens)<br />

23.03 1 Ex. rufend bei Meschede-Enste (Wilkens)<br />

29.03 1 Ex. rufend an Lichtung Kohlwederbach-


20 <strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

2007<br />

10.06. 1,1 + 1 fl ügger Jungvogel mit Rötelmaus<br />

Arnsberger Wald/Kreuzeiche (Koch, Neuß)<br />

1 verlassene Bruthöhle in einer Buntspechthöhle<br />

(Schwarzerle) mit vielen Gewöllen und Federn<br />

unter der Höhle im Arnsberger Wald/Stemmwegsiepen<br />

(Koch, Neuß)<br />

Uhu (95 %; M. Lindner):<br />

Es wurden zur Brutzeit 41 besetzte Reviere gefunden.<br />

In den 41 Revieren wurden 32 Revierpaare<br />

mit 26 Bruten nachgewiesen. Die 26 Brutpaare<br />

brachten 40 Junge zum Ausfl iegen. Bei<br />

2 der 3 Brutaufgaben wird eine Störung durch<br />

den Menschen vermutet. Im einen Fall dürften<br />

Spaziergänger mit Hunden und im anderen Fall<br />

Kletterer verantwortlich sein.<br />

Im NSG „Langer Peter“ bei Olsberg-Antfeld<br />

Todfund des Revier-Männchens (Legge). Todesursache<br />

ist unklar; möglicherweise Kollision mit<br />

Stromleitung.<br />

Eisvogel (50 %; E. Neuß):<br />

HSK-weit wurden 18 Brutpaare und 9 Reviere<br />

gemeldet.<br />

Wendehals (80 %; W. Schubert):<br />

Der Wendehals ist im Hochsauerlandkreis ausgestorben.<br />

Es liegen keine Nachweise aus dem<br />

Bearbeitungsgebiet vor.<br />

Grauspecht (30 %; E. Neuß):<br />

HSK-weit wurden 57 Reviere gemeldet.<br />

2008<br />

tal bei Meschede-Eversberg (Wilkens)<br />

30.03 1 Ex. rufend bei Bestwig-Föckinghausen<br />

(Legge)<br />

20.04 1 Ex. rufend NSG Hamorsbruch Bei Meschede<br />

(Wilkens)<br />

24.05 1 Ex. rufend in Buchen nordwestlich<br />

Jagdhaus Tanneck zwischen Olsberg-Antfeld<br />

und Brilon Esshoff (Legge)<br />

Uhu (95 %; M. Lindner):<br />

Es wurden zur Brutzeit 41 besetzte Reviere gefunden.<br />

In den 40 Revieren wurden 35 Revierpaare<br />

(=balzende Paare) mit 27 Bruten nachgewiesen.<br />

Die 27 Brutpaare (=Paare mit Brutnachweis)<br />

brachten 20 Junge zum Ausfl iegen. Mind. 7<br />

Brutpaare gaben wegen Störungen (Kletterer<br />

usw.) die Brut auf. Die Erfassung der Reviere<br />

im Fels, sowohl in <strong>Natur</strong>felsen also auch Steinbrüchen<br />

war praktisch vollständig. Erstmals seit<br />

dem 19. Jahrhundert wurde bei Arnsberg eine<br />

erfolglose Bodenbrut in einer vom Sturm Kyrill<br />

umgeworfenen Fichtenfl äche unter einem Wurzelteller<br />

nachgewiesen. Weitere Bodenbruten im<br />

HSK sind sehr wahrscheinlich. Bei 2 Revierpaaren<br />

und bei 6 Brutpaaren Osten des HSK wurden<br />

keine späteren Kontrollen durchgeführt, deshalb<br />

dürften tatsächlich 8-10 Jungvögel mehr ausgefl<br />

ogen sein als dokumentiert.<br />

Dösender Uhu in der Abendsonne (Foto: R.Götte)<br />

Eisvogel (50 %; R. Götte):<br />

In 2008 wurden 26 - 29 Reviere festgestellt. Davon<br />

gelangen 10 Brutnachweise. Die Verbreitung<br />

verteilt sich über fast alle Flüsse im HSK.<br />

Wendehals (80 %; W. Schubert):<br />

Der Wendehals ist im Hochsauerlandkreis ausgestorben.<br />

Es liegen keine Nachweise aus dem<br />

Bearbeitungsgebiet vor.<br />

Grauspecht (30 %; R. Götte):<br />

2008 konnten 62 Reviere festgestellt werden.


60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

2007<br />

Grünspecht (60 %, E. Neuß):<br />

HSK-weit wurden 51 Reviere gemeldet. Verbreitungsschwerpunkt<br />

ist der Westen des HSK.<br />

Schwarzspecht (30 %; S. Kuhl):<br />

Es wurden 2007 69 Reviere ermittelt (2006: 55<br />

Reviere, 2005: 60 Reviere). Bedingt durch die<br />

ADEBAR-Kartierung wurden viele neue Reviere<br />

bekannt; dies gilt besonders <strong>für</strong> die Stadtgebiete<br />

Schmallenberg und Eslohe.<br />

Mittelspecht (30 %; M. Hemmelskamp):<br />

Im Jahre 2007 wurden 40 Reviere des<br />

Kleinspechtes gemeldet. Die Bestandsergebnisse<br />

aus dem Luerwald von bis zu 40 Revieren<br />

aus den Vorjahren fehlen.<br />

Kleinspecht (20 %; W. Wilkens):<br />

Im Jahre 2007 wurden 23 Reviere gemeldet.<br />

Dies waren 10 weniger als im Vorjahr und ist<br />

vermutlich auf die Beobachtungsintensität zurück<br />

zu führen.<br />

Festgestellte Mittelspechtreviere im HSK<br />

2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />

Neuntöter (? %; W. Schubert):<br />

Um zu einer vertretbaren Zahl über die Anzahl<br />

der Neuntöter-Paare im Hochsauerlandkreis zu<br />

kommen, wurden die Häufi gkeitsklassen <strong>für</strong> die<br />

Art im Westfalen-Atlas ausgezählt und addiert.<br />

Dies ergibt eine Minimalzahl (591) und eine<br />

Maximalzahl (1531). Um zu überprüfen, in welchem<br />

Bereich die tatsächliche Zahl liegt, wurde<br />

die Kartierung von GRÄF & TRAPPMANN aus<br />

der Medebacher Bucht mit den Zahlen zu den<br />

2008<br />

<strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

21<br />

Grünspecht (60 %, R. Götte):<br />

2008 konnten 63 Reviere des Grünspechtes festgestellt<br />

werden.<br />

Schwarzspecht (30 %; S. Kuhl):<br />

Die Revierabgrenzung ist weiterhin das Hauptproblem<br />

bei der Datenauswertung. Das Melden<br />

von Höhlen und Flugrichtungen erleichtert die<br />

Revierabgrenzung ungemein und sollte, wie bereits<br />

von vielen Meldern geschehen, weitergeführt<br />

werden.<br />

Insgesamt wurden 65 Reviere gemeldet.<br />

Mittelspecht (30 %; M. Hemmelskamp):<br />

Die Meldungen vom Mittelspecht sind im Jahr<br />

2008 deutlich zurück gegangen. 21 Reviere<br />

wurden gemeldet. Die Reviere aus dem Bereich<br />

Luerwald fehlten. Da<strong>für</strong> sind zehn neue Reviere<br />

gemeldet worden. Seit 2003 wurde somit 135<br />

Reviere gemeldet.<br />

Kleinspecht (20 %; W. Wilkens):<br />

Im Jahre 2008 wurden 37 Reviere gemeldet. Davon<br />

waren 19 Reviere neue Meldungen.<br />

Neuntöter (? %; W. Schubert):<br />

2007 wurde diese Vogelart erstmalig durch die<br />

OAG bearbeitet. Insgesamt konnten 85 Reviere<br />

nachgewiesen werden. Dies ist nur ein Bruchteil<br />

der im HSK anzunehmenden rund 1000 Reviere.<br />

2008 wurden die Kartierungsanstrengungen der<br />

OAG-Mitarbeiter verstärkt. Gleichzeitig bearbeitete<br />

die Biologische Station mehrere hundert<br />

Hektar in der Medebacher Bucht. Diese Räume<br />

konnten gut mit den Kartierungen aus den Jahren<br />

1999/2000 verglichen werdcn. Es ist kein<br />

Trend einer positiven oder negativen Bestandsentwicklung<br />

erkennbar.<br />

Bei genauerer Betrachtung in einem Teilbereich<br />

bei Oberschledorn beobachten wir jedoch einen<br />

massiven Rückgang der Art. Dieser könnte auf<br />

eine Änderung der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung<br />

hindeuten. Werden reine Viehweiden<br />

wegen der Umstellung auf Ganzjahresstallhaltung<br />

in Mähwiesen umgewandelt, verlieren diese<br />

Grünländer an Wert <strong>für</strong> Neuntöter. Zum einen<br />

fehlt die Nahrung, zum anderen ist sie aufgrund


22 <strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

2007<br />

Häufi gkeitsklassen aus der Medebacher Bucht<br />

verglichen (326-950). Hieraus ergibt sich, dass<br />

das arithmetische Mittel aus Minimal- und Maximalzahl<br />

(638) der tatsächlichen Zahl (548/521)<br />

sehr nahe kommt. Für den HSK ergibt sich dadurch<br />

eine Anzahl von Brutpaaren des Neuntöters<br />

von rund 1000 (1066) bezogen auf die Jahre<br />

1999/2000.<br />

Neuntöter-Männchen (Foto: R. Götte)<br />

Raubwürger (75 %; F.-J. Stein):<br />

Nach dem relativ schlechtem „Raubwürgerjahr“<br />

2006 mit nur 32 möglichen, wahrscheinlichen<br />

und sicheren Revieren kam es 2007 zu einem<br />

Bestandseinbruch in bisher nicht denkbaren<br />

Ausmaßen. Es wurden nur noch 17 Reviere ermittelt<br />

und es gab nur noch einen einzigen Brutnachweis<br />

mit 2 Jungvögeln im Raum Brilon.<br />

Die Gründe <strong>für</strong> dieses katastrophale Ergebnis<br />

liegen weitgehend im Dunklen. Offensichtlich<br />

2008<br />

des hochaufwachsenden Grases schlecht oder<br />

nicht erreichbar.<br />

Neben dem Vogelschutzgebiet Medebacher<br />

Bucht ist insbesondere das Stadtgebiet von<br />

Marsberg ein zweiter Verbreitungsschwerpunkt<br />

<strong>für</strong> die Art Neuntöter. Insgesamt konnten im<br />

HSK 186-193 Neuntöter-Reviere nachgewiesen<br />

werden. Bei einer angenommen Zahl von rund<br />

1000 Paaren, wären 2008 rund 20% des Gesamtbestandes<br />

erfasst worden.<br />

Raubwürger (75 %; F.-J. Stein):<br />

Nach dem „Katastrophenjahr“ 2007 mit nur<br />

17 möglichen, wahrscheinlichen und sicheren<br />

Revieren kam es in 2008 zu einer (sehr) leichten<br />

Erholung mit 25 nachweisbaren Brutrevieren.<br />

Dabei kam es immerhin zu 5 Brutnachweisen<br />

und 13 festgestellten Jungvögeln.<br />

In diesen schlechten Raubwürgerjahren zeigt sich<br />

die Bedeutung der Medebacher Bucht <strong>für</strong> den<br />

Schutz dieser inzwischen sehr seltenen Vogelart:<br />

Im Raster 1 des Meßtischblattes 4818 konnten<br />

8 Reviere ermittelt werden. Vergleichbare Werte<br />

sind der OAG des VNV nicht bekannt. Im Stadtgebiet<br />

von Medebach wurden insgesamt 13 Reviere<br />

gemeldet. Auch im zweiten Verbreitungsschwerpunkt<br />

der Art im Hochsauerlandkreis, im<br />

Raum Brilon/Marsberg, kam es zu einer leichten<br />

Erholung: 5 Reviere in Brilon und 4 in Marsberg.<br />

Außerdem wurden noch 2 Brutgebiete in<br />

Winterberg und 1 Gebiet im Raum Meschede<br />

gemeldet. Aus allen anderen Städten des Kreises<br />

konnten keine Nachweise erbracht werden.<br />

Es wurden 4 „neue“ Brutgebiete bekannt. Dadurch<br />

erhöht sich die Zahl der insgesamt jemals<br />

gemeldeten Bereiche auf 119. Die OAG<br />

konnte in der Vergangenheit vielfach nachweisen,<br />

wie der Raubwürger im Laufe der Jahre<br />

sein Brutgebiet immer wieder verlagert.<br />

Erfreulich ist der Nachweis der Besiedlung<br />

von 2 Kyrillwindwürfen in Brilon. Durch die<br />

vom Orkan geschaffenen Flächen könnte es in<br />

den nächsten Jahren zu einer Bestandserholung<br />

kommen.


2007<br />

kommt der Raubwürger mit der immer intensiveren<br />

Landnutzung nicht mehr zurecht. Aber<br />

auch in den optimalen Gebieten gibt es nur noch<br />

wenige nachgewiesene Reviere.<br />

Positiv <strong>für</strong> den Raubwürger sind die durch Kyrill<br />

geschaffenen temporären Lebensräume. Für<br />

die nächsten 5 bis 10 Jahre werden eine Menge<br />

von neuen potentiellen Brutgebieten bestehen.<br />

Aber wo sollen bei dem schlechten Bruterfolg<br />

der letzten Jahre die neuen Paare herkommen?<br />

Raubwürger-Winterreviere<br />

(50 %; W. Schubert):<br />

30 Winterreviere (inkl. Einzelbeobachtungen)<br />

wurden im Winterhalbjahr 2006/07 ermittelt.<br />

Insgesamt scheint die Anzahl der Winterreviere<br />

abzunehmen. Wellenartige Schwankungen sind<br />

üblich. Der Winter 2006/07 ist im Rahmen der<br />

Schwankungen anscheinend ein Jahr, das neben<br />

der langfristigen Abnahme noch zusätzlich<br />

in einem Wellental liegt. Die kommenden Jahre<br />

werden zeigen, ob sich die Revierzahl im Winter<br />

wieder nach oben bewegt.<br />

Tannenhäher (? %; G. Schöllmann):<br />

Im ersten Jahr der Erfassung liegen Beobachtungen<br />

/ Brutzeitbeobachtungen <strong>für</strong> 7 Reviere<br />

vor. Die meisten Tannenhäher wurden nur 1 mal<br />

verhört. Ein Brutnachweis blieb aus. In den folgenden<br />

Jahren sollte auch verstärkt ab Mai / Juni<br />

auf Jungvögel bzw. Familienverbände geachtet<br />

werden.<br />

Dohle (80 %; R. Götte):<br />

Die Dohle hat in 2007 ihr Vorkommen im HSK<br />

weiter ausgedehnt. Der festgestellte Gesamtbestand<br />

beläuft sich auf 87 Brutpaaren.<br />

Außer im Stadtgebiet von Schmallenberg und<br />

Meschede sind aus allen Stadtgebieten Dohlenpopulationen<br />

bekannt.<br />

Als Brutplätze konnten auch vermehrt Baumhöhlenbruten<br />

in Waldgebieten nachgewiesen<br />

werden.<br />

Weitere Brutplätze sind schwerpunktmäßig<br />

Kaminbruten, Gebäudebruten in Kirchen und<br />

Kirchtürmen und Bruten in Steinbrüchen.<br />

2008<br />

<strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

23<br />

Raubwürger-Winterreviere (50 %; W. Schubert):<br />

Nachdem im Winter des Jahres 2006/2007 nur<br />

30 Winterreviere (inkl. Einzelbeobachtungen)<br />

festgestellt werden konnten, erhöhte sich die<br />

Anzahl im Winter 2007/2008 auf 48. Damit liegt<br />

dieser Winter geringfügig über dem Mittel von<br />

44 Revieren (Winter 2001/2002-2007/2008).<br />

Zu berücksichtigen ist immer die Witterung im<br />

Winter. Bei langer und hoher Schneelage weichen<br />

die Raubwürger in <strong>für</strong> sie günstigere Gebiete<br />

aus.<br />

Der Verbreitungsschwerpunkt bleibt der Altkreis<br />

Brilon mit dem Vogelschutzgebiet (Medebach<br />

und Hallenberg) und den Städten Marsberg und<br />

Brilon. Erfreulich ist, dass aus dem Westkreis,<br />

der seit einigen Jahren fast vollständig geräumt<br />

war, wieder einige Winterreviere nachgewiesen<br />

werden konnten.<br />

Raubwürger beim Füttern (Foto: R. Götte)<br />

Tannenhäher (? %; G. Schöllmann):<br />

Der Tannenhäher ist wahrscheinlich erst in der<br />

ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts im Hochsauerlandkreis<br />

eingewandert. Im zweiten Jahr<br />

der Erfassung durch die OAG zeigt sich, das die<br />

Art im gesamten HSK verbreitet ist. Durch seine<br />

heimliche Lebensweise wird er allerdings leicht<br />

übersehen.<br />

10 Reviere, darunter 1 wahrscheinlicher Brutnachweis<br />

sind <strong>für</strong> 2008 gemeldet worden.<br />

4 dieser Reviere wurden schon 2007 gemeldet.<br />

Dohle (80 %; R. Götte):<br />

Die Dohle hat in 2008 ihr Vorkommen im HSK<br />

weiter ausgedehnt.


24 <strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

2007<br />

Dohlen im HSK<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />

Kolkrabe (30 %; B. Koch):<br />

Die Art ist HSK-weit verbreitet.<br />

Kolkrabe (Foto: R. Götte)<br />

Heidelerche (70 %; F. Schnurbus):<br />

Es wurden nur 2 Brutreviere festgestellt, die sich<br />

in der Medebacher Bucht befi nden.<br />

2008<br />

Außer im Stadtgebiet von Schmallenberg und<br />

Meschede sind aus allen Stadtgebieten Dohlenpopulationen<br />

bekannt.<br />

Ein weiterer Nachweis einer Kolonie im Steinbruch<br />

wurde festgestellt.<br />

Der festgestellte Gesamtbestand beläuft sich auf<br />

99 Brutpaare.<br />

Kolkrabe (30 %; B. Koch):<br />

Der Kolkrabe ist über den gesamten HSK verbreitet.<br />

Echte Verbreitungsschwerpunkte lassen<br />

sich nicht erkennen. In Gebieten mit Verbreitungslücken<br />

müssen wir von geringerer Beobachtungstätigkeit<br />

ausgehen.<br />

Für 2008 wurden gemeldet:<br />

11 Brutnachweise<br />

5 Verlobungspaare<br />

27 Bruthinweise<br />

____________________________<br />

43 Brutpaare und Bruthinweise<br />

Hinzu kommen viele Einzel- bzw. Truppbeobachtungen<br />

aus dem gesamten Kreisgebiet;<br />

Maximal wurden im Januar 2008 bei Westheim/<br />

Orphetal 59 Ex in einem Trupp beobachtet<br />

Heidelerche (Medebacher Bucht 70 %, HSK<br />

30%; F. Schnurbus):<br />

Außerhalb der Medebacher Bucht konnten Heidelerchen<br />

erstmals in Weuhnachtsbaumkultuen<br />

gefunden werden.<br />

Der Bestand wurde nicht vollständig erfasst.<br />

Eine Bestandsdynamik kann erst in Zukunft ermittelt<br />

werden, da diese Flächen in diesem Jahr<br />

zum ersten Mal kontrolliert wurden.<br />

Bei den Medebacher Flächen handelt es sich um<br />

extensiv genutzte landwirtschaftliche Flächen,<br />

bzw. Windwürfe oder Wildäcker. Der Bestand<br />

hat sich in den letzten Jahren etwa halbiert.<br />

Bilanz:<br />

4 sichere Reviere in der Medebacher Bucht/<br />

NRW<br />

16-17 ermittelte Reviere <strong>für</strong> das MTB Olsberg.<br />

(Ein Aufsatz über die Heidelerche im HSK wird in einer<br />

der nächsten Ausgaben des „Charadrius“ erscheinen.)<br />

Heidelerche auf einer Singwarte bei Bestwig-Heringhausen<br />

(Foto: R. Götte)


2007<br />

Uferschwalbe (90 %; B. Koch):<br />

Die Uferschwalbe droht als Brutvogel im Sauerland<br />

zu verschwinden!<br />

Die Kolonien der Ruhr sind im Jahr 2007 fast<br />

erloschen. Durch die Extremhochwässer im<br />

Herbst 2007 haben sich die Brutmöglichkeiten<br />

<strong>für</strong> 2008 allerdings wieder verbessert und <strong>für</strong><br />

Kleinraubtiere sind die Steilwände vom Wasser<br />

aus nicht mehr erreichbar. Der zu erwartende<br />

Freizeitdruck bleibt in seiner Auswirkung abzuwarten.<br />

Die Brutplätze im Überblick:<br />

Kolonie bei Arnsberg-Bachum: max. 5 BP<br />

Arnsberg-Vosswinkel/Kreisgrenze: 0 BP<br />

Arnsberg-Holzen/ Bremke: keine Angabe<br />

Arnsberg-Bruchhausen/ Perstorp: 2 BP<br />

Feldschwirl (20 %; F. Schnurbus):<br />

Wie schon in den letzten Jahren liegen keine<br />

Nachweise auf dem Medebacher Raum vor.<br />

Sonst liegen die Vorkommen zerstreut im Kreisgebiet.<br />

Bilanz:<br />

21 Reviere<br />

Schlagschwirl (? %; H. König):<br />

Auch 2007 gab es keine Nachweise der Art.<br />

Gelbspötter (? %; S. Kuhl):<br />

Das erste Kartierungsjahr durch die OAG erbrachte<br />

13 Reviere verteilt auf die Stadtgebiete<br />

Marsberg, Arnsberg und Sundern.<br />

Gelbspötter auf einer Singwarte (Foto: R. Götte)<br />

2008<br />

<strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

25<br />

Uferschwalbe (90 %; B. Koch):<br />

2008 konnten an der Kolonie bei Arnsberg-<br />

Bachum 31 Brutpaare festgestellt werden, sowie<br />

3 weitere Paare an der Kolonie Perstorp in<br />

Arnsberg-Bruchhausen. Die weitere Entwicklung<br />

an der Kolonie Arnsberg-Bachum bleibt<br />

abzuwarten.<br />

Feldschwirl (20 %; F. Schnurbus):<br />

Kein singendes Ex. in diesem Jahr im westlichen<br />

Kreisgebiet (mit Ausnahme von Sundern).<br />

Genau wie im Vorjahr kommen die meisten Meldungen<br />

aus dem Nordteil des Altkreises Brilon.<br />

Die Art wird vermutlich, wenn auch von einem<br />

nennenswerten Rückgang betroffen, teilweise<br />

übersehen wird, weil die Lebensräume, die sehr<br />

verstreut liegen, nicht gezielt aufgesucht werden.<br />

Dabei handelt es sich oft um isolierte Altgraswiesen<br />

und -täler oder um Ruderalfl uren oft<br />

im Wald oder am Waldrand. Rückgang der Art<br />

im Medebacher Raum.<br />

Bilanz:<br />

20 Reviere<br />

Schlagschwirl (? %; H. König):<br />

Auch 2008 gab es keine Nachweise der Art.<br />

Gelbspötter (? %; S. Kuhl)<br />

Es wurden 10 Reviere gemeldet, davon allein 8<br />

aus dem Stadtgebiet Marsberg. Der Verbreitungsschwerpunkt<br />

wird derzeit durch die Diemelaue zwischen<br />

Bredelar und Westheim gebildet.


26 <strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

Ringdrossel (80 %; B. Koch):<br />

Es gibt keine Bruthinweise. Nach Bruten der Art<br />

wurde nach erfolglosen Kontrollen in den Vorjahren<br />

nicht mehr gesucht.<br />

Braunkehlchen (98 %; F. Schnurbus):<br />

In 2007 wurden 63 Brutpaare festgestellt. Davon<br />

entfallen auf die Nuhnewiesen 47 Brutpaare,<br />

was einen neuen Höchststand darstellt.<br />

Weitere nennenswerte Vorkommen befi nden<br />

sich nur noch im Pitzfeld bei Medebach und in<br />

den NSG „Neue Born“ und „Springebachtal“.<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Schwarzkehlchen (90 % Medebacher Bucht,<br />

übriger HSK 50 %; F. Schnurbus):<br />

In diesem Jahr wurde erstmals kein Revier des<br />

Schwarzkelchens festgestellt.<br />

Gartenrotschwanz (10 %; E. Neuß):<br />

HSK-weit wurden 16 Reviere gemeldet.<br />

2007 2008<br />

Braunkelchenvorkommen im HSK<br />

Ringdrossel (80 %; B. Koch):<br />

Es gibt keine Bruthinweise. Nach Bruten der Art<br />

wurde nach erfolglosen Kontrollen in den Vorjahren<br />

nicht mehr gesucht.<br />

Braunkehlchen (98 %; F. Schnurbus):<br />

Die Ergebnisse im Pitzfeld und den Nuhnewiesen<br />

waren etwas schlechter als im Vorjahr. Dies<br />

hat vielleicht mit einem Starkregenereignis 2008<br />

zu tun, dem vermutlich einige Bruten zum Opfer<br />

gefallen sind. Ausgeglichen wird dies durch das<br />

erfreuliche Ergebnis an der Wache mit 5 Brutpaaren.<br />

Gesamtergebnis: 61 Brutpaare<br />

Nuhnewiesen<br />

Gesamtvorkommen<br />

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008<br />

Schwarzkehlchen (90 % Medebacher Bucht,<br />

übriger HSK 50 %; F. Schnurbus):<br />

Aus dem westlichen Bereich des HSK gibt es<br />

nach wie vor keine Meldungen. In der Medebacher<br />

Bucht gab es neben dem Brutnachweis bei<br />

Hallenberg dieses Jahr auch ein paar mehr Sichtungen<br />

als sonst.<br />

Gartenrotschwanz (10 %; R. Götte):<br />

In 2008 konnten 14 Reviere festgestellt werden.<br />

Dabei konnten drei Brutnachweise erbracht werden.


