MÄRKTE & ZERTIFIKATE - RBS

Interview
„Sichern Sie sich
mit Rohstoffen ab“
Victor Sperandeo arbeitet seit über 40 Jahren erfolgreich an der Börse. Im Interview mit
MÄRKTE & ZERTIFIKATE prophezeit er eine Hyperinflation in den USA und er zeigt eine
Möglichkeit auf, wie er sich vor ihr schützen würde.
MÄRKTE & ZERTIFIKATE: Sie rechnen
in den USA mit einer Hyperinflation.
Können Sie uns das genauer beschreiben?
Victor Sperandeo: Lassen Sie mich Ihre
Frage etwas präzisieren. Ich sage, dass
es eine statistische Unabwendbarkeit
für eine Hyperinflation in den USA gibt,
falls zwei Dinge nicht passieren: erstens
eine größere Veränderung der politischen
Stimmung; zweitens eine neue Großinnovation,
die wirtschaftliches Wachstum
bringt und in der Folge auch steigende
Steuereinnahmen. Was ich hier sage, gilt
ausschließlich für die USA. Selbstver­
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ständlich wären aber auch die europäischen
Länder von einer Hyperinflation in
den USA betroffen.
MÄRKTE & ZERTIFIKATE: Was verstehen
Sie unter einer größeren Innovation?
Victor Sperandeo: Damit meine ich
eine Erfindung wie das Internet in den
1990er­Jahren. Dank des World Wide
Web wurden am Ende des vergangenen
Jahrtausends ganze Sektoren neu
belebt. Die Computerbranche konnte
neue Laptops und neue Software­Programme
und die Telefonindustrie neue
Edelmetalle – klassischer Schutz gegen die Hyperinflation.
MÄRKTE & ZERTIFIKATE | Dezember 2010 /Januar 2011
Mobiltelefone produzieren. Mit dem Internet
hatten wir weltweit einen riesigen
Schub an Innovationen, insbesondere
auch in den USA. Das hat sich auch in
der Entwicklung der Börsen bemerkbar
gemacht.
MÄRKTE & ZERTIFIKATE: Was verstehen
Sie unter einer Veränderung der
politischen Stimmung?
Victor Sperandeo: Zunächst müsste
sich die Zusammensetzung des Repräsentantenhauses
ändern. (Anmerkung
der Redaktion: Am 2. November
haben in den USA Kongresswahlen
stattgefunden. Die Republikaner konnten
diese als klare Sieger für sich entscheiden.
Die Demokraten verloren im
US­Repräsentantenhaus die Mehrheit.)
Danach müssten die von Obama eingeführten
Sozialversicherungsprogramme
wieder abgeschafft werden. Zusätzlich
wäre ein Einfrieren des Wachstums der
Staatsausgaben notwendig. Derzeit fungiert
die US­Regierung schlichtweg als
Gelddruckmaschine. Ein Beispiel: In den
USA gibt es große Genossenschaftsbanken,
die von ihren Mitgliedern gehalten
werden. Diese privaten Banken
wären in den vergangenen Jahren eine
nach der anderen bankrottgegangen,
hätte sie die Regierung nicht mit umgerechnet
über 25 Milliarden Euro gerettet.
Es braucht in der Politik einen Umdenkprozess.
Sie kann nicht jedes Problem
mit Geld, egal ob mit neuem oder geliehenem,
lösen. Eine Hyperinflation in den
USA könnte verhindert werden. Allerdings
müsste man dafür Sparprogramme
wie in Europa durchziehen. Aber das
wäre schmerzhaft und Politiker mögen
keine schmerzhaften Programme.
Die Performance in der Vergangenheit ist kein verlässlicher
Indikator für die künftige Wertentwicklung.