Herunterladen als PDF - Walter Peter Gerlach, Forschungsprojekte
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oder daheim in der Kinderstube. Lache nicht, Leser, die Kinder können es auch, und es<br />
steckt Weisheit darin, daß sie es auch können. Je hilfloser sie sind, desto lehrreichere<br />
Beispiele bieten sie uns." Paul Klee, Tagebücher 1912.<br />
Die Formulierungen und Umschreibungen der Frage nach dem "Ursprung" von Kunst, wie sie<br />
noch bei Winckelmann 1 selbstverständlich im einleitenden Kunstlob die kunsttheoretische<br />
und kunstgeschichtliche Debatte durchzog, wurde in der Zeit des in Köln zum Gereonsclub<br />
gehörigen Kunsthistorikers Wilhelm Worringer (1910) 2 mit der Rousseauschen Frage nach<br />
"Ursprünglichkeit" zusammengeführt und mit je konkurrierenden geographisch<br />
(Klimatheorie) und national-sozial (Rassentheorie) orientierten Mythen - in Kindheit oder<br />
Steinzeit - verortet, zu beantworten gesucht. Diese Positionen der Jahrhundertwende<br />
gerieten schließlich zu konservativen, bis heute keineswegs überwundenen innerhalb der<br />
Moderne. Die Alternative zur Frage nach dem "Ursprung", nämlich "Ursprünglichkeit" in der<br />
biographischen Identität des jeweiligen künstlerischen Subjekts verortet und seine<br />
utopischen, historischen oder sozialen Wahlverwandtschaften zu je individuellen<br />
Inspirationsquellen umzumünzen, wurde das Kriterium für avantgardistische Moderne und<br />
<strong>als</strong> Bestimmungsstück für Kreativitätsquellen gerne von diesen genutzt.<br />
Zuerst finden wir diese Konsequenz bei dem italienischen Philosophen Benedetto Croce<br />
(1901) formuliert. Er beurteilte die Frage nach dem geschichtlichen Ursprung der Kunst <strong>als</strong><br />
ästhetisch irrelevant. 3 Damit wurde ein fester, regelhafter Bestandteil im Rahmen des<br />
einleitenden Kunstlobes der kunsttheoretischen Literatur aus einer historischen in eine, seit<br />
dem Beginn des 20. Jh. noch heute gültige anthropologische Kategorie überführt. Zugleich<br />
spaltete sich die historische Frage nach dem Ursprung der Kunst von der ästhetischen Frage<br />
ab, führte zu einer Gruppe selbstständiger Disziplinen mit einem eigenen Literaturtypus.<br />
Führte die Spurensuche nach historischen Zeugnissen wie zufällig in die bemalten Höhlen<br />
Frankreichs.<br />
Im Unterschied zum Ergebnis der Debatte vom Ursprung der Sprache um 1800 4 , galt die<br />
Malerei - und nur davon ist in der älteren Literatur dann die Rede, wenn der künstlerische<br />
oder sonstige gesellschaftliche Umgang mit dem Bild angesprochen wird 5 - <strong>als</strong> ein<br />
entwicklungsgeschichtlich spätes Kulturprodukt der Menschheit. So ist noch am Ende des<br />
18. und im beginnenden 19. Jhds. selbstverständlich die Rede von den großen<br />
mittelmeerischen Kulturen, beginnend im Vorderen Orient und Indien, kaum von Ostasien,<br />
bald dann von Ägypten, Griechenland und Rom, wenn die Erörterung von »dem Ursprung«<br />
der Künste anstand.