Bildnis in Bild und Wort - Walter Peter Gerlach, Forschungsprojekte
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aus Relief vom Grabmal He<strong>in</strong>rich II Bamberg, 1499-1513, Erzengel Michael, ebendort. (s),<br />
Sebastian aus Oberzell, um 1490, München, Bay.Nat.Mus. (s), Christus aus der<br />
Bewe<strong>in</strong>ungsgruppe <strong>in</strong> Maibronn, um 1519-23, Bärtiger Hauptmann aus der<br />
Bewe<strong>in</strong>ungsgruppe <strong>in</strong> Maibronn, um 1519, Kunig<strong>und</strong>es Vater, Bamberger He<strong>in</strong>richs-Grabmal,<br />
1499 - 1513. (s), Apostel Philippus, Würzburg, Marienkapelle, 1500/1506.<br />
Der letztere fällt heraus: er stellt e<strong>in</strong>en anderen Temperament-Typus dar. Ansonsten herrscht<br />
Familienähnlichkeit vor, trotz des Altersunterschiedes, das ist offensichtlich.<br />
Diese Gegenüberstellung macht e<strong>in</strong>es wahrsche<strong>in</strong>lich: Dürer reduzierte auf e<strong>in</strong> lehrbares <strong>und</strong><br />
kontrollierbares Schema, was seit m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>er Generation vor ihm e<strong>in</strong> geläufiges<br />
Verfahren zur Konstruktion von Individualisierung <strong>in</strong> der bildhauerischen Praxis schon war.<br />
Er hat also ke<strong>in</strong>eswegs etwas völlig Neues erf<strong>und</strong>en. Vielmehr hat er e<strong>in</strong> Pr<strong>in</strong>zip geometrisch<br />
beschrieben, das unabhängig vom Medium sowohl für die Zeichnung als auch <strong>in</strong> der Malerei<br />
<strong>und</strong> <strong>Bild</strong>hauerei anwendbar ist. Es wäre an weiteren Fällen vor Dürer zu prüfen, ob dieses<br />
Verfahren <strong>in</strong> der Praxis auch andernorts <strong>und</strong> bei anderen Künstlern bereits geläufig gewesen<br />
ist. 12<br />
Aber nicht nur derartige beliebige Varianten bestimmten die kompositorische Entscheidung<br />
von Künstlern. Sie brauchten e<strong>in</strong> Kriterium für die Auswahl e<strong>in</strong>er geeigneten Variante aus<br />
dem verfügbaren Spektrum.<br />
So wird von Donatello (zugeschr./Desiderio da Settignano, als: G<strong>in</strong>o Capponi), <strong><strong>Bild</strong>nis</strong> des<br />
Florent<strong>in</strong>er Patriziers Niccolò da Uzzano (?) (1359 - 1431), Vorsitzender der Kommission der<br />
Calimala, Bankier <strong>und</strong> Staatsmann. Terracotta, um 1460-1480: ganz offenk<strong>und</strong>ig e<strong>in</strong>e<br />
13<br />
Caesaren-Kopf Imitatio angestrebt , wie die Imitatio Christi bei Dürers Selbstbildnis von der<br />
Forschung allgeme<strong>in</strong> akzeptiert ist: Albrecht Dürer Selbstbildnis als Christus, 1500,<br />
München, AP: (Imitatio Christi, Thomas a Kempis 1494 <strong>in</strong> Nürnberg gedruckt, Conformitas<br />
Christi).<br />
Um das für den Uzzano nachvollziehen zu können, biete ich folgende Vergleiche an:<br />
Julius Cäsar, röm Büste, Tur<strong>in</strong>, 3.V. 1.Jh. vor Chr.; Römische Münze, Julius Caesar, 48-47<br />
v.Chr.; Desiderio da Settignano, Julius Caesar, Marmorrelief, um 1450-53, Louvre <strong>und</strong> aus<br />
Della Porta, De Humana Physiognomia von 1586: männlicher Kopf im Profil <strong>und</strong> Adlerkopf.<br />
Die letzten beiden kommen der Physiognomie Uzzanos am nächsten, sie stehen ihm auch<br />
zeitlich näher, aber nicht nur deswegen. Damit schließt sich der Kreis wieder auf den<br />
Zusammenhang mit der Physiognomie, auf den wir bereits mit dem Löwen-Typ bei Leonardo<br />
gestoßen waren.<br />
Die übrigen von Uzzano bekannten <strong><strong>Bild</strong>nis</strong>se lassen sich rasch zur Bestätigung des bisher<br />
gesehenen durchsprechen:<br />
Christofano dell'Altissimo, Uzzano, 1580/90, Uffizien: offensichtlich handelt es sich um e<strong>in</strong>e<br />
Kopie nach der Büste. Niccolo Sp<strong>in</strong>elli, Münzbild des Uzzano, um 1500; Benozzo Gozzoli,<br />
Bernardo Giugni 62j., Florenz, Palazzo Medici-Riccardi, Capella dei Magi, um 1461. (368,<br />
Nr.23).<br />
Das letzte wurde immer wieder für Uzzano <strong>in</strong> Anspruch genommen. Aus se<strong>in</strong>er politischen<br />
Haltung den Medicis gegenüber, neigt man neuerlich dazu - wiederum auf Gr<strong>und</strong> von<br />
Ähnlichkeiten mit andern <strong><strong>Bild</strong>nis</strong>sen e<strong>in</strong>es gewissen florent<strong>in</strong>er Patriziers Giugni auch <strong>in</strong><br />
dieser Darstellung zu identifizieren. Ließe sich diese Vermutung durch andere unabhängige<br />
Belege erhärten, hätten wir e<strong>in</strong>en Beweis dafür, daß die Adler-Ähnlichkeit als<br />
physiognomisches Merkmal nicht primär für <strong><strong>Bild</strong>nis</strong>-Treue spräche, sondern Ausweis e<strong>in</strong>er<br />
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