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Zeitschrift Heft 06/08

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teten Betriebsgebäuden pro Jahr notwendig. Der Anteil der<br />

Regenwasser-Kühltechnik an den gesparten 20.000 m³ beträgt<br />

mit 4.000 m³ ein Fünftel bzw. 20 %.<br />

Eingesparte Gebühren<br />

Bei einem Trinkwasserpreis von 2,12 € pro m³ reduzieren sich<br />

die Kosten durch Verwenden des kostenlos zufließenden<br />

Niederschlagswassers um 5.435,68 € pro Jahr. Das Klinikum<br />

profitiert seit 1. 1. 2003 auch von einer Satzungsänderung<br />

der Stadt Bad Hersfeld. Nach neuem Tarif wird Niederschlagswasser<br />

in der ganzen Stadt verursachergerecht mit<br />

0,66 € je Quadratmeter versiegelter Fläche, die in den Kanal<br />

entwässert wird, abgerechnet.<br />

Bei Zisternen für Betriebswassernutzung mit Kanalanschluss,<br />

wie hier im Klinikum, können je m³ Fassungsvermögen 15 m²<br />

Dachfläche abgezogen werden. Die 45,4 m³ großen Regenspeicher<br />

führen demnach zu einer Minderung um 681 m² bzw.<br />

450 € bei der Niederschlagsgebühr. Zusammen mit der Trinkwassergebühr<br />

spart das Klinikum Bad Hersfeld also 5.886 €<br />

pro Jahr durch die Regenwassernutzung! Die Betriebskosten<br />

einschließlich Filterwartung und Strom für die Regenwasserpumpen<br />

werden in etwa ausgeglichen durch die nicht mehr<br />

erforderliche Enthärtung des Trinkwassers für die Kühlung.<br />

Regenwassertechnik<br />

Der 1995 erstellte Regenspeicher ist aus Stahl, die 2001 zusätzlich<br />

aufgestellte Batterie besteht aus 8 Kunststofftanks.<br />

Beide Zisternen sind miteinander verbunden, werden aber<br />

parallel mit Regenwasser gespeist. Davor sitzt jeweils ein Filter,<br />

- für die Wasserqualität und den störungsfreien Betrieb<br />

das entscheidende Bauteil einer Regenwassernutzungsanlage.<br />

Rechtzeitig vor dem Boom der 90ger Jahre wurde<br />

das hier eingesetzte Prinzip des Wirbelfilters in einem Ort<br />

am Vogelsberg erfunden. Dabei gelang die „Quadratur des<br />

Kreises“: Ohne den Leitungsquerschnitt zu verengen, sitzt die<br />

Filterhülse als zylindrisches perforiertes Bauteil mit 0,28 mm<br />

Filterfeinheit in der Wandung des Zulaufrohres. Dies ermöglicht<br />

den so genannten Schmutzverwurf (Filtertyp C gemäß<br />

DIN 1989-2: 2004-<strong>08</strong>). Gefilterte Partikel werden in die Abwasserleitung<br />

