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Leitfaden Schutz Kritischer Infrastrukturen - Deutsche Gesellschaft ...

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Eine Vielzahl von Ressourcen und Dienstleistungen könnte<br />

nicht mehr oder nur noch sehr eingeschränkt zur Verfügung<br />

stehen. Aufgrund der gegenseitigen Abhängigkeiten kann<br />

dies zu einem Dominoeffekt führen, der auch große Teile der<br />

Funktionen von Staat, Wirtschaft und <strong>Gesellschaft</strong> lähmen<br />

könnte. 3 Modellberechnungen gehen für Deutschland von<br />

einer Erkrankungsrate von 15–50 Prozent aus. 4 Neben unmit-<br />

telbar erkrankten Mitarbeitern würden auch solche Mitar-<br />

beiter nicht ihre Arbeit aufnehmen können, die erkrankte<br />

Familienmitglieder pflegen oder aus Angst vor Ansteckung<br />

zu Hause bleiben, wodurch sich die Abwesenheitsquote deut-<br />

lich erhöhen würde.<br />

Beispiel internationaler Terrorismus<br />

Der internationale Terrorismus organisiert sich in losen Netz-<br />

werkstrukturen. Die einzelnen Netzwerkbereiche unterliegen<br />

nur noch gemeinsamen Zielvorstellungen, agieren jedoch<br />

weitgehend unabhängig und ohne zentrale Befehlsstruktur.<br />

Solche losen Netzwerke sind in der Lage, unerkannt, flexibel<br />

und schnell zu agieren. 5 Anschläge auf Infrastruktursysteme<br />

in Deutschland sind nicht auszuschließen. Im Jahr 2006 sind<br />

Anschläge auf zwei Regionalbahnen der <strong>Deutsche</strong>n Bahn aus<br />

technischen Gründen fehlgeschlagen. Im Jahr 2007 konnte<br />

ein geplanter Anschlag auf mehrere US-Einrichtungen in<br />

Deutschland frühzeitig aufgedeckt und verhindert werden.<br />

Beispiel Informationstechnologie<br />

Fast täglich ist in den Medien von Angriffen durch Hacker<br />

oder Industrie- und Wirtschaftsspionage zu lesen. Doch<br />

neben diesen Gefahren können einfaches menschliches Ver-<br />

sagen bei der Nutzung von Informationstechnik oder Fehl-<br />

funktionen in Hard- und Software zu erheblichen Auswir-<br />

kungen und Schäden in Kritischen <strong>Infrastrukturen</strong> führen.<br />

Beispiel dafür ist der großflächige Stromausfall in den USA<br />

und Kanada im Jahr 2003, bei dem ein Fehler in der Prozess-<br />

leittechnik eine wesentliche Rolle spielte. Ein weiteres Bei-<br />

spiel ist der Zusammenbruch des gesamten EC-Kartensystems<br />

in der Schweiz im Jahr 2000, der aus einem Fehler in einem<br />

Rechenzentrum resultierte.<br />

2.2.2 Sozioökonomische Rahmenbedingungen<br />

Steigende Abhängigkeit<br />

Die Abhängigkeit der Unternehmen und Behörden von exter-<br />

nen Dienstleistungen oder Produkten steigt. Einen hohen<br />

Stellenwert nimmt hierbei die Stromversorgung ein. Nahezu<br />

alle Dienstleistungen stützen sich unmittelbar oder mittelbar<br />

auf eine funktionierende Stromversorgung ab.<br />

3 Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe 2007.<br />

4<br />

Robert Koch Institut 2007b, Seite 4.<br />

5<br />

Vgl. Lewis 2006, Seite 1.<br />

Subjektive Risikowahrnehmung<br />

Unternehmen und Behörden investieren viel in die Sicherheit<br />

ihrer Einrichtungen und verlassen sich darauf, dass diese<br />

Investitionen effektiv wirken. Die positive Wirkung von<br />

Sicherheitsmaßnahmen lässt sich häufig jedoch nicht objek-<br />

tiv quantifizieren. Stattdessen werden lange Phasen ohne<br />

Ereignisse mit krisenhaften Auswirkungen für das Unterneh-<br />

men oder die Behörde als Bestätigung der Effektivität der<br />

umgesetzten Maßnahmen gewertet. Dies kann dazu verlei-<br />

ten, dass potenzielle Gefahren und verwundbare Bereiche<br />

nicht mehr wahrgenommen werden.<br />

Ferner werden in der Praxis häufig Risiken identifiziert, die<br />

beeinflussbar beziehungsweise kontrollierbar und deren<br />

kausale Ursache-Wirkungs-Ketten transparent erscheinen. 6<br />

Andere Risiken werden teilweise bewusst oder unbewusst<br />

ausgeblendet. Die möglichen Auswirkungen solcher Risiken<br />

werden bei der Umsetzung vorbeugender Maßnahmen nicht<br />

berücksichtigt.<br />

GRuNDLAGEN Zu KRItIScHEN INFRAStRuKtuREN<br />

Demografische Veränderung<br />

Die Veränderungen der Altersstruktur der <strong>Gesellschaft</strong> sowie<br />

migrationsbedingte Veränderungen der Bevölkerungsdichte<br />

innerhalb Deutschlands schaffen neue Anforderungen an<br />

Kritische <strong>Infrastrukturen</strong> und beeinflussen damit auch sicherheitsrelevante<br />

Aspekte. Ein sinkender Wasserbedarf und die<br />

damit verbundene Reduzierung der Wasserabgabe an den<br />

Endverbraucher können beispielsweise hygienische Probleme<br />

in Wasserversorgungsanlagen hervorrufen.<br />

Veränderung ökonomischer Rahmenbedingungen 7<br />

Veränderungen im Marktgeschehen, wie sie etwa durch die<br />

Liberalisierung der Märkte und die Privatisierung ehemals<br />

staatlicher Infrastrukturbetriebe stattfinden, können das<br />

Sicherheitsniveau und die Investitionen in Sicherheitsmaßnahmen<br />

beeinflussen. Die Wettbewerbssituation und<br />

der damit verbundene Preisdruck schaffen Rahmenbedingungen,<br />

in denen sicherheitsrelevante Vorkehrungen wie<br />

etwa redundante Systeme oder andere Sicherheitspuffer<br />

reduziert werden. Die Anforderungen von Regelwerken werden<br />

zwar weitgehend eingehalten. Immer genauere Berechnungsverfahren<br />

ermöglichen jedoch, Spielräume weiter auszunutzen<br />

und Sicherheitspuffer zu reduzieren. Diese Puffer<br />

können dann insbesondere in Krisensituationen fehlen.<br />

6<br />

Dost 2006.<br />

7<br />

Vgl. International Risk Governance Council 2006, Seiten 11–17.

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