Herunterladen als PDF - Walter Peter Gerlach, Forschungsprojekte
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Literatur, Malerei, Musik, Stadtplanung, Theater, Zeichnung (Pädagogik und Philosophie) ?<br />
Das war die Frage.<br />
Wille <strong>als</strong>o, den Klages <strong>als</strong> einer der bestimmenden Anteile an dem Drang zur Darstellung<br />
erfasst hat, und Empfindungen <strong>als</strong> der andere bestimmende Anteil sind der Stoff aus dem<br />
eine Theorie des Expressionismus gestaltet werden kann.<br />
Nur daß die Empfindung erst dann zur Gestalt werden kann, wenn sie reflektiert im<br />
Darstellungsdrang sich der medialen Mittel einpasst, die das Medium der Zeichnung oder<br />
Malerei oder Bildhauerei <strong>als</strong> artistische Fertigkeit auszeichnet. Der Maler male nicht mit dem<br />
Gefühl sondern mit dem Pinsel drückt diese Einsicht in etwas salopperer Form aus.<br />
Über das Verhältnis von Empfindung und dem reflektierten Gefühl, wie es im<br />
Darstellungsdrang zur Geltung kommt, müßte noch näheres ausgeführt werden, wie es bei<br />
Klages ausführlich geschehen ist. Das aber würde die Zeit und ihre Geduld wohl<br />
übersteigen.<br />
Lassen Sie mich <strong>als</strong>o zum Schluß kommen mit einer Zusammenfassung der entscheidenden<br />
Punkte:<br />
Ursprünglichkeit (heute auch eher unter dem Schlagwort von der Unmittelbarkeit,<br />
Spontaneität geläufig) bezeichnet die auf Grund der Rekapitulationstheorie von jedem<br />
Individuum in seiner eigenen – ontogenetisch – durchlaufenen Entwicklungsphase der<br />
Gattung – der Phylogenese. Das war eine Entdeckung um die Wende vom 19. zum 20.<br />
Jahrhundert. Sich ihrer individuell <strong>als</strong> Inspirationquelle zu bemächtigen bedurfte es<br />
bestimmter Strategien der Rückerinnerung, die Individuell sehr unterschiedlich ausfällt. Wer<br />
erinnert sich schon an seine Empfindungen und Erfahrungen vor dem 6. Lebensjahr?<br />
Kinderzeichnungen aber <strong>als</strong> Inspirationsquelle einzusetzen ist aber ein äußerst reflektierter<br />
und damit von Empfindungen höchst distanzierter Prozess. Und jeder daraus resultierende<br />
bildkünstlerischer Akt eine Form von Inszenierung, die jeglicher Spontaneität abhold ist,<br />
weil ein hoher Maß an artistischer Perfektion eine ihr unabdingbare Voraussetzung bleibt,<br />
jedenfalls da, wo es sich um einen ernst zunehmenden künstlerischen Akt handeln soll.<br />
Zwischen dem Verstand und dem Gefühl ordnete Klages die Begabung ein, deren Seite dem<br />
internen Ereignis im Künstler nach er den Drang bezeichnete. Ohne diesen Drang, dessen<br />
äußere Seite – <strong>als</strong>o das, was ein Dritter davon wahrzunehmen in der Lage ist, ist das<br />
ästhetisch gelungene, das überzeugende Werk, das Produkt.<br />
Expressionismus ist <strong>als</strong>o kaum auf den Namen für eine Kunstrichtung einzuschränken. Es ist<br />
vielmehr eine nach vielen Seiten hin in ihrer Entstehungszeit mit Wahrnehmungstheorie,<br />
Anthropologie, Psychologie und Erkenntnistheorie verbandelte Haltung dem<br />
bildkünstlerischen Schaffen gegenüber oder besser mittendrin. Erst die zweite Generation