Herunterladen als PDF - Walter Peter Gerlach, Forschungsprojekte
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Visionen sofort auch <strong>als</strong> ein Fertiges dastehen, so wäre der einzige Antrieb, den sie in<br />
gleichsam künstlerischer Hinsicht vermitteln könnten, der Wunsch, dieses Fertige<br />
unvergänglich zu machen durch Nachbildung seiner in einem beständigen Stoff;<br />
vergleichbar dem Bestreben des Wanderers, von den mancherlei Landschaften, die er<br />
durchmißt, in seiner Dunkelkammer Photogramme mit nach Hause zu nehmen. Allein (...)<br />
wäre das allergetreueste Nachbild niem<strong>als</strong> imstande, in seine unvermeidliche Starre<br />
hineinzubannen das Ereignis einer echten Vision; ganz davon zu schweigen, daß der<br />
Visionär <strong>als</strong>bald die Unmöglichkeit erriete, anhand eines Abklatsches die ihm erwünschte<br />
Vision zu erneuern, und statt dessen darauf verfallen müßte, [...] den ersehnten Erfolg<br />
herbeizuführen durch Wiederholung gewisser Begleitumstände des begnadeten Augenblicks.<br />
[...] Trüge der Bildner fertig im Geiste, was erst durch den Gestaltungsvorgang "in die<br />
Erscheinung zu treten" bestimmt ist, so würde ihm bei noch so großer Begabung der Antrieb<br />
zum Bilden fehlen. Das sog. Motiv ist nicht ein Bild, sondern ein durch Eindrücke oder<br />
Phantasmen erregter Drang.<br />
Sollte vorstehende Abschweifung über den Bildnertrieb es auch nur einigermaßen aufgehellt<br />
haben, warum das Werk, damit es entstehe, gerade das Nichtdasein dessen erheische, was<br />
die Empfänglichkeit des Zuschauers weckt, so dürfte es nunmehr ohne weiteres einleuchten,<br />
wenn wir das Wesen der Begabung in das Gestaltungsvermögen setzen und dieses<br />
beispielsweise folgendermaßen erklären: Nicht das macht den Tondichter, daß er Töne und<br />
ihre Verbindungen behalte, [...] nicht das den Maler, daß er den Kopf sich mit Linien und<br />
Farben fülle; sondern darin besteht ihre unterscheidende Fähigkeit, ihr Inneres leichter und<br />
besser <strong>als</strong> Unbegabte in Formen, Farben, Tönen auszusprechen; wohingegen die<br />
Empfänglichkeit für den Anschauungsstoff samt den aus ihr wieder zu begründenden<br />
Auffassungsanlagen abhängig wäre vom bildnerisch schon Gestalteten [...]. Wir werden das<br />
indes überzeugender und tiefer begründen, wenn wir über den verhältnismäßig sehr engen<br />
Spielraum künstlerischer Gestalter hinaus den Blick auf die grenzenlose Mannigfaltigkeit<br />
möglicher Begabungen richten und wenigstens umrißmäßig wahrscheinlich zu machen<br />
suchen den viel allgemeineren Satz, daß auf der Ebene bloßer Lebendigkeit erleidendes und<br />
ausdrückendes Erlebnis polar zusammengehören, daß aber auf geistiger Ebene, wo das<br />
Polaritätsverhältnis verloren ging, das Auffassbare nach Richtung und Umkreis sogar <strong>als</strong><br />
bestimmt erscheine vom Ausdrückbaren. [...] Im Grunde genommen würdig und anerkennt<br />
man nur Verstandesgaben, obgleich doch natürlich auch solche des Willens und des Gefühls<br />
zu beachten wären (um einmal der üblichen Dreiteilung die Ehre zu geben)."<br />
Gibt es Gemeinsamkeiten in expressionistischer Architektur, Film, Foto, Graphik, Kritik,