Anhörung im Hessischen Landtag vom 11. Mai 2000 - Deutscher ...
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Hessischer <strong>Landtag</strong> – 33 – Flughafenanhörung – <strong>11.</strong>05.<strong>2000</strong><br />
Wettbewerb zu stellen, hat man Wachstum st<strong>im</strong>uliert,<br />
hat man bessere Produkte für die Kunden<br />
erzeugt, und wir müssen uns mehr um die Wirtschaftlichkeit<br />
kümmern als damals. Ohne diese<br />
Veränderung der Rahmenbedingungen würde<br />
Frankfurt meiner Meinung nach heute noch nicht an<br />
der Kapazitätsgrenze sein.<br />
Wir können nur so weit planen, wie wir fixe Bedingungen<br />
haben. Aus der heutigen Sicht kann ich<br />
nicht ausschließen, dass wir in irgendwelchen Jahren<br />
wiederkommen und sagen: Wir sind am Ende.<br />
Aber ich glaube, dass wir ausreichend Fantasie<br />
haben, um in der Zwischenzeit andere Trends zu<br />
entwickeln und zu sagen: Es gibt größere Flugzeuge,<br />
es gibt Intermodalität, es gibt Verbindungen zu<br />
Flughäfen. Ich bin davon überzeugt, dass unter den<br />
heutigen Rahmenbedingungen die Bahn lange reichen<br />
will. Aber ausschließen, dass wir irgendwann<br />
wieder hier sind – das vermag ich heute nicht und<br />
kann ich auch nicht.<br />
Vizepräsidentin Veronika Winterstein: Danke<br />
schön, Herr Rausch. – Nächste Frage, bitte schön,<br />
Herr Kollege.<br />
Abg. Frank-Peter Kaufmann (BÜNDNIS 90/DIE<br />
GRÜNEN): Ich möchte jetzt einmal Herrn Kothe<br />
bitten, uns zu sagen, welche Möglichkeiten es denn<br />
aus seiner Sicht gibt, langfristige Strategien tatsächlich<br />
einzuschätzen und zu Antworten zu kommen,<br />
wo mit hoher Wahrscheinlichkeit die Entwicklung<br />
hingehen wird.<br />
Ich erinnere daran, meine Damen und Herren: Wir<br />
haben auch in unserem Rahmen ein Stück weit über<br />
das diskutiert, was das Zukunftsforum Luftverkehr<br />
an Szenarien behandelt und an denkbaren Lösungen<br />
gesehen hat. Wenn ich es recht sehe, basiert die<br />
augenblickliche Debatte darauf, dass die Luftverkehrsunternehmen<br />
alle best<strong>im</strong>mten Geschäftsmodellen<br />
nachkommen. Alternative Geschäftsmodelle<br />
sind ja nicht nur denkbar, sie sind weltweit an anderen<br />
Stellen auch durchaus realisiert.<br />
Deswegen würde ich als Letztes von mir aus Herrn<br />
Ewen fragen: In welchem Maße sind denn <strong>im</strong> Rahmen<br />
der Mediation diese Geschäftsmodelle betrachtet<br />
und in ihren Folgen untersucht worden?<br />
Wie tief gehend wurden diese Alternativen tatsächlich<br />
erörtert?<br />
Vizepräsidentin Veronika Winterstein: Herr<br />
Kothe.<br />
Herr Matthias G. Kothe: Herr Kaufmann, Sie<br />
fragten zuerst, welche langfristigen Strategien denn<br />
vorstellbar seien. Das weiß ich natürlich nicht, was<br />
FAG oder Lufthansa planen. Es ist sicherlich – und<br />
das wird aus der Diskussion deutlich – unbefriedigend,<br />
jetzt eine mittelfristige Perspektive aufzuzeigen,<br />
aber nicht zugleich aufzuzeigen, wie diese<br />
mittelfristige Perspektive in langfristige Konzepte<br />
passt. Das habe ich heute Morgen ausgeführt. Es ist<br />
schon wichtig, auf die Frage, zu der Herr Prof.<br />
Schölch schon Stellung genommen hat, mehr zu<br />
antworten als nur: Wir wissen das nicht, und es<br />
kann sein, dass sich die Frage noch einmal stellt.<br />
Zu den Szenarien. Das Wort gebrauche ich in einem<br />
anderen Kontext, nämlich als sehr rigiden<br />
systematischen Prozess, der in der strategischen<br />
Planung, vor allem in der Strategieentwicklung,<br />
zunehmend an Bedeutung gewinnt und langfristige<br />
Zeithorizonte bearbeiten kann, dass diese durchgeführt<br />
werden. Ob das jetzt ein Unternehmen macht,<br />
ist eine Sache – aber für die Region, die ja zunehmend<br />
auch strategischer denken muss, wären solche<br />
Prozesse durchaus zu bedenken.<br />
Es gibt eine Fülle von Beispielen, dass Szenarien-<br />
Modellierungen erfolgreich mit größeren Zeithorizonten<br />
bearbeitet wurden, <strong>im</strong> politischen Bereich<br />
und <strong>im</strong> Unternehmensbereich. Beispielsweise hat<br />
die DASA, also Da<strong>im</strong>lerChrysler Aerospace, eine<br />
Fülle von Szenarien gemacht. Der Shell-Konzern<br />
ist berühmt für seine Kapazität und für seine Fähigkeit,<br />
über lange Jahre hinweg solche Planungen<br />
nicht nur durchzuführen, sondern Konsequenzen<br />
daraus zu ziehen und damit einen signifikanten<br />
Wettbewerbsvorteil über die Jahre zu erwerben.<br />
Das ist belegbar.<br />
Was das Zukunftsforum Luftverkehr anbelangt, war<br />
dies eine strategische Arbeitsgemeinschaft – “war”<br />
sage ich deshalb, weil ich nicht weiß, ob sie noch<br />
existiert – der Da<strong>im</strong>lerChrysler Aerospace, der<br />
Lufthansa, der Flughafen Frankfurt AG und der<br />
Flugsicherung. Hier wurden zum ersten Mal mit<br />
einem längeren Zeithorizont Szenarien unter sehr<br />
fachkundiger Leitung und mit großer Vorbereitung<br />
entwickelt.<br />
Die vier Szenarien, die dabei herausgekommen sind<br />
und über die ich inhaltlich nur bedingt etwas sagen<br />
kann, zeigen, dass die Zukünfte – bewusst gesagt<br />
nicht als eine Zukunft, sondern “Zukünfte”– doch<br />
deutlich facettenreicher sind. Es scheint so zu sein –<br />
und das kommt auch aus den Antworten von Herrn<br />
Schölch und Herrn Dr. Rausch heraus –, dass man<br />
schon über alternative Geschäftsmodelle nachdenken<br />
muss. Sie reichen mittelfristig – und sechs,<br />
sieben Jahre ist nicht mehr als mittelfristig– sicherlich<br />
aus. Sie sind auch das, was heute überwiegend<br />
angewandt wird. Aber es gibt gerade in den USA<br />
eine beginnende Diskussion, die dem Rechnung<br />
trägt, dass es eben nicht bis Ult<strong>im</strong>o weitergehen<br />
kann.<br />
Punkt zwei. Es gibt sehr erfolgreiche Airlines in<br />
den USA – darunter South West Airlines, eine der<br />
wirtschaftlich erfolgreichsten -, die ohne ein Hub-<br />
Modell auskommen, die hauptsächlich auf Direktverbindungen<br />
aufbauen. Das muss nicht auf Mitteleuropa<br />
übertragbar sein, aber es muss über Alternativen<br />
und Modifikationen nachgedacht werden,