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Zeitschrift Heft 06/08

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Sanierung mit Schlauchlining Langzeituntersuchungen (Aussenwasser<br />

- Druckversuche) und Messungen an 5 Jahre alten<br />

sanierten Kanälen (u. a. Dichtheits- und Spaltmessungen)<br />

durchgeführt.<br />

HAMBURG - HOLZMÜHLENSTRASSE (1983)<br />

Nach einigen kleineren Probeaufträgen wurde im September<br />

1983 erstmals von einer Abwasserbehörde einer größeren<br />

Kommune, der Hamburger Stadtentwässerung HSE, eine<br />

Sanierungsstrecke von 120 Metern Mischwasserkanal DN<br />

600 Stahlbeton beauftragt. Diese Strecke war durch stark<br />

biogene Schwefelsäure schwer beschädigt. Nach 25 Jahren<br />

Betriebszeit entschloss sich die Hamburg Wasser (ehemals<br />

HSE) im Jahr 2007, eine erneute Beprobung der Sanierungsstrecke<br />

zur Beurteilung der Langlebigkeit von Schlauchlinern<br />

durchzuführen.<br />

Aus der Sanierungsstrecke wurden Proben entnommen und<br />

der Liner inspiziert. Auf der gesamten Länge konnten keine<br />

Auffälligkeiten an der Linergeometrie festgestellt werden. Die<br />

Lineroberfläche wies auf gesamter Länge eine dunkle Verfärbung<br />

auf. Dies ist auf die Verwendung einer damals üblichen<br />

PU-Folie als Linerbeschichtung und die vorherrschende, korrosive<br />

Kanalatmosphäre zurück zu führen. Die PU-Beschichtung<br />

auf der Lineroberfläche war teilweise nicht mehr vorhanden.<br />

Das Laminat des Liners zeigte die bekannte Färbung eines<br />

Insituform-Liners. Es waren keine Ablösungen oder Verformungen<br />

vorhanden. Bei der Entfernung der Proben zeigte<br />

sich ein sehr guter Verbund des Liners zur Betonrohroberfläche,<br />

was durch den damals üblichen Einbau des Liners ohne<br />

Preliner zurückzuführen ist.<br />

FRANKFURT / MAIN – FLUGHAFENKANAL (1990)<br />

Im Jahr 1990 wurde von dem Stadtentwässerungsamt der<br />

Stadt Frankfurt am Main im Rahmen eines Baustellenvergleichs<br />

die Schlauchliningverfahren mit Warm- und Lichthärtung<br />

an zwei Sanierungsabschnitten von jeweils 500 Metern<br />

Eiprofil 80/120cm Beton mit starker biogener Schwefelsäurekorrosion<br />

eingesetzt. Die wissenschaftliche Begleitung des<br />

Vergleichs erfolgte durch die TU Berlin (FG Siedlungswasserwirtschaft).<br />

Aus dieser Massnahme existieren Materialwerte<br />

des Insituform-Verfahrens nach dem Einbau und nach einer<br />

Betriebsdauer von 5 Jahren, welche auf eine Nutzungsdauer<br />

von 50 Jahren extrapoliert wurden. Im Vergleich zu den<br />

1996 rechnerischen Ansätzen (Biege-E-ModulLang: 1300 N/<br />

mm² und BiegezugfestigkeitLang: 18N/mm²) beweisen die<br />

extrapolierten Werte (Biege-E-Modul50 Jahre: 2645N/mm²<br />

und Biegezugfestigkeit50 Jahre: 56,5N/mm²) einen bereits<br />

damals ausgesprochen konservativen Berechnungsansatz.<br />

ERGEBNISSE<br />

Bei den wiederholten Untersuchungen des Schlauchlinings<br />

in London (Bodycote Material Testings und MTS Pendar) und<br />

in Hamburg durch das Ing.-Büro R. Siebert bzw. Siebert +<br />

Knippschild ergaben sich, neben der Wasserdichtheit, Materialkennwerte,<br />

