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Von Staabs weist dem Scenotest eine Erklärungsfunktion in Bezug auf die psychoanalytische<br />
Theorie zu. Gemeint ist damit die Informationssuche zur Erklärung der Entstehung eines Problems<br />
oder zur Erklärung der Performanz (vgl. Ermert, 1997, S. 16). Die Mehrdeutigkeit einer Projektion<br />
begründet jedoch die Problematik einer "Interpretation" des Scenotests nach einer<br />
tiefenpsychologischen Theorie, wie Gerhild von Staabs dies vorgeschlagen hat. Aus<br />
existenzanalytischer Sicht ist dies abzulehnen und eine phänomenologische Betrachtung der<br />
Darstellung vorzuziehen. Die Existenzanalyse unterscheidet zwischen der Erklärung im Sinne einer<br />
Interpretation und der Beschreibung, also der Deskription. Die Sie konzentriert sich auf die<br />
Deskription, die im Weiteren auf das Verstehen des Wesentlichen abzielt.<br />
Bei der Auswertung des Scenotests wird manchmal das psychoanalytische Konzept der<br />
"Schlüsselszene" verwendet. Das Spiel in psychoanalytischen Ansätzen ist Ausdruck des<br />
Unbewussten. Schlüsselszenen sind nach Melamed-Hoppe (1969, zitiert nach Ermert, 1997, S.<br />
112-113) "Szenen, die innere Konflikte und seelische Probleme einer Person deutlich aufzeigen.<br />
Dabei bleibt es schwierig, eindeutig zu formulieren, was eine Schlüsselsituation ist bzw. wann sie<br />
als gegeben betrachtet werden kann. Die Schlüsselsituation wird umso deutlicher, wenn sie sich<br />
auch in anderen diagnostischen Verfahren zeigt." Eine existenzanalytische Herangehensweise<br />
beschränkt sich nicht auf die Psychodynamik im Scenotest, sondern richtet den Blick auch auf die<br />
Noodynamik und das Personale, das zum Ausdruck gebracht wird.<br />
Die Forschung in der Entwicklungspsychologie wiederum betrachtet weniger die Psychodynamik<br />
des Spiels bzw. Inhalte des kindlichen Spiels, sondern achtet mehr auf die Altersentsprechung im<br />
spielerischen Verhalten (vgl. Ermert, 1997, S.19). Alters- und Geschlechtsspezifisches soll<br />
berücksichtigt werden und in Zusammenhang mit der Entwicklungspsychologie gebracht werden.<br />
Jaide (1953, vgl. Ermert, 1997, S. 92) rät aber deutlich davon ab, den Scenotest als Testverfahren<br />
zur Ermittlung des allgemeinen Entwicklungsstandes oder gar der Intelligenz oder der<br />
Aufmerksamkeit zu überfordern.<br />
Eberwein (1993, S. 98, zitiert nach Ermert, 1997, S. 120) entkräftet Vorwürfe, beim Scenotest<br />
handle es sich um ein wissenschaftlich nicht fundiertes Verfahren als grundlos, solange das<br />
Verfahren unter der Einschränkung eingesetzt wird, dass diagnostische Entscheidungen alleine<br />
aufgrund des Scenotests nicht angestrebt werden.<br />
Harnack & Wallis (1954, S. 507, zitiert nach Ermert, 1997, S. 121) fassen ihre Erfahrungen mit<br />
dem Scenotest wie folgt zusammen: "Fast immer konnte der Scenotest – das muss ausdrücklich<br />
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