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medtropoleAktuelles aus der Klinik für einweisende Ärzte - Asklepios

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Abb. 1: Biosynthese des VWF in <strong>der</strong> Endothelzelle; ER = endoplasmatisches retikulum; WP = Weibel-Palade-Körperchen<br />

dem Plasma entfernt und es lassen sich die<br />

vermehrten proteolytischen Fragmente<br />

nachweisen. Dabei nimmt die proteolytische<br />

Spaltung exponentiell mit steigen<strong>der</strong><br />

Thrombozytenzahl zu. [7]<br />

Zu den häufigen Komplikationen myeloproliferativer<br />

Erkrankungen zählen<br />

Thrombose und Blutungen, die nicht selten<br />

gleichzeitig auftreten. Während unterhalb<br />

einer Thrombozytenzahl von 1.000 x 109/l<br />

Thromboembolien führend sind, herrschen<br />

bei Zahlen über 2.000 x 109/l Blutungen<br />

vor. Zwischen 1.000 und 2.000 x 109/l können<br />

beide Komplikationen, nicht selten<br />

sogar gleichzeitig, auftreten. [1]<br />

Das eVWS bei lymphoproliferativen<br />

Erkrankungen geht meist mit einer deutlichen<br />

Vermin<strong>der</strong>ung des VWF und einem<br />

Verlust <strong>der</strong> großen Multimere einher.<br />

Angeschuldigt werden (3) spezifische o<strong>der</strong><br />

unspezifische Autoantikörper, die zur<br />

Immunkomplexbildung und verstärkter<br />

Elimination des VWF führen. Allerdings<br />

entgehen diese Antikörper meist dem<br />

Nachweis. Da in vielen Fällen <strong>der</strong> VWF<br />

stark vermin<strong>der</strong>t ist, wird <strong>der</strong> F VIII nicht<br />

<strong>aus</strong>reichend stabilisiert mit <strong>der</strong> Folge einer<br />

kombinierten Störung <strong>der</strong> primären und<br />

sekundären Hämostase. Daher haben diese<br />

Patienten gravierende Blutungskomplikationen,<br />

die sich vor allem in Form großflächiger<br />

Hautblutungen o<strong>der</strong> gastrointestinaler<br />

Blutungen darstellen. Bei monoklonaler<br />

Gammopathie unklarer Signifikanz (MGUS)<br />

o<strong>der</strong> Myelom vom Typ IgG ist <strong>der</strong> VWF fast<br />

immer dysfunktionell (erworbener Typ 2<br />

[Abb. 3]). Dagegen haben Patienten mit<br />

einer monoklonalen Gammopathie vom<br />

Typ IgM meist einen erworbenen Typ 1<br />

(Abb. 4).<br />

Nicht selten führt eine (4) verstärkte Proteolyse<br />

durch ADAMTS13 (spezifisch <strong>für</strong><br />

den VWF) o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Proteasen wie Plasmin<br />

o<strong>der</strong> Calpain (nicht spezifisch) zum<br />

Verlust großer Multimere. Die durch<br />

ADAMTS13 hervorgerufene verstärkte<br />

Proteolyse wurde bereits <strong>für</strong> kardiovaskuläre<br />

und myeloproliferative Erkrankungen<br />

beschrieben. Sie tritt jedoch auch bei <strong>der</strong><br />

terminalen Niereninsuffizienz und bei<br />

Behandlung mit Ciprofloxacin auf. Eine<br />

Hämostaseologie<br />

durch Plasmin induzierte verstärkte Proteolyse<br />

wurde <strong>für</strong> die primäre und sekun -<br />

däre Hyperfibrinolyse, aber auch <strong>für</strong> die<br />

Lysetherapie beschrieben.<br />

Eine (5) vermin<strong>der</strong>te Synthese des VWF<br />

induziert ein eVWS Typ 1 (Hypothyreose).<br />

Bei einer Reihe von mit einem eVWS einhergehenden<br />

Erkrankungen wie einem<br />

eVWS nach Behandlung mit Valproinsäure,<br />

Viruserkrankungen (z. B. chronische Hepatitis<br />

C) o<strong>der</strong> Hepatopathien, Amyloidose,<br />

Glykogenspeicherkrankheit Typ 1 und Turner<br />

Syndrom ist bisher kein Pathomechanismus<br />

bekannt.<br />

Um den Blick <strong>für</strong> das erworbene VWS zu<br />

schärfen, hat die ISTH eine Website eingerichtet,<br />

auf <strong>der</strong> Patienten mit erworbenem<br />

VWS diskutiert werden können und die<br />

aktualisierte Literatur sowie Adressen von<br />

<strong>Ärzte</strong>n mit beson<strong>der</strong>er Erfahrung auf<br />

diesem Gebiet zu finden sind<br />

(IntREaVWS.com / intreavws.com).<br />

Epidemiologie<br />

Das eVWS tritt wesentlich seltener auf als<br />

das angeborene VWS, dürfte jedoch auch<br />

unterschätzt werden. Die von Thiede et<br />

al. [9] beschriebenen 35 Patienten <strong>aus</strong> einem<br />

Zentrum waren wie folgt verteilt: kardiovaskulär<br />

46 Prozent, lymphoproliferativ<br />

31 Prozent, myeloproliferativ 3 Prozent.<br />

Die Patienten mit kardiovaskulären<br />

Erkrankungen hatten eine extrem hohe<br />

Mortalität innerhalb von zwei Jahren<br />

(50 %), jedoch war in keinem Fall das<br />

eVWS ursächlich. Die Patienten mit den<br />

schwersten Blutungssymptomen (lymphoproliferative<br />

Erkrankungen) hatten alle<br />

überlebt. Bei den übrigen Patienten waren<br />

zwölf Prozent verstorben. Die Blutungsfrequenz<br />

war mit 19 Prozent pro Jahr hoch,<br />

mit 34 Prozent noch höher war die Notwendigkeit<br />

<strong>für</strong> einen operativen Eingriff in<br />

den nächsten zwei Jahren. Dies zeigt, dass<br />

eine exakte Abklärung eine sehr hohe Priorität<br />

hat.<br />

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