medtropoleAktuelles aus der Klinik für einweisende Ärzte - Asklepios
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Unser Behandlungsansatz<br />
Unsere Basis ist <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Suchttherapie<br />
geltende Grundsatz, die Verantwortung<br />
(<strong>für</strong> Konsum o<strong>der</strong> Nicht-Konsum) beim<br />
Patienten zu belassen. Dementsprechend<br />
ist die Herangehensweise ganz pragmatisch<br />
individuell an den Patienten angepasst.<br />
Dabei gilt es her<strong>aus</strong>zufinden, was<br />
<strong>für</strong> den Patienten wirklich „passend“ ist,<br />
was er selbst will und nicht will, wozu er<br />
motiviert ist, was er anstrebt und welche<br />
Möglichkeiten ihm zur Verfügung stehen.<br />
Wir nehmen die Rolle des „Steigbügelhalters“<br />
ein. Das heißt, wir stellen unsere<br />
Möglichkeiten in den Dienst einer Ziel -<br />
hierarchie, die das Überleben sichert, Schaden<br />
minimiert und ein möglichst gesundes<br />
Leben, also Lebenskompetenzen („Lebensmittel“)<br />
vermittelt – bis dahin, die Abstinenz<br />
zu ermöglichen.<br />
Das Ideal „Abstinenz“ erreichen nur sehr<br />
wenige <strong>der</strong> chronisch Abhängigen. Hier<br />
ist Suchtbegleitung indiziert, zum Beispiel<br />
die Substitution mit Ersatzstoffen, die es<br />
ermöglichen, frei von Beschaffungskriminalität<br />
und -druck ein soziales, möglichst<br />
gesundes und selbstbestimmtes Leben zu<br />
führen.<br />
Die biologische Komponente <strong>der</strong> Sucht<br />
weist uns darauf hin, dass Sucht nicht nur<br />
eine Beeinträchtigung des Willens ist. Notwendig<br />
sind daher auch medikamentöse<br />
Behandlungsstrategien wie Substitution,<br />
Rückfallmedikationsprophylaxe, eine <strong>aus</strong>-<br />
schleichende Entzugsbehandlung sowie<br />
gegebenenfalls medikamentöse Unterstützung<br />
zur Stressreduktion und eine auch<br />
medikamentöse Behandlung von Komorbidität.<br />
Fazit<br />
Die Substitution verhält sich zur Abstinenz<br />
wie <strong>der</strong> Mieter im Mietsh<strong>aus</strong> zum Eigenheimbesitzer.<br />
Viele streben Letzteres an,<br />
nicht alle schaffen es und nicht zuletzt:<br />
nicht alle wollen es. Ermöglichen wir doch<br />
jedem das Seine, solange damit <strong>der</strong> individuelle<br />
Lebenswert abgesichert und erhalten<br />
werden kann.<br />
Bei medikamentösen Behandlungsstrategien<br />
sollte es, wenn möglich, aber nicht<br />
bleiben. Therapeutische beziehungsweise<br />
psychoedukative Angebote und Maßnahmen<br />
begleitend zu medikamentösen Strategien<br />
erhöhen erfahrungsgemäß die Erfolgsrate.<br />
Literatur<br />
Psychiatrie und Psychotherapie<br />
[1] Behrendt K, Degwitz P, Trüg E (Hrsg.). Schnittstelle<br />
Drogenentzug. Freiburg/B. Lambertus 1995 (S 12ff).<br />
[2] Erlenmeyer A: Die Morphiumsucht und ihre Behandlung,<br />
3. Auflage. Berlin, Leipzig, Neuwied: Heuser’s Verlag<br />
1887 (S87-88).<br />
[3] Joël E. Die Behandlung <strong>der</strong> Giftsuchten, Alkoholismus,<br />
Morphinismus, Kokainismus usw. Leipzig: Georg Thieme<br />
Verlag 1928 (S 11).<br />
[4] Feuerlein W (Hrsg.). Theorie <strong>der</strong> Sucht. Berlin: Springer<br />
1986 (S 104 ff).<br />
[5] Kellermann B. Süchtiges Verhalten und Gemeinwohl.<br />
HÄB 2010; 64(4): 28-30.<br />
[6] Ringelhahn S. Persönlichkeitsstörungen und Sucht.<br />
Medtropole 2010; 20: 751-4.<br />
Weiterführende Literatur<br />
[7] Wienberg G, Driessen M (Hrsg.) Auf dem Weg zur<br />
vergessenen Mehrheit. Innovative Konzepte <strong>für</strong> die<br />
Versorgung von Menschen mit Alkoholproblemen.<br />
Bonn: Psychiatrie-Verlag 2001.<br />
Kontakt<br />
Dr. Kl<strong>aus</strong> Behrendt<br />
IV. Fachabteilung Psychiatrie und<br />
Psychotherapie<br />
Abhängigkeitserkrankungen<br />
<strong>Asklepios</strong> <strong>Klinik</strong> Nord – Ochsenzoll<br />
Langenhorner Ch<strong>aus</strong>see 560<br />
22419 Hamburg<br />
Tel. (0 40) 18 18-87 27 39<br />
Fax (0 40) 18 18-87 17 03<br />
E-Mail: k.behrendt@asklepios.com<br />
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