Norbert Bachleitner "Übersetzungsfabriken". Das deutsche ... - OPUS
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vielschreibenden Epigonen Frederick Marryat, Horace Smith und George Payne<br />
Rainsford James bzw. Dumas, Paul de Kock und Sue etc. - war der massenweise<br />
Literaturimport auf dem Wege der Übersetzung dann bereits zur Routine geworden.<br />
Von den zahlreichen Einzelübersetzungen der Romane Walter Scotts, beginnend 1817<br />
mit Der Astrolog, abgesehen, erschienen ab 1822 zunächst fünf und später noch zwei<br />
<strong>deutsche</strong> Gesamtausgaben seiner Werke. 33 In den zwanziger Jahren war die Scott-<br />
Übersetzung ein Wettlauf gegen die Zeit und eine Lizitation um immer noch niedrigere<br />
Preise. Die Gebrüder Schumann in Zwickau, die seit 1822 Scott-Übersetzungen<br />
herstellten, zeigten im November 1825 ihre neue Scott-Ausgabe an, die bis zu diesem<br />
Zeitpunkt 20 Romane in 79 Bänden umfaßte, von denen jeder 8 Groschen geheftet und 9<br />
Groschen gebunden kostete. Parallel dazu kündigten sie eine Taschenausgabe "für<br />
weniger Bemittelte" an, die 4 Groschen pro Band von 200 - 300 Seiten Umfang kostete<br />
und innerhalb der "Taschenbibliothek der ausländischen Klassiker" ab 1826 erschien, um<br />
den anderen Ausgaben Paroli bieten zu können, "welche um so mehr ganz überflüssig<br />
sind, da fast alle Romane des ausgezeichneten Verfassers schon 4 bis 6 mal auf<br />
<strong>deutsche</strong>m Grund und Boden verpflanzt wurden [...]". 34 Anfang 1826 meldeten die<br />
Gebrüder Schumann dann Zweifel an, daß die noch billigeren Ausgaben, wie sie<br />
Franckh in Stuttgart, Gerhard in Danzig und Hennings in Gotha planten, jemals<br />
vollständig erscheinen würden. 35 Ein Jahr darauf konnte Franckh aber triumphierend<br />
berichten, daß von seiner Ausgabe um 9 Kreuzer, das entspricht den berüchtigten 2<br />
Groschen pro Band, bereits fast 30 000 Exemplare verkauft seien. 36 Die<br />
Konkurrenzunternehmen von Gleditsch und Gerhard (6 Groschen pro Band) und von<br />
Hennings (4 Groschen) blieben ebenso hinter Franckhs Angebot zurück wie die späteren<br />
Ausgaben von Heubel in Hamburg und Hoff in Mannheim (1 1/4 bzw. 3/4 Taler pro<br />
Roman).<br />
Auf einem Nebenschauplatz des großen Kampfes um Marktanteile trugen die Übersetzer<br />
ihre Fehden aus. Im Bemerker ging Georg Nikolaus Bärmann, der für Schumann<br />
übersetzte, 1827 zum Angriff über auf die "Ballen von zwei Groschen=Uebersetzungen<br />
der Schriften Walter Scott's, auch anderer auswärtigen Autoren, [welche] neuerdings von<br />
einer Stuttgarter Uebersetzungs=Fabrik aus [...] in den Verkehr des Meßhandels befördert<br />
werden." 37 Er rechnet den für Franckh arbeitenden Übersetzern Carl Weil (Woodstock)<br />
und Jürgen von Theobald (Leben von Napoleon Buonaparte) im Vergleich mit dem<br />
Original fehlende Zeilen vor und stößt sich im besonderen an der Übertragung der<br />
lyrischen Einlagen in Woodstock und Übersetzungsfehlern im Napoleon. Dort wird z.B.<br />
die Stelle "The french Government, now lying dead at their feet, might, like the clay of<br />
Prometheus, have received new animation from their hand" in der Tat sehr merkwürdig<br />
mit "hätte die französische Regierung, die jetzt todt zu ihren Füßen lag, gleich dem<br />
Räuber [!] des Prometheus, neues Leben aus ihren Händen empfangen" wiedergegeben.<br />
So also, Ihr Käufer, Ihr Freunde, Ihr Beförderer, Ihr Lobhudler der Zwei=Groschen=Ausgaben<br />
der Uebersetzungen der Werke Scott's, sind diese Uebersetzungen beschaffen! [...] <strong>Das</strong> sind die