Eine Frau räumt auf - AP-DOK
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Vivacissimo — sehr lebhaft 17<br />
Sprachgewandt und immer vorneweg wurde ich<br />
Klassensprecherin. Auf dem Schulweg ins Gymnasium<br />
in Langen waren wir jedoch eine »wilde Horde«, wie<br />
uns der Direktor unserer Schule über den Lautsprecher<br />
verärgert zu nennen beliebte, weil wir (sechs Gymnasiasten)<br />
mit Schellenkloppen durch die Straßen zogen<br />
und Schnee und andere Sachen in die gelüfteten<br />
Schlafzimmer von unbescholtenen Bürgern warfen. Da<br />
wir nie erwischt wurden, denke ich heute noch feixend<br />
daran zurück. Ich glaube, die heutigen Späße sind<br />
nicht mehr so naiv und einfach.<br />
Ich lief immer voran, mußte immer ausprobieren,<br />
was geht. Oftmals ging es auch schief. Damals waren<br />
Klassenbucheinträge erst dann ehrenrührig, wenn es<br />
die Kopfnoten beeinträchtigte und es mehr als fünf davon<br />
gab. Ich hatte wesentlich mehr <strong>auf</strong> dem Konto.<br />
Unvergessen mein erstes Erlebnis mit unserem Pfarrer<br />
in der Religionsstunde. Ich trug im Winter voller<br />
Widerwillen eine handgestrickte braune Pudelmütze<br />
mit grüner Quaste. Mütterlicherseits gab es kein Entrinnen,<br />
diese Mütze mußte sein.<br />
Damals gab es noch Tintenfässer, gefüllt mit verschmuddelter<br />
Tinte und dazu Löschblattfetzchen. In der<br />
ersten Reihe sitzend war ich dann eifrig damit beschäftigt,<br />
eben diese Quaste mit Hilfe eines Bleistifts in das<br />
Tintenfaß zu bohren. Unser Pfarrer ermahnte mich. Er<br />
übersah aber, was ich wirklich tat. Bis er schließlich die