PDF-Datei des Aufsatzes - Bibliothek für Bildungsgeschichtliche ...
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Schulprogramme – Geschichte und Bedeutung 169<br />
hinaus „das Königl. Consistorium am Schlusse ei nes jeden Jahres von den, im<br />
Laufe <strong>des</strong>selben ausgegebenen Programmen der Gymnasien seines Bezirks<br />
zehn gebundene und mit einem Umschlage verse hene Exemplare dem Ministerio<br />
einzureichen [habe].“ 12<br />
2. Die Anfänge der Schulprogramme und die Bedeutung<br />
<strong>des</strong> Circular-Rescripts 1824<br />
Der Ursprung der „Schulprogramme“ liegt zeitlich weit vor der Veröffentlichung<br />
<strong>des</strong> Circular-Rescripts. „Programma“, so wird man von Zedlers Universal-Lexicon<br />
belehrt, „bedeutet in denen alten Römischen Rechten überhaupt<br />
einen jedweden öffentlichen Anschlag“. 13 Im pädagogischen Kontext waren<br />
es vor allem „öffentliche Einladungsschriften, womit die Schuldirectoren das<br />
Publicum zu dem Schulexamen einzuladen pfl egen, und wie auch auf den Universitäten<br />
bey verschiedenen Veranlassungen ausgegeben werden“. 14<br />
Tatsächlich belegen die seit dem 16. Jahrhundert erhaltenen gedruckten Schul-<br />
Programmata, dass zunächst ihre vordringliche Funktion darin bestand, auf ein<br />
Ereignis an einer – in der Regel höheren – Schule aufmerksam zu machen. Da<br />
Latein bis weit in das 18. Jahrhundert hinein die Lingua franca der Gelehrten<br />
war 15 und Latein das wichtigste Unterrichtsfach höherer Schulen bildete, war<br />
die Wahl eines lateinischen Begriffs <strong>für</strong> die Schriftengattung selbstverständlich.<br />
Ein typisches, in vielen Variationen vorfi ndbares Beispiel ist der Titel eines<br />
Schulprogramms aus dem Jahr 1681: Programma, quo magnifi cos, nobilissimos<br />
… dominos patronos, fautores et amicos ad solemnia receptarum in Gymnasio<br />
Elbingensi legum encaenia, die 2 Octobr. anni 1681 … publice celebranda …<br />
Musarum nomine invitat M. Jacobus Boerger.<br />
Eingeladen wurde zum einen anlässlich einmaliger Ereignisse, wie etwa im<br />
oben genannten Beispiel zur Einführung einer neuen Schulordnung oder zur<br />
12 Ebd.<br />
13 Zedler, Johann Heinrich: Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschafften und<br />
Künste. Bd. 29, Halle [u. a.]: 1741, Sp. 779.<br />
14 Krünitz, Johann Georg: Oekonomische Encyklopädie, oder allgemeines System der Staats-<br />
Stadt- Haus- und Landwirthschaft, in alphabetischer Ordnung. Bd. 117. Berlin: 1811, S. 717.<br />
15 1748 publizierte Johann Christoph Gottsched, der wohl einfl ussreichste Grammatiker <strong>des</strong><br />
Jahrhunderts, in Leipzig sein Hauptwerk Grundlegung einer Deutschen Sprachkunst, nach den<br />
Mustern der besten deutschen Schriftsteller <strong>des</strong> vorigen und jetzigen Jahrhunderts abgefasset.<br />
Damit war das Ziel einer Aufwertung der deutschen Sprache verbunden, denn „wie viele, auch so<br />
gar unter den Gelehrten, die oft im Latein und Griechischen sehr scharfe Beobachter der Regeln<br />
sind, reden nicht ihre Muttersprache so schlecht, als ob sie Ausländer wären; und begehen Fehler,<br />
die sie sich im Lateine nimmermehr vergeben würden.“ (S. 25, zitiert nach Weithase, Irmgard: Zur<br />
Geschichte der gesprochenen deutschen Sprache. Bd. 2. Tübingen: 1961, S. 94, Anm. 131).