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Das folgende Beispiel aus Schelers Werk (Scheler, 1989, S. 147), das sich mit dem Begriff der<br />
Handlung im ethischen Kontext auseinander setzt, soll illustrieren, wie existenzanalytisch Scheler<br />
bereits beeindruckt:<br />
"Er unterscheidet innerhalb der Einheit der Handlung sieben Momente: 1. den Ausgangspunkt<br />
(Situation) und den Gegenstand der Handlung; 2. den zu realisierenden Inhalt; 3. das Wollen des<br />
Inhalts und seine Stufen (Gesinnung, Absicht, Überlegung, Vorsatz, Entschluss); 4. das<br />
Tunwollen (...), das sind auf den Leib bezogene Tätigkeiten, die zur Bewegung der Glieder<br />
führen; 5. die damit verknüpften Empfindungen und Gefühle; 6. die erlebte Realisierung des<br />
Inhalts; 7. die durch diesen gesetzten Zustände und Gefühle".<br />
Für die Existenzanalyse bedeutend ist auch, dass Scheler den Personbegriff in die Phänomenologie<br />
einführte. Die Person ist für Scheler das Subjekt der objektivierenden Wertgefühle und nicht das<br />
logische "ich denke" (vgl. Fellmann, 2006, S. 85). "Werte haben nicht den Charakter isolierter und<br />
frei kombinierbarer Elemente, sondern sind holistisch mit der Lebensgeschichte der Person<br />
verbunden" (Fellmann, 2006, S. 86).<br />
In Bezug auf die Verwendbarkeit der Arbeit Schelers für die Anthropologie in der Psychotherapie<br />
kritisch betrachtet werden müssen Schelers Übergange von der phänomenologischen Ethik in die<br />
Religionsphilosophie.<br />
2.1.4 Karl Jaspers<br />
Karl Jaspers (1883-1969) beschäftigte sich mit den Gebieten Medizin, Psychopathologie,<br />
Psychologie, Philosophie, aber auch mit Religion, Geschichte und Politik. Sein andauerndes<br />
Interesse und Forschen galt dem Menschen und dem Menschsein unter verschiedensten Aspekten.<br />
"Jaspers beschrieb zum ersten Mal exakt die phänomenologische Methode in Hinblick auf die<br />
spezielle Sache der Psychologie" (Saner, 1970, S. 71). 1912 veröffentlichte er eine Arbeit über die<br />
phänomenologische Forschungsrichtung in der Psychopathologie, mit der er eine<br />
phänomenologische Psychologie begründete (vgl. Saner, 1970, S. 71).<br />
Drei Schritte kennzeichnen nach Jaspers das phänomenologische Vorgehen:<br />
"1. Die Psychologie muss das Material sammeln in möglichster Vollständigkeit. Im Hinblick auf<br />
ein Individuum ist dieses Material seine Ausdrucksweise, die durch Exploration und<br />
Selbstschilderungen gewonnene Information. Das Ideal ist hier die ganze Biographie, die dann<br />
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