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Sozialkunde und Wirtschaftslehre in Lernbausteinen

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Sozialversicherungen<br />

Weshalb Medikamente bei uns so teuer s<strong>in</strong>d<br />

B<strong>und</strong>estag verabschiedet Pharma-Sparpaket<br />

Lernbauste<strong>in</strong> 3<br />

Pharma-Paradies Deutschland: Weil die Pharma<strong>in</strong>dustrie<br />

die Preise für neue Medikamente selbst festlegen<br />

kann, kostet Arznei hierzulande teils deutlich mehr als<br />

im Ausland - e<strong>in</strong> Monopol, das die Koalition mit e<strong>in</strong>em<br />

neuen Gesetz aufbrechen will.<br />

Rheumamittel um 70 Prozent teurer<br />

Würden sich die Preise zum Beispiel auf dem Niveau<br />

von Schweden bewegen, hätte alle<strong>in</strong>e die Gesetz -<br />

liche Krankenversicherung (GKV) im vergangenen<br />

Jahr 9,4 Milliarden Euro sparen können – e<strong>in</strong> Drittel aller Arzneimittelkosten <strong>in</strong> Deutschland.<br />

Ganz abgesehen von den Privatversicherten, die teure Medikamente zum Teil deutlich e<strong>in</strong>facher<br />

verordnet bekommen – weil die Medikation den Etat der niedergelassenen Ärzte, anders als bei<br />

GKV-Versicherten, nicht tangiert.<br />

Der Preisvergleich mit Schweden, der im Juni 2010 durchgeführt wurde, führt e<strong>in</strong>drucksvoll vor<br />

Augen, wie die Pharmaunternehmen zuschlagen: Das Rheumamedikament Humira zum Beispiel<br />

war <strong>in</strong> Schweden für 1.149 Euro, <strong>in</strong> Deutschland h<strong>in</strong>gegen für 1.919 Euro zu haben – e<strong>in</strong><br />

Aufschlag von be<strong>in</strong>ahe 70%. Das Asthmamedikament Symbicort ist <strong>in</strong> Deutschland 59% teurer.<br />

Beim Neuroleptikum Seroquel s<strong>in</strong>d es 56%.<br />

Generika besonders teuer<br />

Bei Generika, also Medikamenten deren Patentschutz abgelaufen ist, s<strong>in</strong>d noch deutlichere Unterschiede<br />

zu erkennen. Die H<strong>und</strong>erter-Packung des Magenmittels Omeprazol kostete <strong>in</strong> Schweden<br />

gerade mal 9,36 Euro, <strong>in</strong> Deutschland 60,46 Euro – e<strong>in</strong> Aufschlag von knapp 550 Prozent.<br />

Das Diabetiker-Insul<strong>in</strong> Actrapid human war im Juni <strong>in</strong> Schweden für 28,95 Euro zu haben. Der<br />

Preis <strong>in</strong> Deutschland lag um 81% darüber – bei 52,51 Euro. Nicht berücksichtigt wurden bei dem<br />

Preisvergleich die Rabatte, welche die Generika-Firmen den Krankenkassen e<strong>in</strong>räumen. Allerd<strong>in</strong>gs<br />

gehen Branchenbeobachter davon aus, dass die Preisunterschiede auch durch üppige<br />

Rabatte nicht auszugleichen s<strong>in</strong>d.<br />

Was Arzneien <strong>in</strong> Nachbarstaaten kosten<br />

Der Gr<strong>und</strong> für die vergleichsweise hohen Preise liegt <strong>in</strong> Deutschland, dem größten Arzneimittelmarkt<br />

Europas: In fast allen anderen EU-Staaten werden die Preise staatlich reguliert. In e<strong>in</strong>igen<br />

Ländern werden die Kosten durch e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>ternationalen Vergleich festgelegt. Die hohen<br />

Preise <strong>in</strong> Deutschland heben den Durchschnitt – weshalb die Pharma<strong>in</strong>dustrie <strong>in</strong> mehrfacher<br />

H<strong>in</strong>sicht von dem ungezügelten Preiswettbewerb hierzulande profitiert.<br />

Arzneimittelsparpaket beschlossen<br />

Der B<strong>und</strong>estag hat am Donnerstag (11.11.2010) das Arzneimittelsparpaket beschlossen. Damit<br />

will Ges<strong>und</strong>heitsm<strong>in</strong>ister Philipp Rösler (FDP) die seit Jahren stark steigenden Arzneimittelausgaben<br />

unter Kontrolle bekommen <strong>und</strong> dauerhaft r<strong>und</strong> zwei Milliarden Euro pro Jahr sparen.<br />

Unter anderem ist vorgesehen, neue Medikamente systematisch daraufh<strong>in</strong> zu prüfen, ob sie<br />

wirklich e<strong>in</strong>en Zusatznutzen br<strong>in</strong>gen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en höheren Preis rechtfertigen. Ist dies nicht der<br />

Fall, soll e<strong>in</strong> Preisdeckel gelten. Selbst wenn neue Medikamente tatsächlich besonders nützlich<br />

s<strong>in</strong>d, sollen Krankenkassen den Preis mit dem Hersteller aushandeln dürfen.<br />

Rösler hatte vor der Abstimmung das Maßnahmenbündel noch e<strong>in</strong>mal verteidigt. Es zeige die<br />

Entschlossenheit der schwarz-gelben Koalition. Der SPD-Ges<strong>und</strong>heitsexperte Karl Lauterbach<br />

sprach h<strong>in</strong>gegen von e<strong>in</strong>er Mogelpackung. Auch die L<strong>in</strong>ke beklagte, das Sparpaket lasse der<br />

Pharma<strong>in</strong>dustrie viele Schlupflöcher zur Gew<strong>in</strong>nmaximierung.<br />

Quelle gekürzt: www.heute.de, 11.11.2010 – von Ulrich Reitz<br />

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