Grundlagentexte aus der Aufbauphase 2008/2009
Grundlagentexte aus der Aufbauphase 2008/2009
Grundlagentexte aus der Aufbauphase 2008/2009
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o<strong>der</strong> gar gewalttätigen Verhaltensweisen <strong>der</strong> Pflegebedürftigen.<br />
7) Der Umgang mit diesen Ambivalenzen ist<br />
kennzeichnend für professionelles Handeln. Ein<br />
erster Schritt besteht darin, sich selbst diese Zwiespältigkeiten<br />
einzugestehen. Darin schließt sich als<br />
zweiter Schritt an: dass sie im Kreis von Kolleginnen<br />
und Kollegen zur Sprache gebracht werden,<br />
auch und gerade, wenn es um heikle Fragen geht.<br />
Der dritte Schritt besteht darin, in <strong>der</strong> Aus- und<br />
Weiterbildung zu versuchen, typische Formen des<br />
Umgangs mit Ambivalenzen her<strong>aus</strong>zuarbeiten.<br />
Viertens ist <strong>der</strong> Erfahrungs<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch in <strong>der</strong> Supervision<br />
wichtig.<br />
8) Im Rahmen des Projekts BELA III ist es notwendig<br />
zu klären, ob und in welcher Weise <strong>der</strong>artige<br />
Probleme bzw. Spannungsfel<strong>der</strong> für die Freiwilligen<br />
von Belang sind. Ein wichtiges Mittel sind<br />
dabei die sogenannten Tandems. Sie sind <strong>der</strong> Zusammenarbeit<br />
an sich för<strong>der</strong>lich. Man kann sie eine<br />
Mischform von Supervision und „Mentoring“<br />
betrachten. Die beiden Mitglie<strong>der</strong> eines Tandems<br />
sind im Blick auf die gemeinsamen Aufgaben abwechselnd<br />
sowohl Gebende als auch Nehmende.<br />
Tandems sind gut geeignet, mit Ambivalenzen<br />
umzugehen.<br />
9) BELA III ist dadurch gekennzeichnet, dass<br />
die darin vorkommenden sozialen Beziehungen<br />
mehr o<strong>der</strong> weniger offensichtlich auch Generationenbeziehungen<br />
sind und sich dadurch die Erfahrungen<br />
von Gemeinsamkeit und Verschiedenheit,<br />
Vertrautheit und Fremdheit, Beharren und Verän<strong>der</strong>n<br />
verstärken können. Gleichzeitig bietet BELA<br />
III die Möglichkeiten, die damit einhergehenden<br />
Generationenpotentiale zu nutzen und zu för<strong>der</strong>n.<br />
Dazu gehören:<br />
eine Beziehungsgestaltung, die über „gegenseitiges<br />
Aufrechnen“ und T<strong>aus</strong>ch hin<strong>aus</strong>geht und<br />
die Schaffung eines sozio-kulturellen Mehrwerts<br />
(„Humanvermögen“) ermöglicht<br />
das spezifische Lernen im Generationenverbund<br />
(„generative Sozialisation“): „Voneinan<strong>der</strong><br />
– miteinan<strong>der</strong> – in Auseinan<strong>der</strong>setzung mit dem<br />
gemeinsamen Erbe“<br />
die Entfaltung <strong>der</strong> menschlichen Fähigkeit zur<br />
„Generativität“ in allen Lebensphasen<br />
die Einbettung in eine die unterschiedlichen<br />
Politikfel<strong>der</strong> verknüpfende, die menschenrechtlichen<br />
Begründungen hervorhebende „Generationenpolitik“.<br />
10) Über die mehrfachen Generationenbeziehungen<br />
ist BELA III in die gesellschaftlichen Entwicklungen<br />
und ihre durch die neuen Kommunikationsformen<br />
aller Art geprägte wi<strong>der</strong>sprüchliche<br />
Dynamik eingebettet. Darin ist die Entfaltung <strong>der</strong><br />
Generationenpotentiale im Rahmen einer übergreifenden<br />
Generationenpolitik geboten (Stichworte:<br />
Generationengerechtigkeit – Verlässlichkeit<br />