2007<br />

Baumpieper (? %; S. Kuhl)<br />

Es wurden 163 – 167 Reviere ermittelt (2006:<br />

97 – 101 Reviere). Dies ist eindeutig eine<br />

kartierungsbedingte Zunahme (ADEBAR-<br />

Kartierung). Vor allem in den Stadtgebieten<br />

Schmallenberg und Eslohe kam es zu größeren<br />

Datenzuwächsen.<br />

Allgemein betrachtet ist der Baumpieper über<br />

den gesamten HSK verbreitet, mit einer deutlichen<br />

Präferenz <strong>für</strong> Windwürfe, Kahlschläge<br />

und junge Baumkulturen.<br />

Die beiden größten Populationen befanden sich<br />

in 2007 in den NSG „Neuer Hagen“ (30 Reviere)<br />

und „Spreiberg“ (10 Reviere). Alle anderen Gebiete<br />

beinhalteten 1-6 Reviere.<br />

Wiesenpieper (50 % Medebacher Bucht; H. Legge):<br />

Für 2007 wurden insgesamt 90 – 94 Reviere<br />

gemeldet. Teilweise verschwanden Brutplätze;<br />

es wurden aber auch neue Brutgebiete bekannt.<br />

Es gibt bezüglich der Gesamtzahl keine grundlegenden<br />

Änderungen in den gut bearbeiteten<br />

Stadtgebieten Medebach, Hallenberg, Brilon<br />

und Marsberg. Aus vielen Stadtgebieten fehlen<br />

dagegen <strong>für</strong> 2007 Daten.<br />

Besorgniserregend sind die Zahlen aus folgendem<br />

Gebiet: 2007 wurden bei einer genauen<br />

2008<br />

<strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

Gartenrotschwanz-Männchen auf einem Gartenzaun. (Foto: R. Götte)<br />

27<br />

Baumpieper (20-30 %; S. Kuhl)<br />

Es wurden viele Kyrill-Flächen besiedelt, dies<br />

allerdings nur in wenigen Paaren. Oftmals siedeln<br />

nur Einzelpaare. Auch sind teilweise sehr<br />

große Windwürfe unbesiedelt. Ein Grund ist<br />

wohl die Strukturarmut der meisten Windwürfe<br />

(Mangel an Singwarten, etc.).<br />

Vielleicht kommt es durch vermehrten Aufwuchs<br />

in den nächsten Jahren zu Zunahmen.<br />

Ein echter Boom des Baumpiepers ist angesichts<br />

des bundesweiten Negativtrends aber eher unwahrscheinlich.<br />

Bilanz:<br />

128-129 mögliche Bruten<br />

25-27 wahrscheinliche Bruten<br />

2 Brutnachweise<br />

Insgesamt 155 - 158 Reviere.<br />

Wiesenpieper (50 % Medebacher Bucht; H. Legge):<br />

Für 2008 wurden insgesamt 114 Reviere gemeldet.<br />

Laut Schnurbus (mündl.) ist beim Wiesenpieper<br />

in der Medebacher Bucht ein ähnlicher Trend zu<br />

beobachten wie seit einigen Jahren beim Braunkehlchen:<br />

Im optimalen Lebensraum der Nuhnewiesen<br />

bei Hallenberg ist der Bestand stabil<br />

bzw. verbesserte sich sogar. Demgegenüber<br />

zieht sich die Art aus anderen, weniger guten<br />

Lebensräumen dieser Region zurück.


28 <strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

2007 2008<br />

Erfassung des NSG „Neuer Hagen“ bei Winterberg-Niedersfeld<br />

nur noch 10 Reviere ermittelt;<br />

in den 1980er Jahren gab es dort noch über 30<br />

Reviere.<br />

Wiesenschafstelze (90 %; B. Koch):<br />

Nach wie vor gibt es bislang<br />

nur ein Brutvorkommen im<br />

HSK: Für die Feldfl ur Marsberg-Meerhof<br />

konnten 5 BP bei<br />

einer Kontrolle im Mai ermittelt<br />

werden. Der Gesamtbestand<br />

lag allerdings wohl weit höher,<br />

doch konnten auf Grund von<br />

Zeitmangel im Jahr 2007 keine<br />

weiteren Kontrollen durchgeführt<br />

werden.<br />

Wiesenschafstelze<br />

(Foto: R. Götte)<br />

Karmingimpel (? %; B. Koch)<br />

Aus 2007 gibt es keine Meldungen diese Art betreffend.<br />

Grauammer (100 %; B. Koch):<br />

Seit einschließlich 1998 im HSK ausgestorben.<br />

Zippammer (90 %; F.-J. Stein):<br />

Im Berichtsjahr 2007 konnte das bisherige Topergebnis<br />

von 2006 nicht ganz erreicht werden.<br />

Nach 10 Revieren 2006 konnten 2007 „nur“ 8<br />

nachgewiesen werden. Angesichts dieser Zahl<br />

kann man von einer Stabilisierung des Bestandes<br />

sprechen.<br />

2 Steinbrüche, die 2006 besetzt waren, erbrachten<br />

in 2007 keine Zippammervorkommen. Trotzdem<br />

gab es 6 besiedelte Steinbrüche, da 2 neue<br />

Brüche besiedelt wurden.<br />

Im Steinbruch I, dem Ausgangspunkt der Besiedlung<br />

des HSK, wurden auch im Jahr 2007<br />

die meisten Reviere, nämlich 3, gefunden. In<br />

Erfreulich ist, dass im NSG „Hemmeker Bruch“<br />

östlich Brilon-Madfeld ähnlich wie in den Vorjahren<br />

ca. 15 Wiesenpieper ihr Revier hatten.<br />

Wiesenschafstelze (90 %; B. Koch):<br />

Der Brutbestand der Wiesenschafstelze<br />

hat im HSK weiter<br />

zugenommen.<br />

In der Feldfl ur um Marsberg-<br />

Meerhof /-Essentho konnten<br />

mind. 22 Reviere erfasst werden.<br />

Alle Brutplätze wie auch<br />

in Vorjahren in Raps.<br />

Erstmals brütete auch mindestens<br />

1 Paar (09.06.08 futtertragende<br />

Altvögel) nördl. von Brilon-Madfeld<br />

in Raps.<br />

Ein weiteres „bauendes“ Pärchen,<br />

sowie 1,0 mit Gesang<br />

und Balzfl ug wurden Ende Mai<br />

bei Arnsberg-Voßwinkel bzw.<br />

Arnsberg-Bachum beobachtet.<br />

Diese Reviere befanden sich allerdings<br />

in Sommer- bzw. Wintergerste.<br />

Karmingimpel (? %; B. Koch)<br />

Aus 2008 gibt es keine Meldungen diese Art betreffend.<br />

Grauammer (100 %; B. Koch):<br />

Seit einschließlich 1998 im HSK ausgestorben.<br />

Zippammer (90 %; F.-J. Stein):<br />

Nach einer kleinen Pause in 2007 mit 8 Revieren<br />

konnte 2008 ein neues Rekordergebnis<br />

<strong>für</strong> die Zippammer erbracht werden! 12<br />

Brutreviere in 6 verschiedenen Steinbrüchen<br />

ist der bisherige Höchststand der gezielten<br />

Erfassung der Art im Hochsauerlandkreis.<br />

Ein erstmals untersuchter Steinbruch im Hoppecketal<br />

mit 4 Revieren hatte einen hohen Anteil<br />

an dem erfreulichen Gesamtbild. Hier wurde<br />

auch der einzige Brutnachweis mit einem futtertragenden<br />

Altvogel erbracht. Auch im Steinbruch<br />

I, dem Ausgangspunkt der Verbreitung der<br />

Art im Hochsauerlandkreis, konnten 4 Reviere


2007 2008<br />

den anderen Brüchen wurde nur jeweils 1 Revier<br />

ermittelt.<br />

Brutnachweise gelangen 2007 leider nicht.<br />

Rohrammer (80 %; B. Koch):<br />

15 Brutplätze mit 28-29 BP bzw. singenden<br />

Männchen konnten <strong>für</strong> 2007 ermittelt werden:<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

<strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

29<br />

ermittelt werden.<br />

Insgesamt wurden jetzt in 9 Steinbrüchen jemals<br />

Zippammerreviere ermittelt. Zusätzlich wurden<br />

in 2008 noch 8 Steinbrüche im Raum Brilon und<br />

Marsberg und weitere im Ruhrtal bei Nuttlar erfolglos<br />

kontrolliert.<br />

Rohrammer (80 %; B. Koch):<br />

17 Brutplätze mit 29 BP bzw. singenden Männchen<br />

konnten <strong>für</strong> 2008 ermittelt werden.<br />

Brutbestandsentwicklung der Zippammer im Hochsauerlandkreis<br />

Reviere<br />

besiedelte Steinbrüche<br />

Zippammer auf der Spitze einer jungen Fichte im Brutrevier.<br />

(Foto: R. Götte)<br />

Der OAG-Bericht wurde zusammengestellt von Harald Legge und Richard Götte.<br />

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008


30 <strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

Wasseramsel mit Futter (Foto: R. Götte)<br />

Hilfe <strong>für</strong> die Wasseramsel<br />

Die Wasseramsel hat als<br />

Vogel der Mittelgebirge einen<br />

Verbreitungsschwerpunkt im Sauerland.<br />

Saubere, schnell fl ießende Bäche und<br />

kleinere Flüsse, in denen sie ihre Nahrung<br />

durch Tauchgänge am Bachgrunde sucht,<br />

fi ndet sie bei uns in großer Zahl. Aber da<br />

sie ihre Nester mit Vorliebe unter Brücken<br />

baut, liegt dort ihr Problem. In früheren<br />

Zeiten fand sie in den Mauerritzen und<br />

hinter T-Trägern Platz <strong>für</strong> den Nestbau.<br />

Bei den modernen Brücken aus Beton-<br />

Fertigteilen oder gar aus Wellblech hat<br />

sie keine Chance! Und keine Behörde<br />

und kein Bauunternehmen denkt an die<br />

Wasseramsel. Darum kann der Bestand<br />

dieser interessanten Singvogelart, die<br />

in der Vergangenheit sehr unter der<br />

Begradigung und dem Ausbau von<br />

Fließgewässern zu leiden hatte, durch<br />

einfache <strong>Natur</strong>schutzmaßnahmen<br />

erheblich gestützt werden.<br />

Ich habe deshalb in den Jahren von 1989 bis 1995<br />

im gesamten Stadtgebiet von Schmallenberg<br />

bis in die entferntesten Randgebiete an allen<br />

Bächen ca. 200 Nistkästen <strong>für</strong> die Wasseramseln<br />

aufgehängt. Im Durchschnitt der letzten 20 Jahre<br />

waren jedes Jahr etwa 85 von zur Zeit noch 145<br />

Kästen von Wasseramseln besetzt. Hinzu kamen<br />

jährlich noch etwa 15 Gebirgsstelzen. 1991<br />

waren alle 9 Kästen im Sorpetal von Rehsiepen<br />

bis Winkhausen besetzt, und 2008 haben dort in<br />

mittlerweile 12 Kästen 9 Wasseramseln und eine<br />

Gebirgsstelze gebrütet. Diese Zahlen machen<br />

deutlich, dass die Population der Art durch<br />

künstliche Nisthilfen erheblich gestützt wird.<br />

Meine Nistkästen sind aus Plastik. Am Anfang<br />

habe ich mir die Frage gestellt, ob Plastik-<br />

Nistkästen wirklich in die <strong>Natur</strong> gehören. Aber<br />

die modernen Brücken sind nun auch nicht<br />

gerade sehr natürlich. Und statt dass die Kanister<br />

im Müll landen, wie es damals vor Einführung<br />

der Gelben Säcke der Fall war, erfüllen sie so<br />

noch einen guten Zweck. Unter den meisten<br />

Brücken sind sie von Straßen und Wegen aus<br />

auch gar nicht zu sehen.<br />

Die Plastikkästen sind bei Wasseramseln sehr<br />

beliebt. Ich habe mir den Spaß gemacht und<br />

unter einigen Brücken zusätzlich zum Kasten<br />

aus Holz einen aus Plastik angebracht. Meistens<br />

war der Plastikkasten besetzt.<br />

Nisthilfe <strong>für</strong> Wasseramseln (Foto: F.-J. Lecke)


Das Anbringen der Plastikkanister ist dank des<br />

neuen Akku-Bohrhammers, den uns die Firma<br />

BOSCH großzügiger Weise gespendet hat,<br />

sehr schnell und problemlos zu schaffen. Man<br />

bekommt diese 10-Liter-Kanister kostenlos<br />

bei Reinigungsfi rmen, die große Gebäude wie<br />

Krankenhäuser und Schulen reinigen, aber auch<br />

bei Metzgereien. Im Gegensatz zu Holzkästen<br />

kann man sie ausnahmslos unter jeder Brücke<br />

befestigen. Wie auf den Fotos zu sehen ist, hängen<br />

meine Kästen auch unter Wellblechbrücken,<br />

zum Beispiel bei Westernbödefeld, und auch<br />

in Rohrdurchlässen, die man häufi g in Wäldern<br />

fi ndet. Damit die Kästen richtig stabil hängen,<br />

verstärke ich den Dachbereich mit einer<br />

Schieferplatte (siehe Fotos), die ich auf den<br />

Abfallhalden bei Bad Fredeburg fi nde.<br />

Plastikkanister halten ewig. Die ersten Kästen,<br />

die ich 1983 aufgehängt habe, sind unverändert<br />

stabil. Man muss allerdings darauf achten, dass<br />

kein direktes Sonnenlicht auf die Kanister fällt,<br />

denn UV-Licht können sie nicht vertragen. Bei<br />

höheren Brücken kann das an den Seitenwänden<br />

eventuell passieren.<br />

Nisthilfe unter einer Betonbrücke (Foto: F.-J. Lecke)<br />

In den Anfangsjahren habe ich Nistkästen auch<br />

in den Dörfern aufgehängt. Davon muss ich aber<br />

abraten, da sie zu leicht Opfer spielender Kinder<br />

werden. Der Abstand der einzelnen Kästen muss<br />

nicht besonders groß sein. In einem Jahr waren<br />

sogar zwei Kästen unter einer Brücke besetzt,<br />

einer aus Plastik und ein gekaufter, wie sie vom<br />

Handel angeboten werden. Wahrscheinlich<br />

handelt es sich dabei um die zweite Brut des<br />

selben Paares. Am unteren Ende des Skigebietes<br />

„Westfalenhang“ zwischen Nordenau und<br />

<strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

31<br />

Wasseramsel mit Futter (Foto: R. Götte)<br />

Altastenberg hängt ein Nistkasten auf 650 m ü.<br />

NN. Er ist fast jedes Jahr besetzt. Wasseramseln<br />

brüten auch unter Brücken in Nadelwäldern.<br />

Wenn ich bei meinen jährlichen Kontrollen<br />

einen Holzkasten säubern muss, fällt mir immer<br />

wieder der Vorteil des Plastikkastens auf. Mit<br />

einem Griff ist der gesamt Inhalt entfernt. Und<br />

auch unter den alten gemauerten Brücken ist<br />

das Nistmaterial dank der Plastikkanister immer<br />

trocken, was natürlich ein weiterer großer Vorteil<br />

<strong>für</strong> die Brut ist.<br />

Franz Josef Lecke


32 <strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

Wasseramselnest auf einem Holzbrett als Nisthilfe (Foto: R. Götte)<br />

Ein persönliches Wort zur Nistkastenwahl:<br />

Wie Franz-Josef Lecke in seinem Artikel zu Beginn<br />

anführte, hatte er überlegt, ob Plastiknistkästen<br />

in die <strong>Natur</strong> gehören.<br />

Schon in den 80-er Jahren habe ich einen Plastiknistkasten<br />

<strong>für</strong> Meisen oder Stare in einem Baum<br />

hängen sehen, der zuvor mit Herbiziden gefüllt<br />

war. Das hat mich abgeschreckt. Wo fängt das<br />

Machbare an und wo hört es auf?<br />

Meine Meinung zu diesem Thema ist ziemlich<br />

klar. Ich hänge keine Plastikeimer in die <strong>Natur</strong>.<br />

So lange es <strong>für</strong> mich andere Wege gibt, Artenschutz<br />

<strong>für</strong> bestimmte Tierarten durch Nistkästen<br />

zu betreiben, werde ich auf die Plastikvariante<br />

verzichten.<br />

Franz-Josef Leckes Argumente sind schlüssig<br />

und nachvollziehbar. Aber es funktioniert auch<br />

mit einem Holzbrettchen unter einer Brücke.<br />

So habe ich der Wasseramsel an der Hoppecke<br />

geholfen. Nachdem ich im März erkannt hatte,<br />

dass Brutmöglichkeiten fehlten und Holzbrettchen<br />

aus Resten unter Brücken angebracht hatte,<br />

waren schon nach zwei Wochen fertige Nester<br />

vorhanden.<br />

Und ich hatte ein gutes Gefühl.<br />

Richard Götte


<strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

DER HIRSCHKÄFER (LUCANUS CERVUS)<br />

IM LUER-, ECHTHAUSER UND ARNSBERGER WALD<br />

Einleitung<br />

UND DEREN BEDEUTUNG FÜR NRW<br />

Der Hirschkäfer ist der größte, interessanteste<br />

einheimische Käfer und einer von wenigen<br />

Käferarten, die weiten Teilen der Bevölkerung<br />

bekannt sind. Sein hoher Grad an Bekanntheit<br />

und die respektvollen, an ein Hirschgeweih<br />

erinnernden Kieferzangen der Männchen, haben<br />

allerdings nicht verhindern können, dass der<br />

Hirschkäfer immer seltener geworden ist.<br />

So wird die Art in der Roten Liste der<br />

gefährdeten Tierarten <strong>für</strong> Deutschland in der<br />

Kategorie 2 „stark gefährdet“ geführt (BRECHTEL<br />

& KOSTENBADER 2002).<br />

Auch bezogen auf Europa ist es nicht besser<br />

um den Hirschkäfer bestellt. In der Richtlinie<br />

92/43/EWG der Europäischen Union, auch<br />

Flora-Fauna-Habitat- oder kurz FFH-Richtlinie<br />

genannt, ist der Hirschkäfer im Anhang 2 gelistet.<br />

Dies verpfl ichtet die Mitgliedstaaten, Gebiete<br />

zum Schutz des Hirschkäfer auszuweisen.<br />

Kämpfende Männchen<br />

33<br />

Das Land NRW hat sich dieser Aufgabe in den<br />

letzten Jahren gestellt und hat zunächst Daten<br />

zum Hirschkäfer gesammelt und ausgewertet.<br />

Die Biologische Station im Kreis Wesel e.V. hat<br />

in diesem Zusammenhang in den Jahren 1998,<br />

2003, 2004 und 2005 (KRETSCHMER 1998, 2003)<br />

die Vorkommen vom Hirschkäfer in NRW –<br />

unter anderem im Sauerland – untersucht.<br />

Verbreitung des Hirschkäfers in NRW<br />

Als Ergebnis ist festzustellen, dass der<br />

Hirschkäfer zwar zerstreut aber doch in allen<br />

Großland schaften des Landes zu fi nden ist. Neben<br />

der zunächst positiv anmutenden Verbreitung,<br />

folgt aus den Untersuchungen jedoch auch die<br />

Erkenntnis, dass die Zukunftsaussichten <strong>für</strong><br />

den Hirschkäfer weniger gut sind. So kann der<br />

Erhaltungszustand sowohl der atlantischen, als<br />

auch der kontinentalen Hirsch käferpopulation<br />

nur als ungünstig bis unzureichend bewertet<br />

werden (MUNLV 2009). Die Gründe <strong>für</strong> die<br />

Gefährdung der Bestände sind vielfältig:


34 <strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

Verlust oder Entwertung der ursprünglichen<br />

Lebensräume (alte, lichte Laubwaldbestände<br />

mit hohen Anteil an Alt- und Totholz) durch<br />

Umbau in strukturarme Bestände (z. B.<br />

Nadelwälder), großfl ächige Kahlhiebe, und<br />

Entfernen von starkem Alt- und Totholz.<br />

Verlust von (potenziellen) Brutbäumen/<br />

Brutsubstraten (Wurzelstöcke, Stubben,<br />

anbrüchige Laubbäume) durch Stubbenrodung,<br />

Entnahme von physiologisch<br />

geschwächten oder anderweitig<br />

geschädigten Altbäumen, toten Bäumen<br />

sowie intensive forstwirtschaftiche (d. h.<br />

tiefe) Bodenbearbeitung.<br />

Durchführung von Baumfällungen,<br />

Baumschnitt, baumchirurgischen<br />

Maßnahmen (z. B. Parks, Alleen, Einzelbäume).<br />

Verschlechterung der besiedelten<br />

Lebensräume durch Biozide in Laubmisch-<br />

wäldern und Parkanlagen.<br />

Tierverluste (Larven, Puppen, Imagines)<br />

durch natürliche Fressfeinde (v.a.<br />

Wildschweine) und durch den Straßenverkehr.<br />

Isolation der verbliebenen Populationen<br />

z. B. durch Infrastrukurmaßnahmen (Straßen,<br />

Kanäle, u.a. Baumaßnahmen) und Rodung<br />

alter Wälder.<br />

Vorkommen Luer-, Echthauser und<br />

Arnsberger Wald<br />

Während der Untersuchungen zur Verbreitung<br />

des Hirschkäfers in NRW stellte sich heraus,<br />

dass viele Vorkommen entlang der großen Flüsse<br />

zu fi nden sind. Dies gilt auch <strong>für</strong> die links und<br />

rechts der Ruhr gelegenen Luer-, Echthauser und<br />

Arnsberger Wälder. Erste Hinweise ergab eine<br />

Untersuchung im Jahr 1998, die <strong>für</strong> die Region<br />

4 Nachweise ergab; bis zum Jahr 2004 folgten<br />

weitere Meldungen. Auch in den Meldebögen zu<br />

den FFH- Gebiete „Luerwald und Bieberbach“<br />

und „Arnsberger Wald“ ist der Hirschkäfer als<br />

Anhang II-Art genannt. So beauftragte das Land<br />

NRW im Jahr 2005 die Biologische Station mit<br />

der Untersuchung der örtlichen Populationen.<br />

Dabei wurden insgesamt 18 potentielle<br />

Lebensräume untersucht und mit Hilfe einer<br />

eigens <strong>für</strong> den Hirschkäfer entwickelten FFH-<br />

Bewertungsmatrix untersucht.<br />

Die erhobenen Daten dienten als Grundlage<br />

<strong>für</strong> den FFH-Gesamt-Bericht des Landes NRW<br />

(MUNLV 2007). Dabei wurde der Zustand der<br />

Population und das Verbreitungsgebiet mit „C“<br />

(mittel bis schlecht) und die Lebensraumqualität<br />

mit „B“ (gut) bewertet. Insgesamt ergibt sich<br />

daraus ein „C“.<br />

Obwohl in allen untersuchten sauerländischen<br />

Wäldern gute bis sehr gute Habitate <strong>für</strong><br />

Hirschkäfer vorhanden sind, die sich zudem<br />

durch sehr geringe Beeinträchtigungen<br />

(Bewertung durchweg „A“) auszeichnen, scheint<br />

sich aufgrund der Untersuchungen aus 2005<br />

die Population in einem kritischen Zustand zu<br />

befi nden. So musste die Population in 13 der 18<br />

Teilgebiete mit „D“ (unzureichend bzw. keine<br />

Daten) bewertete werden. Aus dem Arnsberger<br />

Wald gelang zumindest im Jahr 2005, kein<br />

Nachweis. Lediglich in 2 der 12 Teilgebiete des<br />

Arnsberger Waldes wurden vor dem Jahr 2005<br />

Hirschkäfer beobachtet.<br />

Hirschkäfer-Weibchen an einer Saftstelle


Tabelle 1: Bewertung von<br />

Hirschkäferpopulationen in den<br />

FFH-Gebiete „Arnsberger Wald“ und<br />

„Luerwald – Bieberbach“ 2005<br />

(A = hervorragend; B = gut; C = mittel<br />

bis schlecht; D = unzureichend/keine<br />

Daten)<br />

<strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

Gebiet / Teilbereich Bewertung gemäß FFH-Bewertungsbogen<br />

Habitat- Zustand der Beeinträch- Gesamt<br />

qualität Population tigungen<br />

Arnsberger Wald B C A C<br />

Berbketal A D A C<br />

Forsthaus Breitenbruch B C A B<br />

B229 südl. Breitenbruch B D A C<br />

Scharfenberg C D A C<br />

Kastanielkeller B C A B<br />

NZ Schlickmannsweg C D A C<br />

Südl. Papenberg B D A C<br />

Östlich Südrandweg B D A C<br />

Kämpchen A D A C<br />

Nördl. Wilhelmsruh B D A C<br />

Körbecker Mark A D A C<br />

Südl. Neuhaus B D A C<br />

Luerwald und Biberbach B C A B<br />

Potsdammer Platz B D A C<br />

Bertholds Heide B D A C<br />

Pferdekämpe B C A B<br />

Wildwald Vosswinkel A B A B<br />

Lindloh A D A C<br />

Birkey B D A C<br />

Lichter Eichen-Mischwald mit Totholz – ein idealer Hirschkäferlebensraum<br />

35


36 <strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

Hierzu ist allerdings anzumerken, dass die<br />

Hochlagen des Sauerlandes vermutlich frei von<br />

Hirschkäfern sind. Der höchste Nachweis eines<br />

Hirschkäfers liegt im Arnsberger Wald etwa bei<br />

360 m ü NN. Abgesehen von den klimatischen<br />

Bedingungen fehlen in den Hochlagen<br />

auch die <strong>für</strong> den Hirschkäfer erforderlichen<br />

Waldgesellschaften.<br />

In den 6 Teilgebieten im FFH-Gebiet „Luerwald<br />

und Biberbach“ gab es immerhin in einem Gebiet<br />

aktuelle Nachweise.<br />

Konkrete Aussagen zur Populationstärke<br />

scheiterten bis 2005 allerdings auch an der<br />

geringen Anzahl zur Verfügung stehender Untersuchungs<br />

tage. Eine genauere Untersuchung<br />

wurde aus diesem Grund empfohlen.<br />

Seit dem wird in der Region vermehrt auf das<br />

Vorkommen von Hirschkäfern geachtet. Bis<br />

Ende 2008 wurden insgesamt 59 Nachweise mit<br />

85 Individuen registriert, wobei das Jahr 2008<br />

mit 31 Individuen besonders hervorzuheben<br />

ist. Bis auf wenige Ausnahmen verteilen sich<br />

die festgestellten Individuen auf die folgenden<br />

3 Bereiche im Luerwald und im Echthauser<br />

Wald:<br />

Wildwald (47 Individuen)<br />

Schwarzer Weg und Umgebung<br />

(26 Individuen)<br />

Obermannsbusch/Auf dem Berge<br />

(8 Individuen)<br />

Aufkommende <strong>Natur</strong>verjüngung von Fichte sollte beobachtet<br />

und ggf. entfernt werden<br />

Wendet man die nun bekannten<br />

Hirschkäfernachweise auf den FFH-Bewertungsbogen<br />

an, so wäre die Population im Wildwald<br />

mit Hervorragend (A) und die im Bereich der<br />

Schwarzen Weges sowie die am Obermannsbusch<br />

mit Gut (B) zu bewerten. Weite Teile des<br />

Echthauser Waldes sind allerdings nicht als<br />

FFH-Gebiet ausgewiesen.<br />

Anhand der Ergebnisse ist das Vorkommen des<br />

Hirschkäfers im Luerwald und Echthauser Wald<br />

als das wohl größte im Sauerland zu betrachten.<br />

Die Population ist erfreulich groß und stabil,<br />

verteilt sich jedoch auf nur wenige Bereiche.<br />

Die Vorkommen im Arnsberger Wald sind im<br />

direkten Vergleich von geringerer Bedeutung.<br />

Ein Ursache hier<strong>für</strong> liegt vermutlich in der<br />

Höhenlage, zahlreiche Berge liegen mehr als 400<br />

m ü. NN. Das höchste bekannte Vorkommen des<br />

Hirschkäfers im Sauerland liegt be ca. 360 m.<br />

ü. NN.<br />

Alle Gebiete spielen jedoch als<br />

Verbindungsbiotope der einzelnen Vorkommen<br />

entlang der Ruhr eine herausragende Rolle und<br />

erfüllen somit wichtige Aufgaben in Bezug auf<br />

den Biotopverbund. Aufgrund der im Vergleich zu<br />

den anderen Vorkommen im Sauerland insgesamt<br />

günstigeren Voraussetzungen (Mikroklima,<br />

Waldstrukturen) zählt der Wildwald im FFH-<br />

Gebiet „Luerwald und Biberbach“ und der<br />

Echthauser Wald zu den wesentlichen Gebieten<br />

<strong>für</strong> einen langfristigen, hoffentlich erfolgreichen,<br />

Erhalt der Hirschkäferpopulationen in NRW und<br />

speziell im Sauerland.<br />

Die Ausweisung der Gebiete u. a. <strong>für</strong> den Erhalt<br />

der Hirschkäfer in Sinne des Anhangs 2 der<br />

FFH-Richtlinie ist somit richtig und geboten.<br />

Zur langfristigen Sicherung der Population gilt<br />

es die bestehenden, negativ bewerteten Kriterien<br />

zu verbessern. Dabei sollten zwei primäre Ziele<br />

verfolgt werden, um den bestehenden negativen<br />

Trend umzukehren:<br />

Erhalt der vorhandenen lokalen Populationen<br />

Erschließung neuer, geeigneter<br />

Hirschkäferhabitate durch Biotopverbund<br />

(Aufhebung der Isolation)