abgespült, ohne den Filter zu verstopfen oder<br />

entsorgt werden zu müssen. Daraus resultiert ein hoher Wirkungsgrad<br />

und eine lange Standzeit, d. h. hohe Wasserausbeute,<br />

gute Reinigungsleistung, lange Reinigungsintervalle.<br />

Laut DIN 1989-1 muss ein Filter mindestens ein Mal pro Jahr<br />

gereinigt werden. Auch für den Dauerbetrieb in der Industrie<br />

sind solche Wirbelfilter im Einsatz, dort zusätzlich mit automatischer<br />

Reinigung per Spritzdüse.<br />

Hegau-Bodensee-Klinikum nutzt Regenwasser<br />

Reinhold Greuter ist Abteilungsleiter für Technik und Bau<br />

beim Gesundheitsverbund HBH-Kliniken in Singen, Baden-Württemberg.<br />

Bei Neubaumaßnahmen wird grundsätzlich<br />

der anfallende Niederschlag von den Dachflächen<br />

genutzt. „Dies ist betriebswirtschaftlich ebenso sinnvoll<br />

wie ökologisch“, stellt er nach mehrjähriger Erfahrung fest.<br />

„Vorrangig brauchen wir das weiche Regenwasser für unser<br />

Rückkühlwerk. Dabei sparen wir neben Trinkwasser<br />

auch den Enthärtungsprozess ein.“ Für die WC-Spülung<br />

wird je nach örtlicher Gegebenheit Filterspülwasser der<br />

Osmoseanlage oder Regenwasser eingesetzt.“ Sein Fazit:<br />

„Wir machen gute Erfahrungen mit dieser Art des Wasserrecycling.“<br />

Projektdaten Regenwassertechnik<br />

1. Bauabschnitt 1995<br />

Tankvolumen: 1 x 29.400 l<br />

Anwendung Bewässerung,<br />

Teich, Springbrunnen 250 m³/Jahr<br />

Wartungsaufwand: 1,0 h/Monat<br />

Betriebskosten: ca. 100 €/Jahr<br />

2. und 3. Bauabschnitt 2001/20<strong>08</strong><br />

Tankvolumen, erweitert um 8 x 2.000 l<br />

Anwendung Kühlwasserkreislauf<br />

Sterilisationsanlage, Bewässerung, Teich,<br />

WC-Spülung für 111 Toiletten 2.900 m³/Jahr<br />

Wartungsaufwand: 2,0 h/Monat<br />

Betriebskosten: ca. 500 €/Jahr<br />

Planung und Ausführung:<br />

Planung Anlagentechnik: Ing. Gemeinschaft<br />

Libbach & Janssen, Eschborn<br />

Hersteller Filtertechnik: WISY AG, Kefenrod<br />

Montage: Hermann Horn,<br />

Wildeck-Bosserode<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

Im Rahmen des Umweltprogramms 20<strong>08</strong> ist zusätzlich zu den<br />

rein technischen Maßnahmen vorgesehen, eine Wanderausstellung<br />

mit Zahlen, Daten und Fakten für die Öffentlichkeit<br />

bereitzustellen. Damit soll Mitarbeitern, Patienten und Besuchern<br />

vermittelt werden, welche Umweltauswirkungen vom<br />

Klinikum Bad Hersfeld ausgehen. Der Vergleich mit anderen<br />

Krankenhäusern ist ein Teil davon. Den braucht das Klinikum<br />

Bad Hersfeld nicht zu scheuen.<br />

Positive Bilanz<br />

Haus Tobias ist Teil des heilpädagogischen Sozialwerkes<br />

Freiburg e. V. und beherbergt Wohngruppen, Kindergarten<br />

und Schule und Therapie für ca. 100 Kinder und<br />

Jugendliche mit Behinderungen. Um Betriebskosten zu<br />

sparen (Trinkwassergebühr, Niederschlagsgebühr) wurde<br />

der Neubau im Frühjahr 2003 mit Gründach und Regenwassernutzung<br />

(Waschmaschinen, Toilettenspülung, Bewässerung)<br />

ausgestattet. Hausmeister Hans-Jörn Bosse<br />

freut sich über die gut funktionierende Anlage und erklärt:<br />

„Im zentralen Filterschacht, noch vor der Zisterne, wird<br />

das Regenwasser gereinigt. Senkrecht stehende Siebe mit<br />

weniger als 1 mm Durchlass halten die vom Dach abgespülten<br />

Partikel auf. Auch Schwimmstoffe wie Blütenpollen<br />

bleiben zurück“. Geschäftsführer Nikolaus Ebner zieht<br />

nach 5 Jahren eine positive Bilanz: „Im trockenen Herbst<br />

2005 hat unser Zisternenvorrat noch vollkommen ausgereicht.<br />

Die Wasserqualität war in der Vergangenheit so,<br />

dass wir selbst beim Wäschewaschen keinen Unterschied<br />

feststellen konnten.“<br />

Literatur:<br />

[1] www.klinikum-bad-hersfeld.de/upload/File/Umwelterklaerung_2007.pdf<br />

[2] Holländer, R. (u. a.): Mikrobiologisch-hygienische Aspekte bei der Nutzung<br />

von Regenwasser als Betriebswasser für Toilettenspülung, Gartenbewässerung<br />

und Wäschewaschen. Öffentliches Gesundheitswesen 5/96. Georg<br />

Thieme Verlag, Stuttgart, New York, 1996.<br />

[3] Holländer, R. in: Das Handbuch der Regenwassertechnik, was Profis wissen.<br />

Seite 81. Fachbuch, Autor Klaus W. König, Hrsg. Wilo Brain, Dortmund,<br />

2001.<br />

[4] www.platzregen.info/kommune, Seite 6<br />

[5] Schriftenreihe für Band 6, Projektbeispiele zur Betriebs- und Regenwassernutzung.<br />

Öffentliche und gewerbliche Anlagen. Seite 65 – 66, Hrsg.: Fachvereinigung<br />

Betriebs- und Regenwassernutzung e.V., Darmstadt, 2007.<br />

414 Kommunalwirtschaft <strong>06</strong>/20<strong>08</strong>

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