Eine Frau räumt auf - AP-DOK
Eine Frau räumt auf - AP-DOK
Eine Frau räumt auf - AP-DOK
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
52 Teilzeitsekretärin<br />
Wutanfall mit großen Augen sprachlos überstanden, sie<br />
servierten mir Kaffee und ein Glas Wasser zur Beruhigung<br />
und tätschelten mir sogar die Schulter. Ich wurde<br />
angestellt und eine Ära mit guten Vorzeichen begann.<br />
Man war mit mir zufrieden. Die Agentur hat mich von<br />
Oktober 1989 bis März 1993 als Sekretärin oder Vorzimmerhyäne<br />
verliehen trotz Überqualifizierung.<br />
Endlich verdiente ich wieder regelmäßig Geld und<br />
mußte nicht mehr zum Arbeitsamt. Eins der besten Ergebnisse<br />
dieser schwarzen Zeit.<br />
Die Flügel ausbreiten war nicht drin, fliegen konnte<br />
ich in diesem neuen Berufsfeld nicht. Ich verwandelte<br />
mich in eine Mietsekretärin, in etwas, das ich niemals<br />
sein wollte. In mir schrie noch immer das NEIN zum<br />
Büro. Es hat mir aber bis heute nichts genützt. Dabei<br />
habe ich eigentlich gegen den Beruf der Sekretärin<br />
nichts, aber ich wollte diese Arbeit nicht machen.<br />
Aber noch war ich nicht gerettet. Mit so einem Minigehalt<br />
konnte man keine Schulden tilgen. Ich habe<br />
heftig Lehrgeld bezahlt, auch als Leihsekretärin.<br />
Einmal geriet ich an einen eigenwilligen Chef, der<br />
eine Trillerpfeife hatte: Einmal trillern hieß, reingucken<br />
und fragen, was er will. Zweimal trillern hieß, mit einem<br />
Block zum Diktat erscheinen. Das war 1989, nicht<br />
1900.<br />
Ich habe gar nicht dar<strong>auf</strong> reagiert. Als er in der<br />
Türöffnung erschien und fragte, warum ich nicht