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204 Dietmar Haubfl eisch / Christian Ritzi Nur an zwei Stellen wurden die seit 1825 entstandenen preußischen Schulprogramme bis 1915 vollständig gesammelt: an der Königlichen Bibliothek zu Berlin, der heutigen Staatsbibliothek zu Berlin, Preußischer Kulturbe sitz, und in der Bibliothek des preußischen Kultusministeriums. Während im Bestand der Staatsbibliothek Kriegsverluste nicht ausgeschlossen sind, 118 ist der der Bibliothek des ehemaligen preußischen Kultusministeriums vollständig erhalten. Im Zuge der bereits dargestellten Wieder einführung von Schulprogrammen Anfang der 1920er Jahre wurde deren Auswertung zu statistischen Zwecken der Auskunftstelle für Schulwesen übertragen. Zugleich wurde dieser Einrichtung die in der Bibliothek des Kultusministeriums befi ndliche Sammlung an Schulprogrammen überge ben. 1940 konnte der damalige Leiter der Reichsstelle zu Recht behaupten, dass es sich bei seiner Sammlung um „die vollständigste Sammlung [handelt], die irgendwo besteht“. 119 Während des Zweiten Weltkrieges erlitt die Auskunftstelle bzw. Reichsstelle für Schulwesen zwar Beschädigungen auch in Archiv und Bibliothek, der Bestand der Schulprogramme konnte aber trotz mehrfa cher Bombentreffer gerettet werden, wenn auch einzelne Bände Brandschäden erlitten. 120 Er gelangte nach einer Zwischenstation (im Berliner Pädagogischen Zent rum, später Berliner Institut für Lehrerfort- und -weiterbildung, heute Landesinstitut für Schule und Medien (LISUM) 121 ) in die Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung (BBF), wo er sich seit 1997 befi ndet. 122 einer Publikationsform. In: Korte, Hermann (Hrsg.): „Die Wahl der Schriftsteller ist richtig zu leiten“. Kanoninstanz Schule. Eine Quellenauswahl zum deutschen Lektürekanon in Schulprogrammen des 19. Jahrhunderts. Frankfurt [u. a.]: 2005 (Siegener Schriften zur Kanonforschung, 1), S. 135 –154, hier S. 143 f. 118 Schubring: Bibliographie (wie Anm. 29), S. XVI, geht davon aus, dass „die Sammlungen in den Magazinen der Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz in Berlin (West)“ eine „relativ vollständige Sammlung“ darstellen könnten, dass diese „allerdings überhaupt nicht katalogmäßig erschlossen [sind], so daß eine Benutzung recht aufwendig und mühsam ist“ und damit eine Prüfung der Lückenhaftigkeit des Bestandes faktisch nicht möglich ist. 119 Max Kullnick: Die Reichsstelle für Schulwesen. In: Deutsche Schulerziehung. Jahrbuch des Deutschen Zentralinstituts für Erziehung und Unterricht 1940. Bericht über die Entwicklung der deutschen Schule 1933–1939. Berlin: 1940, S. 355–360, hier S. 356. 120 Betroffen davon sind Schulprogramme aus den 1920er Jahren, von denen zwischenzeitlich die Mehrzahl aufwendig restauriert wurde. 121 Schubring: Bibliographie (wie Anm. 29), S. XXXIII, bedauerte zu Recht, dass (damals) in der Gutachterstelle für deutsches Schul- und Studienwesen, einer Abteilung des Pädagogischen Zentrums, „nicht die personellen und sachlichen Mittel vorhanden sind, um diese ausgezeichnete Sammlung zu pfl egen“, und dass die „wertvollen bildungshistorischen Sammlungen nicht den Stellenwert haben, den sie verdienen.“ Aus heutiger Sicht muss man es fast als ein Wunder begreifen, dass die Dokumente bis heute überhaupt ‚überlebt‘ haben. 122 Der Kernbestand umfasst alle Schulprogramme der höheren Schulen Preußens zwischen 1825 und 1940. Zur Übernahme der Schulprogramme und anderer bildungshistorischer Quellen aus dem LISUM vgl. Basikow, Ursula: Aus dem Archiv der Bibliothek für Bildungsgeschichtliche Forschung des Deutschen Instituts für Internationale Pädagogische Forschung. In: Rundbrief der
Schulprogramme – Geschichte und Bedeutung 205 Es wurde in diesem Aufsatz zu skizzieren versucht, welch reichhaltige, bislang nicht ansatzweise ausgeschöpfte Quelle die Schulprogramme für eine große Bandbreite wissenschaftlicher Fragestellungen darstellen. Einer Intensivierung neuer – und Schulprogramme in den Mittelpunkt des Interesses rückender – Forschungsarbeiten steht die augenblickliche Lage der Erschließung hemmend im Weg. Hier sind die wissenschaftlichen Bibliotheken als Dienstleister für die Forschung massiv gefordert – indem sie ihre Bestände kennenlernen, sachgemäß lagern und schützen, sie bibliographisch erschließen und durch Digita lisierung der Wissenschaft ort- und zeitungebunden zur komfortablen Nutzung bereitstellen. Unter anderem wegen des Gesamtvolumens der in den Bibliotheken lagernden Schulprogramme und der Überlieferungsgeschichte, aber auch mit Blick auf einen nutzerfreundlichen Zugang zu den zu schaffenden Digitalisaten erscheint hier ein kooperatives Vorgehen mehr als sinnvoll. Historischen Kommission der Deutschen Gesellschaft für Erziehungswissenschaft. Jg. 7 (1998), Heft 1: Mai 1998, S. 41– 45, hier S. 43 f. – Zu den Schulprogrammen in der BBF s. auch: Mönch, Regina: Die Preußen wußten noch, was in ihren Schulen los war. – Lehranstalten brauchen Schulprogramme: Ein Gang ins bildungsgeschichtliche Archiv. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 15.11.2002. – Ritzi, Christian: Schulprogramme/Jahresberichte. Zur Geschichte einer wenig beachteten Publikationsform. In: Sedina- Archiv. Familiengeschichtliche Mitteilungen Pommerns. Mitteilungen des Pommerschen Greif e. V., N.F. Bd. 11. Jg. 50 (2004), S. 155 –163. – Digitalisat: http://www.bbf.dipf.de/pdf/Aufsatz- Schulprogramme.pdf.
Seite 1 und 2: DIETMAR HAUBFLEISCH / CHRISTIAN RIT
Seite 3 und 4: Schulprogramme - Geschichte und Bed
Seite 15 und 16: Abb. 2: Titelseite und Inhaltsverze
Seite 21 und 22: Abb. 3: Zielgruppe Eltern: Angeheft
Seite 39: Schulprogramme - Geschichte und Bed

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