medtropoleAktuelles aus der Klinik für einweisende Ärzte - Asklepios
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Primäre systemische Vaskulitiden<br />
Dr. Keihan Ahmadi-Simab<br />
Die Einteilung <strong>der</strong> PSV erfolgt gemäß <strong>der</strong><br />
Nomenklatur <strong>der</strong> Chapel Hill Consensus<br />
Conference (CHC) [1] nach dem prädominanten<br />
Befallmuster <strong>der</strong> Gefäße (Gefäßtyp)<br />
und unter Berücksichtigung pathophysiologischer<br />
Aspekte, das heißt ANCA-Assoziation<br />
beziehungsweise Immunkomplex-<br />
Genese (Tab. 1).<br />
Pathogenese<br />
Pathogenetisch lassen sich die Vaskulitiden<br />
in drei Gruppen unterteilen:<br />
1. Granulomatöse Vaskulitis<br />
2. Immunkomplexvaskulitis<br />
3. ANCA-assoziierte Vaskulitis<br />
(Pauci-immune Vaskulitis)<br />
Granulomatöse Vaskulitis<br />
Die Riesenzellarteriitiden (Arteriitis temporalis,<br />
M. Horton) und die Takayasu-Arteri -<br />
itis betreffen die großen Gefäße und zählen<br />
zu den Granulomatösen Vaskulitiden. Sie<br />
gehen mit einer granulomatösen Entzündung<br />
in <strong>der</strong> Gefäßwand einher, wobei sich<br />
peripher we<strong>der</strong> Immunkomplexe noch<br />
Autoantikörper finden. Zu den frühesten<br />
Krankheitsprozessen in <strong>der</strong> Pathogenese<br />
<strong>der</strong> Riesenzellarteriitis gehört die Aktivierung<br />
dendritischer Zellen in <strong>der</strong> Adventitia<br />
großer Gefäße, in <strong>der</strong>en Folge es zu einer<br />
Chemokin- und Th1-Typ-Zytokinsekretion<br />
kommt. T-Zellen migrieren in <strong>der</strong> Folge<br />
über die Vasa vasorum <strong>der</strong> Adventitia in<br />
die gesamte Gefäßwand. In diesem Rahmen<br />
werden Makrophagen aktiviert und<br />
fusionieren zu Riesenzellen.<br />
Immunkomplexvaskulitis<br />
Polyarteriitis nodosa, kutane leukozytoklastische<br />
Vaskulitis, essentielle kryoglobulinämische<br />
Vaskulitis und Schönlein-Henoch-<br />
Purpura sind Immunkomplexvaskulitiden.<br />
Die Ablagerung zirkulieren<strong>der</strong> Immunkomplexe<br />
induziert endothelseitig beziehungsweise<br />
in den Gefäßwänden eine Entzündung.<br />
Abgelagerte Immunkomplexe werden<br />
von neutrophilen Granulozyten über ihre<br />
Fc-γ-Rezeptoren erkannt, was zu einer vorzeitigen,<br />
endothelnahen Degranulierung<br />
mit konsekutiver Endothelschädigung<br />
führt. Abgelagerte Immunkomplexe und<br />
C1q induzieren zudem eine Verlangsamung<br />
des Rollens von Leukozyten über<br />
dem Endothel, was offenbar ebenfalls Entzündung<br />
und Endothelschädigung Vorschub<br />
leistet. Immunhistochemisch sind<br />
dementsprechend Immunkomplexe und<br />
Komplementfaktoren in <strong>der</strong> Gefäßwand<br />
nachzuweisen. Immunkomplexvaskulitiden<br />
sind durch einen Komplementverbrauch<br />
gekennzeichnet.<br />
ANCA-assoziierte Vaskulitis<br />
Zu den ANCA-assoziierten Vaskulitiden<br />
zählen die Wegenersche Granulomatose<br />
(WG), das Churg-Str<strong>aus</strong>s-Syndrom (CSS)<br />
und die Mikroskopische Polyangiitis<br />
(MPA). Alle drei Vaskulitiden betreffen<br />
hauptsächlich kleine Gefäße, also kleine<br />
Arterien, Arteriolen, Kapillaren und Venolen.<br />
Da Ablagerungen von Immunkomplexen<br />
nur in geringem Maße o<strong>der</strong> gar nicht<br />
in den entzündlichen Arealen nachzuweisen<br />
sind, werden diese Vaskulitiden als<br />
„pauci-immun“ bezeichnet. Diese Vaskulitis-Gruppe<br />
ist charakteristischerweise mit<br />
Rheumatologie<br />
Vaskulitiden sind chronisch entzündliche Erkrankungen <strong>der</strong> Blutgefäße. Man unterscheidet primäre systemische<br />
Vaskulitiden unklarer Ätiologie und sekundäre Vaskulitiden, die in Assoziation mit an<strong>der</strong>en chronisch entzündlichen<br />
und autoimmunen Erkrankungen auftreten. Der Begriff primäre systemische Vaskulitis (PSV) umfasst<br />
klinisch, morphologisch und immunpathogenetisch unterschiedliche Immunvaskulitiden.<br />
dem Nachweis anti-neutrophiler zytoplasmatischer<br />
Autoantikörper (ANCA) assoziiert:<br />
Bei generalisierter WG PR3-ANCA<br />
(≥ 95 %), bei MPA MPO-ANCA (40 – 80 %)<br />
und bei CSS meist MPO-ANCA, seltener<br />
PR3-ANCA (10 – 70 %). Neben ihrer diagnostischen<br />
Bedeutung kommt den ANCA<br />
in <strong>der</strong> Pathogenese <strong>der</strong> Vaskulitis eine<br />
bedeutende Rolle zu. Nach <strong>der</strong>zeitiger Vorstellung<br />
kommt es unter dem Einfluss von<br />
Zytokinen zur Translokation <strong>der</strong> primär<br />
intrazellulären Zielantigene (zum Beispiel<br />
PR3) auf die Oberflächenmembran neutrophiler<br />
Granulozyten. Möglicherweise spielt<br />
auch eine genetische Prädisposition in <strong>der</strong><br />
Oberflächenexpression <strong>der</strong> Zielantigene<br />
eine Rolle. Durch die Interaktion von<br />
ANCA mit den Zielantigenen auf <strong>der</strong> Zelloberfläche<br />
werden die Neutrophilen aktiviert.<br />
Es kommt zur vorzeitigen, endothelnahen<br />
Degranulation mit Freisetzung<br />
toxischer Sauerstoffradikale und lysosomaler<br />
Enzyme mit konsekutiver Schädigung<br />
des Endothels und somit Initiierung <strong>der</strong><br />
Vaskulitis.<br />
Symptome<br />
Die ersten Symptome <strong>der</strong> Vaskulitiden<br />
sind häufig uncharakteristisch (Tab. 2).<br />
Klinisch<br />
Allgemeinsymptome („constitutional symptoms“)<br />
Adynamie, Fieber, Nachtschweiß, Gewichtsverlust<br />
Rheumatische Beschwerdekomplex<br />
Polymyalgie, -arthralgie, -myositis, -arthritis<br />
(auch: mono- o<strong>der</strong> oligoarthritische Bil<strong>der</strong>)<br />
Labor<br />
Akutphasenproteinerhöhung<br />
(BSG-, CRP-Erhöhung etc.)<br />
Leuko- und Thrombozytose, Anämie<br />
Tab. 2: Indirekte Hinweise <strong>für</strong> PSV („Alarmsymptome“)<br />
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