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kritisiert. In der Phase der Machtergreifung Adolf Hitlers übernahm Heidegger das Rektorat der<br />

Universität Freiburg. Er wurde im April 1933 gewählt, nachdem der zuvor bestätigte, aber der<br />

NSDAP nicht genehme Rektor von Möllendorff zurückgetreten war. Heideggers Rektoratsrede<br />

hatte den Titel "Die Selbstbehauptung der deutschen Universität" (vgl. Vietta, 1999, S. 191). Ein<br />

Jahr später erkannte Heidegger seinen politischen Irrtum und reichte im April 1934 sein<br />

Rücktrittsgesuch ein. Autoren wie Vietta (1999, S. 191-193) erklären die anfängliche Begeisterung<br />

Heideggers für den Nationalsozialismus aus seiner Philosophie heraus, indem Heidegger eine<br />

Verwandtschaft des geistigen Führungsanspruchs Hitlers zu seinem eigenen Aufbruchsdenken<br />

gesehen haben könnte.<br />

"Die zeitliche Struktur der Naherwartung in 'Sein und Zeit', die geradezu überzogene Bedeutung<br />

der Zukunft in diesem Werk konnte Heidegger aber wohl dazu verführen, in der zwar<br />

geschichtlich vorbereiteten, im Erscheinungsbild aber überraschenden, energetischen<br />

Machtübernahme Hitlers eben jene Möglichkeit zur ruckartigen Erneuerung zu sehen, die auch<br />

er mit dem Aufruf zur 'Entschlossenheit', zur 'Eigentlichkeit' meinte, und zu der die Führer<br />

führen sollten" (Vietta, 1999, S. 193).<br />

Anders klingt Heidegger, als er 1939/1940 das Führerprinzip, den Krieg und die Ideologie vom<br />

Über- und Untermenschentum aus jener "Leere der Seinsverlassenheit" heraus erklärte, welche<br />

gerade aufgrund der eigenen inneren "Leere" erpicht sein müsse, den Nihilismus des eigenen<br />

Handelns durch totalitäre Ordnung zu kompensieren (vgl. Vietta, 1999, S. 193).<br />

Heideggers politischer Irrtum kann als Beispiel dafür dienen, wie er den Grenzen der eigenen<br />

Erkenntnis erlegen ist, die er selbst weise genug erkannt hat.<br />

Zusammengefasst ist zu sagen, dass Heideggers Beitrag zur Entwicklung der Phänomenologie als<br />

Erkenntnisweg wohl die wichtigste Weiterentwicklung für die phänomenologische<br />

Herangehensweise in der Existenzanalyse darstellt.<br />

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