Vorgeschlagene und umgesetzte<br />

Maßnahmen<br />

Um die gesetzten Ziele erreichen zu können<br />

Bedarf es verschiedener Maßnahmen, die im<br />

wesentlichen auch in den Meldedokumenten <strong>für</strong><br />

die FFH-Gebiete zusammengefasst sind:<br />

Erhalt der vorhandene lokalen Populationen<br />

Erhaltung und Entwicklung der<br />

lebensraumtypischen Eichen- und<br />

Eichen-Mischwälder (u. a. Steileichen-<br />

Hainbuchenwald, LRT 9160)<br />

Förderung und Erhaltung von Altbäumen.<br />

Erhaltung von geeigneten Brutbäumen/<br />

Brutsubstraten<br />

Die Waldbereiche in denen der Hirschkäfer zur<br />

Zeit vorkommt haben bereits eine gute Struktur,<br />

vielfach auch einen hohen Anteil an Totholz.<br />

Stellenweise einwandernde <strong>Natur</strong>verjüngung<br />

von Nadelholz (vor allem Fichte) muss<br />

beobachtet werden und darf nicht zu Lasten der<br />

Eiche gehen. Insbesondere die Beschattung der<br />

Fichte in Mischwäldern wirkt sich negativ aus.<br />

Hirschkäfer bevorzugen warme sonnenexponierte<br />

Lebensräume. Viele Untersuchungen zeigen,<br />

dass sich die Tiere nicht „mitten im (Laub-)Wald“<br />

sondern eher in aufgelockerten Beständen und<br />

Randbereichen aufhalten. Hier sollte der Bestand<br />

aufgelockert und die Eiche gefördert werden.<br />

Der oft praktizierte Femelhieb von Altbäumen<br />

führt zu ausreichend Brutsubstrat, allerdings<br />

wird dieses zum Teil durch die kommende<br />

<strong>Natur</strong>verjüngung beschattet. Dies gilt<br />

insbesondere <strong>für</strong> Buchen. Da ein Buchenstubben<br />

durchaus 15 Jahre als Brutsubstrat dienen kann,<br />

sollte die Verjüngung zumindest in den ersten<br />

Jahren zurückgehalten werden. Dies trifft<br />

besonders auf einige Bereiche im Wildwald zu.<br />

Langfristig sollte der Anteil an starken Totholz<br />

– dort wo noch nicht ausreichend vorhanden –<br />

erhöht werden. Unbedingt ist starkes liegendes<br />

Baumholz als Brutsubstrat im Bestand zu<br />

belassen. Stubben sollten – wie bisher praktiziert<br />

– auch in der Zukunft nicht gerodet werden.<br />

<strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

37<br />

Erschließung geeigneter Hirschkäferhabitate<br />

Erhaltung und Förderung von alten<br />

Baumgruppen, Baumreihen und<br />

Solitärbäumen, auch in der Feldfl ur.<br />

Anlage von „Brutmeilern"<br />

Exemplarische Lohenutzung<br />

Verhinderung und Rückbau von die<br />

Population isolierenden Strukturen<br />

Hirschkäfer sind nur in geringem Maße mobil,<br />

der Aktionsradius der Tiere liegt i.d.R unter 1 km.<br />

Hinzu kommt, dass die Tiere in ihrem Lebensraum<br />

Brutmeiler im Wildwald<br />

entsprechenden Habitat zu verweilen und nicht<br />

aktiv nach neuen Lebensräumen suchen. Damit<br />

letztere überhaupt erschlossen werden können,<br />

bedarf es mehrerer sogenannter Trittsteinbiotope,<br />

über die Schritt <strong>für</strong> Schritt eine Besiedlung<br />

erfolgen kann. Entlang der Waldränder fi nden<br />

sich oft schmale Laubholzstreifen. Diese sollten<br />

ausgebaut und die Eiche gefördert werden.<br />

Besonders aussichtsreich sind Waldränder<br />

die von der Abendsonne besonnt werden und<br />

die bekannte Hirschkäferpopulationen mit<br />

geeigneten Lebensräumen verbinden. Auch


38 <strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

Männlicher Hirschkäfer<br />

Laubbaumgruppen, Einzelbäume und Alleen<br />

an wenig befahrenen Wegen sind mögliche<br />

Verbindungskorridore. Keineswegs ist der<br />

Hirschkäfer an Wälder gebunden, entsprechend<br />

sollten auf Feldgehölze, Bäume auf Höfen oder<br />

auch Obstwiesen in die Überlegungen <strong>für</strong> einen<br />

Biotopverbund <strong>für</strong> den Hirschkäfer einbezogen<br />

werden.<br />

Dort, wo noch kein geeignetes Brutsubstrat<br />

vorhanden ist, können im Sinne einer<br />

längerfristigen Überbrückungsmaßnahme<br />

Brutmeiler <strong>für</strong> die Entwicklung der Larven<br />

angelegt werden. Im Wildwald sollten 2 – 3<br />

Brutweiler an besonnten, nicht zu feuchten<br />

Stellen neu angelegt werden. Der Vorhandene<br />

Brutmeiler ist mittlerweile zu stark beschattet.<br />

Die Neuanlage erfolgt hier in erster Linie aus<br />

pädagogischen Gründen, um die Besucher <strong>für</strong><br />

die FFH-Art Hirschkäfer zu sensibilisieren. Im<br />

Echthauser Wald sind im Bereich der Schwarzen<br />

Weges und am Obermannsbusch bereits 4 Meiler<br />

angelegt worden – ein vorbildliches Beispiel <strong>für</strong><br />

die Region. Die Meiler unterstützen die lokale<br />

Population und helfen diese zu stabilisieren.<br />

Wichtig ist, dass sie einige Jahre sonnenexponiert<br />

bleiben und nicht zuwachsen. Die Anlage<br />

weiterer Meiler kann ggf. unterstützend auf<br />

die Populationen wirken. Infrage kommen die<br />

Bereiche in den bisher nur wenige Individuen<br />

Nachgewiesen wurden und solche, die im<br />

Bereich der angesprochenen Trittsteinbiotope<br />

liegen.<br />

Im Wildwald bietet sich an alte<br />

Waldnutzungsformen mit dem Hirschkäferschutz<br />

zu verbinden. Die Gewinnung der Lohe führt<br />

durch dass Abschälen der Eichen zu einen<br />

Saftfl uss, sprich zu einem Nahrungsangebot<br />

<strong>für</strong> die adulten Hirschkäfer. Die absterbenden<br />

Bäume hinterlassen eine absterbende Wurzel<br />

und damit Brutsubstrat <strong>für</strong> die Larven und die<br />

aufgrund der regelmäßigen Nutzung bleibt der<br />

Bestand verhältnismäßig offen, wodurch sich<br />

ein günstiges Mikroklima ergibt.<br />

Die Besiedelung neuer Lebensräume aber auch<br />

der Austausch zwischen den Populationen<br />

scheitert oft an Barrieren, die vom Hirschkäfer<br />

nicht überwunden werden. Hierzu gehören nebn<br />

dicht befahrenen Straßen, Kanälen, Siedlungen,<br />

etc. auch größere ohne nennenswerte<br />

Krautschicht.


Bei allen Maßnahmen ist zu beachten, dass der<br />

Hirschkäfer ein 5-7 jährige Entwicklungszeit<br />

hat. Bis sich einen sichtbarer Erfolg zeigt, ist<br />

Geduld wichtig.<br />

Die gesamte Thematik rund um den Hirschkäfer<br />

könnte im Wildwald <strong>für</strong> die Besucher<br />

aufgearbeitet werden. Indirekt könnte auf diese<br />

Weise ebenfalls ein Beitrag zum Schutz der<br />

Hirschkäfer geleistet werden.<br />

Zusammenfassung<br />

Der Hirschkäfer gehört zu den europaweit<br />

bedrohten Tierarten. Er kommt in NRW zwar<br />

noch vereinzelt, seine Erhaltungsprognose wird<br />

jedoch als ungünstig bis unzureichend bewertet.<br />

Die Wälder links und rechts der Ruhr bilden eines<br />

der wichtigsten Hirschkäfergebiete in NRW. Die<br />

FFH-Gebiete „Luerwald und Bieberbach“ inkl.<br />

dem Echthauser Wald sowie der „Arnsberger<br />

Wald“ sind vom Land NRW u. a. zum Schutz<br />

der dortigen Hirschkäferpopulation ausgewiesen<br />

worden. Im Luerwald und Echthauser Wald<br />

fi nden sich die größten Populationen im<br />

Sauerland.<br />

Die Lebensräume sind von guter bis sehr guter<br />

Qualität. 2005 wurde der Zustand der Population,<br />

wie im Landesdurchschnitt, als mittelmäßig<br />

bewertet. Der damaligen Bewertung lagen<br />

allerdings nur wenige Nachweise zugrunde.<br />

Mittlerweile kann aufgrund neuerer Zahlen in<br />

Teilbereichen von einer stabilen Population<br />

ausgegangen werden.<br />

Ein wesentliches Defi zit ist, dass vorhandene<br />

wie potentielle Lebensräume vonein ander<br />

isoliert sind. Mit Hilfe von spezifi schen<br />

Artenschutzmaßnahmen sollte der Zustand der<br />

Population langfristig verbessert werden. Erste<br />

Maßnahmen wurden bereits umgesetzt, so dass<br />

die Aussichten <strong>für</strong> einen Erhalt der Population<br />

günstig sind.<br />

<strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

Literatur zum Hirschkäfer<br />

39<br />

BRECHTEL, F. & H. KOSTENBADER (Hrsg.)<br />

(2002): Die Pracht- und Hirschkäfer Baden-<br />

Württembergs, Ulmer Verlag.<br />

KLAUSNITZER, B. (1996): Die Hirschkäfer. 2.<br />

Aufl . Neue Brehm-Bücherei, Springer-Verlag.<br />

KRETSCHMER, K. (1998): Die Verbreitung<br />

des Hirschkäfers in NRW - Ergebnisse einer<br />

Umfrage. Endbericht zu einem Werkvertrag mit<br />

der LÖBF NRW.<br />

KRETSCHMER, K. (2003): Hirschkäfer (Lucanus<br />

cervus L. 1758) in Nordrhein-Westfalen -<br />

Ergebnisse einer Umfrage. Endbericht zu einem<br />

Werkvertrag mit der LÖBF NRW.<br />

Mader, Detlef (2009): Populationsdynamik,<br />

Ökologie und Schutz des Hirschkäfers im<br />

Raum Heidelberg und Mannheim. Verlag<br />

Regionalkultur<br />

MUNLV (2007): FFH-Berichtspfl icht 2007<br />

Nordrhein-Westfalen. http://www.naturschutzfachinformationssysteme-nrw.de/ffhberichtspfl<br />

icht_2007/<br />

MUNLV (2009): Infosystem FFH-Arten und<br />

Europäische Vogelarten in Nordrhein-Westfalen.<br />

http://ffh-arten.naturschutz-fachinformationennrw.de/ffh-arten/content/de/index.html.<br />

RINK, M. (2007). Der Hirschkäfer Lucanus cervus<br />

in der Kulturlandschaft: Ausbreitungsverhalten,<br />

Habitatnutzung und Reproduktionsbiologie<br />

im Flusstal. Dissertation, Universität<br />

Koblenz-Landau, Institut <strong>für</strong> Integrierte<br />

<strong>Natur</strong>wissenschaften, Abt. Biologie.<br />

SPRECHER-UEBERSAX W. & H. DURRER (2001):<br />

Verhaltensstudien beim Hirschkäfer mittels<br />

Telemetrie und Videoaufzeichnungen<br />

(Coleoptera, Lucanus cervus L.).<br />

Klaus Kretschmer, Biologische Station im<br />

Kreis Wesel e.V.<br />

Bildautor aller Bilder: Klaus Kretschmer<br />

Karte_01:<br />

(Quelle LANUV NRW 2008, http://ffh-arten.naturschutzfachinformationen-nrw.de)


40 <strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

Honig – ein wertvolles <strong>Natur</strong>produkt und mehr<br />

Wissenswertes über die Bienen, unseren Honig und die Imkerei<br />

Nektar und Honigtau sind die Energielieferanten<br />

des Bienenvolkes. Sie bestehen hauptsächlich aus<br />

Zuckern und Wasser. Leider ist so eine Zuckerlösung<br />

schnell verderblich. Die Bienen müssen<br />

diesen Vorrat an Kohlenhydraten also konservieren,<br />

um ihn sicher über den Winter zu bringen,<br />

ähnlich wie wir Menschen dies mit Gelees und<br />

Marmeladen machen. Genau so setzen die Bienen<br />

Stoffe hinzu und entziehen den Vorräten Wasser.<br />

Dies ist ein aufwendiger Prozess, der mehrere<br />

Tage dauert und viele Arbeitsschritte umfasst.<br />

Am Ende ist Honig entstanden, die Nahrungsreserve<br />

des Bienenvolkes <strong>für</strong> Zeiten mit geringer<br />

oder fehlender Tracht, vor allem <strong>für</strong> den Winter.<br />

Honigbiene besucht Apfelblüte (Foto: R. Götte)<br />

Wie sich der Honig zusammensetzt, hängt von<br />

der eingetragenen Tracht ab. Welche Trachtpfl<br />

anzen wurden besucht? Wurde Nektar oder<br />

Honigtau eingetragen?<br />

Die Eigenschaften eines Honigs werden vor<br />

allem von der Zusammensetzung der Zucker<br />

bestimmt. Blütenhonige enthalten in der Regel<br />

mehr Traubenzucker als Honigtauhonige. Ein<br />

typischer Blütenhonig ist der Rapshonig. Er<br />

kommt ausschließlich in der weißen, cremigen<br />

Form zu den Verbrauchern. Ein Waldhonig enthält<br />

deutlich weniger Traubenzucker. Meist kristallisiert<br />

er spät oder gar nicht aus.<br />

Wer verbindet mit dem Begriff Honig nicht die<br />

goldgelbe Farbe? Schon unsere Vorfahren benannten<br />

ihn danach: Im Althochdeutschen heißt<br />

er honang, der Goldfarbene. Die Farbe des Honigs<br />

ist abhängig von der eingetragenen Tracht.<br />

Generell gilt, dass Honigtau dunklere Honige er-<br />

gibt als Nektar. Ein wesentlicher Teil der Farbe<br />

stammt vom Pollen, den die Bienen mit eintragen.<br />

Wenn Sie von unseren Imkern und dessen Bienen<br />

sprechen, denken Sie sicherlich meistens an<br />

solch einen Honig als leckeren Brotaufstrich,<br />

wovon die Deutschen durchschnittlich 1,3 Kilogramm<br />

pro Jahr verzehren. Die fl eißigen Bienen<br />

vollbringen da<strong>für</strong> rekordverdächtige Leistungen.<br />

Für ein Pfund Honig müssen sie mehrere<br />

Millionen Blüten anfl iegen und dabei eine Strecke<br />

zurücklegen, die dreimal um die ganze Erde<br />

reicht. Das Endprodukt Honig entsteht dadurch,<br />

dass der Pfl anzennektar, den die Sammlerin in<br />

der Blüte aufsaugt und in ihrem Honigmagen<br />

nach Hause transportiert, im Bienenstock von<br />

Biene zu Biene weitergereicht wird. Dabei werden<br />

jedes Mal die Enzyme zugeführt und Wasser<br />

entzogen, bis schließlich die zähfl üssige Leckerei<br />

entsteht, die wir so lieben.<br />

Ein Bienenvolk mit rund 50.000 Arbeiterinnen<br />

produziert in einer Saison 20 bis 25 kg Honig<br />

und trotzdem decken die einheimischen Bienen<br />

nur ca. 20 Prozent des Bedarfs in Deutschland<br />

ab. Der Rest muss importiert werden.<br />

Klaus Stute bei seinen Bienen (Foto: K. Stute)<br />

Wenn man vom Nutzen der Biene <strong>für</strong> den Menschen<br />

hört, denkt man meist nur an Honig. Kaum<br />

einer weiß, dass die Bienen als Bestäuber von<br />

weitaus größerer ökonomischer Bedeutung sind.<br />

Die Honigbiene und verschiedene Hummelarten<br />

sind speziell <strong>für</strong> die Bestäubung von Nutzpfl anzen<br />

wichtig. Schätzungen gehen davon aus, dass<br />

der ökonomische Wert der Bienen, einschließ-


lich der Hummeln, als Bestäuber um den Faktor<br />

10 - 15 höher liegt als der ökonomische Nutzen<br />

der Honigproduktion. Darüber hinaus besitzt die<br />

Vielzahl der Wildbienen – in Mitteleuropa gibt<br />

es ca. 500 Arten – hohe Bedeutung bei der Bestäubung<br />

von Wildpfl anzen.<br />

Von <strong>Natur</strong> aus „blütenstet“, bleiben Honigbienen<br />

immer einer Pfl anzenart während ihrer Blüte<br />

treu, d.h. sie übertragen den richtigen Pollen<br />

auf artgleiche Pfl anzen. Einige unserer Imker<br />

fahren daher gezielt<br />

von Feld zu Feld, um<br />

die Bestäubung bestimmter<br />

Nutzpfl anzen<br />

zu sichern, die<br />

dadurch auch einen<br />

besseren Fruchtansatz<br />

bilden. Dank der<br />

Honigbienen erzielen<br />

Landwirte so bis zu<br />

80 % höhere Erträge<br />

und ernten deutlich<br />

größere Früchte. Ein<br />

großer Nutzen <strong>für</strong> die<br />

heimische Agrarwirtschaft<br />

– und damit<br />

auch <strong>für</strong> die Volkswirtschaft.<br />

Landauf<br />

landab sind Honigbienen<br />

bei Genießern,<br />

<strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

...und von <strong>Natur</strong> aus wertvoll.<br />

„Echter Deutscher Honig“ ist ein reines <strong>Natur</strong>produkt mit rund 180 verschiedenen Inhaltsstoffen.<br />

Viele von ihnen sind lebensnotwendig und weisen nachweislich gesundheitsfördernde<br />

Eigenschaften auf. So enthält Echter Deutscher Honig u. a. wertvolle Vitamine,<br />

Mineralstoffe, Kohlenhydrate, Enzyme, Aminosäuren, Säuren, Pollen sowie natürliche<br />

Aromastoffe.<br />

Honig ist nicht gleich Honig. Und das ist gut so. Denn gerade die Vielfalt der Sorten<br />

macht das Probieren von Echtem Deutschen Honig immer wieder zu einem Erlebnis.<br />

Das Etikett auf dem Imker-Honigglas gibt Auskunft darüber, welche Köstlichkeit sich in<br />

ihm verbirgt.<br />

Blütenhonig ...<br />

... wird der Honig aus dem Nektar vieler Pfl anzenarten genannt. Farbe, Bukett und Konsistenz<br />

variieren daher merklich und spiegeln die ganze Blütenpracht im Jahresverlauf<br />

wider.<br />

Frühtracht ...<br />

... setzt sich im Wesentlichen aus dem Nektar von Weiden, Obstgehölzen, Ahorn u. a. zusammen.<br />

Ein bekannter Vertreter ist der Rapshonig, der den Gaumen mit seinem milden<br />

Aroma verwöhnt.<br />

Sommertracht ...<br />

... enthält stark wechselnde Anteile an Nektar und Honigtau. Aroma, Geschmack und<br />

Farbton ändern sich von Jahr zu Jahr.<br />

Landwirten, Obstbauern und Mutter <strong>Natur</strong> daher<br />

so beliebt.<br />

Übrigens: Mit jedem 500-g-Glas des heimischen<br />

Honigs werden ca. 75.000.000 Blüten bestäubt!<br />

Honigbienen sind damit nach Rind und Schwein<br />

das drittwichtigste landwirtschaftliche Nutztier.<br />

Die Imkerei als Hobby ist immer abwechslungsreich<br />

und vielfältig. Imkerei ist eine sehr naturverbundene<br />

Tätigkeit. Die Honigbiene ist ein<br />

Nutztier, aber sicher kein Haustier. Auch unter<br />

der imkerlichen Betreuung lebt sie in und von<br />

der <strong>Natur</strong>.<br />

Das Imker-Jahr mit seinen unterschiedlichen<br />

Aufgaben folgt dabei dem Bienen-Jahr und beide<br />

sind natürlich eng an die Jahrzeiten gebunden.<br />

Der Imker oder die Imkerin muss das Umfeld, in<br />

dem die eigenen Bienen leben, kennen. Welche<br />

Tracht blüht zur Zeit? Welchem Wetter müssen<br />

41<br />

Klaus Stute prüft seinen Honig. (Foto: K. Stute)<br />

die Bienen aktuell trotzen? Ist es zu kalt? Oder<br />

zu trocken?<br />

Wollen Sie die Sache selbst in die Hand nehmen<br />

und Ihren eigenen Honig schleudern? Es ist gar<br />

nicht so schwer. Die meisten beginnen als Hobby-Imker<br />

mit zwei bis drei Völkern. Die Statistik<br />

sagt aus, dass über 80% der Bienenvölker bei<br />

Hobby-Imkern stehen. Das heißt auch, dass der<br />

„nur“-Hobby-Imker <strong>für</strong> die Bienenhaltung in<br />

Deutschland eine große Bedeutung hat.<br />

Wie werde ich Hobby-Imker? Kann ich das?<br />

Was brauche ich <strong>für</strong> den Anfang? Welcher Aufwand<br />

ist das und wo kann ich Hilfe fi nden? Diese<br />

Fragen beantworten Ihnen gerne der örtliche<br />

Imkerverein oder die Imker selbst. Besuchen sie<br />

ihn doch einfach mal, oder sprechen sie ihn beim<br />

Kauf eines Honigglases an.<br />

Klaus Stute


42 <strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

Korbfl echten…<br />

…wie zu Großmutters Zeiten<br />

Unter diesem Motto fand vom 3. bis 5. April<br />

2009 ein Wochenendkurs auf dem Horndreher<br />

Hof in Fischbachtal-Niedernhausen nahe Darmstadt<br />

statt. Wir erlernten an diesem Wochenende,<br />

aus Weide Körbe und Käseböden herzustellen.<br />

Alles in allem ein sehr lehrreiches Wochenende,<br />

mit vielen Tipps und Tricks war dieser Kurs ein<br />

voller Erfolg.<br />

Von einem pensioniertem<br />

Zahnarzt und seiner Schwiegertochter<br />

wurde uns dieses<br />

alte Handwerk, welches beide<br />

selbst in Kursen und autodidaktisch<br />

gelernt haben,<br />

näher gebracht. Das Wetter<br />

zeigte sich von seiner schönsten<br />

Seite, so dass wir auf dem<br />

Hof draußen fl echten konnten.<br />

Alles, was wir zum Flechten<br />

brauchten, stand <strong>für</strong> uns bereit: von den ungeschälten<br />

Weidenzweigen Salix americana, welche<br />

zuvor zwei Wochen gewässert wurde, um<br />

sie sehr biegsam zu machen, bis zu den Werkzeugen<br />

– einer Gartenschere, einem Schlageisen<br />

und einem Holzstück zum Niederschlagen der<br />

Weide, einem Hohlpfriem, einem Weidenmesser,<br />

Taschenmesser und Druckzange.<br />

In leicht verständlichen Schritten begannen wir<br />

mit dem Korbboden, weiter mit den Seitenwänden,<br />

über den Henkel zum fertigen Einkaufskorb.<br />

Es war genug Zeit, um an diesem Wochenende<br />

auch noch ein Brotkörbchen und einen Käseboden<br />

herzustellen.<br />

Um nun weiter zu Hause üben zu können, habe<br />

ich mir gleich entsprechendes Weidenmaterial<br />

und Handwerkszeug mitgenommen.<br />

Da im HSK ja nun auch durch den VNV Weiden<br />

geschnitten werden, könnte geprüft werden, in<br />

wie weit diese Weidenruten zum Flechten geeignet<br />

wären. Die einjährigen Triebe sollten ca. 1<br />

m lang und nicht oder nur sehr wenig verzweigt<br />

sein. Die beste Zeit zum Schneiden der Weiden<br />

ist von November bis Januar. Die Zweige werden<br />

dann, am besten unter Büschen, vorgetrocknet,<br />

damit sich der fertige Korb nicht mehr zusam-<br />

men zieht. Gekaufte ungeschälte Weide muss<br />

ca. 14 Tage in einer Wanne eingeweicht werden,<br />

bevor sie verarbeitet wird. Die Weide sollte so<br />

biegsam sein, dass sie sich leicht um den Finger<br />

wickeln lässt, bzw. den Handgelenktest besteht.<br />

Zum Flechten eignen sich folgende Weidenarten:<br />

Salix americana – Amerikaner-<br />

oder auch Universalweide<br />

Salix fragilis – Bruchweide<br />

Salix purpurea – Purpurweide<br />

Salix triandra – Mandelweide<br />

Salix viminalis – Hanfweide<br />

Man kann auch mit Zweigen<br />

aus dem Garten und vom<br />

Wegesrand fl echten. Dazu<br />

eigenen sich Kletter- und<br />

Kriechpfl anzen wie Waldrebe,<br />

Hopfen und Immergrün, Ruten von gestutzten<br />

und auf Stock gesetzten Bäumen wie Linde, Eukalyptus<br />

und verschiedene Weidenarten sowie<br />

Gartenschnitt von Hartriegel, Liguster, Goldregen<br />

etc.<br />

Sollten Sie Interesse an Kursen zum Korbfl echten<br />

haben, können Sie sich an folgende Adresse<br />

wenden:<br />

Horndreher Hof<br />

Linda Arras und Ullrich Krost<br />

Lindenstraße 19<br />

64405 Fischbachtal-Niedernhausen<br />

Telefon: 06166-8580<br />

Fax: 06166-920559<br />

Email: info@horndreher-hof.de<br />

www.horndreher-hof.de<br />

Literatur:<br />

Verdet-Fierz, Bernard und Regula (2004): Anleitung<br />

zum Flechten mit Weiden, Verlag Haupt<br />

Vaughan, Susie (2007): Einfach Korbfl echten<br />

mit Zweigen aus dem Garten und vom Wegesrand,<br />

Verlag ökobuch.<br />

Ulrike Althaus<br />

Foto:<br />

Gefl ochtener Einkaufskorb (Foto: M. Althaus)


<strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

Kopfweiden – wertvolle Zeugen eines alten Handwerks<br />

Das alte Handwerk des Flechtens aus Weidenzweigen war in historischer Zeit in manchen<br />

Gegenden Deutschlands weit verbreitet. Davon zeugen zum Beispiel am Niederrhein die<br />

vielen alten Kopfweiden. Doch auch im Sauerland, vor allem im Raum Marsberg, fi ndet<br />

man noch stellenweise diese alten Zeugen vergangener Zeiten: knorrige, urig anmutende<br />

Weiden mit dickem Stamm und kopfförmigem Astwerk. Sie bereichern heute noch die<br />

Landschaft. Und sie sind ökologisch wertvoll, da Fledermäuse und baumbrütende Vogelarten<br />

wie Gartenrotschwanz und Steinkauz deren Baumhöhlen besiedeln, die sich an den<br />

Schnittstellen ausbilden – ganz abgesehen von den vielen Insektenarten, die sich von den<br />

Weidenblättern ernähren oder im Holz der Bäume leben.<br />

Da die Kopfweiden aber auseinander brechen, wenn sie überaltern, bedürfen sie eines<br />

regelmäßigen Pfl egeschnittes, wenn ihre Zweige nicht mehr genutzt werden. Auch im vergangenen<br />

Winterhalbjahr schnitt daher der VNV über 70 Kopfweiden im Raum Marsberg-<br />

Canstein und bei Leitmar.<br />

Noch viel besser als solch ein Pfl egeschnitt, bei dem zwar das dicke Holz als Brennholz<br />

verwendet werden kann (bei den heutigen Energiepreisen durchaus lohnend), wäre es<br />

natürlich, würden die Produkte der Kopfweide wieder <strong>für</strong> ihren ursprünglichen Zweck<br />

genutzt.<br />

Kopfweidenpfl ege in Marsberg-Leitmar und Giershagen (Fotos: H. Legge)<br />

43


44 <strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

1.Historie<br />

„Wanderfalke und Uhu an den Bruchhauser Steinen“<br />

Die Stiftung Bruchhauser Steine hat eine neue Broschüre über den Wanderfalken und den<br />

Uhu an den Bruchhauser Steinen veröffentlicht, die von Mitgliedern des VNV<br />

erstellt wurde. An dieser Stelle möchten wir die Arbeit vorstellen:<br />

Da es keine alten ornithologischen Schriften aus<br />

dem Sauerland gibt, ist über das Vorkommen vom<br />

Uhu und Wanderfalke vor dem 19. Jahrhundert<br />

nichts bekannt.<br />

Die ersten Hinweise auf ein mögliches Vorkommen<br />

von Wanderfalke und Uhu liefert Annette von Droste-<br />

Hülshoff. Die wohl bekannteste Schriftstellerin Westfalens<br />

besuchte 1824 die Familie Gaugrebe, die<br />

damaligen Besitzer der Bruchhauser Steine. 1840<br />

wurde ihre literarische Aufarbeitung der Reise im<br />

Buch „Das malerische und romantische Westphalen“<br />

veröffentlicht (SCHÜCKING & FREILIGRATH 1840).<br />

ANNETTE VON DROSTE HÜLSHOFF schreibt<br />

über die Bruchhauser Steine: „Habichte, Falken und<br />

Käuze siedeln in den zerklüften Felsen und steigern<br />

durch ihr Gepfeife oder lautloses Umkreisen der<br />

Zacken den Eindruck des wildpittoresken Bildes.“<br />

Leider war Annette von Droste-Hülshoff nicht naturkundlich<br />

bewandert, so bleibt unklar, ob Turm- oder<br />

Wanderfalken an den Felsen brüteten und ob mit<br />

Käuzen nicht doch Uhus gemeint waren.<br />

2. Vorkommen des Wanderfalken<br />

SUFFRIAN schreibt über das Vorkommen von Wanderfalken<br />

im Sauerland 1846: „...,auch in der Gegend<br />

von Brilon und Bredelaer bemerkt, aber dort<br />

noch nicht brütend gefunden, wiewohl letzteres keineswegs<br />

unwahrscheinlich ist.“<br />

Nur wenig später im Jahr 1849 schreibt LANDAU:<br />

„Wohl hat man ihn in den rauen Bergen um Brilon und<br />

Bredelar auch im Sommer bemerkt.“ Da der Wanderfalke<br />

bei Brilon und Marsberg-Bredelar damals<br />

als Sommervogel (= Brutvogel) vorkam ist sicher davon<br />

auszugehen, dass die Bruchhauser Steine als<br />

Alpha-Brutplatz (= optimal Brutplatz) in Westfalen<br />

schon damals besiedelt waren. DEMANDT schreibt<br />

1959 über die Wanderfalken Südwest-falens: „Um<br />

die Jahrhundertwende war der Wanderfalke (Falco<br />

peregrinus) als Brutvogel in Südwestfalen so gut wie<br />

ausgerottet. Nur an den Bruchhauser Steinen war<br />

hin und wieder noch ein Paar zur Brut geschritten.“<br />

In einem Aktenordner der Bezirksregierung Arnsberg<br />

fi ndet sich ebenfalls der Hinweis, dass die Bruchhauser<br />

Steine um 1900 vom Wanderfalken als Brutplatz<br />

genutzt wurden. Im Jahr 1932 vermerkt REICH-<br />

LING: „Wie mir aus zuverlässiger Quelle berichtet<br />

wird, hatte jahrelang ein Paar seine Horststätte an<br />

den Bruchhauser Steinen.“ In Berichten über naturkundlichen<br />

Reisen zu den Bruchhauser Steinen fi ndet<br />

sich bis in die 50er Jahre mehrfach der Hinweis<br />

auf das Vorkommen des Wanderfalken. So schreibt<br />

KOPPE 1935: „Von den Vögeln erfreuten uns auch<br />

wieder der prächtige Wanderfalk, ...“. Nähere Einzelheiten<br />

wurden nicht übermittelt.<br />

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass sich<br />

in der St. Franziskus Grundschule Bruchhausen ein<br />

Präparat eines weiblichen Wanderfalken im Jugendkleid<br />

befi ndet. Dieses Präparat befand sich bereits<br />

1948 dort, als ein heutiger Lehrer mit dem Schulbesuch<br />

begann. Da man ab 1934 die neu eingeführten<br />

Schutzgesetze zumindest weitgehend einhielt und in<br />

der direkten Nachkriegszeit bestimmt kein Präparat<br />

anfertigte, muss das Präparat vor 1934 entstanden<br />

sein.<br />

Genauere Daten zum Vorkommen des Wanderfalken<br />

liegen bis 1951 nicht vor. Es ist trotzdem davon<br />

auszugehen, dass die Bruchhauser Steine als Alpha-<br />

Brutplatz Westfalens von 1900 bis 1950 durchgehend<br />

besiedelt waren. DEMANDT & SCHRÖDER schreiben<br />

1969 über die allgemeine Bestandssituation in<br />

Westfalen: „Bis gegen Ende der 1920er Jahre gibt<br />

es nur sehr vereinzelte Brutnachweise. Von diesem<br />

Zeitpunkt an bis etwa 1945 nimmt der Brutbestand<br />

in Ost- und Südwestfalen merklich zu, was auf einen<br />

konsequenten Schutz zurückzuführen ist.“ Von 1951<br />

bis zum zeitweiligen Aussterben 1972 liegen dann<br />

erstmals genauere Daten vom Wanderfalken an den<br />

Bruchhauser Steinen vor<br />

(DEMANDT 1970/71, KÖPKE schriftlich,<br />

PROCHNOW schriftlich, DAUBERT schriftlich). In 21<br />

Jahren von 1951-1969 gab es nur vier erfolgreiche<br />

Bruten. Es wurden nur zehn Jungfalken (1953/3,<br />

57/2, 60/2, 63/1, 64/2) fl ügge.<br />

Die Reproduktionsdaten der anderen acht Brutplätze<br />

im HSK und vier weiteren im restlichen Sauerland<br />

waren noch weit schlechter. Die meisten Brutplätze<br />

wurden bereits gegen Ende der 1950-er Jahre verlassen.<br />

Ab 1967 waren die Bruchhauser Steine der<br />

einzige noch besetzte Brutplatz in ganz NRW.<br />

Im Jahr 1969 kam es zur letzten Brut <strong>für</strong> 21 Jahre.<br />

Die zwei Jungfalken wurden von einem Falkner ausgehorstet.<br />

Von 1970 bis 1972 hielt dann nur noch ein<br />

adulter Einzelvogel den Platz besetzt. Dann waren<br />

auch die Bruchhauser Steine verwaist und der Wanderfalke<br />

damit in NRW ausgestorben.<br />

Im Frühjahr 1977 wurden Wanderfalkenfedern im


<strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

Die Bruchhauser Steine aus Sicht eines Wanderfalken (Foto: R. Götte)<br />

NSG gefunden (WEGNER schriftlich). Diese schienen<br />

aus dem Herbst 1976 zu stammen. Wahrscheinlich<br />

handelte es sich um Federn eines nordischen<br />

Überwinterers, bzw. Durchzüglers.<br />

Es gibt <strong>für</strong> diese katastrophale Entwicklung zwei<br />

Hauptgründe. Der global gesehen Hauptrückgangsgrund<br />

waren die Umweltchemikalien, vor allem das<br />

Insektizid DDT, in der Nahrung des Wanderfalken<br />

(WEGNER et al. 2005). Durch die Anreicherung vor<br />

allem von DDT im Körper der Wanderfalken wurden<br />

weniger Eier gelegt und waren seltener befruchtet.<br />

Ferner starben viele Embryonen im Ei ab und viele<br />

Eier zerbrachen. Diese Phänomene wurden durch<br />

Demandt auch im Sauerland nachgewiesen. Erst in<br />

den 1960-er Jahren konnte aber der Zusammenhang<br />

mit DDT und anderen Umweltchemikalien nachgewiesen<br />

werden. Anfang der 1970-er Jahre wurde<br />

DDT in Nordamerika und Europa (D ab 1974) nach<br />

und nach verboten. Bis dahin war der Wanderfalke<br />

in weiten Teilen Europas und Nordamerikas ausgestorben.<br />

Der zweite wichtige Rückgangsgrund war die Verfolgung<br />

durch Falkenhasser (Taubenzüchter) und<br />

Falkenfreunde (Falkner). Die direkte Verfolgung<br />

scheint, ähnlich wie Ende des 19. Jahrhunderts, an<br />

einigen Brutplätzen sehr massiv gewesen zu sein.<br />

Über die Denkweise der Taubenzüchter gibt ein<br />

Artikel von einem Tauben-Züchter aus Marsberg-<br />

Padberg Auskunft (HOGREBE 1949). HOGREBE<br />

schreibt 1949 unter anderem: „Wie die Verminderung<br />

(der Wanderfalken, Anm. d. Verf.) durchgeführt<br />

wird, ist gleich. Der Zweck heiligt die Mittel. Man<br />

schreibt soviel gegen das Tellereisen. Sicher, es ist<br />

nicht schön, vielleicht sogar etwas hart.“ Obwohl der<br />

45<br />

Wanderfalke unter Schutz stand, wendete Hogrebe<br />

die selben Methoden wie früher während der offi ziellen<br />

Greifvogelverfolgung an und schreibt sogar öffentlich<br />

darüber.<br />

Schon damals gab es von Seiten des <strong>Natur</strong>schutzes,<br />

genauer durch den pensionierten Studienrat Dr. Carl<br />

Demandt aus Lüdenscheid, <strong>für</strong> die damalige Zeit<br />

intensive Schutzbemühungen im Sauerland (WEG-<br />

NER 1998). Wie die Akten der Bezirksregierung in<br />

Arnsberg zeigen, war auch die damalige Bezirksstelle<br />

<strong>für</strong> <strong>Natur</strong>schutz und Landschaftspfl ege beim<br />

Schutz des Wanderfalken an den Bruchhauser<br />

Steinen involviert. Intensiv hat sich auch der <strong>Natur</strong>schutzbeauftragte<br />

des damaligen Kreises Brilon,<br />

Herr Franz Henkel, aus Olsberg um die Falken bemüht.<br />

Seit dem Jahr 1966 wurde der Forstwart Karl<br />

Vogel, welcher bei der Gaugrebschen Rentkammer<br />

arbeitete, mit 200 DM pro Jahr <strong>für</strong> die Bewachung<br />

der Falken an den Steinen vom Landesjagdamt bezahlt.<br />

Bei einem Bruterfolg sollte es eine Prämie von<br />

150 DM geben. Zumindest im Jahr 1966 wurden 200<br />

DM ausgezahlt. Diese bezahlte Bewachungsaktion<br />

wurde scheinbar bis 1969 durchgeführt.<br />

In Deutschland gab es 1976 nur noch 48 Brutpaare<br />

in Süddeutschland, welche bewacht wurden (RO-<br />

CKENBAUCH 1998). Danach stieg die Reproduktion<br />

der Wanderfalken wieder an. Sie verdichteten zuerst<br />

in Süddeutschland ihren Bestand und begannen sich<br />

dann wieder auszubreiten. Dieser Ausbreitungs- und<br />

Wiederbesiedlungsprozess wurde zusätzlich durch<br />

die Auswilderung von gezüchteten Falken beschleunigt<br />

und unterstützt.<br />

Am 7. März 1989 wurde erstmals wieder ein Wanderfalkenpaar<br />

von Mitgliedern des <strong>Verein</strong> <strong>für</strong> <strong>Natur</strong>-


46 <strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

und Vogelschutz im HSK (VNV) an den Bruchhauser<br />

Steinen nachgewiesen (SCHUBERT & STEIN<br />

1990). Am 8. März 1989 wurde das Umweltministerium<br />

unterrichtet. Noch am selben Tag wurden der<br />

Bornstein und Ravenstein per Erlass zum Klettern<br />

gesperrt. Schon am 14. März 1989 wurden vom Eigentümer<br />

Freiherr von Fürstenberg, den Behörden<br />

und dem VNV alle notwendigen Einzelheiten <strong>für</strong> die<br />

Bewachung, unter anderem eine Funkverbindung<br />

zur Polizei, geklärt. Am 18. März 1989 konnten zwei<br />

VNV-Mitglieder, darunter der Autor, mit der Bewachung<br />

beginnen. Diese schnelle und fruchtbare Zusammenarbeit<br />

zwischen Eigentümer, Behörden und<br />

ehrenamtlichen <strong>Natur</strong>chützern ist im HSK fast einmalig<br />

geblieben.<br />

Neben Kletterern gab es damals noch Probleme mit<br />

Wanderern, welche den Bornstein von der südlichen<br />

Seite auf den damals noch vorhandenen Trampelpfaden<br />

erwandern wollten. Da 1989 nur das Weibchen<br />

adult (geschlechtsreif) war, während der Terzel vorjährig,<br />

also noch nicht geschlechtsreif, kam es nicht<br />

zur Brut. Die Bewachung wurde deshalb am 15. April<br />

1989 abgebrochen. An der Bewachung nahmen, wie<br />

in späteren Jahren, neben VNV-Mitgliedern auch Mitglieder<br />

mehrerer anderer <strong>Natur</strong>schutzvereine teil.<br />

Am 13. Januar 1990 waren vier VNV-Mitglieder an<br />

der Gründung der Arbeitgemeinschaft Wanderfalkenschutz<br />

(AGW)-NRW im NABU-NRW in Bonn beteiligt.<br />

Die AGW-NRW kümmert sich in ganz NRW<br />

um den Wanderfalkenschutz. In der AGW ist ein<br />

VNV-Mitglied (Martin Lindner) Regionalbetreuer <strong>für</strong><br />

das ganze Sauerland. Die Schutzmaßnahmen vor<br />

Ort werden in enger Abstimmung mit der AGW-NRW<br />

durchgeführt.<br />

Wanderfalkenbewachung an den Steinen (Foto: M. Lindner)<br />

Im Jahr 1990 fl ogen erstmals seit 1969 wieder drei<br />

Jungfalken am Bornstein aus (SCHUBERT & STEIN<br />

1992). Die Bewachung durch den VNV dauerte 1990<br />

vom 13.03. bis 10.06. Bis 1999 wurde eine Bewachung,<br />

jeweils ungefähr am 15.03. eines jeden Jahres<br />

bis ungefähr 15.06. durchgeführt. Die beiden Bewacher<br />

aus ganz NRW waren in einem Wohnwagen<br />

untergebracht. Die Organisation der Bewachung lag<br />

beim VNV (Werner Schubert). Diese Organisation<br />

war eine sehr zeitaufwendige Angelegenheit, zumal<br />

von 1993 bis 1999 noch ein zweiter Wanderfalken-<br />

Brutplatz bei Brilon bewacht wurde. Falls Lücken in<br />

der Bewachung auftraten, mussten diese durch die<br />

VNV-Ziwildienstleistenden ausgefüllt werden. Seit<br />

2000 gibt es keine Dauerbewachung zur Brutzeit<br />

mehr.<br />

Aber nach wie vor werden die Bruchhauser Steine<br />

durch örtliche VNV’ler, insbesondere Claus Finger<br />

und Mitarbeiter der Stiftung Bruchhauser Steine intensiv<br />

kontrolliert. Von 1991 bis 2004 wurden, von<br />

Beringern der AGW-NRW, 20 Jungfalken beringt.<br />

Die 1992 gestiftete Stiftung Bruchhauser Steine<br />

des Freiherrn von Fürstenberg-Gaubrebe und des<br />

Landes Nordrhein-Westfalen, kurz Stiftung Bruchhauser<br />

Steine genannt, unterstützt, fördert und fi -<br />

nanziert die örtliche Wanderfalken-Wacht.<br />

3. Vorkommen des Uhus<br />

Seit 1995 kommt auch der Uhu wieder im NSG vor.<br />

Beim Uhu ist die historische Datenlage sehr viel eindeutiger,<br />

obwohl die Angaben zu den letzten Bruten<br />

unterschiedlich sind.<br />

Der Uhu hat wechselweise am Bornstein oder am<br />

Ravenstein gebrütet (HENNEMANN 1920, POL-<br />

LKLÄSENER 1952, KOCH 1880/81, FELDMANN<br />

1963).<br />

Noch 1876 wurden die letzten drei Junguhus von<br />

Jungen am Bornstein ausgehorstet und in den Zoo<br />

nach Münster gebracht (HENNEMAN 1920). KOCH<br />

(1880/81) führt ihn sogar noch später als Brutvogel<br />

an den Bruchhauser Steinen auf.<br />

In Deutschland brach der Uhubestand durch massive<br />

Verfolgung auf 50-70 Paare 1930 zusammen (LIND-<br />

NER 2003/04). Durch Schutzmaßnahmen und die<br />

Auswilderungen von gezüchteten Uhus kam es nach<br />

und nach zur Wiederbesiedlung von weiten Teilen<br />

Deutschlands. Der HSK wurde ab 1976 wiederbesiedelt<br />

(ebd.). Von 1995 bis 1997 wurde jeweils nur ein<br />

einzelnes rufendes Uhumännchen im NSG „Bruchhauser<br />

Steine“ festgestellt. Im Jahr 1998 wurde ein<br />

Uhupaar nachgewiesen. 1999 brüteten erstmals seit<br />

1876 wieder Uhus an den Bruchhauser Steinen. Der<br />

Uhu brütete an der Südostecke des Bornsteins, während<br />

der Wanderfalke nur 50-60 m entfernt an der<br />

Nordseite des Bornsteins brütete (LINDNER & FRU-<br />

HEN 2001). Überraschenderweise brachten sowohl<br />

Wanderfalken als auch die Uhus je einen Jungvogel<br />

zum Ausfl iegen. Normalerweise werden Jungfalken<br />

bei so nahe brütenden Uhus von diesen geschlagen<br />

(LINDNER 1998). Es scheint in Deutschland keinen<br />

anderen Fall zu geben, wo nachweislich Jungfalken<br />

unter solchen Bedingungen fl ügge wurden. In den


folgenden Jahren zeigte sich, dass jeweils nur eine<br />

der beiden Arten erfolgreich brütete.<br />

Die Tabelle 1 (s. Seite 12) gibt die Beobachtungsergebnisse<br />

<strong>für</strong> Wanderfalke und Uhu seit der Wiederbesiedlung<br />

1989 im NSG wieder. Im Jahr 2008<br />

gab es vom Uhu 42 besetzte Reviere und vom Wanderfalken<br />

sieben Reviere im HSK. In NRW gab es<br />

2008 115 Wanderfalkenpaare (ARBEITSGEMEIN-<br />

SCHAFT WANDERFALKENSCHUTZ-NRW 2008)<br />

und ca. 200 Uhupaare (Erhebung Uhurunde-NRW).<br />

In Deutschland ist der Bestand des Uhus 2005 auf<br />

ca. 1100 Revierpaare (LANZ & MAMMEN 2005) und<br />

des Wanderfalken auf ca. 1000 Revierpaare (eigene<br />

Schätzung) angewachsen.<br />

Diese Erfolgstorys des <strong>Natur</strong>schutzes kam nur durch<br />

massiven Einsatz von Tausenden <strong>Natur</strong>schützern in<br />

ganz Deutschland zustande.<br />

4. Brutergebnisse von Wanderfalke und Uhu seit<br />

der Wiederbesiedlung<br />

Wanderfalke Uhu<br />

1989 RP<br />

1990 BP+3JV<br />

1991 BP+4JV<br />

1992 BP+2JV<br />

1993 BP+4JV<br />

1994 BP+4JV<br />

1995 BP EV<br />

1996 BP+4JV EV<br />

1997 RP EV<br />

1998 RP RP<br />

1999 BP+1JV BP+1JV<br />

2000 BP+3JV RP<br />

2001 RP BP+1JV<br />

2002 RP EV<br />

2003 BP+3JV EV<br />

2004 BP+1JV RP<br />

2005 BP BP+2JV<br />

2006 BP+1JV RP<br />

2007 BP RP<br />

2008 RP RP<br />

Gesamt 30 JV 4 JV<br />

Tabelle 1:<br />

EV = Einzelvogel, RP = Revierpaar ohne Brutnachweis, BP<br />

= Brutpaar, JV = Anzahl der ausgefl ogenen Jungvögel.<br />

Die Tabelle 1 zeigt die Ergebnisse der jeweiligen<br />

Wiederbesiedlung von Wanderfalke und Uhu.<br />

<strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

47<br />

Uhu (Foto: NABU / M. Delpho)<br />

Im Jahr der Wiederbesiedlung 1989 kam es nicht<br />

zur Brut, da der Terzel (männliche Falke) noch nicht<br />

geschlechtsreif war. Von 1990 bis 1994 gibt es die<br />

<strong>für</strong> einen Alpha-Brutplatz (= optimal Brutplatz) typischen,<br />