– Nachhaltigkeit – Humanvermögen).<br />
ZITIERTE LITERATUR (AUSWAHL)<br />
Boss, Pauline: Leben mit ungelöstem Leid.<br />
München 2000<br />
Dietrich, Walter/ Lüscher, Kurt/ Müller, Christoph:<br />
Ambivalenzen erkennen, <strong>aus</strong>halten und<br />
gestalten. Zürich <strong>2009</strong><br />
Fischer, Andreas: Söhne ohne Väter.<br />
Moraki Film GmbH (www.moraki.de), 2007<br />
Hoch, Hans/ Klie, Thomas/ Wegner, Martina:<br />
2. Wissenschaftlicher Landesbericht zu Bürgerschaftlichem<br />
Engagement und Ehrenamt<br />
in Baden-Württemberg in den Jahren 2004 bis<br />
2006, hg. vom Sozialministerium Baden-<br />
Württemberg. Stuttgart <strong>2008</strong><br />
Illouz, Eva: Die Errettung <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen Seele.<br />
Frankfurt a.M., <strong>2009</strong><br />
Klosinski, Gunther (Hrsg.): Großeltern heute –<br />
Hilfe o<strong>der</strong> Hemmnis? Tübingen <strong>2008</strong><br />
Krappmann, Lothar/ Lepenies, Annette (Hrsg.):<br />
Alt und Jung. Frankfurt a.M. 1997 (Darin die<br />
Aufsätze von Krappmann sowie Kruse/ Thimm)<br />
Lüscher, Kurt/ Liegle, Ludwig: Generationenbeziehungen<br />
in Familie und Gesellschaft.<br />
Konstanz 2003<br />
Radebold, Hartmut: Abwesende Väter.<br />
Folgen <strong>der</strong> Kriegskindheit. Göttingen 2000<br />
Weitere Literatur und Downloads:<br />
www.kurtluescher.de<br />
2.4. PFLEGEALLTAG <strong>2009</strong> –<br />
(K)EIN PLATZ FÜR<br />
BÜRGERENGAGEMENT?<br />
Prof. Dr. Hermann Brandenburg<br />
(Philosophisch-Theologische Hochschule<br />
Vallendar / Katholische Fachhochschule<br />
Freiburg)<br />
Leicht überarbeiteter Auszug <strong>aus</strong> dem<br />
Vortragsmanuskript für die 2. Verbundkonferenz<br />
des BELA III-Qualitätsnetzwerks, Stuttgart,<br />
27.11.<strong>2009</strong><br />
Durch den Wandel im Selbstverständnis <strong>der</strong> Pflegeeinrichtungen<br />
muss neu überdacht werden, inwieweit<br />
bürgerschaftliches Engagement für alle<br />
Beteiligten sinnvoll eingebunden werden kann.<br />
Der folgende Artikel geht hierbei auf die Notation<br />
<strong>der</strong> „fairen Kooperation“ ein und untersucht den<br />
Begriff und seine Bedeutungen auf <strong>der</strong> theoretischen<br />
und praktischen Ebene.<br />
Der Pflegealltag steht vor großen Her<strong>aus</strong>for<strong>der</strong>ungen.<br />
Die Zeiten, in denen alte Menschen noch mit<br />
den Stock ins Heim gekommen sind, sind vorbei.<br />
Heutzutage kommen immer mehr alte Menschen<br />
direkt <strong>aus</strong> dem Krankenh<strong>aus</strong>, z.T. mit einem Katheter,<br />
häufig in hohem Maße abhängig von pflegerischer<br />
Unterstützung. Das durchschnittliche Alter<br />
liegt bei über 83 Jahren, <strong>der</strong> Gesundheitszustand<br />
ist durch Multimorbidität gekennzeichnet,<br />
Demenz und Palliativpflege sind zu zentralen Anfor<strong>der</strong>ungen<br />
an stationäre Einrichtungen geworden.<br />
Es scheint daher, dass bürgerschaftliches Engagement<br />
in diesem Bereich ein weniger drängendes<br />
Problem sei – dem ist aber nicht so!<br />
Bürgerschaftliches Engagement ist notwendig,<br />
weil alleine durch die Arbeit von beruflich und<br />
professionell mit Pflege und Versorgung befassten<br />
Berufsgruppen die Her<strong>aus</strong>for<strong>der</strong>ungen nicht zu<br />
PFLEGEALLTAG <strong>2009</strong><br />
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