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Schulprogramme – Geschichte und Bedeutung 197
Recherchen gedacht wird, sind doch hier biographische Angaben über Tausende
und Abertausende von Schulabsolventen zu fi n den, vor allem über Abiturienten
[…]. Die Personalnachrichten in den Schulprogrammen können dann
mit Erfolg befragt werden, wenn man weiß, an welcher Schule jemand das Abitur
abgelegt hat. Erst recht erfährt der Suchende etwas Näheres über jemanden,
von dem er weiß, an welcher Schule oder zumindest an welchem Ort oder
auch nur in welcher Gegend er unterrichtet hat. Wenn der Gesuchte längere
Zeit an der Schule tätig gewesen ist, ist in der Regel an mehreren Stellen etwas
über ihn zu fi nden. Über neue Lehrer wird immer berichtet, über Verstorbene
fi nden wir Nachrichten, die sonst kaum zu fi nden sind: Woher sie kommen,
welche Ausbildung sie nachzuweisen haben und weiteres mehr. Selbst wenn
über bedeutende Persönlichkeiten Biographien erschienen sind, haben die Biographen
nur selten daran gedacht, sich die Pro gramme der Schulen anzusehen,
die die Biographierten besucht und an denen sie vielleicht das Abitur abgelegt
haben. Aus den Programmen ist Wissenswertes über die Schule, die Lehrer, das
Gesicht der Schule und anderes zu erfahren, was zur Abrundung des Lebensbildes
beitragen könnte.“ 100
Zu den zentralen Fragen im Bereich der Erforschung der Reformpädagogik
der Weimarer Republik gehört die nach ihrer Relevanz, ihres Erfolges, ihrer
Wirksamkeit. Hier gilt es u. a. zu klären, ob sich das Praktizieren von Reformpädagogik
auf einzelne in ihrem Geiste arbeitende Schulen beschränkte, oder
ob reformpädagogische Unterrichtsprinzipien Einzug in die Schulwirklichkeit
des Normalschulwesens der Weimarer Republik gefunden hatten – und
ob damit zumindest partiell das Ziel vieler Reformpädagogen, einzelne Schulversuche
und Versuchsschulen könnten als „Keimzellen für die Umgestaltung
unseres gesamten Schulwesens“ 101 fungieren, erreicht wurde. Das Heranziehen
von Jahresberichten, zum Beispiel durch eine quantifi zierende Untersuchung,
eine systematische Suche nach den für die Reformpädagogik relevanten keywords
in einem umfangreicheren Bestand an Jahresberichten, könnte grundlegende
Erkenntnisse zur Klärung dieser Fragen bringen. 102
100 Koppitz: Zur Bedeutung (wie Anm. 99), hier S. 351.
101 Hilker, Franz: Versuchsschulen und allgemeine Schulreform. In: Hilker, Franz (Hrsg.): Deutsche
Schulversuche. Berlin: 1924, S. 448 – 463, hier S. 448.
102 S. etwa: Haubfl eisch, Dietmar: Berliner Reformpädagogik in der Weimarer Republik. Überblick,
Forschungsergebnisse und -perspektiven. In: Röhrs, Hermann; Pehnke, Andreas (Hrsg.):
Die Reform des Bildungswesens im Ost-West-Dialog. Geschichte, Aufgaben, Probleme. Frankfurt
[u. a.]: 1994 (Greifswalder Studien zur Erziehungswissenschaft, 1), S. 117–132; unverändert wieder
in: Ebd., 2., erw. Aufl ., Frankfurt [u. a.]: 1998, S. 143 –158; leicht akt. wieder: Marburg 1998: http://
archiv.ub.uni-marburg.de/sonst/1998/0013.html. – Vgl. auch Schmitt, Hanno: Topographie der
Reformschulen in der Weimarer Republik: Perspektiven ihrer Erforschung. In: Amlung, Ulrich;
Haubfl eisch, Dietmar; Link, Jörg-W.; Schmitt, Hanno (Hrsg.): „Die Alte Schule überwinden“.
Reformpädagogische Versuchsschulen zwischen Kaiserreich und Nationalsozialismus. Frankfurt: