Titelstory 2011 – was das neue <strong>MÄRKTE</strong> & <strong>ZERTIFIKATE</strong> | Dezember 2010 /Januar 2011 Börsenjahr bringen könnte Mit einer erneuten Geldspritze stemmt sich die USamerikanische Notenbank Fed gegen den enttäuschenden Konjunkturverlauf. Ob die ultralockere Geldpolitik den erwünschten Erfolg bringt, ist fraglich. Sicher scheint indes, dass Anlegern die zusätzliche Liquidität in die Karten spielt.
<strong>MÄRKTE</strong> & <strong>ZERTIFIKATE</strong> | Dezember 2010 /Januar 2011 Dieser Schritt hat keinen Experten mehr überrascht. Schließlich machten schon seit Monaten Spekulationen die Runde, wonach die USamerikanische Notenbank Fed erneut den Kapitalmarkt mit Liquidität fluten wird. Die spannende Frage war demnach nicht mehr, ob USDollar in das System gepumpt werden, sondern in welchem Umfang. Als die Fed das Geheimnis Anfang November gelüftet hat, hielt sich die Überraschung ebenfalls in Grenzen. Denn die 600 Milliarden Dollar, die die Währungshüter nun bis Ende Juni 2011 in die Hand nehmen, um USStaatsanleihen aufzukaufen, war in etwa die Summe, die der Markt zuvor erwartet hatte. Geplant ist, dass die Fed bis zum Sommer jeden Monat rund 75 Milliarden Dollar für Treasurys ausgeben wird. Allerdings werden die Notenbanker die Gesamtgröße des Programms sowie die Geschwindigkeit der Käufe regelmäßig überprüfen – und gegebenenfalls das Aufkaufprogramm nach Bedarf anpassen. Unterm Strich werden die Notenbanker sogar rund 900 Milliarden Dollar in den Markt pumpen, da die Einnahmen aus der Rückzahlung fällig werdender Wertpapiere ebenfalls in ihrer Bilanz reinvestiert werden. Fed-Bilanz schwillt an … Während der Krise hat die Fed bereits Erfahrungen mit dieser als „Quantitative Easing“ bezeichneten Methode gesammelt, indem sie bis März 2010 rund 1700 Milliarden Dollar in USBonds und hypothekenbesicherte Wertpapiere investierte. Verläuft das zweite Aufkaufprogramm wie geplant, klettert der Anteil der Fed an allen ausstehenden USStaatsanleihen somit auf 17 Prozent. … um Konjunktur zu beflügeln. Mit der zweiten QuantitativeEasingRunde will FedChef Ben Bernanke vor allem die anhaltend hohe Arbeitslosigkeit angehen – und somit der dahinsiechenden US Wirtschaft einen kräftigen Schub verleihen. „Die Arbeitslosenrate liegt bei fast zehn Prozent, zahlreiche Menschen bekommen keine Vollzeitstelle und viele Erwerbslose sind schon seit sechs Monaten und länger ohne Job“, so Bernanke. Geht es nach dem Willen des Fed Chefs, werden durch das Aufkaufprogramm die Zinsen der Staatsanleihen schrumpfen, an denen sich auch die Zinsen für Kredite an Unternehmen und Verbraucher orientieren – und somit wird im Idealfall das Wachstum angekurbelt. „Niedrige Hypothekenzinsen werden die Kosten für Wohnraum senken und es Hauseigentümern erleichtern, ihre Schul den abzuzahlen. Niedrige Zinsen auf Unternehmensanleihen werden Investitionen anschieben“, prophezeit Bernanke in einem Beitrag in der Washington Post. Der Mechanismus des Quantitative EasingVerfahrens zeigt, weshalb dieser Wunsch – zumindest theoretisch – in Erfüllung gehen könnte. Die Fed kauft den USBanken die Staatsanleihen ab und schreibt ihnen den Kaufpreis auf ihrem Notenbankkonto, auf dem Privatbanken stets eine bestimmte Reserve halten müssen, gut. Dies bedeutet, dass die Banken das zusätzliche Geld für andere Geschäfte nutzen können, beispielsweise für Kredite an Unternehmen oder Haushalte. Mit der erneuten Geldschwemme hofft Fed-Chef Ben Bernanke, die Wirtschaft anzukurbeln. Quantitative Easing könnte Ziel verfehlen. In der Praxis besteht jedoch durchaus die Gefahr, dass die zusätzliche FedLiquidität nicht zur Kreditausweitung genutzt, sondern erneut als Überschussreserve bei der Notenbank geparkt wird. Ob die USWirtschaft durch die FedAktion tatsächlich schneller auf die Beine kommen wird, bleibt daher abzuwarten; zumal sich die Nachfragte nach Krediten derzeit oh „USNotenbank pumpt rund 900 Milliarden Dollar in den Markt.“ Weitere Informationen zu den Chancen und Risiken der hier genannten Zertifikate erhalten Sie im Internet unter www.rbs.de/markets sowie in den allein verbindlichen Verkaufsprospekten, die unter den im Disclaimer auf Seite 88 genannten Anschriften kostenfrei erhältlich sind. Quelle: Fed Titelstory nehin in Grenzen hält. „Es ist nicht so, dass den Banken das Geld fehlen würde, um Kredite zu vergeben. Die Unternehmen zögern aber mit Investitionen, weil ihre Kapazitäten ohnehin nicht ausgelastet sind“, gibt Nils Jannsen vom Institut für Weltwirtschaft in Kiel zu bedenken. Dadurch steigt auch die Gefahr, dass der erhoffte Schub für den Arbeitsmarkt ausbleibt – und somit der Anteil der Ar beitslosen, die bereits länger als ein halbes Jahr ohne Beschäftigung sind, weiterhin auf hohem Niveau verharren wird. Während in den Rezessionen der Nachkriegszeit der Anteil der Langzeitarbeitslosen lediglich um die 20ProzentMarke schwankte, ist diese Zahl zuletzt auf 44 Prozent in die Höhe geschnellt. Miese Stimmung bei US-Konsumenten. Kein Wunder, dass daher die aktuelle Stimmung der USVerbraucher alles andere als euphorisch ist. Zwar ist der vom Conference Board ermittelte VerbrauchervertrauensIndex im Oktober um 1,6 auf 50,2 Punkte angestiegen. Vom historischen Durchschnittsniveau, das bei rund 100 Zählern liegt, ist das Stimmungsbarometer jedoch nach wie vor meilenweit entfernt. Und: Da die USKonsumenten mit über 120 Prozent ihres verfügbaren Einkommens in der Kreide stehen, ist es fraglich, ob die Stimmung durch die zusätzliche Liquidität zeitnah ansteigen wird. „Die Konsumenten sind zu hoch verschuldet und lassen sich durch die ultralockere Geldpolitik der Fed nicht dazu verführen, mehr auszugeben und die USWirtschaft anzuschieben“, befürchtet auch Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank. Auch der Dollar, der im Fahrwasser der erneuten Geldflut zunächst abwerten dürfte, wird wohl wenig zur erhofften Konjunkturerholung der Vereinigten Staaten beitragen. Grund: Zwar würden sich bei einem schwächelnden Greenback die in den USA produzierten Güter für ausländische Konsumenten verbilligen. Auf der anderen Seite ist der Anteil der Exporte am USBIP mit 13 Prozent überschaubar. Hinzu kommt, dass bei einem schwäche 11