Anhörung im Hessischen Landtag vom 11. Mai 2000 - Deutscher ...
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Hessischer <strong>Landtag</strong> – 9 – Flughafenanhörung – <strong>11.</strong>05.<strong>2000</strong><br />
Frage müsste für realistisch gehaltene Annahmen<br />
beispielsweise über die wichtigsten Randbedingungen<br />
der wirtschaftlichen Entwicklung machen. Es<br />
wären also Aussagen zu machen über Welthandelsströme<br />
oder Preisentwicklungen und Ähnliches.<br />
Genau dies geschieht hier nicht; denn wir wollen<br />
lediglich den Einfluss einer Variablen, nämlich den<br />
der Flughafenfunktion, auf die Beschäftigung herausfinden.<br />
Nun noch einige Bemerkungen zur Befragung. In<br />
dieser Befragung wurde eine geschichtete Stichprobe<br />
bei 7.000 Unternehmen mit mehr als 20 Mitarbeitern<br />
<strong>im</strong> Bereich produzierendes Gewerbe und<br />
Dienstleistungen auf der Basis einer schriftlichen<br />
Befragung durchgeführt. Mit einer Rücklaufquote<br />
von ca. 13 % konnten etwa 20 % der Beschäftigten<br />
<strong>im</strong> gesamten Bereich der Unternehmen in der Region<br />
erfasst werden.<br />
Es wird eingewandt, dass damit keine repräsentativen<br />
Aussagen möglich seien. Dieses Argument<br />
sticht so lange nicht, solange mögliche Verzerrungen<br />
in der Datenbasis vermieden werden. Deshalb<br />
wurden die Angaben von den Unternehmen regional,<br />
sektoral und nach den Unternehmensgrößenklassen<br />
gewichtet.<br />
Ich will nur auf eines hinweisen: Im ungewichteten<br />
Sample liegt der Anteil der Unternehmen, die den<br />
Flughafen für einen weniger wichtigen oder sehr<br />
unwichtigen Standortfaktor halten, bei <strong>im</strong>merhin<br />
30 %.<br />
Ich konzediere, dass die Ausfallquote von fast 90 %<br />
be<strong>im</strong> Befragungsrücklauf sicher ein ernst zu nehmender<br />
Einwand gegen die Aussagefähigkeit der<br />
Ergebnisse sein kann. Andererseits finden sich aber<br />
<strong>im</strong> Datenmaterial keinerlei Hinweise darauf, dass es<br />
systematische Verzerrungen zwischen den antwortenden<br />
und den nicht antwortenden Unternehmen<br />
geben könnte, die nicht durch das Gewichtungsverfahren<br />
kompensiert werden könnten. Bis zum Beweis<br />
des Gegenteils, so glaube ich, haben wir hier<br />
erstmals eine Grundlage, um die quantitative Bedeutung<br />
einer Einflussgröße auf die regionale<br />
Wettbewerbsfähigkeit einschätzen zu können. –<br />
Vielen Dank.<br />
(Allgemeiner Beifall)<br />
Präsident Klaus Peter Möller: Nach Herrn Dr.<br />
Gretz spricht jetzt zum Teilkomplex „Internationaler<br />
Wirtschafts- und Finanzstandort“ Herr Hans<br />
Walter Jakobi von der Firma Siemens AG und nach<br />
ihm Herr Jörg Schiele von Arthur D. Little.<br />
Herr Hans Walter Jakobi: Herr Präsident, Herr<br />
Ministerpräsident, meine Damen und Herren! Ich<br />
möchte das Thema Flughafen Frankfurt in die Tätigkeit<br />
unseres Unternehmens einbinden, das international<br />
tätig ist. Lassen Sie mich deshalb eingangs<br />
einige Bemerkungen zu unserem Haus machen:<br />
Siemens ist ein weltweit führendes Unternehmen<br />
