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medtropoleAktuelles aus der Klinik für einweisende Ärzte - Asklepios

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Medtropole | Ausgabe 22 | Juli 2010<br />

Therapie <strong>der</strong> Harninkontinenz<br />

nach radikaler Prostatektomie mit dem artifiziellen Sphinkter<br />

Dr. Jochen Kilian, Dr. Alexan<strong>der</strong> von Bargen, PD Dr. Wolf-Hartmut Meyer-Moldenhauer<br />

Das Prostatakarzinom ist die häufigste maligne Erkrankung des Mannes. In einem lokal begrenzten Stadium ist<br />

die radikale operative Entfernung <strong>der</strong> Prostata (RPx) eine standardisierte Behandlungsmethode. Als häufigste<br />

Komplikation ist die postoperative Inkontinenz ein individuelles, gesellschaftliches und gesundheitsökonomisches<br />

Problem. [1] Führen konservative o<strong>der</strong> wenig invasive Therapien nicht zum Erfolg, bleibt die urologische Prothetik<br />

mit Implantation eines artifiziellen Sphinkters als bewährtes Verfahren zur Beseitigung einer postoperativen<br />

Inkontinenz.<br />

Nach erfolgreicher Tumortherapie wird die<br />

postoperative Belastungsinkontinenz nach<br />

radikaler Prostatektomie mit 1 bis 48 Prozent<br />

angegeben. [2] Allen Patienten wird<br />

nach <strong>der</strong> radikalen Prostatektomie zur<br />

postoperativen Rehabilitation geraten, in<br />

<strong>der</strong>en Zentrum die Anleitung zur selbstständigen<br />

und regelmäßigen Beckenbodengymnastik<br />

steht, um möglichst frühzeitig<br />

eine postoperative Kontinenz zu erreichen.<br />

Bei steigenden Operationszahlen wächst<br />

auch die Zahl <strong>der</strong> Patienten mit trotz Rehabilitation<br />

anhalten<strong>der</strong> Harninkontinenz,<br />

die einer erfolgreichen Therapie bedürfen.<br />

Die persistierende Inkontinenz erfor<strong>der</strong>t<br />

nach Differenzierung zwischen reiner<br />

Belastungs- und Drang-/Mischinkontinenz<br />

eine gezielte Weiterbehandlung. Während<br />

die Dranginkontinenz in <strong>der</strong> Regel gut mit<br />

einer anticholinergen Therapie zu behandeln<br />

ist, sollten Patienten mit <strong>aus</strong>geprägter<br />

Stressinkontinenz und über sechs bis maximal<br />

zwölf Monate frustranen konservativen<br />

Therapieversuchen operativ behandelt<br />

werden. [3]<br />

808<br />

Operative Therapie <strong>der</strong> anhaltenden<br />

Stressinkontinenz<br />

Die submuköse, paraurethrale Injektion<br />

von „bulking agents“ (Teflon, Kollagen,<br />

Silikon [Makroplastique ® ]) ist eine einfach<br />

durchzuführende Maßnahme, die aber<br />

bereits im An fangsstadium mit einer hohen<br />

Versagerrate belastet ist, die im Verlauf<br />

weiter ansteigt. [2] Wir halten daher den Einsatz<br />

von „bulking agents“ nicht mehr <strong>für</strong><br />

gerechtfertigt, zumal dadurch an<strong>der</strong>e, effizientere<br />

Therapieoptionen beeinträchtigt<br />

werden.<br />

Die anfangs hohen Erwartungen an die<br />

Stammzelltherapie zur Behandlung <strong>der</strong><br />

Stressinkontinenz haben sich nicht erfüllt.<br />

Sie ist daher ebenfalls nicht zu empfehlen. [2]<br />

Als weiteres minimal-invasives Therapieverfahren<br />

stehen adjustierbare Ballonsysteme<br />

(ProACT ® ) zur Verfügung, die durch<br />

Kompression <strong>der</strong> Harnröhre mit Hilfe<br />

zweier nachfüllbarer, paraurethral platzierter<br />

Ballons die Kontinenz wie<strong>der</strong>herstellen<br />

sollen. Auf diese Weise lassen sich Kontinenzraten<br />

von bis zu 60 Prozent erreichen. [4]<br />

Mathis et al. zitieren in ihrer systematischen<br />

Übersichtsarbeit Studien, in denen<br />

Blasenperforationen (6,4 – 9 %), Dranginkontinenz<br />

(6 – 8 %), rupturierte Ballons<br />

(20,7 % [5] ), Migrationen von Ballons (7 % [5] )<br />

sowie Erosionen (6,4 % [5] ), die eine Ballonentfernung<br />

nötig machten, auftraten. [6]<br />

In <strong>der</strong> eigenen <strong>Klinik</strong> haben wir bei <strong>aus</strong>wärtig<br />

operierten Patienten schwere Komplikationen<br />

wie urethrale Erosionen bis hin<br />

zum längerstreckigen Harnröhrenverlust<br />

und Infektionen beobachtet, die die komplette<br />

Explantation des Systems erfor<strong>der</strong>ten.<br />

Trotz <strong>der</strong> relativ hohen Kontinenzrate<br />

sind diese Systeme deshalb unseres Erachtens<br />

auch nicht zu empfehlen.<br />

Sehr erfolgreich sind bei mo<strong>der</strong>at <strong>aus</strong>geprägter<br />

Belastungsinkontinenz nach radikaler<br />

Prostatektomie spannungsfrei und<br />

nicht-obstruktiv wirkende Schlingensys -<br />

teme. In <strong>der</strong> eigenen <strong>Klinik</strong> hat sich bei<br />

geringgradiger Stressinkontinenz die<br />

Implantation <strong>der</strong> retro-urethralen transobturatorischen<br />

Schlinge (AdVance ® ) bewährt.<br />

Alle bisher aufgeführten Verfahren beeinträchtigen<br />

im Falle ihres Versagens die spätere<br />

Implantation eines artifiziellen Sphinkters<br />

im Bereich <strong>der</strong> proximal bulbären<br />

Urethra, da wegen <strong>der</strong> eingetretenen Vernarbung<br />

an dieser Lokalisation keine Man-

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