Eine Frau räumt auf - AP-DOK
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18 Mit fünf Jahren schon gewußt: ich werde Opernsängerin<br />
Geduld verlor und mir die Pudelmütze aus der Hand<br />
riß. Im Nu war die erste Reihe blau gesprenkelt, und die<br />
Quaste sauste ihm <strong>auf</strong> die Schulter, dort einen tiefblauen<br />
Tintenfleck hinterlassend. Unser Pfarrer stand wie<br />
gelähmt und hielt die tropfende Pudelmütze in der<br />
Hand. Wir fünf in der ersten Reihe waren gesprenkelt<br />
wie die Perlhühner und lachten uns kaputt. Die Klasse<br />
jubelte so laut, daß der Lärm bis zum Rektor drang. Davon<br />
angelockt standen alle um mich herum. Der Unmut<br />
meiner Mutter war dann eine der bitteren Folgen.<br />
Der Kampf mit der Wahrheit war schon immer hart.<br />
Als kleiner Mensch bekommt man selten Recht, und<br />
ich verlor den Aufstand oft. Meine kleine Schwester<br />
stieß mit keckem Fuß gern meine mühsam erbauten<br />
Türme um. Da habe ich sie halt verhauen, was ich<br />
nicht durfte. Sie brüllte aber auch, wenn ich sie nicht<br />
haute, so daß meine Mutter, in der Annahme, ich hätte<br />
wie immer etwas angestellt, mir eine klebte. Ich entwickelte<br />
wilden Trotz, der sich heute allerdings verflüchtigt<br />
hat, mich aber lange prägte.<br />
Ich hatte rote Haare, was ich damals als Makel empfand,<br />
und bin millionenschwer an Sommersprossen.<br />
Inzwischen schätze ich beides. Als Kind bekam ich jedoch<br />
hinterhergerufen: »Rote Hoor un Summersprosse<br />
sind des Teufels Bettgenosse.«<br />
Wehrhaft war ich als kleines Mädchen schon. Jungen,<br />
die mir das Schwämmchen vom Schulranzen schnitten