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(vgl. Längle, 1998, S. 231). Häufig wird der Mensch vor die Sinnfrage gestellt, wenn der Sinn<br />

durch Krankheiten, Trennungen oder andere Verluste verloren ging. Dann kann die Sinnfrage sogar<br />

quälend werden und zu Selbstmordgedanken führen (ebd.).<br />

Frankl arbeitet auch mit der "kopernikanischen Wende", deren Grundgedanke ursprünglich von<br />

Alfred Adler stammt (vgl. Längle, 1998, S. 63). Damit meint Frankl (1996, S. 63): "Wir sind die,<br />

die vom Leben her, von jeder konkreten Lebenssituation, täglich und stündlich befragt werden. Wir<br />

haben zu antworten, wir haben unsere Antwort, d.h. unsere Taten, mit denen wir darauf reagieren,<br />

zu verantworten." Frankl sieht den Menschen grundsätzlich imstande, "in jeder Situation bis zum<br />

äußersten, auch in extremis und in ultimis, noch eine Sinnmöglichkeit zu finden und dem Leben, ja<br />

noch dem Sterben prinzipiell einen Sinn abzuringen" (ebd., S. 65).<br />

Die tiefe persönliche Lebenserfahrung nach Auschwitz gekommen zu sein und die Konfrontation<br />

mit einem sehr wahrscheinlichen Tod brachten ihn zu einer Lebenshaltung der Offenheit gegenüber<br />

dem Leben. Wie ein Beobachter wollte er prüfen: "was das Scheißleben noch mit mir vorhat" (vgl.<br />

Längle, 1998, S 92 ff.). Und er machte die Erfahrung, dass alles möglich ist, dass ihm keiner<br />

beweisen konnte, dass er nicht überleben werde und er überlebte. Die Offenheit des Menschen fand<br />

er bei Scheler und Gehlen, die die Offenheit "Weltoffenheit" des Menschen genannt haben und<br />

"die auch Heidegger in seinem Begriff des In-der-Welt-Seins des Menschen angepeilt hat" (Frankl,<br />

1996, S. 49). Die Offenheit des Menschen werde ebenfalls vom wissenschaftlichen Reduktionismus<br />

übersehen. In der Logotherapie geht es darum, eine Haltung der Offenheit zu entwickeln, indem<br />

sich der Mensch anfragen lässt, was die Frage oder Aufgabe der Situation ist. Die intuitive<br />

Fähigkeit zur Sinnfindung in jeder Situation ist eine dem Menschen angeborene Fähigkeit zur<br />

Evidenz, zur Gewissheit – ist Gewissen (vgl. Längle, 1998, S. 234).<br />

Frankl Beschäftigung mit der Psychopathologie konzentriert sich vorrangig auf Probleme, die aus<br />

der geistigen Ebene des Menschen stammen. Die von ihm postulierte "noogene Neurose", das<br />

Sinnlosigkeitsgefühl und das existentielle Vakuum entstehen daraus, dass der Mensch keine oder<br />

keine geeignete Antwort auf geistige Fragen gefunden hat bzw. diese Fragen aus dem Leben<br />

ausklammert. Dabei sieht er im existentiellen Vakuum selbst noch keine Krankheit, sie kann jedoch,<br />

wenn sie über längere Zeit anhält, krank machen. "Frankl zählt als Folge des existentiellen<br />

Vakuums die Trias Aggression, Depression und Sucht auf" (Längle, 1998, S. 236). Die noogene<br />

Neurose, das Sinnlosigkeitsgefühl und das existentielle Vakuum sind nur mit geistigen Mitteln zu<br />

heilen. Die wichtigsten Methoden, die er in der Logotherapie entwickelte, sind die Arbeit an der<br />

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