die nach 25 Jahren über den Kurzzeitwerten<br />

zum Zeitpunkt des Einbaus lagen. Optisch konnten keine<br />

Schäden festgestellt werden. Lediglich die seinerzeit (1983)<br />

eingesetzte PU-Beschichtung war in der Hamburger Strecke<br />

durch die anhaltend stark korrosive Kanalatmosphäre teilweise<br />

nicht mehr vorhanden. Sie stellt jedoch nach dem damaligen<br />

Verständnis der Insituform® lediglich eine Einbauhilfe,<br />

nicht aber einen konstruktiven Bestandteil des Laminates<br />

dar.<br />

Vor allem die Materialkennwerte der 25 Jahre in Betrieb<br />

befindlichen Insituform-Schlauchliner lassen eindeutig erkennen,<br />

dass eine Nutzungsdauer von 50 Jahren und mehr<br />

problemlos zu erreichen ist. Diese Lebensdauer resultiert aus<br />

der zulässigen Interpolation des Langzeitverhaltens aus dem<br />

10.000h Langzeitversuch. Einer Verlängerung der Lebensdauer<br />

auf über 50 Jahre steht aufgrund der praktischen Erkenntnisse<br />

von mehr als 219.000 Stunden unter Betriebsbedingungen<br />

nichts im Wege.<br />

Die Lebensdauer eines Schlauchliningsystem ist in der Eignungsprüfung<br />

durch einen 10.000h Scheiteldruckversuch<br />

normativ vorgegeben. Mittlerweile haben qualitativ hochwertige<br />

Systeme diese Vorgaben erfüllt.<br />

Grundsätzlich kann man davon ausgehen, dass man für<br />

Schlauchliningtechnologien die den heutigen Qualitätstandards<br />

unseres Marktes entsprechen, eine Lebensdauer<br />

gleich der Neurohre ansetzen kann. Vorraussetzung ist, dass<br />

die entsprechenden technischen Regeln und Normen bei der<br />

Herstellung, dem Einbau und Betrieb eingehalten werden.<br />

- Normen<br />

• EN 13 566-1 und -4<br />

- Regelwerke<br />

• DWA M127-2, M143-3<br />

- Anforderungsprofile<br />

• Anforderungsprofil Süddeutscher Kommunen, Hamburger<br />

Anforderungsprofil,<br />

- ZTV (Zusätzliche Technische Vertragsbedingungen) für<br />

die Materialprüfung an Probestücken vor Ort härtender<br />

Schlauchliner<br />

- Merkblätter oder ZTV’s des RSV und VSB<br />

Zudem müssen die Systeme eine allgemeine bauaufsichtliche<br />

Zulassung sowie die Einbauunternehmen ein RAL-GZ<br />

961 besitzen.<br />

Diese Aussagen gelten für alle Schlauchliningsysteme – unabhängig<br />

von den verwendeten Materialkomponenten und<br />

Härtungsmethoden!<br />

Es war sicher ein langer Weg von den teilweise von gestandenen<br />

Bauingenieuren belächelten Anfängen in den frühen<br />

70er Jahren bis zu den unterschiedlichen Schlauchlining–<br />

Varianten von Heute. Nicht zuletzt die jährlich wachsenden<br />

zweistelligen Zuwachsraten sowie eine geschätzte Gesamteinbauleistung<br />

der Schlauchliningsysteme in Deutschland<br />

von bisher mehr als 13.000 Kilometern zeigen, dass auch ein<br />

„örtlich hergestelltes“ Rohr (cured-in-place) zum technischen<br />

wie auch wirtschaftlichen Standard wurde.<br />

Schlauchliningsysteme sind heute im Bereich der Rennovation<br />

unserer Abwassersysteme nicht mehr wegzudenken.<br />

446 Kommunalwirtschaft <strong>06</strong>/20<strong>08</strong>

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