Leitfaden Schutz Kritischer Infrastrukturen - Deutsche Gesellschaft ...
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Erwartete Intensität:<br />
Wie hoch ist das Zerstörungspotenzial des Szenarios bezo-<br />
gen auf einen Teilprozess und dessen Risikoelemente?<br />
Erwartete zeitliche Ausdehnung:<br />
Wie lange dauert das Ereignis an?<br />
Vorwarnung:<br />
Welche Vorwarnzeit ist für das Ereignis anzunehmen?<br />
Sekundäreffekte:<br />
Welche Effekte entstehen aufgrund von Abhängigkeiten<br />
der Prozesse? Welche psychologische Wirkung kann das<br />
Ereignis hervorrufen? Welche Öffentlichkeitswirkung<br />
beziehungsweise Medienwirksamkeit hat das Ereignis?<br />
Referenzereignisse:<br />
Welche Referenzereignisse können zur Erläuterung her-<br />
angezogen werden?<br />
Eintrittswahrscheinlichkeit:<br />
Welche Eintrittswahrscheinlichkeit kann für das Ereignis<br />
abgeschätzt oder ermittelt werden?<br />
Die Eintrittswahrscheinlichkeit eines Szenarios mit zuvor fest-<br />
gelegter Intensität, räumlicher und zeitlicher Ausdehnung,<br />
Vorwarnung und Sekundäreffekten kann häufig nur abge-<br />
schätzt werden. So liegen beispielsweise nur für bestimmte<br />
Naturereignisse oder das Versagen technischer Bauteile lange<br />
Aufzeichnungsreihen vor, aus denen Eintrittswahrscheinlich-<br />
keiten errechnet werden können. In der praktischen Umset-<br />
zung der Szenarioentwicklung in Unternehmen und Behörden<br />
empfiehlt es sich, die Eintrittswahrscheinlichkeiten anhand<br />
einer Klasseneinteilung abzuschätzen. 21<br />
WICHTIGER HINWEIS – ABHäNGIGKEITEN uND<br />
SZENARIouMfANG:<br />
Extreme Ereignisse bewirken in der Regel eine Vielzahl von<br />
Beeinträchtigungen. So kann sich beispielsweise ein Strom-<br />
ausfall auch auf die externe Wasserversorgung auswirken<br />
oder die Dienstleistung von Zulieferern erschweren.<br />
Im Hinblick auf die Entwicklung von Szenarien sollte dar-<br />
auf geachtet werden, Szenarien getrennt zu betrachten,<br />
beispielsweise Szenario 1: Ausfall der externen Stromversor-<br />
gung, Szenario 2: Ausfall der externen Wasserversorgung.<br />
Ansonsten entstehen wenige, sehr komplexe Szenarien,<br />
deren Auswirkungen unübersichtlich sind.<br />
Dennoch sollten Randeffekte, die sich aus Abhängigkeiten erge-<br />
ben, in die Szenarien eingebaut werden. Dies gilt insbesondere<br />
für Effekte, die zu einer Verstärkung der Auswirkungen führen.<br />
Die ausgewählten Szenarien werden regelmäßig überprüft,<br />
überarbeitet und vervollständigt. Bei Bedarf können weitere<br />
relevante Szenarien mit aufgenommen werden, um eine auf<br />
die Einrichtung bezogene und möglichst umfassende Identi-<br />
fizierung von Risiken zu gewährleisten.<br />
3.2.2.2 Verwundbarkeitsanalyse<br />
Neben den auftretenden Gefahren entscheidet die Verwund-<br />
barkeit der Teilprozesse und Risikoelemente maßgeblich<br />
über Art und Umfang der Betroffenheit und der anfallenden<br />
Schäden. Je höher der Grad der Verwundbarkeit einzelner<br />
Teilprozesse und Risikoelemente ist, desto stärker können<br />
sich Gefahren auf die Dienstleistung oder Produktion der<br />
Einrichtung auswirken.<br />
Die Ermittlung der Verwundbarkeit der Teilprozesse und<br />
einzelner Risikoelemente erfolgt anhand eines Kriterienka-<br />
talogs. Für jedes Risikoelement eines Teilprozesses wird auf<br />
Basis des Kriterienkatalogs eine Einschätzung der Verwund-<br />
barkeit vorgenommen. Auch diese kann anhand einer Klas-<br />
seneinteilung erfolgen. 22<br />
RISIKO- uND KRISENMANAGEMENt<br />
ZuM ScHutZ KRItIScHER INFRAStRuKtuREN<br />
Aus der folgenden Kriterienliste können Einrichtungen einen<br />
für sich relevanten Kriterienkatalog zusammenstellen bezie-<br />
hungsweise ihren Kriterienkatalog ergänzen.<br />
Abhängigkeit von Risikoelementen<br />
Wenn ein Teilprozess für die Erbringung seiner Leistung<br />
auf ein Risikoelement angewiesen ist, macht ihn die<br />
potenzielle Nichtverfügbarkeit oder Veränderung dieses<br />
Risikoelementes verwundbar. Dieses Kriterium kann als<br />
Gewichtung gesehen werden, um die Bedeutung des Risi-<br />
koelements für den Teilprozess im Rahmen der Risikoer-<br />
mittlung darzustellen. 23<br />
Abhängigkeit von externen <strong>Infrastrukturen</strong><br />
Wenn ein Risikoelement für die Erbringung seiner Leis-<br />
tung auf eine externe Infrastruktur angewiesen ist, wird<br />
es durch die potenzielle Nichtverfügbarkeit oder Verände-<br />
rung dieser Infrastruktur verwundbar.<br />
21 Das Beispiel zur Risikoanalyse in Anhang VI nutzt eine fünfstufige<br />
Klassifizierung der Eintrittswahrscheinlichkeit möglicher Szenarien.<br />
22 Das Beispiel zur Risikoanalyse in Anhang VI nutzt eine sechsstufige<br />
Skala für die Verwundbarkeit (inklusive Stufe 0 – keine Relevanz).<br />
23 Im Beispiel zur Risikoanalyse im Anhang wird dieses Kriterium<br />
als Gewichtungsfaktor genutzt. Er geht als Einzelfaktor in<br />
die Risikoermittlung ein. Die Abschätzungen der übrigen<br />
Verwundbarkeitskriterien werden summiert und finden daher als<br />
Sammelfaktor Eingang in die Risikoermittlung.