Das Volk: eine furchtbare Abstraktion (pdf) - Neoprene
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lässt sich über die Schuldigen belehren, wird in s<strong>eine</strong>m Konkurrenzgeist kräftig angestachelt,<br />
muss sich in s<strong>eine</strong>r nationalistischen Abneigung gegen letztlich doch nützliche Nachbarn<br />
aber bremsen lassen. Gleiches gilt in verschärfter Form, wenn Staaten Ausländer ins<br />
Land lassen, die nicht bloß Geld bringen und da lassen, sondern welches verdienen wollen.<br />
In den Zentren des kapitalistischen Weltgeschäfts handelt es sich dabei zwar<br />
überwiegend um die armseligsten Glücksritter des ,globalisierten’ Kapitalismus; aber<br />
dessen notwendige Gemeinheiten und Sachzwänge sind das Letzte, wogegen sich die<br />
Abneigung und der kritische Geist <strong>eine</strong>s modernen Kulturvolks richten. <strong>Das</strong> folgt viel<br />
lieber − von s<strong>eine</strong>n <strong>Volk</strong>svertretern mit sachdienlichen Hinweisen berechnend unterstützt −<br />
s<strong>eine</strong>r Grundüberzeugung, dass ,Fremde’ sowieso nicht „hierher“ gehören, bildet sich ein,<br />
„die“ würden mit ihrem Bedürfnis nach Gelderwerb und <strong>eine</strong>m Privatleben nur den<br />
Eingeborenen Arbeitsplätze, Weiber und überhaupt den Lebensraum wegnehmen − und<br />
dann wird es in s<strong>eine</strong>m „aufkeimenden“ Ausländerhass von der eigenen Obrigkeit doch<br />
gar nicht einfach unterstützt, geschweige denn zu Taten ermuntert, sondern<br />
zurechtgewiesen und muss respektieren, dass s<strong>eine</strong> Regierenden sich die Zulassung von<br />
Ausländern unter verschiedenen Nützlichkeitsgesichtspunkten, solchen ökonomischer wie<br />
politischer Art, vorbehalten und Eigenmächtigkeiten schon gar nicht dulden. Es muss<br />
s<strong>eine</strong>n Fundamentalismus also zügeln und übt sich nach Maßgabe der politisch<br />
verbindlichen, durch freie Medien vielfältig verdolmetschten nationalen Sicht der Dinge in<br />
der Tugend der Toleranz: Es leidet ideell unter s<strong>eine</strong>n fremdländischen Nachbarn; es<br />
nimmt s<strong>eine</strong>n auswärtigen Konkurrenten jeden Erfolg übel − zwischen solchen bei den<br />
Wachstumsraten der Wirtschaft und denen bei Sportwettkämpfen braucht dabei nicht<br />
groß unterschieden zu werden, im Zeichen des nationalen Ehrgeizes wird fast alles<br />
kommensurabel −; es nimmt sich aber vor, sein Leiden auszuhalten, ausländische<br />
Kollegen zu ertragen und die verbündeten Konkurrenten des eigenen Standorts nicht<br />
ganz und gar unter das Foulspiel zu subsumieren, das man ihnen zu Recht vorzuwerfen<br />
hätte. Der ,gemäßigte’ Teil der Bürgerschaft ergänzt so s<strong>eine</strong> nationale Parteilichkeit um<br />
den Stolz darauf, es damit nicht zu übertreiben − nicht so wie gewisse andere Völker...<br />
Andere Bedenkenträger haben sich, ihre Mitbürger und vor allem ihre Regierenden<br />
eher in dem Verdacht, vor lauter Toleranz das gesunde nationale Eigeninteresse zu<br />
vergessen, und wünschen sich mehr von dem unverfälscht patriotischen<br />
Selbstbewusstsein, von dem andere Nationalitäten zweifellos viel zu viel besitzen. Der<br />
große Rest hat genau dieses falsche Bewusstsein.<br />
− Manchmal nutzen Länder, die von den führenden Weltwirtschaftsmächten als<br />
nützliche Geschäftssphären verbucht sind, ihre Chancen in unvorhergesehener Weise<br />
aus und bereiten ihren großen Paten als Konkurrenten ernsthaft Probleme − die alten EU-<br />
Nationen machen mit ihren mittel- und osteuropäischen Neuerwerbungen, die USA mit der<br />
VR China gerade solche Erfahrungen. Die zuständigen Regierungen − nicht nur in Berlin −<br />
reagieren darauf nach dem mehrsinnigen Motto: „Wir müssen so viel besser sein, wie wir<br />
teurer sind!“ Den unliebsam auffälligen Partnern wird auf die Art <strong>eine</strong> Politik<br />
angekündigt, die den überlegenen kapitalistischen Reichtum und die akkumulierte<br />
Erpressungsmacht, über die <strong>eine</strong> „bessere“ kapitalistische Nation verfügt, zielstrebig<br />
dafür einsetzt, diese Überlegenheit zu erhalten und auszubauen. <strong>Das</strong> eigene <strong>Volk</strong> wird<br />
darüber in Kenntnis gesetzt, dass und wie es als Instrument in diesem Kampf vorgesehen ist<br />
und eingesetzt wird: Soweit nicht „besser“, i.e. für überlegene Konkurrenzerfolge der