Eine Frau räumt auf - AP-DOK

Marcato — markiert betont 81
Idee eines Leporellos, wie der Diener aus der Mozartoper
Don Giovanni, wurde verworfen.
Für Simon, den vierjährigen Sohn meiner Freundin,
hatte ich ein kleines Schulheft mit einem achteckigen
Aufkleber und abgeklebten Ecken begonnen, um witzige
Begebenheiten aufzuschreiben, versehen mit Zeichnungen.
Das Fragment gibt es noch.Aus diesem Vorlauf
entstand schließlich die geniale Idee von Göpf Horak.
Aus dem Aufkleber wurde mein Logo: »Ordnung ist
das halbe Leben«. Ein Spruch, den jeder kennt. Dazu
der Satz: »Eine Frau räumt auf«. Das war es.
So hatte die Firma ein Gesicht, bekam Füße und
konnte loslaufen. Der Aufbau des Geschäfts war komplett.
Mein Leben hatte sich verändert. Ich hatte einen
neuen Rhythmus. Ich arbeitete wieder regelmäßig,
aber als Selbständige.
Bei alledem vergaß ich nie meine pekuniäre Situation.
Meine Schulden drückten mich noch immer, und
in mir war die diffuse Angst, die jeder Selbständige mit
sich herumschleppt: Es könnte kein Auftrag mehr
kommen. Aber ich wußte mittlerweile, daß ich in die
Teilzeit zurückkönnte, wenn ich es brauchen sollte,
denn die Teilzeitfirma gibt es immer noch. Irgendwie
beruhigend. Selbständigkeit heißt: selbst und ständig.
Ich stellte keine Schreibkraft ein, ich schrieb alles
selbst. Na ja, mit Hass am Computer.