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Norbert Bachleitner "Übersetzungsfabriken". Das deutsche ... - OPUS

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Neuausgabe von 1839/40 wieder rückgängig gemacht wurden. Auch bei der<br />

Shakespeare-Ausgabe war die Übersetzungs- bzw. Korrigierlust Tiecks eher gering;<br />

Baudissin mußte die Hauptarbeit leisten und auf eine zügige Durchführung der<br />

Revisionsarbeiten drängen. 62 Tieck sah Übersetzen nicht als "sein Fach" 63 an und<br />

delegierte die ungeliebte Übersetzungsarbeit. In den wenigsten Fällen aber wird die Wahl<br />

der Mitarbeiter eine ähnlich glückliche und der Zeitdruck so gering wie bei Tiecks<br />

Shakespeare-Ausgabe gewesen sein; in der Regel suchten die Herausgeber nach<br />

möglichst schnellen und billigen Übersetzern.<br />

5. Die Übersetzer<br />

Ein großer Teil der Übersetzungen erschien anonym. Der Versuch, einen Überblick über<br />

die meistbeschäftigten Übersetzer zu erhalten, muß sich daher auf jene Übersetzungen<br />

stützen, die auf dem Titelblatt Angaben über den Übersetzer liefern; die anonym<br />

gebliebenen Übersetzer, mit deren Namen kein Staat zu machen bzw. Werbeeffekt zu<br />

erzielen war, werden dabei ebensowenig erfaßt wie die Hilfsübersetzer, die im Solde der<br />

Herausgeber standen. 64 Auch ist die Suche nach biographischen Daten zu den ermittelten<br />

Namen nicht immer erfolgreich, da einige lexikographisch (Pseudonyme?) nicht zu<br />

verifizieren sind. 65<br />

Auf den Titelblättern der Übersetzungen aus dem behandelten Zeitraum tauchen zwei<br />

Namen mit Abstand am häufigsten auf: 66 Ludwig von Alvensleben und Georg Nikolaus<br />

Bärmann. Beide übersetzten von 1826 bzw. 1819 an - kleinere Journalbeiträge und<br />

Gedichte nicht eingerechnet - mindestens je 140 Romane und Theaterstücke. Allein im<br />

Jahre 1836 erschienen unter Bärmanns Namen neun mehrbändige Romane und fünfzehn<br />

Theaterstücke, zwölf davon von Shakespeare, mit zusammen ungefähr 400 Bogen<br />

Umfang. 67 Die Übersetzungsproduktion der beiden lief überdies neben einer nicht minder<br />

umfangreichen eigenen schriftstellerischen Tätigkeit her. 68<br />

Bis 1837 war der 1785 in Hamburg geborene Bärmann als Lehrer in einer von ihm selbst<br />

gegründeten Erziehungsanstalt tätig, ehe er sich ausschließlich auf die Schriftstellerei<br />

verlegte. Im Hamburger Adreßbuch scheint er 1807 als Lehrer des Deutschen,<br />

Holländischen, Französischen, Englischen, der doppelten Buchhaltung und der<br />

kaufmännischen Wissenschaften auf; in seinem Handbuch Hamburg und Hamburgs<br />

Umgegend (1822) bezeichnet er sich als "Lehrer und Translator in der <strong>deutsche</strong>n,<br />

englischen, französischen, italienischen, spanischen und portugiesischen Sprache". 69<br />

1810 hatte er ein französisch-<strong>deutsche</strong>s Wörterbuch und eine italienische Sprachlehre<br />

herausgegeben, 1837 folgte eine spanische Grammatik. Seine Sprachkenntnisse muß er<br />

autodidaktisch erworben haben, denn Doktor- und Magistertitel wurden ihm 1820 von<br />

der Universität Halle ehrenhalber verliehen. Erwähnenswert ist noch, daß ihn seine<br />

unermüdliche schriftstellerische Arbeit nicht reich machte, was mehrere<br />

Benefizvorstellungen bezeugen, die letzte zugunsten seiner Witwe kurz nach seinem Tod<br />

im Jahre 1850.

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