Anhörung im Hessischen Landtag vom 11. Mai 2000 - Deutscher ...
Anhörung im Hessischen Landtag vom 11. Mai 2000 - Deutscher ...
Anhörung im Hessischen Landtag vom 11. Mai 2000 - Deutscher ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Hessischer <strong>Landtag</strong> – 31 – Flughafenanhörung – <strong>11.</strong>05.<strong>2000</strong><br />
deshalb müsst ihr auch billiger werden. Wenn ihr<br />
das nicht bis zum 1. April dieses Jahres hinbekommt<br />
– wir haben ein bisschen Zeit gewinnen<br />
können –, dann nehmen wir euch zum nächsten<br />
Kündigungstermin diesen Auftrag weg. Dann sind<br />
bei der FAG diese 1.000 Arbeitsplätze weg; sie sind<br />
zwar noch am Standort Frankfurt, aber nicht mehr<br />
unter dem Logo FAG, sondern das macht dann<br />
jemand anders, und zwar zu schlechteren Konditionen.<br />
Der Bundesrechnungshof hat diese Kritik massiv<br />
vorgebracht; der Haushaltsausschuss des Bundestages<br />
hat sich dem angeschlossen, und wir stehen<br />
unter dem Druck, dass wir reagieren müssen. Die<br />
aktuelle Situation ist ganz konkret die: Wir müssen,<br />
egal woher, 10 Millionen DM einsparen. Das heißt:<br />
Personalkosten herunter.<br />
Vizepräsidentin Veronika Winterstein: Herr Sauer,<br />
ich darf Sie bitten, zum Schluss zu kommen.<br />
Herr Toni Sauer: Ja. – Zweites Beispiel: EU-<br />
Liberalisierung. Von 1993 bis 1997 haben sich die<br />
gewerkschaftlich organisierten Kollegen mit Demonstrationen,<br />
Betriebsversammlungen und Gang<br />
nach Brüssel dagegen gewehrt, dass wir ein Monopol<br />
aufgeben müssen, das einen gewissen Komfort<br />
vorgesehen hat. Wir mussten dieses Monopol aufgeben;<br />
seit dem 1. April haben wir in Frankfurt den<br />
Drittabfertiger.<br />
Die Delle in der Personalentwicklung, die hier<br />
kritisiert wird, hat genau damit etwas zu tun, nämlich<br />
mit der Ungewissheit über die weitere Entwicklung<br />
des Unternehmens. 6.000 von 12.000 Arbeitsplätzen<br />
sind in dem betroffenen Bereich angesiedelt.<br />
Diese Ungewissheit hat zu einer vorsichtigen<br />
Haltung geführt, hat dazu geführt, dass ein Teil<br />
der Arbeitsplätze heute in einem Tochterunternehmen<br />
und nicht <strong>im</strong> Stammunternehmen FAG sind.<br />
Auch dies ist eine <strong>im</strong> Grunde genommen politisch<br />
induzierte Schwierigkeit neben den vielen anderen<br />
Schwierigkeiten, die es ohnehin gibt. Ich habe die<br />
herzliche Bitte an Sie als Abgeordnete: Machen Sie<br />
uns nicht noch mehr Schwierigkeiten. – Danke.<br />
(Beifall bei der CDU und bei Abgeordneten<br />
der SPD)<br />
Vizepräsidentin Veronika Winterstein: Ich habe<br />
jetzt noch Fragen an zwei Herren, Herrn Dr. Gretz<br />
und Herrn Schallaböck. Wenn es zu leisten ist, bitte<br />
kurz. Herr Dr. Gretz, bitte.<br />
Herr Dr. Wendelin Gretz: Zunächst zur Frage<br />
nach Pendlerströmen und Zuwanderung in Abhängigkeit<br />
von potenziell mehr Arbeitsplätzen <strong>im</strong><br />
Rhein-<strong>Mai</strong>n-Gebiet. Dazu konnte in den Untersuchungen<br />
nichts gesagt werden, einfach deshalb,<br />
weil dies mit von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung<br />
abhängig ist, in deren Rahmen wir uns<br />
bewegen. Wenn wir beispielsweise in eine Situation<br />
relativer Vollbeschäftigung hineinlaufen, dann wird<br />
dies mit Sicherheit zu zusätzlichen Pendlerströmen<br />
oder Zuwanderung führen. Wenn wir aber ein gravierendes<br />
Unterbeschäftigungsproblem haben sollten,<br />
kann das ganz anders aussehen. Dazu wurden<br />
aber keine Aussagen gemacht.<br />
Zu der Frage des Non-Response lese ich Ihnen kurz<br />
ein Zitat von jemandem vor, der auf dem Gebiet<br />
eine höhere Autorität genießt als ich. Das ist Reiner<br />
Schnell. Die Publikation heißt: "Non-Response in<br />
Bevölkerungsumfragen – Ausmaß, Entwicklung,<br />
Ursachen", Opladen 1997. Das Zitat lautet folgendermaßen:<br />
Aus diesem Grund ist das gelegentlich zu findende<br />
Argument, dass das vermeintlich hohe<br />
Ausmaß an Non-Response in Zufallsstichproben<br />
so große Unsicherheit bedinge, dass keine<br />
statistisch begründeten Aussagen mit solchen<br />
Stichproben mehr möglich seien, unzutreffend.<br />
Nur wenn man kein solches Modell des<br />
Auswahlprozesses besitzt, ist die Folge von<br />
Non-Response eine deutlich erhöhte Unsicherheit<br />
in den statistischen Aussagen.<br />
Insofern ist das, denke ich, von der methodischen<br />
Seite her hinreichend behandelt.<br />
Zur Frage der Hub-Funktion in Verbindung mit den<br />
Standorteffekten: Die Unternehmen wurden mit<br />
zwei Fragestellungen konfrontiert, zum einen mit<br />
der Frage: "Was bedeutet für Sie die 'engpassfreie<br />
Entwicklung' des Flughafens?" Und dann die Gegenposition<br />
als Fragestellung – und die lese ich<br />
Ihnen jetzt vor –:<br />
Stellen Sie sich bitte vor, der Flughafen Frankfurt<br />
würde seine Drehkreuzfunktion (Hub)<br />
verlieren. Die Drehkreuzfunktion würde denn<br />
von anderen internationalen Verkehrsflughäfen<br />
übernommen. Dies hätte zur Folge, dass<br />
durchschnittlich jeder vierte Flug an/ab Frankfurt<br />
durch Umsteigevorgänge zweieinhalb<br />
Stunden länger dauert. Ferner wäre die Taktdichte<br />
an/ab Frankfurt bei häufig angeflogenen<br />
Zielen halbiert. Vergleichen Sie bitte diese<br />
eingeschränkte Verkehrsanbindung mit der<br />
engpassfreien Situation.<br />
Die analoge Fragestellung <strong>im</strong> Falle der Frachtflüge<br />
lautet, dass der Nachtsprung nicht mehr möglich<br />
sein werde gegenüber der Situation, in der er weiter<br />
realisiert werden kann.<br />
Vizepräsidentin Veronika Winterstein: Herzlichen<br />
Dank, Herr Dr. Gretz. – Herr Dr. Schallaböck, bitte.<br />
– Ich sehe ihn nicht. Wir können vielleicht in der<br />
nächsten Runde, falls sich noch eine anschließen<br />
sollte, noch einmal versuchen, ihn zu erreichen.<br />
Jetzt ist die Redezeit für die SPD-Fraktion abgelaufen.<br />
Als Nächstes fragt die Fraktion BÜNDNIS<br />
90/DIE GRÜNEN.