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Bedeutung für die Existenzanalyse und Logotherapie":<br />
"Als psychisches Wesen geht es dem Menschen um das Leben seiner vitalen Kräfte und um das<br />
Wohlbefinden in seinem eigenen Körper. Er strebt nach angenehmen Gefühlen und<br />
Spannungsfreiheit gemäß seinen Persönlichkeitsanlagen. Das Gelingen solchen Strebens wird als<br />
Lust erlebt, das Scheitern als Unlust, Spannung, Frustration. Als geistiges Wesen (Person) geht<br />
es dem Menschen um Sinn und Wert im Leben, um Themen wie Halt, Glaube, personale Liebe,<br />
Werte, Gerechtigkeit, Freiheit, Verantwortung und so weiter." (Längle, 1998, S. 241).<br />
Ein wichtiger Begriff der existenzanalytischen Anthropologie ist heute noch die<br />
Dimensionalontologie, der von Frankl erstmals 1953 verwendet wurde. Er bezeichnet die<br />
anthropologische Einheit der menschlichen Seinsweise bei gleichzeitigen ontologischen<br />
Differenzen der unterschiedlichen Seinsarten des Leiblichen, Seelischen und Geistigen<br />
(Noetischen). Im Modell werden diese drei Dimensionen in einer geometrischen Analogie<br />
dargestellt. Frankl wendet die geometrischen Gesetze der Widersprüchlichkeit und der<br />
Mehrdeutigkeit, die Eigenschaften der Projektion in niedrigere Dimensionen beschreiben, in diesem<br />
Modell an. Silvia Längle (2000, S.10) schreibt: "Frankl geht es dabei einerseits um die<br />
Widersprüchlichkeit verschiedener Menschenbilder, die durch den Reduktionismus einzelner<br />
Wissenschaften entstehen können und andererseits um die Erhaltung der Offenheit (...) des<br />
Menschen, der mehr als die Summe seiner in Einzelwissenschaften beschriebenen Teile ist. Das<br />
spezifisch Humane zeigt sich erst im volldimensionalen Bild des Menschen."<br />
Wie dem psychologistischen Reduktionismus trat Frankl aber auch dem soziologistischen<br />
Reduktionismus entgegen, der annimmt, dass die menschlichen Verhaltensweisen nur eine Reaktion<br />
auf die sozialen Verhältnisse seien (vgl. Längle, 1998, S. 53). Neben der Beschäftigung mit Scheler<br />
war für Frankl auch die "Phänomenologische Anthropologie" von Erwin Straus (1930, 1936) und<br />
bzgl. der Theorie des Willens Wilhelm Keller (1954) wichtig (vgl. Längle, 1998, s. 240).<br />
Frankl kritisiert auch die sich am naturwissenschaftlichen Methodenmodell orientierende<br />
Psychologie menschlichen Verhaltens, die den Menschen zum Objekt mache und ihn damit<br />
dehumanisiere (Frankl, 1981, S. 46). Dagegen stellt er die unaufhebbare Beziehung zwischen<br />
Objekt und Subjekt wie er sie in der Intentionalität Brentanos beschrieben findet und die die<br />
Subjekt-Objekt-Spaltung des naturwissenschaftlichen Methodenmodells überwindet:<br />
"Nun gehört es aber zum Wesen eines Subjekts, dass es sich selber und seinerseits auf Objekte<br />
bezieht, und zwar ist es die Intentionalität im Sinne der Phänomenologie von Brentano, Husserl und<br />
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