Gegen Alle - Zahnärztekammer Niedersachsen

Abmahnung,
Versetzung und Co.
Eine Frage der Form
Schlimm genug, wenn eine
Mitarbeiterin oder ein Kollege
abgemahnt werden muss – aber
wie macht man das eigentlich
richtig? Hier kommt es auf die
Details an; ebenso bei Versetzungsschreiben,
beim Umgang mit
Urlaubsanträgen oder Krankmeldungen.
Personal-Profi Elke
Zuchowski über die formalen
Anforderungen
Abmahnung
Zum wiederholten Male erscheint die
Kollegin aus der Vertriebsabteilung zu
spät zur Arbeit. Plausible Gründe für
ihr Zuspätkommen hat sie nicht. Ihr
Vorgesetzter bittet Sie als Offi ce Managerin,
eine Abmahnung zu formulieren.
Leichter gesagt als getan, denn bei
einer arbeitsrechtlich korrekten Abmahnung
ist Einiges zu beachten.
Generell gilt, dass nur das Verhalten
abgemahnt werden kann, das für den
Arbeitnehmer auch steuerbar ist, auf
das er also Einfl uss nehmen kann.
Durch die Abmahnung soll sich der Arbeitnehmer
sein Fehlverhalten bewusst
machen und dieses abstellen.
Klassische verhaltensbedingte Gründe
für eine Abmahnung sind zum Beispiel
ein wiederholtes Überziehen der Pausenzeiten,
häufi ge Unpünktlichkeit, die
Ankündigung einer Krankheit, unerlaubte
private Telefongespräche oder
die Beleidigung von Vorgesetzten und
Kollegen.
Die Abmahnung muss dabei drei
wesentliche Funktionen erfüllen:
1. Hinweisfunktion
2. Warnfunktion
3. Dokumentationsfunktion
Nicht zu viel reinpacken
Eine Abmahnung sollte auf jeden Fall
schriftlich erfolgen, um so das Fehlverhalten
des Mitarbeiters zu dokumentieren
(Beweissicherung). In unserem
oben genannten Fall muss die betroffene
Kollegin in der Abmahnung eindeutig
auf ihr Fehlverhalten, das heißt
die häufi ge Unpünktlichkeit, hingewiesen
werden (Hinweisfunktion). Be-
Musterbrief für eine Abmahnung
Frau Gabriele Muster
Straße 1
11111 Musterstadt 28. November 2006
Abmahnung
Sehr geehrte Frau Muster,
am Montag, den 27.11.2006 sind Sie erst um 9.35 Uhr und am Dienstag,
28.11.2006 erst um 9.07 Uhr an Ihrem Arbeitsplatz erschienen, obwohl die
arbeitsvertraglich vereinbarte Arbeitszeit um 8.00 Uhr beginnt. Eine Entschuldigung
für Ihr verspätetes Erscheinen konnten Sie weder in unserem Gespräch
am 27.11.06 noch in unserem Gespräch am heutigen Tage nennen. Im Interesse
eines ungestörten Betriebsablaufs sind wir auf die Pünktlichkeit aller Mitarbeiter
angewiesen. Das von Ihnen gezeigte Verhalten müssen wir ausdrücklich
beanstanden und weisen Sie darauf hin, dass Ihr Verhalten eine Verletzung der
arbeitsvertraglichen Pfl ichten darstellt. Wir fordern Sie daher auf, Ihren
Arbeitsplatz in Zukunft pünktlich um 8:00 Uhr aufzusuchen. Sollten Sie künftig
wieder verspätet an Ihrem Arbeitsplatz erscheinen, müssen Sie mit der
Kündigung Ihres Arbeitsverhältnisses rechnen.
Mit freundlichen Grüßen
ABC GmbH
Geschäftsführung
Unterschrift
_________________________________________________
Die vorstehende Abmahnung habe ich am ............. erhalten,
gelesen und verstanden.
_________________________________________________
Ort, Datum, Unterschrift des Mitarbeiters
FOTO: CFW-ARCHIV / PA
schreiben Sie dazu in der Abmahnung
detailliert das Fehlverhalten mit Datum,
Uhrzeit, Ort, ggf. Beteiligten und
Zeuge(n), sowie die Unterlagen, die das
Fehlverhalten belegen (zum Beispiel
Zeiterfassungsbelege, Krankenscheine).
Für den Fall eines wiederholten
Fehlverhaltens drohen Sie in der Abmahnung
arbeitsrechtliche Konsequenzen
an (Warnfunktion).
Eine Abmahnung muss immer zeitnah
nach dem Fehlverhalten ausgesprochen
werden, also nicht erst Wochen
oder Monate später. Vor Aushändigung
der Abmahnung an den betroffenen
Mitarbeiter wird diese zunächst
3 | 2007 · ZKN MIT TEILUNGEN · 165