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Herunterladen als PDF - Walter Peter Gerlach, Forschungsprojekte

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Schlosses, in dem sich repräsentative Räume zum Innenhof hin befanden. Keine der<br />

übrigen männlichen Statuen - alles antike Gottheiten - ist ihr darin vergleichbar. Wenn<br />

auch die erste - ein Apoll - und die fünfte von links - ein Herkules - ihren Kopf in die gleiche<br />

Richtung gewendet haben, blicken diese beiden um ein wenig höher in Richtung der<br />

Fenster des nordwestlichen Querflügels.<br />

Ein einfahrender Besucher bei einer zeremonielle Zufahrt vom äußeren Hof - wie<br />

Hinterkeuser 3 darlegte - bekam die Fassade des Treppenhauses zunächst schräg, <strong>als</strong>o<br />

aus nordwestlicher Richtung zu Gesicht und nicht, wie zeitgenössische Stiche (Abb. 10,<br />

11) suggerieren könnten, frontal. Erst durch diese Beobachtung bekommt das<br />

abgewandelte Blickmotiv der »Antinous«-Statue eine vom Aufstellungsort her bedingte<br />

Rechtfertigung.<br />

Da nun in der architektonischen Komposition des Berliner Stadtschlosses viele Anstöße<br />

aus Frankreich – und Rom – belegt sind, sollte dieser Hinweis auch für diese Statue nicht<br />

ungeprüft bleiben. 4 Die besondere, ortsbedingte Variante einer Umgestaltung der Haltung<br />

des antiken Vorbildes unterscheidet sie von allen anderen - besonders französischen -<br />

Kopien, die in diesen Jahren vom Ende des 17. Jahrhunderts für durchaus<br />

unterschiedliche Aufstellungszusammenhänge angefertigt worden waren. Indessen sollen<br />

weitere Details der Abweichung vom römischen Original nicht unerwähnt bleiben, die nicht<br />

unbedingt vom Aufstellungsort in Berlin her zu begründen sind, sondern einen anderen<br />

Grund haben dürften.<br />

Die Fältelung des Endes der über die linke Schulter herabhängenden Teile des Gewandes<br />

zum Ersten liegen enger beieinander und wirken damit aufgetürmter zueinander. Eine<br />

vergleichbare Formulierung findet sich beispielsweise bei vier Kopien im Schlosspark von<br />

Versailles. Die eine, die vor der ostwärts gewandten Gartenfassade des Schlosses<br />

aufgestellt wurde, stammt von Cassegrin, in den Jahren 1681-1685 in Paris oder<br />

Versailles kopiert. Über das von ihm gewählte oder ihm zur Verfügung gestellte Vorbild ist<br />

nichts Näheres in Erfahrung zu bringen gewesen. 5 Diese Kopie einer »Antinous«-Statue<br />

wurde 1685 von Johann Balthazar Keller nach einem Gips in Bronze gegossen (Abb. 3). 6<br />

Sie wurde vor der nordwestlichen, der dem Sonnenuntergang zugewandten Seite der<br />

Gartenfassade der Galerie des Chateau Neuf aufgestellt. Wie eine Zeichnung von<br />

Guillaume Cassegrin (Abb. 4) 7 belegt, ist es diejenige Statue, die noch heute vor dieser<br />

Fassade des Schlosses von Versailles am südlichen Teil zu finden ist. Sie ist vollständig

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