Noten oder Berichte? Die schulische Beurteilungspraxis ... - Hamburg
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Seite 24 Einführung<br />
Bei der Schule A handelt es sich um 30 Berichtszeugnisse der Klassen 1, 2 und 3, also<br />
insgesamt zehn pro Jahrgangsstufe. Von Schule B liegen 18 Berichtszeugnisse der Klassen 1<br />
und 2 vor und aus Klasse 3 sieben <strong>Noten</strong>zeugnisse (NZ) – die in <strong>Hamburg</strong> einen Kommentar<br />
zum Arbeits- und Sozialverhalten enthalten – sowie sechs Berichtszeugnisse. <strong>Die</strong> Tatsache,<br />
dass in einer Jahrgangsstufe zwei verschiedene Zeugnistypen auftauchen, erklärt sich daraus,<br />
dass seit der Novellierung des <strong>Hamburg</strong>er Schulgesetzes von 1985 die<br />
Erziehungsberechtigten der Klassen 3 und 4 mit einfacher Mehrheit darüber entscheiden<br />
dürfen, welche Zeugnisform sie für ihre Kinder wünschen. <strong>Die</strong> Schule A liegt in einem<br />
Einzugsgebiet, in dem die Eltern im Vergleich zu Schule B bildungsaufgeschlossener sind<br />
und Kinder in sozial günstigen Lagen aufwachsen. Demzufolge präferieren diese Eltern eher<br />
pädagogisch wünschenswerte Formen der Leistungsrückmeldung (Lehmann/Peek 1997, S. 81<br />
ff.).<br />
Im Blick auf das Geschlecht gehören zur Stichprobe 28 Zeugnisse, die sich an Mädchen und<br />
33 Zeugnisse, die sich an Jungen richten. Mit allen Kindern wurden Interviews durchgeführt.<br />
<strong>Die</strong> Altersspanne der Gesprächspartnerinnen und -partner liegt bei acht bis zehn Jahren.<br />
1.3.2 Durchführung und Auswertung der Interviews<br />
<strong>Die</strong> Gespräche fanden im September 1998 an Vormittagen in den jeweiligen Schulen statt.<br />
Drei Projektmitarbeiter(innen) haben parallel Interviews mit jeweils einer Schülerin bzw.<br />
einem Schüler geführt. Mit allen Kindern gab es eine Vorstellungsrunde und allen wurde der<br />
Anlass des Interviews erläutert. <strong>Die</strong> Kinder kamen meistens in Gruppen zu dritt, so dass eines<br />
sprechen konnte, während die anderen zuhörten, etwas lasen <strong>oder</strong> sich unterhielten. Den<br />
Kindern hat bei dem Gespräch das jeweils letzte Berichtszeugnis zur Verfügung gestanden,<br />
das sie im Sommer erteilt bekommen hatten. Schon der erste Blick der Betroffenen auf das<br />
Papier hat angedeutet, wie vertraut <strong>oder</strong> fremd dieses Zeugnis ist. Manchen war es sehr<br />
gegenwärtig, sie konnten auch sofort über dessen Inhalte sprechen. Anderen hingegen war es<br />
fremd und sie mussten sich erst einmal wieder in den Text hineinlesen.<br />
<strong>Die</strong> Interviews sind auf Tonband aufgenommen worden. Sie wurden transkribiert und das<br />
sprachliche Material wurde unter inhaltsanalytischen Gesichtspunkten ausgewertet (Mayring<br />
1995). Dabei begegneten wir allerdings folgendem Problem: Es gibt unter den Interviewten<br />
engagierte und weniger engagierte Gesprächspartner. Es sind – anders gesprochen – in<br />
Abhängigkeit von den Interviewten Texte von unterschiedlicher Qualität und Dichte<br />
entstanden. Um einerseits alle Antworten der Kinder zu erfassen, andererseits bei den