der Elektrotechnik und der Elektronik. Wir sehen<br />
uns als Global Player. Das Produktspektrum reicht<br />
<strong>vom</strong> Mikrochip über das Handy bis zum schlüsselfertigen<br />
Kraftwerk. 80 % des Geschäfts werden mit<br />
Investitionsgütern und Infrastruktursystemen generiert.<br />
Bei einem Jahresumsatz von fast 135 Milliarden<br />
DM ist Siemens in über 190 Ländern präsent.<br />
Siemens betreibt weltweit 614 Fabriken, davon<br />
202 in Deutschland. Im abgelaufenen Geschäftsjahr<br />
verteilte sich der Umsatz zu 27 % auf<br />
Deutschland, 31 % auf Europa, 25 % auf Amerika,<br />
12 % auf Asien/Pazifik und 5 % auf Afrika, Naher<br />
und Mittlerer Osten und GUS. Angestrebt wird bei<br />
einem weiteren Wachstum zukünftig folgende<br />
Verteilung: 20 % Deutschland, 30 % Europa, 30 %<br />
Amerika und 15 % Asien. Siemens beschäftigt zum<br />
Stand 31. März <strong>2000</strong> insgesamt 425.000 Mitarbeiter,<br />
davon 179.000 <strong>im</strong> Inland.<br />
Lassen Sie mich nun etwas zu unserem Luftfrachtaufkommen<br />
sagen. Für Siemens spielt die Nutzung<br />
der Luftfracht eine entscheidende Rolle. Im abgelaufenen<br />
Geschäftsjahr betrugen die Luftfrachtkosten<br />
der Siemens AG – die Kosten, die wir selbst<br />
bezahlen, nicht die Fälle, in denen Lieferanten uns<br />
frei Haus liefern – weltweit insgesamt 350 Millionen<br />
DM. Davon entfallen 200 Millionen DM auf<br />
Deutschland, und von diesen 200 Millionen DM<br />
sind es 160 Millionen DM, die den Flughafen<br />
Frankfurt betreffen. Von den Transportbewegungen<br />
– sie bewegen sich <strong>im</strong> Millionenbereich – entfallen<br />
ca. 50 % auf den Flughafen Frankfurt. Von dem<br />
Gewicht von 75.000 t entfallen 45.000 t auf Frankfurt.<br />
Das Siemens-Luftfrachtaufkommen wird infolge<br />
der Globalisierungseffekte um jährlich 5 bis<br />
10 % wachsen.<br />
Die Luftfracht gewinnt für unser Haus weiter<br />
enorm an Bedeutung; denn sie wird in <strong>im</strong>mer größerem<br />
Maße Raum und Zeit überwindende Vorteile<br />
bieten. Diese sind: weltweite Verfügbarkeit und<br />
Präsenz auf allen wesentlichen Märkten, Reduzierung<br />
der Lieferzeiten durch schnelle Transportleistungen,<br />
Verringerung der Kapitalbindung <strong>im</strong> Sinne<br />
eines effizienten und effektiven Asset Managements<br />
sowie höchste Transportsicherheit und geringste<br />
Schadensquote.<br />
Ein weiterer zu berücksichtigender Aspekt ist die<br />
Positionierung von Distributionslägern in Flughafennähe.<br />
So verfügt Infineon in Groß-Osthe<strong>im</strong> über<br />
ein Lager zur europäischen Distribution von Bauteilen,<br />
die aus Singapur und Malaysia angeliefert<br />
werden. In Heusenstamm gibt es ein Lager für den<br />
Bereich Medizintechnik. Siemens IT Services hat<br />
sich in Flörshe<strong>im</strong> angesiedelt. An beiden letztgenannten<br />
Standorten werden Ersatzteile für die<br />
weltweite Verteilung bereitgehalten. Alle drei Läger<br />
sind angemietet.<br />
Unser Ziel ist es, durch die räumliche Nähe zum<br />
Flughafen Frankfurt die Übergabe von Ersatzteilen