hervorragenden Brutergebnisse. Nach der<br />

1995 erfolgten Wiederbesiedlung der Bruchhauser<br />

Steine durch den Uhu kommt es kaum noch zu erfolgreichen<br />

Bruten. Der Wanderfalke gehört <strong>für</strong> den<br />

adlergroßen Uhu zum normalen Beutespektrum<br />

(LINDNER 1998). Insbesondere die intensiv bettelnden<br />

Jungfalken machen das Uhupaar bei einer so<br />

nahen Brutnachbarschaft unweigerlich auf sich aufmerksam,<br />

zudem können die Jungfalken die Gefahr<br />

natürlich noch nicht einschätzen. Die Jungfalken<br />

sitzen nachts zum Schlafen am Felsrand und werden<br />

vom Uhu beim Vorbeifl iegen einfach „vom Fels<br />

gepfl ückt“. Altfalken hingegen setzten sich an einen<br />

geschützten Platz am Fels, so dass diese selten erbeutet<br />

werden. Nur 2005 wurde bisher ein Altfalken,<br />

das brütende Weibchen, geschlagen. Nur falls der<br />

Uhu nicht brütet, kommt es manchmal noch zu erfolgreichen<br />

Bruten. Dies liegt daran, dass die Uhus<br />

keine engere Bindung zum Brutplatz haben, wenn<br />

sie nicht brüten.<br />

Sowohl Einzeluhu als auch Uhupaare halten sich<br />

dann meist weit entfernt vom Brutplatz an nahrungs-


48 <strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

reichen Gebietsteilen ihres, in Mittelgebirgen bis zu<br />

128 km², Reviers auf (LEDITZNIG 1999). Im Jahr<br />

2000 wurden die drei ausgefl ogenen Wanderfalken<br />

kurz nach dem Ausfl iegen geschlagen. Die in den<br />

Jahren 2003, 2004 und 2006 ausgefl ogenen Jungfalken<br />

wurden auch selbstständig.<br />

Die eher dürftigen Brutergebnisse des Uhus liegen<br />

an den Bruchhauser Steinen an dem nahrungsmäßig<br />

eher<br />

pessimalen Revier.<br />

Zum Ersten fallen die großen Wälder, insbesondere<br />

die Fichtenwälder, in der Umgebung der Bruchhauser<br />

Steine als Nahrungshabitat aus, da Uhus<br />

im Wald, mit Ausnahme von Windwürfen und Kahlschlägen,<br />

nicht jagen können. Uhus mit überdurchschnittlich<br />

viel Wald im Revier müssen weiter zum<br />

Jagen fl iegen und können deshalb in der Regel nicht<br />

soviel Beute machen (LEDITZNIG 1999, LINDNER<br />

2003/04). Zum Zweiten sind die Offenlandbereiche<br />

im Revier meist deutlich unterhalb der Höhenlage<br />

der Bruchhauser Steine selbst und zudem weiter<br />

entfernt gelegen. So muss dass Uhumännchen, welches<br />

von der Zeit vor der Eiablage bis zum Alter der<br />

Junguhus von 5 Wochen allein jagd, die Beute aus<br />

größerer Entfernung und zudem noch auf die Höhenlage<br />

des Brutplatzes bringen. Dies führt dazu,<br />

dass in vielen Jahren überhaupt nicht gebrütet wird,<br />

da dass Uhu-Weibchen<br />

nicht in Brutkondition kommt. Durch die durch von<br />

Orkantief Kyrill am 18./19. Januar 2007 verursachten<br />

Windwürfe in der Umgebung der Bruchhauser Steine<br />

dürfte sich der Bruterfolg und die Anzahl der ausgefl<br />

ogenen Junguhus in den nächsten Jahren erhöhen.<br />

Dass 2005 zwei Junguhus fl ügge wurden, liegt<br />

an einer Mäusegradation in jenem Jahr. Bei einem<br />

Massenvorkommen von Mäusen stellen diese eine<br />

wichtige Beute des Uhu dar.<br />

5. Vorkommen von Turmfalke und anderen Vogelarten<br />

In der älteren Literatur fi ndet sich kein Hinweis über<br />

das frühere Vorkommen des Turmfalken. Erstmals<br />

wird ein Turmfalkenpaar 1971 nachgewiesen. HEN-<br />

KEL schreibt 1971: „Ein Turmfalkenpaar hat die<br />

Wanderfalken abgelöst.“ Von nun bis 1992 brüteten<br />

ständig Turmfalken an den Steinen. 1975 wurden<br />

erstmals zwei Turmfalkenpaare festgestellt (KÖPKE<br />

schriftlich). Anlässlich der VNV-Brutvogelkartierung<br />

erfasste GEORG FRIES 1985 fünf Brutpaare des<br />

Turmfalken. Als der Autor am 18. März 1989 zu den<br />

beiden ersten Bewachern an den Bruchhauser Steinen<br />

gehörte, konnte er ebenfalls noch fünf balzende<br />

Paare des Turmfalken antreffen, und zwar hielten<br />

sich drei am Bornstein und zwei am Goldstein auf.<br />

Es kam zu heftigen Luftkämpfen mit dem Wanderfalkenterzel,<br />

sobald sich ein Turmfalke an die Nordseite<br />

des Bornstein traute.<br />

Einmal konnte sich ein Turmfalkenterzel nur retten,<br />

indem er trudelnd vor dem Bornstein dem Erdboden<br />

zu stürzte. Er konnte sich aber kurz vor dem Aufprall<br />

wieder abfangen.<br />

Im Jahr 1989 brüteten schließlich nur noch zwei<br />

Turmfalkenpaare (an der Nordseite des Goldstein<br />

und an der Südwestseite des Bornstein). Im Jahr<br />

1990 und 1992 brütete noch ein Paar Turmfalken an<br />

der Südwestseite des Bornstein. Leider wurden die<br />

Brutergebnisse nicht dokumentiert.<br />

Rüttelndes Turmfalkenweibchen (Foto: R. Götte)<br />

Im Jahr 1975 hielt sich ein Paar Dohlen am Bornstein<br />

auf und lieferte sich mit einem Turmfalkenpaar<br />

Luftkämpfe (KÖPKE schriftlich). Die Luftkämpfe deuteten<br />

daraufhin, dass dieses Dohlenpaar am Bornstein<br />

brüten wollte.<br />

Der Name Ravenstein deutet darauf hin, dass früher<br />

auch der Kolkrabe am Ravenstein brütete.<br />

Inzwischen ist er als Brutvogel in angrenzenden<br />

Gaugreben´schen Wäldern wieder nachgewiesen.<br />

Literatur:<br />

ARBEITSGEMEINSCHAFT WANDERFALKENSCHUTZ<br />

NRW (2008): Brutergebnisse des Wanderfalken in Nordrhein-Westfalen<br />

im Jahre 2008. Jber. AGW-NRW: 3-5.<br />

DEMANDT, D. (1959): Die Wanderfalken Südwestfalens.<br />

Sauerländ. <strong>Natur</strong>beobach. 5: 56-75.<br />

DEMANDT, C. (1970/71): Die Tragödie der westfälischen<br />

Wanderfalken. Sauerländ. <strong>Natur</strong>beobach.9: 15-22.<br />

DEMANDT, C. & E. SCHRÖDER (1969): Wanderfalke –<br />

Falco peregrinus. In: PEITZMEIER, J. Avifauna von Westfalen.<br />

Abh. Land. Mus. <strong>Natur</strong>kd. 31: 218-219.<br />

FELDMANN, R. (1963): Der Uhu in Westfalen. Nat. u. Heimat<br />

23: 19-26.<br />

HENKEL, F. (1971): Letzter Wanderfalkenhorst verwaist<br />

– Auf Vergiftung der Landschaft zurückzuführen. Sauerland<br />

4: 71.<br />

HENNEMANN, W. (1920): Über den Uhu und andere Eulen<br />

des Sauerlandes einst und jetzt. Sauerl. Gebirgsbote<br />

28: 31-32.<br />

HOGREBE, P. (1949): Stirbt der Wanderfalke aus? Die


Brieftaube 14: 149-150.<br />

KOCH, R. (1880/81): Die Brutvögel des gebirgigen Teiles<br />

von Westfalen. Jber. Zool. Sekt.9: 30-40.<br />

KOPPE, A. (1935): Autofahrt ins Sauerland. Abh. Westf.<br />

Prov. Mus. f. <strong>Natur</strong>kd. 6: 7.<br />

LANDAU. G. (1849): Beiträge zur Geschichte der Jagd<br />

und der Falknerei in Deutschland. Kassel.<br />

LEDITZNIG, C. (1999): Zur Ökologie einer Uhupopulation<br />

im Südwesten NÖ’s. Diss. Univ. Bodenkultur, Wien. 203<br />

pp.<br />

LINDNER, M. (1998): Der Uhu als bestandslimitierender<br />

Faktor <strong>für</strong> den Wanderfalken im Sauerland. Jber. AGW-<br />

NRW: 11-12.<br />

LINDNER, M: (2003/04): Ein wechselvolles Schicksal des<br />

Königs der Nacht. Irrgeister 20/2+21/1: 50-73.<br />

LINDNER, M: (2006): Die Bruchhauser Steine – auch Riesen<br />

sind Bedroht. Irrgeister 23: 26-28.<br />

LINDNER, M. & M. FRUHEN (2001) Rückblick auf die<br />

Wanderfalkenbruten 1999 bis 2000 im Hochsauerlandkreis.<br />

Irrgeister 18/1: 34-38.<br />

Pollkläsener, J. (1952): Ausgestorbene und seltene Vögel<br />

unserer Heimat. Heimatbl. f. Hohenlimburg 7: 1-4.<br />

OCHS, H. (1886): Der Wanderfalk (Falco peregrinus).<br />

Mschr. Ver. Schutz Vogelwelt 11: 52-55.<br />

SCHUBERT, W. (1990a): Die Bruchhauser Steine – <strong>Natur</strong>schutz<br />

und Klettersport im Konfl ikt. <strong>Natur</strong>- u. Landschafts-<br />

Buchbesprechungen:<br />

Aebischer, Adrian. (2009): Der Rotmilan – Ein<br />

faszinierender Greifvogel. 232 Seiten, 111 Farbfotos.<br />

Haupt Verlag, Bern/Stuttgart/Wien. ISBN<br />

978-3-258-07417-7.<br />

Ein faszinierendes<br />

Buch, dass einem<br />

faszinierenden<br />

Greifvogel gerecht<br />

wird! In<br />

diesem hervorragend<br />

bebilderten<br />

Buch werden alle<br />

Aspekte über den<br />

Rotmilan behandelt.<br />

Im Buch wird<br />

der aktuelle Wissenstand über diese europäische<br />

Art dargelegt. Ferner werden die anderen in Mitteleuropa<br />

regelmäßig vorkommenden Greifvögel<br />

auf je 1 bis 2 Seiten kurz behandelt. Einziger<br />

wirklicher Kritikpunkt ist, dass die Literatur-Zitate<br />

nur teilweise in den Text eingearbeitet wurden,<br />

sondern sich nur in einer Liste im Anhang<br />

fi nden. Dieser einzige Schönheitsfehler wird<br />

aber nur Experten stören.<br />

Martin Lindner<br />

<strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

49<br />

kunde 26: 1-6.<br />

SCHUBERT, W. (1990b): Wanderfalken-Horstbewachung<br />

1989 im NSG „Bruchhauser Steine“ (Hochsauerlandkreis).<br />

Charadrius 26: 101-106.<br />

SCHUBERT, W. & F.-J. STEIN (1992): Erste Brut des Wanderfalken<br />

(Falco peregrinus) in Westfalen nach 21 Jahren.<br />

Irrgeister 9/1: 9-14.<br />

SCHÜCKING, L. & F. FREILIGRATH (Hrsg.)(1840): Das<br />

malerische und romantische Westphalen. Barmen + Leipzig.<br />

SUFFRIAN, E. (1846): Verzeichnis der innerhalb des Königl.<br />

Preußischen Regierungsbezirks Arnsberg bis jetzt<br />

beobachteten wild lebenden Wirbeltiere. Jber. Ver. <strong>Natur</strong>k.<br />

Herzogtum Nassau 3: 126-169.<br />

REICHLING, H. (1932): Beiträge zur Ornis Westfalens und<br />

des Emslandes. Abh. Westf. Prov. Mus. f. <strong>Natur</strong>kd. 3: 307-<br />

362.<br />

ROCKENBAUCH, D.(1998): Der Wanderfalke in Deutschland<br />

und umliegenden Gebieten. Bd. 1. Ludwigsburg.<br />

WEGNER, P. (1998): Der Wanderfalke als Brutvogel in<br />

Nordrhein-Westfalen. In: D. ROCKENBAUCH (1998): 140-<br />

155.<br />

WEGNER, P., G. KLEINSTÄUBER, F. BAUM & F. SCHIL-<br />

LING (2005) Langzeit-Untersuchung zur Exposition deutscher<br />

Wanderfalken (Falco peregrinus) mit Umweltchemikalien.<br />

J. Orni. 146: 34-54.<br />

Reichholf, Josef H. (2009): Rabenschwarze<br />

Intelligenz. 254 Seiten, 32 Abbildungen. Herbig<br />

Verlag, München. ISBN 978-3-7766-2600-1.<br />

Der Autor schildert seine<br />

langjährigen Erfahrungen<br />

und Forschungen<br />

mit den verschiedenen<br />

Rabenvogelarten. In<br />

diesem Plädoyer <strong>für</strong> die<br />

Rabenvögel vergleicht<br />

der Autor die Jagd auf<br />

Singvögel in Südeuropa<br />

und die Jagd auf Rabenvögel,<br />

übrigens auch<br />

Singvögel, bei uns.<br />

Das Buch ist jedem zu empfehlen, welcher sich<br />

vorurteilsfrei über die Rabenvögel informieren<br />

möchte. Leider habe ich sogar in Kreisen von<br />

VNV-Mitgliedern erlebt, dass der Rückgang<br />

von anderen Singvögeln den Rabenvögeln in<br />

die Schuhe geschoben wurde. Ein Sündenbock,<br />

hier die Rabenvögel, ist leicht <strong>für</strong> komplexe<br />

Probleme gefunden, doch haben diese Vorurteile<br />

selten etwas mit der Realität zu tun.<br />

Martin Lindner


50 <strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

Buchbesprechung:<br />

ARBEITSGEMEINSCHAFT AVIFAUNA HA-<br />

GEN (2009): Die Brutvögel Hagens – 1997<br />

bis 2008. Biologische Station Umweltzentrum<br />

Hagen e.V. (Hrsg.). Hagen. – 306 Seiten, 348<br />

Farbfotos, 82 Karten, 85 Abbildungen, 58 Tabellen.<br />

ISBN 978-3-00-026037-7. Bezug über<br />

den Buchhandel oder die Biologische Station<br />

Umweltzentrum Hagen, nähere Informationen:<br />

www.brutvoegel-hagens.de. Preis: 19,90 €, inkl.<br />

Versand und Verpackung 26,40 €.<br />

Unter der Leitung von Stephan Sallermann und<br />

Andreas Welzel hat die ‚Arbeitsgemeinschaft<br />

Avifauna Hagen’ als Gemeinschaftswerk von<br />

insgesamt 15 Autoren, zahlreichen Kartierern,<br />

Fotografen und sonstigen Mitarbeitern ein modernes<br />

Buch über die Brutvögel des Stadtgebietes<br />

vorgelegt, das Daten bis 2008, also kurz<br />

vor dem Erscheinungsdatum<br />

im Mai 2009, berücksichtigt.<br />

Das Buch geht auf die Initiative<br />

zur Gründung der ‚Arbeitsgemeinschaft<br />

Avifauna Hagen’<br />

im Jahr 1996 zurück. Der Bearbeitungszeitraumüberschneidet<br />

sich damit mit den Kartierungen<br />

<strong>für</strong> ADEBAR und den<br />

Brutvogelatlas NRW, in welche<br />

die Daten ebenfalls einfl ießen.<br />

Das Buch untergliedert sich<br />

in fünf Teile, den ersten bildet<br />

ein Kapitel zur Geschichte der<br />

Vogelkunde und des Vogelschutzes<br />

sowie den Methoden<br />

zur Ermittlung und Darstellung<br />

des Brutvogelbestandes. Ein umfangreiches Kapitel<br />

über Landschaft und Vogelwelt schließt<br />

sich an. Auf über 30 Seiten werden der <strong>Natur</strong>raum,<br />

der landschaftliche Wandel und die Beziehungen<br />

zur Avifauna beschrieben und mit zahlreichen<br />

Fotos und Abbildungen illustriert. Der<br />

Einfl uss des Menschen auf die Avifauna steht<br />

dabei häufi g im Vordergrund.<br />

Den Hauptteil des Buches macht die Darstellung<br />

der insgesamt 106 Brutvogelarten aus.<br />

Jede Art wird auf ein bis vier Seiten mit Angaben<br />

zu Verbreitung und Bestand, Lebensraum,<br />

Jahresrhythmus, weiteren Beobachtungen und<br />

Schutzmaßnahmen ausführlich vorgestellt. Bei<br />

den meisten Arten ist eine Karte mit Antreffhäufi<br />

gkeiten abgedruckt und häufi g sind zusätzlich<br />

Abbildungen, Grafi ken und Diagramme zu Bestandsentwicklung,<br />

Phänologie, Siedlungsdichten<br />

usw. enthalten. Zur Gefährdung wurde neben<br />

den Rote-Liste-Kategorien <strong>für</strong> Deutschland und<br />

NRW eine eigene Einstufung <strong>für</strong> das Hagener<br />

Stadtgebiet vorgenommen. Jedem Artkapitel<br />

ist mindestens ein Artfoto beigefügt, oft jedoch<br />

mehrere und in vielen Fällen weitere Fotos mit<br />

den besiedelten Lebensräumen und solche, die<br />

Aspekte zur Biologie der Arten abbilden. Die<br />

Qualität der Fotos ist in der Regel gut. Es ist positiv<br />

hervorzuheben, dass Bildern aus Hagen der<br />

Vorzug gegeben wurde, die darum die Vögel im<br />

typischen Lebensraum zeigen. Nur ein einziges<br />

Foto zeigt eine andere als die in der Bildunterschrift<br />

genannte Art. Und leider fällt auch das<br />

unscharfe Titelbild etwas schmerzlich ins Auge.<br />

Hinsichtlich der Ermittlung der<br />

Brutbestände, die <strong>für</strong> alle Arten<br />

recht genau angeben sind,<br />

wurden unterschiedliche Methoden<br />

angewendet: Bei den<br />

seltenen und mittelhäufi gen<br />

Arten bilden die Kenntnisse der<br />

Mitarbeiter über die einzelnen<br />

Brutplätze und Brutpaarzahlen<br />

sowie Literaturauswertungen<br />

die Grundlage. Zur Ermittlung<br />

der Bestandsdichte häufi ger<br />

Arten wurden von 2002 bis<br />

2005 großfl ächige Revierkartierungen<br />

in repräsentativen<br />

Lebensräumen vorgenommen.<br />

Punkt-Stopp-Zählungen auf<br />

der Ebene von Messtischblatt-Sechzehnteln<br />

bilden die Basis <strong>für</strong> die Kartendarstellung mit<br />

den Antreffhäufi gkeiten. In den Karten fi nden<br />

sich also Zahlen, die angeben, wie viele Vögel<br />

der Art während einer Begehung an zehn Zählpunkten<br />

durchschnittlich angetroffen wurden.<br />

Das ist etwas schwer verständlich und lesbar.<br />

Der Nachteil dieser Darstellung gegenüber einer<br />

Rasterkarte liegt auch darin, dass sie keine<br />

Rückschlüsse darüber erlaubt, wo die jeweilige<br />

Art brütet oder nur als Durchzügler bzw. Nahrungsgast<br />

auftritt.<br />

Vier Arten mit Brutverdacht werden nach dem


Hauptteil in einem kurzen Kapitel behandelt. Der<br />

letzte Block ist 13 ehemaligen Hagener Brutvogelarten<br />

gewidmet. Ein 19-seitiges Literaturverzeichnis<br />

bildet den Abschluss des Buches.<br />

Es ist ein schönes Buch geworden, dass trotz<br />

kleinerer Kritikpunkte rundheraus empfohlen<br />

werden kann. Das Layout ist sehr ansprechend,<br />

ja geradezu vorbildlich, die Ausstattung mit Fotos,<br />

Grafi ken und Abbildungen reichhaltig und<br />

die Druckqualität hervorragend. Der Preis ist in<br />

<strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

51<br />

Anbetracht der Ausstattung als günstig zu bezeichnen.<br />

Über das Hagener Stadtgebiet hinaus<br />

ist das Buch <strong>für</strong> all die Personen interessant, die<br />

sich <strong>für</strong> die heimische Brutvogelwelt interessieren.<br />

Mit Bezug auf das Bergische Land und Sauerland<br />

bietet es interessante Vergleichsmöglichkeiten<br />

mit anderen Gebieten in der Region.<br />

Michael Schmitz<br />

Kormorane brauchen Freunde!<br />

Aufruf zur Unterstützung der Aktion der NABU zum „Vogel des Jahres 2010“<br />

Hallo liebe Freunde und Kollegen, liebe „Irrgeister“-Leser,<br />

der Kormoran hat immer noch<br />

nicht genug Freunde!!!!<br />

Wir können nur an alle appellieren, sich als Kormoranfrend<br />

zu outen und die NABU-Kampagne<br />

zu unterstützen! Ist auch ganz einfach, man<br />

muss ja kein Statement schreiben, sondern sich<br />

nur ein Passwort und einen Benutzernamen ausdenken...<br />

Und schon hat man das Gefühl, heute eine gute<br />

Tat getan zu haben. Versucht es mal!<br />

Die 1000 Kormorane draußen auf dem Steinhuder<br />

Meer werden es euch danken! Auch hier,<br />

wie auch andernorts, laufen Anträge zu deren<br />

Abschuss!<br />

(Auch im Hochsauerland laufen solche Anträge.<br />

Wir berichten darüber in unseren Irrgeisternachrichten<br />

zu Verfahrensbeteiligungen auf Seite 70.<br />

Die Redaktion)<br />

Also heute noch<br />

www.kormoranfreunde.de !<br />

PS:<br />

Danke an diejenigen, die schon auf der Liste<br />

stehen! Liebe <strong>Natur</strong>freunde, alljährlich 15.000<br />

getötete Kormorane waren <strong>für</strong> uns - NABU und<br />

LBV - das ausschlaggebende Argument <strong>für</strong> die<br />

Wahl dieser faszinierenden Vogelart zum „Vogel<br />

des Jahres 2010“. Wir waren uns bewusst, dass<br />

die Entscheidung die massive Kritk des Angelsports<br />

und der Fischerei hervorrufen würde.<br />

Wir waren aber auch der Meinung, dass wir als<br />

<strong>Natur</strong>schützer Farbe bekennen und eine klare<br />

Gegenposition zur Vergrämung und Tötung von<br />

Kormoranen beziehen müssen. Wenn wir an dieser<br />

Stelle scheitern, dann öffnen wir der Vergrämung<br />

von Gänsesäger und anderen Fischfressern<br />

Tür und Tor. Es wird uns aber nur gelingen,<br />

der unsinnigen Kormoranverfolgung ein Ende<br />

zu machen, wenn wir möglichst viele Kormoranfreunde<br />

mobilisieren.<br />

Deshalb meine herzliche und eindringliche Bitte<br />

an Sie:<br />

Unterstützen Sie unsere Kampagne gegen die<br />

Kormoranverfolgung und beziehen Sie Position<br />

als Kormoranfreund!<br />

Registrieren Sie sich noch heute mit einem<br />

Statement auf<br />

www.kormoranfreunde.de!<br />

Ihr<br />

Olaf Tschimpke, Präsident des NABU


52 <strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

Ein Fenster <strong>für</strong> die Feldlerche<br />

Eine neue Studie lässt Hoffnung <strong>für</strong> den Schutz<br />

unserer Feldvögel, besonders <strong>für</strong> die Feldlerche,<br />

aufkommen. Sogenannte Feldlerchenfenster<br />

(FF) im Wintergetreide-, Mais- oder Rapsfeld<br />

sollen den Feldvögeln ermöglichen, auch in die<br />

immer dichteren Felder einzudringen und ihre<br />

Nester dort zu bauen.<br />

Seit den 1970er Jahren wurde das Sommergetreide<br />

im Ackerbau immer mehr vom produktiv<br />

überlegenen Wintergetreide abgelöst, das sich<br />

in der Aussaatzeit (schon ab September statt im<br />

Frühjahr) von ersterem unterscheidet und somit<br />

früher im Jahr anwächst und an Höhe und<br />

Dichte zunimmt. Für die Feldvögel, besonders<br />

die Feldlerche, stellt dies ein Problem dar. Während<br />

sie im Sommergetreide noch gute Möglichkeiten<br />

hat einzufl iegen und ihre Nester weit im<br />

Feldlerche Foto: R. Götte<br />

inneren Bereich der Felder zu bauen, um einem<br />

höheren Räuberdruck zu entgehen, ist dies im<br />

Wintergetreide spätestens bei der zweiten Brut<br />

(Juni - Juli) schon nicht mehr möglich. Diese<br />

zweite Brut ist aber gerade wichtig, um den Be-<br />

stand aufrecht zu erhalten. Die Zweitbrut kann<br />

dann meist nur in Traktorspuren oder am Rand<br />

des Feldes stattfi nden, wo allerdings der Räuberdruck<br />

wesentlich höher ist. Durch den vermehrten<br />

Anbau von Wintergetreide – aber auch<br />

allgemein durch die intensive Landwirtschaft<br />

– ging der Feldlerche also ein wichtiges Bruthabitat<br />

verloren bzw. wurde unattraktiv. Die Folge:<br />

Ihre Bestände sanken um ca. 49% in den letzten<br />

Jahrzehnten.<br />

Hoffnung durch neue Erkenntnisse<br />

Auch eine Studie von Dr. Tony Morris von der<br />

„Royal Society for the Protection of Birds“<br />

(RSPB) aus Großbritannien bestätigt dies. Daher<br />

wurde in einer groß angelegten Versuchsreihe<br />

eine Strategie entwickelt, durch die sich die Bestände<br />

der Feldlerche und Vögel<br />

mit ähnlichen Lebensraumansprüchen<br />

erholen könnten. Entscheidend<br />

war es, Bewirtschaftungsformen<br />

zu fi nden, die den<br />

Feldlerchen ein Überleben ermöglichen,<br />

aber gleichzeitig <strong>für</strong><br />

die Bauern ökonomisch tragbar<br />

sind.<br />

Da <strong>für</strong> die Feldlerche lichte Stellen<br />

im Getreide wichtig <strong>für</strong> Nahrungssuche<br />

und Brut sind, hat<br />

man in einem Versuch künstliche<br />

Stellen geschaffen, die weniger<br />

stark bewachsen waren als der<br />

Rest des jeweiligen Feldes. Erreicht<br />

hat man dies ganz einfach<br />

dadurch, dass der Bauer seine<br />

Sämaschine <strong>für</strong> eine ca. vier mal<br />

vier Meter breite Fläche ausgestellt<br />

hat - zweimal pro Hektar<br />

- und dann ganz normal mit der<br />

Saat fortgefahren ist, wobei man den Bauern<br />

den geringen Ernteausfall durch Ausgleichszahlungen<br />

im Rahmen des Vertragsnaturschutzes<br />

ersetzt hat. Die entstanden 16 qm großen „Fenster“<br />

hat man dann beobachtet und die Häufi gkeit<br />

von Feldlerchennestern in der direkten Umgebung<br />

erfasst.


<strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

Ein frisch angelegtes Feldlerchenfenster. (Foto: Biologische -Station Gütersloh-Bielefeld)<br />

Positive Resultate<br />

Die Ergebnisse sind vielverheißend. Zu Beginn<br />

der Brutsaison (April-Mai) war die Dichte der<br />

Feldlerchennester auf Feldern mit Feldlerchenfenstern<br />

(FF) etwa genauso groß wie auf konventionell<br />

bewirtschafteten Feldern. Später in<br />

der Brutsaison (Juni-Juli) allerdings blieb die<br />

Dichte auf Feldern mit FF auf hohem Niveau,<br />

während sie auf den konventionell bewirtschafteten<br />

Feldern deutlich sank. Der Wert auf FF-<br />

Feldern lag ca. 40% höher. Die Ausfl ugrate von<br />

Jungvögeln war ca. 1,5mal höher als auf konventionellen<br />

Flächen.<br />

Außerdem legen die Untersuchungen nahe, dass<br />

FF Vorteile <strong>für</strong> die Nahrungssuche der Feldlerchen<br />

mit sich bringen, da Nahrung leichter gefunden<br />

und aufgenommen werden kann.<br />

Diese Forschungsergebnisse bestätigen die Notwendigkeit<br />

von Strukturvielfalt <strong>für</strong> die Eignung<br />

eines Feldes als Neststandort <strong>für</strong> die Feldlerche.<br />

Maßnahmen zur Strukturverbesserung in Wintergetreidefeldern<br />

können in gewissem Umfang<br />

die Vorteile von Sommergetreide <strong>für</strong> Lerchen<br />

53<br />

in Verbindung mit den ökonomischen Vorteilen<br />

des Wintergetreides verbinden. Auch in Mais-<br />

oder Rapsfeldern würden solche FF einen guten<br />

Zweck erfüllen.<br />

Allerdings wäre zu hinterfragen, ob das Einbringen<br />

der FF überhaupt vernünftig und ohne große<br />

Kosten (Luftbeobachtung) kontrolliert werden<br />

kann, und wie die Ertragsausfälle der Bauern<br />

vergütet werden sollen. Der Deutsche Bauernverband<br />

(DBV) spricht hier von Ausgleichszahlungen<br />

von ca. 5€ pro Hektar.<br />

Der NABU und der DBV wollen mit dem Projekt<br />

„1000 Äcker <strong>für</strong> die Feldlerche“ in den<br />

nächsten Jahren einen Beitrag zur Artenvielfalt<br />

in der Agrarlandschaft leisten und damit die<br />

Feldlerchenfenster <strong>für</strong> die Anwendung im behördlichen<br />

<strong>Natur</strong>schutz prüfen.<br />

Lars Dietrich<br />

Literatur:<br />

AULA-Verlag: Der FALKE Ausgabe 08/2009,<br />

S. 310 – 315<br />

Homepage des NABU Willich, www.nabuwillich.homepage.t-online.de/Feldlerchenfenster.<br />

html


54 <strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

Gute <strong>Natur</strong>schutznachrichten aus dem HSK<br />

Für ein <strong>Natur</strong>schutzmagazin trifft das nicht zu.<br />

Wir als VNV freuen uns natürlich darüber, wenn<br />

wir gute Nachrichten über unsere <strong>Natur</strong> erfahren<br />

– auch wenn in diesen <strong>IRRGEISTER</strong>N wieder<br />

über einige negative Ereignisse und Entwicklungen<br />

im <strong>Natur</strong>schutzbereich berichtet werden<br />

muss. Darum nun in Kurzform gute Nachrichten:<br />

• In diesem Sommer wurden durch den<br />

VNV einige der Äcker besichtigt, die vor etwa<br />

10 Jahren noch in Ackerrandstreifenprogrammen<br />

waren und eine hohe Anzahl an bedrohten<br />

Ackerwildkräutern aufwiesen.<br />

Zuerst die schlechte Nachricht:<br />

Viel der Äcker sind heute in intensive Mähwiesen<br />

umgewandelt und sehr artenarm, viele weitere<br />

Getreideäcker durch die veränderte Landwirtschaft<br />

gefährdet.<br />

Ackerlandschaft in der Medebacher Bucht. (Foto: R. Götte)<br />

Und nun zu der guten Nachricht:<br />

In der Medebacher Bucht konnten einige Äcker<br />

gefunden werden, die trotz fehlender <strong>Natur</strong>schutzprogramme<br />

noch eine hohe Artenvielfalt<br />

aufwiesen. Ein sehr magerer Haferacker<br />

zeichnete sich besonders aus, da er neben dem<br />

Vorkommen des Acker-Hohlzahns (Galeopsis<br />

ladanum), einer vom Aussterben bedrohte Pfl anzenart,<br />

viele weitere sehr seltene Ackerwildkräuter<br />

aufwies. Auch eine Rebhuhnfamilie und der<br />

Raubwürger konnten an dem Acker angetroffen<br />

werden.<br />

Only bad news are good news?<br />

Artenreicher Haferacker (Foto: R. Götte)<br />

Diese Beobachtung gab uns den Anstoß, in den<br />

nächsten Jahren auch die Äcker wieder stärker<br />

in unsere <strong>Natur</strong>schutzaktivitäten einzubeziehen.<br />

• Der Feldenzian (Gentianella campestre),<br />

früher im Ostteil des HSK verbreitet, hat<br />

inzwischen nur noch ein Vorkommen im gesamten<br />

HSK: eine Magergrünlandfl äche im Stadtgebiet<br />

Brilon. Dieses Gebiet im Eigentum der<br />

Nordrhein-Westfalen-Stiftung betreut der VNV<br />

schon seit Jahren. In dieser Zeit konnte sich der<br />

Feldenzian hier immens vermehren. In 2008<br />

wurden sogar 500 Exemplare gezählt! Diese<br />

Ausbreitung ist zweifellos auf <strong>Natur</strong>schutzmaßnahmen<br />

zurückzuführen: Die Herde eines Wanderschäfers<br />

weidet dort regelmäßig. Außerdem<br />

fanden mehrmals Entkusselungsarbeiten und<br />

Gehölzentfernungen durch den VNV statt. Davon<br />

profi tierte neben weiteren auf Magerstandorte<br />

angepassten Arten auch der Feldenzian, der<br />

u. a. zum Auskeimen offenen Boden benötigt.<br />

• Auch auf einer weiteren VNV-Fläche sind<br />

<strong>Natur</strong>schutzerfolge messbar. Unsere Feuchtwiese<br />

im Seufzertal bei Arnsberg wird seit Jahren<br />

extensiv mit Rindern eines <strong>Verein</strong>smitgliedes<br />

bewirtschaftet. Zusätzlich fanden in den letzten<br />

Wintern regelmäßig Gehölzentfernungen statt.<br />

Eine positive Folge: In den vergangenen zehn<br />

Jahren explodierte förmlich die Zahl des Breitblättrigen<br />

Knabenkrautes (Dactylorhiza maja-


160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Breitblättriges Knabenkraut im Seufzertal<br />

1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009<br />

lis). Waren es 1999 erst 7 blühende Orchideen<br />

dieser Rote-Liste-Art, waren es in diesem Jahr<br />

schon 143 – siehe Grafi k!<br />

Daneben vermehrte sich dort auch der Gemeine<br />

Ziest (Betonica offi cinale) erfreulich, von anfangs<br />

ca. 50 „Bulten“ auf mehrere 100. Diese<br />

Pfl anze ist im Westen des HSK zwar verbreitet,<br />

aber insgesamt nicht häufi g.<br />

• Der HSK besitzt nun – als einer der ersten<br />

Kreise in NRW – fl ächendeckend rechtskräftige<br />

Landschaftspläne. Die meisten naturschutzwürdigen<br />

Flächen des HSK sind damit rechtlich<br />

als <strong>Natur</strong>schutzgebiet (NSG) gesichert. Dies<br />

bedeutet, dass dort ein Verschlechterungsverbot<br />

besteht (etwa Verbot des Umbruchs von Grünland).<br />

Über diesen Grundschutz hinaus muss<br />

jedoch in Zukunft über Vertragsnaturschutz versucht<br />

werden, die Lebensräume im Sinne der<br />

jeweiligen <strong>Natur</strong>schutzverordnung zu optimieren.<br />

Das Stadtgebiet Marsberg, dessen Reichtum<br />

an wertvollen Lebensräumen sich auch in<br />

seiner großen Anzahl an NSG widerspiegelt, sei<br />

hier beispielhaft genannt: Von den insgesamt 36<br />

NSG entfallen 1.510 ha auf Wälder, 447 ha auf<br />

Halbtrockenrasen und andere Magerstandorte<br />

und 431 ha auf Talsysteme und Feuchtgrünland.<br />

• Im Frühjahr 2009 bemerkte Bernhard<br />

Koch zufällig im NSG „Westheimer Teiche“ bei<br />

Marsberg-Westheim im Gelände Vermessungspfähle<br />

und eine kleine Fläche, auf der der Oberboden<br />

abgeschoben war. Soll hier illegal der<br />

bestehende Radweg ausgebaut werden, fragte er<br />

sich. Daraufhin wurde am nächsten Morgen die<br />

Untere Landschaftsbehörde (ULB) angerufen.<br />

<strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

55<br />

Die stoppte umgehend die Maßnahme. Tatsächlich<br />

sollte nämlich der Radweg verbreitert und<br />

ausgebaut werden, und zwar im <strong>Natur</strong>schutzgebiet<br />

ohne vorheriges Genehmigungsverfahren.<br />

Dieses ist jedoch vorgeschrieben, um etwaige<br />

negative Auswirkungen auf Tiere und Pfl anzen<br />

zu prüfen. Die Stadt Marsberg als Auftraggeber<br />

der Maßnahme hatte daran nicht gedacht.<br />

• Zwei bemerkenswerte Insektenfeststellungen<br />

gelangen im HSK:<br />

Am 8. April 2009 fl og ein Kolbenwasserkäfer<br />

(Hydrous piceus) im Norden Meschedes gegen<br />

eine Fensterscheibe, lag zuerst auf dem Boden,<br />

erholte sich aber später wieder (Fotobeleg existiert).<br />

Nachdem VNV-Mitglied Dieter Gandras<br />

schon im vergangenen Jahr ein Exemplar in seinem<br />

Gartenteich beobachtete (siehe Irrgeister<br />

2008, Seite 20), ist dies der zweite Nachweis<br />

des deutschlandweit sehr seltenen Wasserkäfers<br />

im HSK.<br />

Kleiner Eisvogel (Limenitis camilla) (Foto: W. Schubert)<br />

In der zweiten Julihälfte 2009 beobachtete ein<br />

VNV-Mitglied im Ruhrtal im Stadtgebiet Meschede<br />

an zwei verschiedenen Stellen je ein<br />

Exemplar des Kleinen Eisvogels (Limenitis<br />

camilla). Dieser eindrucksvolle Tagfalter wird<br />

in der Roten Liste NRW als „stark gefährdet“<br />

(Kategorie 2) geführt. Aus dem HSK ist die Art<br />

– zumindest in jüngerer Zeit – nicht bekannt.<br />

Harald Legge


56 <strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

Das „Beifußblättrige Traubenkraut“ (Ambrosia artemisiifolia)<br />

Das Beifußblättrige Traubenkraut, oder kurz:<br />

die Beifuß-Ambrosie, ist ein Neophyt, der ursprünglich<br />

aus Nordamerika zu uns gekommen<br />

ist und dessen Pollen (kleiner als 20 μm) eine<br />

hoch allergene Wirkung besitzen. Schon wenige<br />

Pollen pro Kubikmeter Luft können schwere<br />

heuschnupfenartige Symptome bis hin zu Asthma<br />

auslösen.<br />

In ihrer Heimat Nordamerika ist diese Pfl anze<br />

beim Menschen deswegen sehr ge<strong>für</strong>chtet und<br />

es werden keine Kosten und Mühen gescheut,<br />

dieser Gesundheitsbedrohung Herr zu werden.<br />

Die Beifuß-Ambrosie stellt aber nicht nur ein<br />

gesundheitliches Problem dar, sondern könnte<br />

auch aus Sicht der Landwirtschaft und des <strong>Natur</strong>schutzes<br />

zu manchen Problemen<br />

führen. Sie ist z. B.<br />

in Nordamerika ein ge<strong>für</strong>chtetes<br />

„Unkraut“ und verschiedene<br />

Forscher vermuten<br />

negative Auswirkungen<br />

auf das Gleichgewicht natürlicher<br />

Ökosysteme, weil A.<br />

artemisiifolia anscheinend<br />

eine hohe genetische Plastizität<br />

besitzt und eine äußerst<br />

starke Pionierpfl anze ist, die<br />

in ihrer Heimat relativ artenarme<br />

Dominanzbestände<br />

aufbauen kann.<br />

Internationaler Warenverkehr<br />

und die Klimaerwärmung<br />

begünstigen die<br />

Ausbreitung der Beifuß-<br />

Ambrosie, in Süd- und Südosteuropa befi ndet<br />

sie sich zurzeit in massiver Ausbreitung.<br />

Den Weg nach Deutschland hat sie über das Vogelfutter<br />

gefunden. Vogelfutterproduzenten sind<br />

dazu angehalten, ihr Futter regelmäßig und genau<br />

auf Samen von A. artemisiifolia zu untersuchen;<br />

Tests zeigen aber immer wieder, dass diese<br />

Untersuchungen in unzureichendem Umfang<br />

betrieben werden.<br />

Ein invasiver Neophyt<br />

Ambrosia artemisiifolia im HSK<br />

Bislang galt die Gefahr, dass die Beifuß-Ambrosie<br />

sich im HSK ausbreiten könnte, als niedrig,<br />

da sie als sogenannte Kurztagpfl anze durch<br />

frühe Fröste nicht bis zur Fruchtreife gelangen<br />

kann. Allerdings habe sich das in letzter Zeit aus<br />

noch nicht ganz verstandenen Gründen geändert<br />

(Dr. Stefan NAWRATH, Projektgruppe Biodiversität<br />

und Landschaftsökologie mdl.). Experten<br />

können vom heutigen Stand der Forschung nicht<br />

ausschließen, dass eine Verbreitung in den niederen<br />

Lagen des HSK stattfi nden könnte. Größere<br />

Funde dieser Art im HSK sind noch nicht<br />

bekannt.<br />

Die Biostation des HSK startete zum Zwecke der<br />

Ausbreitungserfassung von A. artemisiifolia im<br />

Jahr 2007 einen Aufruf in der<br />

Presse, Funde dieser Pfl anze<br />

zu melden, und konnte sich<br />

damit einen gewissen Überblick<br />

über die Verbreitung<br />

der Beifuß-Ambrosie im<br />

HSK schaffen.<br />

Weiterhin ist es jedoch wichtig,<br />

die Ausbreitung dieser<br />

Art zu überwachen.<br />

Deshalb ist eine möglichst<br />

gute Aufklärung über diese<br />

Pfl anze nötig, damit sie sich<br />

bei uns, sowohl im HSK als<br />

auch auf Bundesebene, nicht<br />

großfl ächig ausbreiten kann<br />

und so neben einem ökologischen<br />

und gesundheitlichen<br />

auch ein wirtschaftlicher, durch steigende<br />

Krankheitskosten bedingter Schaden vermieden<br />

werden kann.<br />

Zu diesem Zwecke sollen in den folgenden Zeilen<br />

ein kurzer Steckbrief der Pfl anze gegeben<br />

und Verwechselungsmöglichkeiten ausgeschlossen<br />

werden.


Aussehen:<br />

Die Beifuß-Ambrosie ist ein bei uns bis zu 1,80<br />

m groß werdender (bleibt jedoch meist kleiner)<br />

Korbblütler mit verzweigtem oder unverzweigtem<br />

und fein behaartem Spross, der bis zu<br />

dreifach gefi ederte Blätter trägt. Zur Blütezeit<br />

erscheinen die unscheinbar grünen männlichen<br />

Blütenköpfe am Ende der Sprossachse bzw. deren<br />

Verzweigungen in traubenförmiger Anordnung<br />

– daher der dt. Name „Traubenkraut“. Die<br />

weiblichen Blütenköpfe befi nden sich am Grund<br />

des männlichen Blütenstandes oder in den Achseln<br />

der oberen Blätter. Die Blütezeit der Beifuß-Ambrosie<br />

liegt bei uns je nach Standortbedingungen<br />

zwischen August und Oktober.<br />

Früchte:<br />

Die etwa 3,5 mm lange und 2,5 mm breite Frucht<br />

(Achäne) besitzt im oberen Bereich eine etwa 2<br />

mm lange, ausgezogene Spitze und beherbergt<br />

einen Samen. Eine normale, zur Samenreife gelangte<br />

Pfl anze trägt pro Jahr ungefähr 3000 bis<br />

4000 dieser Früchte.<br />

Verwechslungsmöglichkeiten:<br />

A. artmisiifolia kann bei uns mit einigen anderen<br />

Arten verwechselt werden. Es ist daher wichtig,<br />

auf die Unterschiede aufmerksam zu machen,<br />

um unnötige Aufregung zu vermeiden. Die folgenden<br />

Arten haben Ähnlichkeit mit der Beifuß-<br />

Ambrosie:<br />

1. Gemeiner Beifuß (Artemisia vulgaris)<br />

Große Ähnlichkeit zur Beifuß-Ambrosie, Spross<br />

nicht behaart!<br />

2. Stauden-Ambrosia (Ambrosia coronopifolia)<br />

Ebenfalls relativ große Ähnlichkeit zur Beifuß-<br />

Ambrosie, allerdings mehrjährig mit horizontal<br />

verlaufenden Wurzeln und Wurzelsprossen.<br />

Deutlich weniger stark gefi ederte Blätter und<br />

kleinere Wuchshöhe.<br />

3. Einjähriger Beifuß (Artemisia annua)<br />

Wuchshöhe bis 1,50m mit zwei- bis dreifach gefi<br />

ederten Blättern. Verströmt einen intensiven,<br />

aromatischen Geruch und hat im Gegensatz zu<br />

A. artemisiifolia gelbe Röhrenblüten.<br />

<strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

57<br />

Was kann getan werden, um die Verbreitung<br />

von A. artemisiifolia zu verhindern?<br />

■ Ambrosiafreies Vogelfutter verwenden oder<br />

auf die Winterfütterung von Wildvögeln verzichten<br />

■ Futterreste und Käfi gstreu von Hausvögeln<br />

nicht kompostieren (und erst recht nicht widerrechtlich<br />

in der freien Landschaft „entsorgen“)<br />

■ Sonnenblumen zu Produktionszwecken (besonders<br />

als Schnittblumen) nur mit zertifi ziertem<br />

Saatgut einsäen (und nicht mit als Vogelfutter<br />

vorgesehenen Sonnenblumenkernen)<br />

■ Bei der Anlage von Wildäckern oder bei der<br />

Wildfütterung keine Sonnenblumenkerne zu<br />

Futterzwecken verwenden<br />

■ Keine Erde von Flächen verschleppen, auf denen<br />

die Beifuß-Ambrosie vorkommt oder vorkam<br />

(z.B. bei Baumaßnahmen)<br />

Wenn Sie bei einem Ausfl ug in die <strong>Natur</strong> des<br />

Sauerlandes zufällig auf einen Bestand der Beifuß-Ambrosie<br />

stoßen, melden Sie Ihren Fund<br />

bitte der Biostation des HSK (St. Vitus-Schützenstraße<br />

1, 57392 Schmallenberg-Bödefeld;<br />

Tel. 02977/1524) Es können dann Maßnahmen<br />

ergriffen werden, um die Pfl anze an der weiteren<br />

Ausbreitung zu hindern. Sollte sich eine Beifuß-<br />

Ambrosie in Ihren Garten verirren, so sollte sie<br />

mit Wurzeln ausgerissen werden und entsorgt<br />

werden.<br />

Achtung (!): Schon zur Samenreife gelangte<br />

Beifuß-Ambrosien gehören nicht auf den Kompost,<br />

sondern in den Biomüll!<br />

Lars Dietrich<br />

Literatur:<br />

Nachrichtenbl. Deut. Pfl anzenschutzd., 58 (11),<br />

S. 279 – 285, 2006, ISSN 0027-7479<br />

www.ambrosiainfo.de/, Seite der Projektgruppe<br />

Biodiversität und Landschaftsökologie<br />

Christelle OTTO, Beate ALBERTERNST, Frank<br />

KLINGENSTEIN und Stefan NAWRATH<br />

(2008): Verbreitung der Beifußblättrigen Ambrosie<br />

in Deutschland. BfN – Skripten 235


58 <strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

Große Nussjagd in NRW<br />

Wer hat Spuren der Haselmaus gesehen?<br />

In NRW haben die NAJU (<strong>Natur</strong>schutzjungend)<br />

unseres Partners NABU-NRW und die<br />

NRW-Stiftung, mit der auch der VNV seit zwei<br />

Jahrzehnten zusammenarbeitet, eine Nussjagd<br />

oder besser gesagt Haselnussjagd gestartet, um<br />

Haselmäuse nachzuweisen. Der VNV beteiligt<br />

sich daran. Durch die Aktion erhoffen sich die<br />

Initiatoren neue Erkenntnisse über die aktuelle<br />

Verbreitung der heimlichen Art.<br />

Da Haselmäuse selbst wegen ihrer nächtlichen<br />

und versteckten Lebensweise nur sehr schwer<br />

zu fi nden sind, „jagt“ man die Haselmäuse indirekt<br />

über die Fraßspuren an Haselnüssen. Haselmäuse<br />

knabbern ein kleines, fast kreisrundes<br />

Loch in eine Haselnuss und erweitern es durch<br />

Nagen entlang der Kante, so dass die Spuren der<br />

Nagezähne im typischen Fall parallel oder leicht<br />

schräg zum Öffnungsrand verlaufen (s. Abbildung).<br />

Fraßspuren der Haselmaus (Foto: H. Mai)<br />

Fraßspuren anderer Tiere an Haselnüssen:<br />

1. Haselnussbohrer (Rüsselkäferart): Die Nüsse<br />

haben nur ein kleines rundes Loch.<br />

2. Eichhörnchen: Die Nüsse sind zerbrochen<br />

oder halbiert, ähnlich wie nach der Bearbeitung<br />

von Haselnüssen durch einigen Vogelarten.<br />

3. Gelbhals- und Waldmaus: Sie nagen Löcher<br />

mit Zahnspuren senkrecht bzw. quer zum Rand<br />

und hinterlassen außerdem deutliche Abdrücke<br />

Haselmaus nascht Weißdornfrüchte (Foto: D. Bark)<br />

und Spuren der oberen Nagezähne auf der Außenseite<br />

des Randes.<br />

4. Rötelmaus: Hinterlässt ebenfalls quer zum<br />

Öffnungsrand verlaufende Nagespuren; an der<br />

Außenseite des Randes sind keine Spuren durch<br />

die Nagezähne zu erkennen.<br />

Am besten sucht man im Wald, in Feldgehölzen<br />

und Hecken, dort wo Haselnussbüsche wachsen,<br />

den Boden nach bearbeiteten Nüssen ab.<br />

Beschreibung:<br />

Die Haselmaus ist mausgroß, mäuseschwer und<br />

mausfl ink, jedoch anders als der Name vermuten<br />

lässt keine Maus im engeren Sinne. Vielmehr gehört<br />

sie zu der Nagetierfamilie der Schläfer oder<br />

Bilche, von denen im Sauerland noch Siebenschläfer<br />

und Gartenschläfer vorkommen. Das<br />

Fell der Haselmaus ist gelb- bis rötlichbraun mit


einem weißen Fleck an Kehle und Brust. Der<br />

dichtbehaarte, aber nicht buschige Schwanz ist<br />

meist etwas dunkler gefärbt.<br />

Vorkommen im HSK:<br />

Im Buch „Die Säugetiere Westfalens“ (SCHRÖP-<br />

FER et al. 1984) fi nden sich in der Verbreitungskarte<br />

der Haselmaus mehrere ältere Nachweise<br />

auf dem Gebiet des heutigen HSK. Im Oktober<br />

1992 wurde von Bernhard Koch auf der VNV-<br />

Fläche im NSG „Irrgeister“ bei Winterberg-<br />

Hildfeld eine Haselmaus aus dem Winterschlaf<br />

geweckt, als deren Nest durch Druck seines<br />

Gummistiefels auf dem schlammigen Boden neben<br />

dem Nest hoch gedrückt wurde. Auch aus<br />

dem Arnsberger Wald liegen neuere Nachweise<br />

vor, und zwar als Beute vom Raufußkauz. Die<br />

Haselmaus kommt in großen Teilen Mittel- und<br />

Osteuropas vor. Wie schon der Name sagt, lebt<br />

sie gerne in der Nähe von Haselnussbüschen, allerdings<br />

ist sie nicht auf deren Vorkommen angewiesen.<br />

Nest der Haselmaus (Foto: B. Brümmer)<br />

Biologie:<br />

Denn Haselmäuse sind Allesfresser und leben<br />

von Knospen, Blüten, Pollen, Samen, Früchten,<br />

Insekten, Vogeleiern, kleinen wirbellosen<br />

Tieren, Eicheln und Haselnüssen. Sie sind mit<br />

einem Jahr geschlechtsreif. Von Anfang Juni bis<br />

September, selten bis Mitte Oktober, werden<br />

Jungtiere geboren (SCHRÖPFER et al. 1984).<br />

Die Jungen werden ca. 30 Tagen von der Mutter<br />

gesäugt. Mit ca. 40 Tagen erlangen sie ihre<br />

Selbständigkeit und verlassen ihre Mutter. In<br />

<strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

Steckbrief der<br />

Haselmaus (Muscardinus avellanarius)<br />

Größe: mausgroß<br />

Länge: bis 16 cm, 6-8 cm Schwanz<br />

Gewicht: 15-35g<br />

Nachwuchs: 1-2 Würfe pro Jahr im Juni bis<br />

September<br />

Wurfgröße: 2 -6 Jungtiere<br />

Höchstalter: 5 Jahre<br />

59<br />

kugeligen, 6 bis 8,5 cm großen Nestern, die sich<br />

bodennah bis in 20 m Höhe befi nden können,<br />

verbringen sie den Tag. Das Nest besteht aus<br />

Zweigen, Blättern, Gras und Moos. Haselmäuse<br />

halten sich auch gerne in Nistkästen auf. Sie<br />

sind hervorragende Kletterer und bewegen sich<br />

mit großer Sicherheit auch auf dünnsten Zweigen.<br />

Die Reviere sollen einen Umkreis von 150<br />

bis 200 Metern haben Die Haselmäuse halten<br />

je nach Wetterlage einen Winterschlaf von Oktober/November<br />

bis April/Mai in Nestern, die<br />

sich bodennah in Erdhöhlen und Baumstümpfen<br />

befi nden. Während des Winterschlafs werden<br />

häufi ger Haselmäuse von Wildschweinen ausgegraben<br />

und gefressen. Sonst treten noch marderartige<br />

Tiere, Eulen, Greifvögel und der Fuchs<br />

als Fressfeine auf.<br />

Bei herbstlichen Nistkastenkontrollen (bzw.<br />

Reinigungsaktivitäten) ist die Art gut nachzuweisen,<br />

ferner kann sie durch die Untersuchung<br />

von Waldkauz- und Raufußkauzgewöllen nachgewiesen<br />

werden.<br />

Weitere Infos zum Thema unter www.nussjagdnrw.de.<br />

Dort können auch Flyer und Broschüren<br />

bestellt werden. Wer Nachweise der Haselmaus,<br />

auch alte, kennt, melde sie bitte dem VNV oder<br />

direkt der NAJU.<br />

Literatur:<br />

SCHRÖPFER, R. & R. FELDMANN, H. VIER-<br />

HAUS (1984): Die Säugetiere Westfalens. Abh.<br />

Landesmus. <strong>Natur</strong>k. Münster 46. (1).<br />

Informationsmaterial der NABU NRW.<br />

Martin Lindner


60 <strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

Vorbei fl iegende Schellente am Niederrhein (Foto: R. Götte)<br />

VNV-Fahrt zur Weser-Staustufe Schlüsselburg geplant<br />

Im letzten Jahr bot der VNV eine Exkursion<br />

<strong>für</strong> ornithologisch interessierte Mitglieder an.<br />

Wir unternahmen mit knapp 25 Teilnehmern<br />

im Dezember 2008 eine Tagesfahrt an den Niederrhein.<br />

Dort machten wir vormittags eine Tour<br />

mit einem eigens gecharterten Schiff auf dem<br />

Rhein, um von dieser ungewohnten Perspektive<br />

Wasservögel zu beobachten. Den Nachmittag<br />

verbrachten wir auf der Bislicher Insel. Hier waren<br />

in den Wiesen neben ca. 5.000 Gänsen, vor<br />

allem Bleßgänsen, u. a. verschiedene Entenarten<br />

in großer Zahl zu bewundern. Auf Grund des<br />

regen Zuspruchs ist auch <strong>für</strong> den kommenden<br />

Winter wieder eine vogelkundliche Exkursion<br />

als Tagesfahrt geplant.<br />

Wir werden am 10. Januar 2010 in die Gegend<br />

um die Weser-Staustufe Schlüsselburg nahe<br />

Minden fahren. Bedeutsam ist das Gebiet wegen<br />

seiner großen Anzahlen überwinternder Entenarten<br />

sowie Zwerg- und Singschwäne.<br />

Die Ganztagesfahrt steht allen Interessierten<br />

offen, ornithologische Vorkenntnisse sind ausdrücklich<br />

nicht nötig. Wir werden mit Privat-<br />

PKW anreisen und werden an der Weser eine<br />

ganztägige Begleitung durch einen ortskundigen<br />

Ornitologen der dortigen Biostation haben.<br />

Die Kosten betragen pro Person 25,-- Euro.<br />

Interessierte können sich vormerken lassen bei:<br />

Bernhard Koch, Telefon 02377-805525<br />

Vogelbeobachtung auf der Bislicher Insel (Fotos: R. Götte)


<strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

Pflaumen – beachtenswert, doch oft verkannt<br />

Schon vor ca. 2000 Jahren dichtete der Römer<br />

Marcus Valerius Martial: „Nimm Pfl aumen <strong>für</strong><br />

des Alters morsche Last, denn sie pfl egen zu lösen<br />

den hartgespannten Bauch.“<br />

Was landläufi g als Pfl aume bezeichnet wird,<br />

entpuppt sich bei genauerem Hinsehen jedoch<br />

als äußerst formenreiche und unübersichtliche<br />

Gruppe verschiedener Arten und Artbastarde.<br />

In der Literatur werden dabei widersprüchliche<br />

Auffassungen über Systematik und Taxonomie<br />

vertreten (vgl. KÖRBER-GROHNE 1996,<br />

HARTMANN 2003, KOLOC 1976, LOOS<br />

schriftlich 2008, GÖTTE 2007).<br />

Wir nehmen dies zum Anlass, hier die von uns<br />

bisher im HSK gefundenen Vertreter dieses Formenkreises<br />

in einer „robusten“ Einteilung aus<br />

pomologischer Sicht, also aus Sicht des Obstbaumexperten,<br />

vorzustellen.<br />

Kirschpfl aume, Myrobalane<br />

(Prunus cerasifera)<br />

Die Kirschpfl aume stammt aus dem Kaukasus.<br />

Sie bildet Großbüsche, die oftmals mehrstämmig<br />

sind und keine Ausläufer treiben.<br />

P. cerasifera blüht sehr zeitig (ab Februar). Die<br />

Früchte reifen zwischen Anfang Juli und Ende<br />

September. Sie sind rund und dickschalig, von<br />

meist gelber, manchmal auch rot oder selten<br />

bläulicher Farbe. Die gelbfrüchtigen können mit<br />

Mirabellen verwechselt werden. Allerdings sind<br />

letztere steinlösend und nicht sauer. Die große<br />

Variationsbreite der Früchte ist bedingt durch<br />

generative Vermehrung.<br />

Die Myrobalane fi ndet hauptsächlich als Zierstrauch<br />

und Straßenbegleitgrün sowie als Unterlage<br />

<strong>für</strong> die Veredelung anderer Pfl aumen<br />

Verwendung. Wichtige Sorten sind Nigra<br />

(Blutpfl aume) und Unica. Sehr eindrucksvolle<br />

Exemplare, deren Sorte unklar ist, befi nden<br />

sich im NSG „Wicheler Heide“ bei Arnsberg-<br />

61<br />

Müschede. Im HSK wird diese Art meist als<br />

Kreike bezeichnet. Möglicherweise besteht hier<br />

eine etymologische Verwandtschaft zum fl ämischen<br />

Wort Kriek (Sauerkirsche).<br />

Mirabelle (Prunus x syriaca)<br />

Die Mirabelle ist vermutlich aus Westasien zu<br />

uns gelangt. Es sind typischerweise mittelgroße<br />

Bäume mit breitkugeligen, locker aufgebauten<br />

Kronen und kurzen, dicken Trieben ohne Dornen.<br />

Die Blätter und einjährigen Zweige weisen<br />

eine leichte Behaarung auf.<br />

Die Frucht hat einen Durchmesser von zwei bis<br />

drei Zentimeter, ist kugelig, tief wachsgelb und<br />

oft mit einer rötlichen Punktierung. Das Fruchtfl<br />

eisch ist sehr süß und löst sich leicht vom<br />

Steinkern. Dieser ist rundlich-eiförmig. Traditionell<br />

werden Mirabellen neben der Konservenherstellung<br />

und dem Frischverzehr insbesondere<br />

der Destillation zu Obstbränden zugeführt.<br />

Als wärmeliebende Art gedeiht sie am besten<br />

in geschützten Lagen. Mirabellen sind im HSK<br />

nur punktuell verbreitet. Eine ca. 3-4 m hohe<br />

strauchförmige Varietät wurde von uns ebenfalls<br />

im NSG „Wicheler Heide“ gefunden. Anhand<br />

eingesandter Fruchtproben kam der Pfl aumenexperte<br />

Falk Kröhling aus Bielefeld zu dem Ergebnis,<br />

es handele sich dabei um eine ehemals in<br />

ganz Deutschland verbreitete Sorte, deren Name<br />

allerdings inzwischen in Vergessenheit geraten<br />

sei.<br />

Eine wichtige Sorte ist die großfrüchtige Mirabelle<br />

von Nancy, die in Frankreich schon 1690<br />

bekannt war und um 1850 nach Deutschland<br />

kam. Dagegen sind die kleinfrüchtigen Flotows<br />

Mirabelle und Mirabelle von Metz heute wesentlich<br />

seltener als die vorgenannte Sorte. Ihre<br />

Reifezeit liegt etwa 3 bis 4 Wochen früher, nämlich<br />

Ende Juli bis Anfang August.


62 <strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

Haferschlehe, Krieche, St. Julienpfl aume<br />

(Prunus insititia)<br />

Die Sträucher der Haferschlehe sind bedornt,<br />

allerdings nicht so extrem wie bei der Schlehe.<br />

Ebenso wie bei dieser erfolgt eine starke<br />

vegetative Vermehrung über Ausläufer. Möglicherweise<br />

rührt daher der Name Krieche. Die<br />

Früchte sind denen der Schlehe hinsichtlich Farbe,<br />

Form, Größe und Geschmack ähnlich. Der<br />

Beiname Hafer bezieht sich auf die Reifezeit. In<br />

der Tschechischen Republik wird die Krieche<br />

heute noch angebaut, und <strong>für</strong> die Herstellung<br />

der dortigen Variante des Slivovice-Obstbrandes<br />

genutzt.<br />

Im HSK kommt die Art nur an wenigen Fundorten<br />

vor, unter anderem in Sundern-Altenhellefeld<br />

und Sundern-Stockum.<br />

Zimmers-Frühzwetschge (Foto: J. Langanki)<br />

Zwetsche (Prunus x domestica)<br />

Vermutlich aus Kleinasien stammen die Zwetschen.<br />

Es sind starkwüchsige, aufrecht wachsende<br />

Bäume, die bis zu 80 Jahre alt werden<br />

können. Die Früchte sind in der Regel länglich,<br />

Bitte um Hinweise aus der Region<br />

Leider ist dieses interessante und wohlschmeckende<br />

Obst in der Pomologie bisher stark<br />

vernachlässigt und kaum bearbeitet worden.<br />

Ähnlich wie beim Kernobst ist zu vermuten,<br />

dass in den Gärten und Obstwiesen des HSK<br />

zahlreiche besondere Pfl aumensorten überlebt<br />

haben. Wir bitten daher um Hinweise auf auffällige<br />

Altbäume, deren Früchte vom Erscheinungsbild<br />

der Hauszwetsche (s.o.) abweichen.<br />

Insbesondere nicht blau gefärbte Früchte weisen<br />

auf einen potentiell interessanten Baum<br />

hin.<br />

Hinweise bitte an:<br />

Jörg Langanki, Ginsterweg 17, 59846 Sundern,<br />

Tel. 02933/921119 oder<br />

Axel Blume, Dreihausener Weg 15,<br />

59757 Arnsberg, Tel. 02932/941328<br />

festfl eischig und gut steinlösend. Im Unterschied<br />

zu den anderen Pfl aumengruppen sind<br />

die Fruchtsteine der Zwetschen länglich und<br />

fl ach. Die Farbe der Zwetschenfrüchte ist keineswegs<br />

immer bläulich, sondern kann je nach<br />

Sorte durchaus auch rötlich bis hellorange ausfallen.<br />

Die Hauszwetsche bezeichnet keine einheitliche<br />

Sorte, sondern ist ein Sammelbegriff <strong>für</strong><br />

mehr oder weniger ähnliche Typen. Diese sind<br />

im HSK mit sicher weit über 90% die häufi gsten<br />

Pfl aumen überhaupt. Die Hauszwetsche ist<br />

eine sehr alte Sorte, die schon seit dem 17. Jahrhundert<br />

in Deutschland allgemein verbreitet ist.<br />

Ihre Reifezeit liegt je nach Typ zwischen Anfang<br />

September bis Anfang Oktober. Die Früchte<br />

sind klein bis mittelgroß, länglich-oval und oft<br />

ungleichhälftig. Die Schalenfarbe variiert zwischen<br />

dunkelviolett und dunkelblau; stets ist eine<br />

starke Bereifung vorhanden. Das gelbgrüne bis<br />

goldgelbe Fleisch ist im rohen Zustand fest und<br />

leicht herb, wird jedoch beim Kochen merklich<br />

saurer. Ein weiteres wichtiges Merkmal besteht


in der schlecht abziehbare Haut.<br />

Im HSK kommen punktuell einige weitere<br />

Zwetschensorten vor, die auf Grund ihrer bläulichen<br />

Grundfarbe oberfl ächlich der Hauszwetsche<br />

ähneln: The Czar (Reifezeit Anfang bis<br />

Mitte August, leicht ovale Frucht mit fl acher<br />

Bauchnaht, meist eine rötliche Fruchthälfte),<br />

Bühler Frühzwetsche (Reifezeit Ende Juli bis<br />

Mitte August, eirunde Frucht, hoher Säuregehalt),<br />

Italienische Frühzwetsche (leicht oval<br />

bis eiförmige Frucht, breite und tiefe Bauchnaht,<br />

feine Schalenpunkte), Zimmers Frühzwetsche<br />

(rundlich bis oval eiförmig, gleichmäßige Form,<br />

nur leichte Bauchnaht).<br />

Als Beispiele <strong>für</strong> einen anderen Zwetschentypus<br />

führen wir Anna Späth und Queen Victoria<br />

an. Die sehr großfrüchtige Sorte Queen Victoria<br />

fällt durch ihre außergewöhnliche Farbe auf:<br />

ein helles Orange. Anna Späth hat große bis sehr<br />

große rundovale Früchte mit bräunlich-violetter<br />

Schale.<br />

Reneklode, Edelpfl aume, Rundpfl aume<br />

(Prunus x italica)<br />

Die baumförmigen Renekloden stammen wahrscheinlich<br />

aus Armenien und gelangten um das<br />

15 Jahrhundert über Frankreich nach Deutschland.<br />

Sie wurden in Anlehnung an die Königin<br />

Claudia (franz. Reine Claude) benannt. Die<br />

grünlichen bis violetten Früchte sind mittelgroß<br />

bis groß und rund. Der ovale Stein, der zum Teil<br />

einen kammartigem Mittelwulst trägt, löst sich<br />

nicht immer vom Fleisch.<br />

Die Sorten Graf Althans Reneklode und Große<br />

Grüne Reneklode, die laut einschlägiger Literatur<br />

eine weite Verbreitung auch in den Mittelgebirgen<br />

haben, konnten wir in den Streuobstbeständen<br />

des HSK bislang noch nicht auffi nden.<br />

Wir vermuten daher, dass sie im HSK eher in<br />

Privatgärten angebaut werden. Stattdessen haben<br />

wir aus dieser Gruppe in Sundern-Stockum<br />

eine Rundpfl aume mit gelbgrüner Schale und<br />

gelbem Fruchtfl eisch gefunden, die durch ihren<br />

außergewöhnlichen Zuckergehalt auffällt.<br />

<strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

63<br />

Bisher unbekannte Pfl aumensorte (Foto: J. Langanki)<br />

Ebenso wie bei der oben genannten Mirabelle<br />

konnte anhand von Fruchtsteinen durch Falk<br />

Kröhling zweifelsfrei geklärt werden, dass es<br />

sich um eine echte Sorte im pomologischen<br />

Sinne handelt. Es war jedoch bislang noch nicht<br />

möglich, einen zutreffenden Sortennamen herauszufi<br />

nden.<br />

Jörg Langanki & Axel Blume<br />

Literatur :<br />

Götte, R. 2007: Flora im östlichen Sauerland.<br />

Hartmann, W. 2003: Farbatlas alte Obstsorten.<br />

Koloc, R. 1976: Wir zeigen Steinobstsorten und<br />

werten deren Eigenschaften.<br />

Körber-Grohne, U. 1996: Pfl aumen, Kirschpfl<br />

aumen, Schlehen.<br />

Buchter-Weisbrodt, H. 1993: Obst – die besten<br />

Sorten <strong>für</strong> den Garten


64 <strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

Apfelsaft-Schaupressen und Apfelsorten-Austellung<br />

in Sundern-Stockum<br />

Am 11. und 12. Oktober 2008 führten Axel Blume<br />

und ich eine Aktion „Rund um den Apfel“<br />

bei Cora´s Cafe in Sundern-Stockum durch.<br />

An dem Wochenende stellten wir unsere kleine<br />

mobile Saftpresse dort auf dem Hof auf. Die<br />

zahlreich erschienenen Interessierten konnten<br />

den frisch aus der Presse kommenden Apfelsaft<br />

direkt probieren. Wer das Obstmahlwerk selber<br />

einmal drehen wollte, konnte das tun. Auch in<br />

Cora´s Cafe wurde der Saft weiterverarbeitet,<br />

und zwar zu leckerem Apfelpunsch. Die Esel,<br />

Ziegen und Schweine auf Betzingers Hof haben<br />

den übrig gebliebenen Apfelpresskuchen sehr<br />

gerne gefressen.<br />

Außerdem war eine umfangreiche Apfelsortenaustellung<br />

zu bewundern. Ungefähr 40 verschiedene<br />

Sorten konnte man sich anschauen.<br />

Darunter waren alte, häufi ge Sorten, aber auch<br />

einige sehr seltene.<br />

Der große Andrang und der Zuspruch der vielen<br />

Gäste haben uns ermuntert, auch in diesem Jahr<br />

die Apfelaktion noch einmal zu wiederholen,<br />

voraussichtlich im Oktober.<br />

Jörg Langanki<br />

Fotos: Irmgard Brückner


<strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

Uhu auf Mittelspannungsleitung umgekommen<br />

RWE sichert Masten nur unzureichend<br />

Am 25. Februar 2008 wurde bei Sundern-Lenscheid<br />

unter einem Abzweigmast einer 10 KV<br />

Mittelspannungsleitung von RWE von Heinz<br />

und Mechthild Immekus der Rest eines auf dem<br />

Mast durch Stromschlag umgekommener Uhu<br />

gefunden, zusammen mit einer Ringeltaube.<br />

Rest eines verunglückten Uhus (Foto: Immekus)<br />

Der Uhu, wie die Untersuchung des Flügels<br />

zeigte ein adultes Männchen, hatte vermutlich<br />

eine Ringeltaube geschlagen und wollte sie auf<br />

dem Abzweigmast fressen. Beim Fressen geriet<br />

er mit beiden Flügeln an je eine Stromleitung und<br />

löste so einen Stromschlag aus. Der Stromschlag<br />

war so heftig, dass ein Flügel abgebrannt wurde.<br />

Der Körper des Uhus wurde von einem Prädator,<br />

vermutlich einem Fuchs weggetragen. Abzweigmasten<br />

sind Masten wo von einer Leitung eine<br />

andere Leitung abzweigt. (Siehe Foto)<br />

Abzweigmast (Foto: M. Lindner)<br />

65<br />

Der Uhu hatte seinen Brutplatz im nur 100 entfernten<br />

Steinbruch, welcher bereits im Kreis<br />

Olpe liegt.<br />

Nach dem Todfund wurde sofort bei der RWE<br />

Westfalen-Weser-Ems Netzservice GmbH, Regionalcenter<br />

Arnsberg, angerufen und um Sicherung<br />

des Todesmastes und zweier gefährlicher<br />

Maststationen in der Umgebung des Todesmastes<br />

gebeten. Bei der Netzservice GmbH handelt<br />

es sich um eine Tochterfi rma der RWE, welche<br />

das Stromnetz der RWE betreibt. Nach dem<br />

Fotos vom Uhufl ügel und Todesmasten, ferner<br />

eine Kartenkopie mit Maststandorten des Todesmasten<br />

und 2 weiterer Masten in der Nähe<br />

des Todesmastes an die Netzservice GmbH gemailt<br />

wurden, antwortete man am 5. März. Unter<br />

anderen schrieb der zuständige Sachbearbeiter:<br />

„Wir werden uns der Sache annehmen und<br />

uns mit Ihnen über die weitere Vorgehensweise<br />

abstimmen.“ Auf einen Ortstermin wartete der<br />

VNV allerdings vergeblich. Am 19. Mai 2008<br />

teilte die Netzservice GmbH dann mit, dass die<br />

Freileitung nach den gültigen Vogelschutzrichtlinien<br />

ertüchtigt wurde. Eine Kontrolle brachte<br />

eine sofortige Ernüchterung. Tatsächlich waren<br />

am Todesmast und weiteren Masten in einem<br />

Umkreis von ca. 1 km, 3 verschiedene Maßnahmen<br />

durchgeführt worden (siehe Foto).<br />

Unzureichend gesicherter Mast (Foto: M. Lindner)<br />

Es war am Todesmast eine Vogelsitzstande, mehrere<br />

Büschelabweiser und 3 Schrumpfschläuche<br />

angebracht worden. Nur die Schrumpfschläuche


66 <strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

(Kunststoffschläuche, welche durch Hitzeeinwirkung<br />

auf den Durchmesser des Leierseils<br />

geschrumpft werden) sind eine Maßnahme nach<br />

Stand der Technik. Gut ist die Entfernung der<br />

sogenannten Blitzhörner. Die pintigen Büschelabweiser<br />

sind schlicht überfl üssig. Die mini Vogelstangen<br />

von ca. 20 cm Länge und ca. 2 cm<br />

Durchmesser, in Vogelschützerkreisen „Mariahilfstangen“<br />

genannt, sind schlicht ungeeignet.<br />

Ein vergleichsweise riesiger Uhu wird sich niemals<br />

auf eine solche Ministange setzen. Wär das<br />

Foto mit diesen Ministangen nur ein halbes Jahr<br />

vorher entstanden, hätte es Eingang ins Buch<br />

„Stromtod von Vögeln“ gefunden (Haas mdl.).<br />

Die in der ganzen Welt gerne zum Vogelschutz<br />

eingesetzten Vogelsitzstangen sind <strong>für</strong> Großvögel<br />

meist nutzlos, da die Stangen oft, wie in<br />

diesem Fall, schlicht zu dünn sind und so gar<br />

nicht richtig umfasst werden. Sie reichen gerade<br />

<strong>für</strong> Vögel bis Taubengröße aus. Die Großvögel<br />

und auch oft kleinere Vögel setzen sich weiter<br />

auf die breiten Traversen. Das Ärgerliche an den<br />

Maßnahmen bei Sundern-Lenscheid ist, dass das<br />

Geld sinnlos ausgegeben wurde. Bezeichnend<br />

war die Äußerung des Verantwortlichen bei der<br />

Netzservice GmbH Regionalcenter Arnsberg,<br />

er meinte im Telefongespräch sinngemäß: Man<br />

habe alles mögliche gemacht, falls nun noch Vögel<br />

umkommen, haben sie halt Pech gehabt. Tatsache<br />

ist allerdings, dass die Netzservice GmbH,<br />

also RWE, unsachgemäß gearbeitet hat.<br />

Die meisten der sogenannten Tragmasten von<br />

Mittelspannungsmasten im HSK sind Holzmasten,<br />

auf die eine Metalltraverse aufgesetzt wurde<br />

(siehe Foto).<br />

Mittelspannungsmast im HSK (Foto: M. Lindner)<br />

Sofern die 3 aufrecht stehenden Isolatoren min.<br />

1,4 m auseinander liegen, ist die Gefährdung<br />

<strong>für</strong> Vögel als eher gering einzustufen (HAAS &<br />

SCHÜRENBERG 2008).<br />

Zum Schutz der Großvögel wie dem Schwarzstorch<br />

sollte hier aber zumindest der mittlere<br />

Isolator mit einer Abdeckung gesichert werden.<br />

Vor allem Abzweig-, Schaltermasten und Maststationen<br />

sind <strong>für</strong> Vogel im HSK wahre Killermasten.<br />

Im HSK sind vor allem die meisten<br />

Mittelspannungsmasten aus Metall <strong>für</strong> Vögel<br />

gefährlich.<br />

Toter Uhu auf Strommast (Foto: D. Haas)<br />

Das auch Umspannanlagen und Trafostationen<br />

<strong>für</strong> den Stromtod von Vögeln verantwortlich<br />

sein können, zeigen zwei Vorfälle in diesem Jahr<br />

(Limpinsel mdl.). Ein Turmfalke wurde mit starken<br />

Verbrennungen in der Umspannanlage bei<br />

Brilon-Nehden gefunden. Ein weiterer wurde<br />

ebenfalls mit starken Verbrennungen an einem<br />

Trafoturm bei Schmallenberg noch lebend geborgen.<br />

In dem Trafoturm hatten Turmfalken<br />

gebrütet und durch Stromschlag ist vermutlich<br />

die ganze Familie umgekommen. Auch die beiden<br />

noch in die Vogelpfl egestation <strong>für</strong> Greifvögel<br />

und Eulen in Marsberg-Essentho gebrachten<br />

Turmfalken starben kurz nach ihrer Einlieferung.<br />

Die gewaltigen Hochspannungsmasten sind in<br />

Bezug auf den Stromtod nicht ursächlich, da dort<br />

die Abstände zwischen den Leitungen so groß<br />

sind, dass ein Stromschlag nicht vorkommt. An<br />

Hochspannungsleitungen kommen Vögel “nur“<br />

durch Anfl ug an die Leitungen um.


Die Rechtslage in Bezug auf Mittelspannungsleitungen<br />

ist durch § 53 des Bundesnaturschutzgesetzes<br />

eindeutig. Nach § 53 des Bundesnaturschutzgesetzes<br />

müssen bis 2012 alle gefährlichen<br />

Strommasten der Stromversorger nach dem<br />

Stand der Technik entschärft werden. Von den<br />

Endschärfungen wurden nur die Strommasten<br />

der Deutschen Bahn (DB) ausgenommen. Da es<br />

im HSK keine elektrifi zierten Bahntrassen gibt,<br />

tritt dieses Vogelschutzproblem bei uns nicht<br />

auf. Neue Leitungen dürfen nach § 53 natürlich<br />

nur mit vogelsicheren Masten gebaut werden.<br />

In der Eifel entdeckte man 2007 sogar neu errichtete<br />

gefährliche Masten (Brücher mdl.).<br />

RWE erklärte diesen Vorfall später mit einem<br />

Versehen.<br />

Mit der Entschärfung gibt es nun, wie auch im<br />

vorliegenden Fall, in vielen Gebieten Schwierigkeiten.<br />

Die Entschärfung läuft gegenwärtig sehr<br />

schleppend, zudem wird häufi g mit veralteten<br />

und unzulässigen Methoden gearbeitet.<br />

In Bayern sollten zuerst die Gebiete mit Vorkommen<br />

von seltenen Großvogelarten wie Rotmilan,<br />

Uhu, Wanderfalke, Schwarz- und Weißstorch<br />

gesichert werden. Diese Gebiete machen rund<br />

ein Drittel der Landesfl äche aus. Es wurden bis<br />

2006 erst 20 % der Mittelspannungsleitungen<br />

in diesen Prioritätsgebieten mit seltenen Großvögeln<br />

gesichert (WIEDING 2007). So kommen<br />

immer wieder Uhu und andere Großvögel<br />

an ungesicherten oder ungenügend gesicherten<br />

Masten um. Insgesamt geht der <strong>Natur</strong>schutz<br />

von rund 350.000 Masten gefährlicher Bauart in<br />

Deutschland aus (HAAS & SCHÜRENBERG<br />

2008).<br />

In ganz Deutschland werden immer wieder einzelne<br />

durch Stromschlag getötete Vögel gefunden.<br />

Da es in Deutschland keine systematische<br />

Untersuchungen über den Stromtod gibt, sind<br />

Todfunde seltene „Glücktreffer“. Wie im Fall<br />

bei Sundern-Saal werden fast immer nur tote<br />

Vögel an Wegen und Straßen gefunden. Die<br />

meisten Masten stehen aber im freien Feld, wo<br />

niemand vorbeikommt. Die meisten Stromopfer<br />

werden zudem innerhalb von ein bis zwei Tagen<br />

von Füchsen fortgetragen. Wie bisherige Erfahrungen<br />

in NRW zeigen, werden gefährliche<br />

Masten innerhalb eines Jahres nach Meldung<br />

an die Stromversorger durch den <strong>Natur</strong>schutz<br />

<strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

67<br />

umgerüstet, nur zum Teil nicht wirklich sicher.<br />

Dieses Vorgehen der Stromversorger ist ein<br />

Skandal, da diese inzwischen sehr genau wissen,<br />

welche Masttypen vogelgefährlich sind. Diese<br />

gefährlichen Masttypen lassen sich punktgenau<br />

den Karten der Leitungstrassen entnehmen. Diese<br />

Informationen hüten die Stromversorger in<br />

Deutschland aber meist wie ein Staatsgeheimnis.<br />

Bereits 2005 erstellte der Verband der Strom-<br />

Netzbetreiber eine Broschüre „Vogelschutz an<br />

Mittelspannungsfreileitungen – Maßnahmen zur<br />

technischen Umsetzung nach § 53 Bundesnaturschutzgesetz“,<br />

welche das eindeutige Gesetzt<br />

umdeutete.<br />

Die Netzbetreiber behaupteten einfach, dass<br />

keine fl ächendeckende Sicherung gefährlicher<br />

Masten notwendig sei. In einem Schreiben an<br />

die Netzbetreiber stellte das Bundesumweltministerium<br />

(BMU) aber am 2.4.2007 klar, dass<br />

eine fl ächendeckende Nachrüstpfl icht aller Masten<br />

und technischer Bauteile mit hoher Gefährdung<br />

<strong>für</strong> Vögel gesetzlich vorgeschrieben ist.<br />

Das BMU stellte fest, dass die Regelung auch<br />

in Gebieten ohne Vorkommen von Großvogelarten<br />

gilt. Grundsätzlich dürfen nur noch sichere<br />

Masten neu errichtet werden, dies gilt auch beim<br />

Austausch einzelner Masten an einer Leitung.<br />

Ferner stellte das BMU klar, dass die Masten<br />

vogelsicher konstruiert sein müssen, ohne die<br />

Installation von Schutz- und Ablenkvorrichtungen.<br />

Da inzwischen auf Druck der EU-Kommission<br />

die großen Energieversorger RWE, EON, Vattenfall<br />

und EnBW ernsthaft prüfen, ihre Stromnetze<br />

zu verkaufen, dürfte sich die Entschärfung<br />

von Strommasten in Zukunft wahrscheinlich<br />

noch schwieriger gestalten. Für die Stromnetze<br />

interessieren sich vor allen ausländische Finanzinvestoren.<br />

Diese werden nach dem Kauf Kasse machen<br />

wollen. In Großbritannien kam es nach dem<br />

Aufkauf der britischen Bahngesellschaften zu<br />

vermehrten Unfällen, da man massiv bei den<br />

Ausgaben <strong>für</strong> die Sicherheit sparte. Für den Vogelschutz<br />

geben diese anonymen Finanzinvestoren<br />

erst recht kein Geld aus.


