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Schulprogramme – Geschichte und Bedeutung 193<br />

5. Zur Forschungsrelevanz der Schulprogramme<br />

Im letzten Drittel <strong>des</strong> 20. Jahrhunderts erfolgte ein Wandel der pädagogischen<br />

Historiographie von der traditio nellen Geschichte der Pädagogik zur historischen<br />

Bildungsforschung. 93 Die neuen sozialge schichtlichen Fragestellungen<br />

richten ihren Blick einerseits auf übergreifende Strukturen und Prozesse, wie<br />

sie etwa im Datenhandbuch zur deutschen Bildungsgeschichte 94 zum Ausdruck<br />

kommen. An dererseits wird dieser als ‚makrohistorisch‘ bezeichnete Ansatz<br />

um Forschungen zur Mikrohistorie erweitert, also zu Alltag und gesellschaftlicher<br />

Realität von Erziehung und Bildung.<br />

Die im Zuge dieses Wandels veränderten Fragestellungen erfordern Quellen,<br />

die in der traditionellen Ge schichte der Pädagogik eher vernachlässigt wurden.<br />

Dies betrifft u. a. serielle Daten, die mit zunehmend elabo rierten statistischen<br />

Analysen zu neuen Erkenntnissen führen. Zum anderen gibt es einen Bedarf<br />

an Materialien, die Einblicke in konkrete Wahrnehmungen, Erfahrungen und<br />

Verarbeitungsweisen institutioneller Orte der Er ziehung ermöglichen. Gerade<br />

der letztgenannte Ansatz verlagert die Analyse weg von der Makroebene hin<br />

zu kleineren Einheiten, die jedoch eine feinere Beobachtungsgenauigkeit versprechen.<br />

95<br />

Angesichts <strong>des</strong> konstatierten Mangels alltagsgeschichtlicher Untersuchungen<br />

zu Erziehung in Schulen und außerschulischen Erziehungsinstitutionen bietet<br />

der Bestand an Schuljahresberichten einzigartige Quellen, „eine wahre Fundgrube<br />

<strong>für</strong> so zialwissenschaftliche Studien zum Bildungswesen“. 96<br />

Die Vielzahl von Einzeldaten ermöglichen zum einen Vergleichsstudien zu<br />

zahlreichen bildungshistorischen Frage stellungen. Zum anderen bietet insbesondere<br />

die jedem Bericht beigefügte Chronik <strong>des</strong> abgelaufenen Schuljahres<br />

Materialien zur Alltagsgeschichte der Erziehung. Sie vermitteln detaillierte<br />

Einblicke in Entwicklungsverläufe der pädagogischen Praxis und in didaktische<br />

Trends einer großen Anzahl von Schulen, die andere Quellen nicht vermitteln<br />

können. Neben dem Quellenwert <strong>für</strong> die schul- und bildungsgeschichtliche<br />

Forschung fi nden sich in den berichtenden und teils mit statistischen Angaben<br />

angereicherten Teilen der Schulprogramme wichtige Grundlagen <strong>für</strong> sozial-,<br />

kultur- und mentalitätsgeschichtliche Forschungsarbeiten. Einige, etwa zu<br />

Fragen der Schulentwicklung, entstanden bereits auf der Grundlage dieser<br />

93 Vgl. Tenorth, Heinz-Elmar: Geschichte der Erziehung. Einführung in die Grundzüge ihrer<br />

neuzeitlichen Entwicklung. 5. Aufl . Weinheim [u. a.]: 2009.<br />

94 Datenhandbuch zur deutschen Bildungsgeschichte. Göttingen: 1987 ff.<br />

95 Vgl. z. B. Haubfl eisch, Dietmar: Schulfarm Insel Scharfenberg. Mikroanalyse der reformpädagogischen<br />

Unterrichts- und Erziehungsrealität einer demokratischen Versuchsschule im Berlin<br />

der Weimarer Republik. Frankfurt [u. a.]: 2001 (Studien zur Bildungsreform, 40), bes. S. 1–17.<br />

96 Schubring: Bibliographie (wie Anm. 29), S. VII.

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