68 <strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

Der Stromtod ist ein weltweites Problem (HAAS<br />

& SCHÜRENBERG 2008). Insbesondere der<br />

Uhu ist besonders vom Stromtod betroffen. Dabei<br />

kommen überwiegend Junguhus um.<br />

In Nordwestdeutschland fanden von 1667 tot<br />

wieder gefundenen Uhus (Daten1965-2008) 436<br />

(26,2 %) an Mittelspannungsmasten und weitere<br />

105 (6,3 %) an Oberleitungen der Bahn den Tod<br />

(BREUER et al. 2009). In Norditalien hat man<br />

z.B. festgestellt, das allein 17 % der Junguhus<br />

in den ersten 3 Monaten nach dem Ausfl iegen<br />

im elterlichen Revier durch Stromtod umkommen<br />

(Sergio et al. 2004). Danach verstrichen<br />

die Junguhus aus den elterlichen Revieren wonach<br />

die ausreichende Erfassung der Daten nicht<br />

mehr möglich war.<br />

In einer der beiden untersuchten Regionen, Abruzzo,<br />

ist der Uhubestand inzwischen zusammengebrochen.<br />

In Norditalien beeinfl usst die<br />

Verteilung der Mittelspannungsmasten die Verteilung<br />

der Uhubrutpaare eindeutig negativ. Neben<br />

Uhu sind Störche und Greifvögel besonders<br />

betroffen. Im HSK wurden schon des öfteren<br />

Schwarzstörche auf Strommasten beobachtet.<br />

Auch diese dürften im HSK vom Stromtod<br />

betroffen sein. In Bayern, genauer in der Fränkischen<br />

Schweiz, wurden z.B. 2006 und 2007<br />

unter derselben Stromtrasse je ein toter Wanderfalke<br />

gefunden (WIEDING 2007).<br />

Die Bundesarbeitgemeinschaft (BAG) Stromtod<br />

der NABU und die Gesellschaft zur Erhaltung<br />

der Eulen (EGE) kümmern sich in Deutschland<br />

intensiv um das Thema Stromtod bei Vögel. Mit<br />

beiden steht der VNV im engen Kontakt.<br />

Da sich im HSK niemand näher mit dem Problem<br />

Stromtod bei Vögel beschäftigt, liegen<br />

kaum Daten dazu vor. Nach Todfunden von<br />

Mäusebussard, Rabenkrähe und Amsel an einem<br />

Masten im Bereich Lederke westlich von Brilon<br />

hat Dieter Gandras, Mitglied im VNV, um 1990<br />

Kontakt zur VEW aufgenommen um diesen<br />

Mittelspannungsmast zu entschärfen (Gandras<br />

mdl.). Die gesamte Leitung in diesem Bereich<br />

wurde daraufhin vogelsicher gemacht. Ferner<br />

wurde ein Mast im Hoppecketal östlich von Brilon-Messinghausen<br />

gesichert. In beiden Gebieten<br />

gab es schon damals Uhuvorkommen, denen<br />

die Sicherungsmaßnahmen vor allem galten.<br />

Nur über die Vogelpfl egestation Essenthoer<br />

Mühle wurden einige weitere Fälle nach Einlieferung<br />

bekannt.<br />

Der VNV hat sich bisher aus Zeitmangel nicht<br />

intensiv um das Problem Stromtod bei Vögel<br />

gekümmert. Zumindest hat der VNV Mitte der<br />

90er Jahre der zuständigen VEW alle Uhubrutplätze<br />

gemeldet und um Entschärfung aller Mittelspannungsmasten<br />

in der Umgebung der Brutplätze<br />

gefordert. Im Jahr 2004 beteiligte sich der<br />

VNV an einer Erhebung zur Lokalisierung von<br />

problematischen Hochspannungsleitungen im<br />

HSK.<br />

Nach unserem Kenntnisstand sind danach im<br />

HSK trotzdem keine größeren Maßnahmen<br />

durch die Energieversorger durchgeführt worden.<br />

Der VNV beschäftigt sich nun genauer mit<br />

dem Thema und wird bei RWE Druck machen.<br />

Der Fall des Uhus bei Sundern-Lenscheid wurde<br />

natürlich mit Fotos der BAG Stromtod gemeldet<br />

und in deren Internet-Diskussionsgruppe<br />

besprochen.<br />

Schwarzstorch auf einem Strommast (Foto: W. Schubert)<br />

Das Problem mit den ungesicherten Masten<br />

scheint inzwischen auch vom Landesumweltminister<br />

Uhlenberg erkannt worden zu sein. In<br />

einem Artikel mit der Überschrift „Gefahr <strong>für</strong><br />

Uhu, Milan und Storch – Umweltminister Uhlenberg:<br />

Zehntausende Strommasten in NRW<br />

nicht ‚vogelsicher‘ “ berichtete die Westfalen-


post am 3. Juli 2008 über die Antwort Uhlenbergs<br />

auf eine Anfrage von Landtagsabgeordneten<br />

der Grünen. Im Artikel steht auch: „Nicht<br />

nur in der Eifel ist der ‚Stromschlag‘ <strong>für</strong> den bedrohten<br />

Uhu die häufi gste Todesursache.“<br />

Uhlenberg erwartet von den Netzbetreibern,<br />

dass bis 2012 alle Masten vogelsicher sind. Laut<br />

Uhlenberg sollen inzwischen fast alle Masten<br />

in den 25 Vogelschutzgebieten gesichert sein.<br />

Ob dies in den Vogelschutzgebieten des HSK-<br />

Medebacher Bucht und Wildwald Vosswinkel-<br />

tatsächlich der Fall ist, müsste der VNV einmal<br />

überprüfen.<br />

Ferner fi ndet sich im Artikel der folgende bemerkenswerte<br />

Absatz: „In einer <strong>Verein</strong>barung<br />

mit dem Energiekonzern RWE hat NRW darüber<br />

hinaus geregelt, dass weitere zehn Prozent<br />

Mittelspannungsleitungen in besonders gefährdeten<br />

Bereichen außerhalb der Vogelschutzgebiete<br />

vorrangig und zeitnah umgerüstet werden.<br />

Dabei handelt es sich um Brutplätze, Aktionsräume<br />

und Rastvorkommen von Schwarz- und<br />

Weißstorch, Rot- und Schwarzmilan und Uhu.“<br />

Wie der vorliegende Fall zeigt, wird in einem<br />

Uhugebiet zwar umgerüstet, aber trotzdem sind<br />

die Masten nicht sicher. Die ULB und die Vogelschutzwarte<br />

des Landes NRW wurde inzwischen<br />

auch über diesen Fall unterrichtet, damit<br />

auch dort bekannt wird, dass nicht wirklich mit<br />

vogelsicheren Methoden bei der Umrüstung gearbeitet<br />

wird. Auch der NABU-Landesverband<br />

wurde genau über diesen Fall informiert. Der<br />

NABU-Landesverband führt zur Zeit Gespräche<br />

mit RWE auf landesebene über das Thema<br />

Stromtod.<br />

Der Vogelschutzwarte wurde auch der Fall eines<br />

Rotmilan-Todfunds unter einer Mittelspannungsleitung<br />

am 26. April 2007 bei „Alte Feld“<br />

südöstlich von Marsberg gemeldet. Die Vogelschutzwarte<br />

NRW ist zur Zeit dabei, den Stand<br />

der Umrüstung gefährlicher Mittelspannungsmasten<br />

und besonders wichtiger Vogellebensräume,<br />

welche noch ungesicherte Leitungen aufweisen,<br />

zu erfassen. Die Vogelschutzwarte wurde<br />

vom VNV gebeten, sich vordringlich um die Sicherung<br />

von Masten im Vogelschutzgebiet Medebacher<br />

Bucht und um das Uhuverdichtungszentrum<br />

des HSK im Bereich der Flüsse Diemel und<br />

Hoppecke durch die RWE zu kümmern.<br />

Der Autor hat beantragt, dass bei der nächsten<br />

<strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

69<br />

Sitzung des Landschaftsbeirat des HSK die<br />

RWE den Stand der Umrüstungen im HSK darstellt,<br />

insbesondere die Umrüstung in den Vogelschutzgebieten<br />

und in Brutgebieten der Großvogelarten<br />

Uhu, Rotmilan und Schwarzstorch.<br />

Wer sich genau über das Problem informieren<br />

möchte, sollte sich das Buch „Stromtod von Vögeln“<br />

zulegen. Das Buch von den Herausgebern<br />

Haas und Schürenberg <strong>für</strong> 22,80 Euro plus Porto<br />

kann am einfachsten über die Internetseite der<br />

BAG Stromtod www.birdsandpowerlines.org<br />

bestellt werden. Auf der Internetseite fi ndet man<br />

auch genauere Informationen zum Buch.<br />

Falls Sie tote Vögel unter einer Stromleitung<br />

fi nden, informieren Sie bitte den VNV. Sollten<br />

die Vögel noch leben, sollte die Vogelpfl egestation<br />

Essenthoer Mühle informiert werden<br />

(02992/8684).<br />

Martin Lindner<br />

Literatur:<br />

BREUER, W. & S. BRÜCHER, L. DAHLBECK<br />

(2009): Straßentod von Vögeln. <strong>Natur</strong>schutz u.<br />

Landschaftsplanung 41 (2): 41-46.<br />

HAAS, D. & B. SCHÜRENBERG (2004 erschien<br />

2008): Stromtod von Vögel. Ökologie der Vögel Bd.<br />

26.<br />

SERGIO, F., I. MARCHESI, P. PEDRINI, M. FER-<br />

RER & V. PENTERIANI (2004): Electroction alters<br />

the distribtion and density of a top predator, the eagle<br />

owl Bubo bubo. Journal of applied Ecology 41: 836-<br />

845.<br />

WIEDING, O. (2007): Vorsicht Stromschlag! Vogelschutz<br />

3: 16.


70 <strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

Seit der letzten Irrgeisterausgabe brachten sich<br />

Vorstandsmitglieder in vielfältiger Weise mit<br />

Behördenarbeit ein. So zeitaufwändig diese mit<br />

Schreibtischarbeit verbundene Tätigkeit auch ist,<br />

so notwendig ist sie auch. Denn dadurch kann<br />

manchmal im Sinne des <strong>Natur</strong>schutzes Positives<br />

erreicht werden. Und Behörden wissen dadurch,<br />

dass ihnen „einer auf die Finger schaut“.<br />

Landschaftsbeirat<br />

Mit Johannes Schröder stellt der VNV den Vorsitzenden<br />

des Landschaftsbeirates des HSK, in<br />

dem unser <strong>Verein</strong> mit weiteren Mitgliedern vertreten<br />

ist. Beispielhaft an zwei Tagesordnungspunkten<br />

der letzten Sitzung im April 2009 soll<br />

unsere Arbeit dargestellt werden.<br />

• „Geplante Neuführung des Diemelradweges<br />

bei Marsberg-Giershagen“<br />

Der Antrag der Stadt Marsberg, den Diemeltalradweg<br />

im Großbereich der Firma WEPA neu zu<br />

errichten, ist aus <strong>Natur</strong>schutzsicht hoch problematisch.<br />

Denn die vom Antragsteller favorisierte<br />

Trasse würde ...<br />

... einen Talbereich zerschneiden, der bislang<br />

von Wegen und Beunruhigung verschont geblieben<br />

ist;<br />

... mitten durch ein <strong>Natur</strong>schutzgebiet führen,<br />

also durch ein Gebiet, was explizit <strong>für</strong> den<br />

Der Kormoran - Vogel des Jahres 2010<br />

(Foto: R. Götte)<br />

Verfahrensarbeit –<br />

zeitaufwändig, aber notwendig<br />

Schutz der <strong>Natur</strong> eingerichtet würde;<br />

... darüber hinaus §62-Biotope (Auwaldreste)<br />

beeinträchtigen, also wertvolle und damit grundsätzlich<br />

geschützte Lebensräume;<br />

... Ausgleichsfl ächen entwerten, die wegen eines<br />

Eingriffs als Ersatzlebensraum geschaffen wurden.<br />

Betroffen wäre u. a. ein Eisvogelbrutplatz.<br />

Auch auf Grund unserer Argumentation sprach<br />

sich der Beirat einstimmig gegen diese Trassenvariante<br />

aus und be<strong>für</strong>wortete die vom Vorsitzenden<br />

J. Schröder ins Spiel gebrachte Variante.<br />

Diese ist zwar geringfügig länger und würde<br />

eine kleine Steigung beinhalten. Da<strong>für</strong> spricht<br />

aber nicht nur, dass sie nur einen minimalen<br />

Eingriff darstellen würde und deutlich kostengünstiger<br />

wäre. Darüber hinaus würde sie durch<br />

landschaftlich und kulturell (Kluskapelle) reizvolles<br />

Gebiet führen.<br />

• Wieder einmal: „Befreiung bzw. Ausnahmegenehmigung<br />

<strong>für</strong> den Vergrämungsabschuss<br />

von Kormoranen in NSG“, dieses Mal<br />

in den NSG „Unteres Diemeltal“ und „Oberes<br />

Diemeltal“<br />

Die Angler dieser Flussabschnitte beantragen<br />

den Abschuss von 30 Kormoranen, da angeblich<br />

Schwärme von Kormoranen die Fischbestände,<br />

besonders der Äsche, ausmerzen würden. Der<br />

VNV spricht sich klar gegen den Antrag aus.


Denn es werden fragwürdige Behauptungen als<br />

Begründung des Abschusses einer gesetzlich<br />

geschützten Vogelart vorgebracht. Beispielsweise<br />

wurden vom Antragsteller angeblich die<br />

Kormorane im Vorfeld gezählt, wobei eine <strong>für</strong><br />

Vogelexperten fantastische Zahl von 118 – 138<br />

„Stücken“ (Ausdruck im Antrag) ermittelt wurde.<br />

Langjährige monatliche Zählungen im Rahmen<br />

der Internationalen Wasservogelzählung<br />

kommen jedoch auf im Winter meistens ca. 20<br />

Individuen, auf jeden Fall unter 30. Daneben<br />

wird mit den Brutpaarzahlen aus ganz NRW<br />

argumentiert – brütende Kormorane gibt es<br />

im weiten Umfeld jedoch nicht – und mit den<br />

winterlichen Gesamtbeständen unseres Bundeslandes,<br />

die aber nichts über die wenigen Tiere<br />

im östlichen Sauerland aussagen.<br />

Außerdem ist das <strong>Natur</strong>schutzgebiet ein Rückzugsraum<br />

<strong>für</strong> geschützte und gefährdete Arten.<br />

Kormoranschießen würde neben den betroffenen<br />

Vögeln auch die gesamte Tierwelt und die Landschaft<br />

in Mitleidenschaft ziehen, durch Störung<br />

und die Kontaminierung durch Bleischrot. Letztere<br />

stellt an Gewässern ein ernst zu nehmendes<br />

Problem dar, wie Untersuchungen zeigen.<br />

In der abschließenden Abstimmung sprachen<br />

sich alle Beiratsmitglieder der „<strong>Natur</strong>schutzseite“<br />

gegen den Antrag aus, alle Mitglieder der<br />

„<strong>Natur</strong>nutzerseite“ waren da<strong>für</strong>.<br />

Verfahrensbeteiligungen des VNV als<br />

anerkannter <strong>Natur</strong>schutzverband<br />

Zwar ist es aus <strong>Natur</strong>schutzsicht bei vielen Verfahren,<br />

an denen der VNV beteiligt ist, nicht<br />

notwendig, eine umfangreiche schriftliche Stellungnahme<br />

abzugeben. Oft reicht es, „keine Bedenken“<br />

vorzutragen. Trotzdem muss man auch<br />

in diesem Fall einen Antrag durchgearbeitet und<br />

sich evtl. vor Ort kundig gemacht haben.<br />

Andere Verfahren betreffen dagegen Planungen,<br />

deren Umsetzung gravierende Eingriffe in <strong>Natur</strong><br />

und Landschaft bedeuten (würden). Zu diesen<br />

wird dann eine ausführliche Stellungnahme erarbeitet<br />

(Aufzeigen der Auswirkungen, mögliche<br />

Alternativen, Aufl isten konkreter sinnvoller<br />

Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen, ...) und man<br />

nimmt meistens an Erörterungsterminen teil, auf<br />

denen die Planung vorgestellt und besprochen<br />

wird. Aber gerade in letzter Zeit mehren sich<br />

auch <strong>für</strong> die <strong>Natur</strong> „gute“ Verfahren, in denen<br />

<strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

71<br />

die Renaturierung von Bach- und Flussabschnitten<br />

Inhalt ist. Dazu zwei Beispiele:<br />

• Erweiterung eines Steinbruchs im Stadtgebiet<br />

Sundern sowie die Errichtung einer Betriebsstraße<br />

zwischen diesem und einem weiteren<br />

Steinbruch<br />

Auf den ersten beiden Scoping-Terminen (=<br />

Termine zur Festlegung des Untersuchungsrahmens<br />

der Umwelt-Verträglichkeits-Studie)<br />

fordern die <strong>Natur</strong>schutzverbände u. a. neben<br />

der standardmäßigen Untersuchung der Flora<br />

und der Vögel auch Untersuchungen zu Fledermäusen,<br />

Reptilien, Amphibien und Laufkäfern.<br />

Denn unter diesen Artengruppen befi nden sich<br />

viele FFH-Arten, die vermutlich im Planungsgebiet<br />

vorkommen. Gesetzlich ist vorgeschrieben,<br />

mögliche Auswirkungen auf alle im betroffenen<br />

Gebiet lebenden FFH-Arten zu untersuchen.<br />

Außerdem weisen sie darauf hin, dass ein wertvoller<br />

Buchenhochwald durch die geplante Maßnahme<br />

vernichtet würde, in dem drei im Anhang<br />

I der EU-Vogelschutzrichtlinie aufgeführte Vogelarten<br />

brüten: Grün-, Grau- und Schwarzspecht.<br />

Der VNV fordert daher schon in diesem<br />

frühen Planungsstadium, diesen Verlust durch<br />

einen 1-zu-1-Flächenausgleich zu kompensieren,<br />

indem eine gleichwertige Buchenwaldfl äche<br />

aus der Nutzung genommen wird.<br />

• „Ökologische Verbesserung der Palme“<br />

in Schmallenberg-Bödefeld<br />

Die geplante Renaturierung wird begrüßt. Folgende<br />

Anregungen werden gegeben:<br />

Es muss im Vorfeld untersucht werden, ob die<br />

Neubürger Japanischer und Sachalinischer Knöterich<br />

im Gebiet vorkommen. Falls dies der Fall<br />

ist, darf kein Bodenaushub an anderer Stelle abgekippt<br />

werden, um die Verbreitung dieser alles<br />

andere überwuchernden Neophyten zu verhindern.<br />

Die Planung, den neuen Lebensraum<br />

<strong>für</strong> die Bevölkerung erlebbar zu machen, wird<br />

grundsätzlich begrüßt. Allerdings fordert der<br />

VNV, die konkrete Planung noch einmal gründlich<br />

zu überarbeiten, um die negativen Auswirkungen<br />

auf das betreffende Bachtal zu verringern.<br />

Harald Legge


72 <strong>IRRGEISTER</strong> 2009<br />

Eickert bei Eslohe-Obersalwey<br />

Eine neue VNV-Fläche<br />

Ein Lebensraum ist dann am besten geschützt,<br />

wenn er im Eigentum eines <strong>Natur</strong>schutzvereins<br />

ist. Nach diesem Prinzip versucht der VNV erfolgreich,<br />

Flächen eigenständig oder über die<br />

NRW-Stiftung zu erwerben und so dauerhaft<br />

<strong>für</strong> die <strong>Natur</strong> zu sichern. Während VNV oder<br />

NRW-Stiftung inzwischen in fast allen Stadtgebieten<br />

des HSK solche Flächen besitzen, auf<br />

denen unser <strong>Verein</strong> schon seit Jahren oder Jahrzehnten<br />

Pfl egemaßnahmen zur ökologischen<br />

Optimierung durchführt bzw. betreut, traf dies<br />

<strong>für</strong> die Gemeinde Eslohe bislang nicht zu. Seit<br />

Herbst 2009 gehört dem VNV aber endlich auch<br />

eine naturschutzwürdige Fläche im Stadtgebiet<br />

Eslohe, und zwar ca. 2 ha „Auf der Eickert“ bei<br />

Obersalwey.<br />

„Auf der Eickert“ bei Obersalwey (Foto: M. Lindner)<br />

Dass das Stadtgebiet Eslohe im VNV bisher<br />

stiefmütterlich behandelt wurde, hat zwei Gründe.<br />

Zum einen hat der VNV in der Gemeinde<br />

Eslohe nur wenige Mitglieder, darunter keine<br />

aktiven, die regelmäßig vor Ort unterwegs sind.<br />

Zum anderen gibt es – verglichen mit anderen<br />

Gebieten des HSK – im Raum Eslohe wenig naturschutzwürdige<br />

Flächen. Vor allem wenig naturschutzwürdige<br />

Flächen, die der regelmäßigen<br />

Bewirtschaftung bzw. Pfl ege bedürfen und wo<br />

deshalb der VNV aktiv werden müsste.<br />

Im Rahmen des Flurbereinigungsverfahrens Eslohe-Salwey<br />

übernahm der VNV nun kostenlos<br />

eine ca. 2 ha große Kompensationsfl äche auf der<br />

Eickert in sein Eigentum.<br />

Das Dezernat 33 „Ländliche Entwicklung, Bodenordnung“<br />

der Bezirksregierung Arnsberg bot<br />

uns im Auftrag der Flurbereinigungs-Teilnehmergemeinschaft<br />

an, künftig <strong>für</strong> diese Kompensationsfl<br />

äche die Verantwortung zu übernehmen,<br />

die im Rahmen des Flurbereinigungsverfahrens<br />

<strong>für</strong> Eingriffe in den <strong>Natur</strong>haushalt ausgewiesen<br />

werden sollte. (Das muss so kompliziert drinstehen,<br />

wollte das Dez.33 so!)<br />

Da der VNV seit vielen Jahren bei Flurbereini-


gungsverfahren mit dem Dezernat 33, bzw. dem<br />

früheren Amt <strong>für</strong> Agrarordnung, zusammenarbeitet,<br />

kam man auf den VNV, als es darum ging,<br />

einen vertrauenswürdigen Partner als Eigentümer<br />

<strong>für</strong> die Kompensationsfl äche zu fi nden.<br />

Es sei daran erinnert, dass die Mehrzahl der<br />

heutigen VNV-Flächen, sowohl heutige Eigentumsfl<br />

ächen des VNV als auch von uns betreute<br />

Flächen der NRW-Stiftung, bei Flurbereinigungsverfahren<br />

durch das Dezernat 33 bzw.<br />

AfAO angekauft wurden.<br />

Die neue VNV-Fläche „Eickert“ befi ndet sich<br />

direkt östlich der Landstraße L 519 zwischen<br />

Obersalwey und Sundern-Meinkenbracht und<br />

wird östlich von einem Waldweg begrenzt. Sie<br />

beginnt nördlich der Kante eines kleinen Steinbruchs,<br />

der als geschützter Landschaftsbestandteil<br />

(LB) ausgewiesen ist und nördlich der Zufahrt<br />

zum Hotel am Vellberg (Hinweisschild)<br />

liegt.<br />

Bei unserer neuen Fläche handelt es sich um<br />

eine abgetriebene Fichtenfl äche am Hang des<br />

Berges Eickert. Sie beherbergt heute verschiedene<br />

Sukzessions-Stadien von Schlagfl urgesellschaften.<br />

Auf der Fläche befi ndet sich auch Gehölzanfl<br />

ug von Birke, Rotem Holunder, Hasel<br />

und Fichte. An einigen Stellen im südlichen Teil<br />

der Fläche sind kleinere Bestände von Besenheide<br />

und Heidelbeere zu fi nden, in einem Bereich<br />

auch großfl ächiger. Andere Teilbereiche sind<br />

mit Brombeere und Himbeere bestanden. An der<br />

Landstraße gibt es drei kleinere Standorte von<br />

Japan-Knöterich, einem Neophyten. In der Südwestecke<br />

der Fläche fi nden sich einige höhere<br />

Laub- und Fichtenbäume.<br />

Nach einem ersten Telefongespräch Mitte Dezember<br />

letzten Jahres bekam der VNV in einem<br />

Brief vom 16. Dezember 2008 erstmals genauere<br />

Unterlagen über die Fläche Eickert. Obwohl<br />

eine kostenlose Übernahme der Fläche angeboten<br />

wurde, wich der VNV von der Volksweisheit<br />

„Einem geschenkten Gaul guckt man nicht ins<br />

Maul.“ ab und entschloss sich, die Fläche genau<br />

zu begutachten. Im Frühjahr 2009 wurde die Fläche<br />

von vier VNV-Mitgliedern unter die Lupe<br />

genommen. Dabei kamen wir zum Schluss, dass<br />

die ürsprünglich vom Dezernat 33 geplante Entwicklung<br />

einer Heide auf Grund der Hängigkeit<br />

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der Fläche nicht möglich ist. Ferner war sofort<br />

klar, dass auch eine Beweidung der Fläche nicht<br />

möglich ist.<br />

Bei der Ortsbegehung wurden wir auf zwei trichterförmige<br />

Löcher aufmerksam. Auf Nachfrage<br />

bei dem Sunderaner Bergbauexperten Hans<br />

Kleiner stellte sich heraus, dass unterhalb der<br />

Fläche ein Stollen beginnt. In Zusammenhang<br />

mit diesem stehen die beiden Trichter, genannt<br />

Pingen; sie stammen von einem Luftschacht und<br />

einem Schacht.<br />

Nach weiteren Telefon- und Mailkontakten kam<br />

es am 17. August zu einem Ortstermin des VNV<br />

mit Frau Iris Geier vom Dezernat 33. Dem VNV<br />

wurde noch einmal die kostenlose Übernahme<br />

der Fläche angeboten, ferner sollten <strong>für</strong> uns kostenlos<br />

die höheren Fichten an der Südwestecke<br />

entfernt werden. Der VNV erklärte sich bereit,<br />

die Bestände mit Heidekraut und Heidelbeere zu<br />

fördern, indem dort einige jüngere Fichten und<br />

Schlagabraum entfernt würden. Im Bereich des<br />

Heidekrauts würden zusätzlich kleinere Rohbodenbereiche<br />

(Heidekraut keimt nur auf Rohboden)<br />

geschaffen. Auf dem Rest der Fläche würde<br />

der VNV den Fichtenanfl ug entfernen und dies<br />

auch zukünftig tun. Der Großteil der Fläche<br />

würde <strong>für</strong> eine natürliche Sukzession zur Verfügung<br />

stehen.<br />

Die Eickert soll zukünftig als eine Art Niederwald<br />

genutzt werden. Hierbei muss der VNV<br />

aber beachten, dass die Bäume nicht zu nah<br />

bzw. hoch an die Hochspannungsleitung der<br />

RWE heranreichen, welche sich über dem Großteil<br />

der Fläche befi ndet, und die diesbezüglichen<br />

Vorschriften der RWE beachten.<br />

Am 12. September diesen Jahres genehmigten<br />

Vorstand und erweiterter Vorstand schließlich<br />

die Übernahme der Eickert-Fläche ins Eigentum<br />

des VNV. Schon Ende September wurden die<br />

notwendigen Papiere unterzeichnet. In der 39.<br />

Kalenderwoche wurden im Auftrag der Bezirksregierung<br />

noch die höheren Fichten gefällt und<br />

entfernt. Flächenbetreuer der Eickert ist Martin<br />

Lindner.<br />

Martin Lindner & Jörg Langanki


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