Noten oder Berichte? Die schulische Beurteilungspraxis ... - Hamburg
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Einstellungen von Lehrern, Eltern und Schülern – ein Vergleich Seite 231<br />
6.7 Sind Zeugnisse erst zum Abschluss bedeutsam?<br />
<strong>Die</strong> biografische Relevanz von Zeugnissen und Zensuren tritt erst dann unabweisbar zutage,<br />
wenn sie als Zugangsberechtigungen zu bestimmten Institutionen fungieren- bzw. bestimmte<br />
Bildungswege verschließen. Während der Schullaufbahn haben Zeugnisse nur dann eine<br />
auslesende Konsequenz, wenn sie zur Nicht-Versetzung <strong>oder</strong> zum Schulformwechsel führen.<br />
In den unproblematischen Fällen scheint es im nachhinein unwichtig, welche <strong>Noten</strong> in der<br />
Mittelstufe beispielsweise in Deutsch im Zeugnis gestanden haben. Wie stehen die<br />
Betroffenen zu dieser Annahme? Schätzen sie die Wichtigkeit des Abschlusszeugnisses<br />
ähnlich ein? Oder finden sich Unterschiede, die sich auf die jeweiligen Kontexte beziehen?<br />
<strong>Die</strong> nun folgende Tabelle gibt Auskunft über die Verteilung der Einschätzungen innerhalb der<br />
Lehrer(innen), der Eltern und der Schüler(innen):<br />
Tabelle 6/28: Wichtigkeit der Abschlusszeugnisse<br />
„Zeugnisse braucht man nur bei Studienbewerbungen <strong>oder</strong> bei der Lehrstellensuche.” (Lehrer(innen))<br />
„Zeugnisse werden erst wichtig, wenn man eine Lehrstelle sucht <strong>oder</strong> studieren möchte.”<br />
(Eltern, Schüler(innen))<br />
Anzahl<br />
�<br />
stimmt<br />
gar nicht<br />
�<br />
stimmt<br />
überwiegend<br />
nicht<br />
�<br />
teils –<br />
teils<br />
�<br />
stimmt<br />
überwiegend<br />
�<br />
stimmt<br />
völlig<br />
Mittelwerte<br />
136 Lehrende N = 601 30,2% 27,1% 13,1% 18,1% 11,4% 2,54<br />
98 Eltern N = 1212 50,5% 17,5% 12,6% 9,7% 9,8% 2,11<br />
62 Schüler(innen) N = 1459 21,3% 14,5% 17,9% 17,1% 29,1% 3,18<br />
Beachtenswert sind hier die unterschiedlichen Einschätzungen in der Gruppe der Rezipienten<br />
von Zeugnissen. <strong>Die</strong> Sichtweise der Schüler(innen) ist eine völlig andere als die der Eltern.<br />
Während die Eltern deutlich ablehnen, dass Zeugnisse erst beim Übergang in weiterführende<br />
Institutionen bzw. ins Berufsleben wichtig werden, gibt es bei den Schüler(innen) einen<br />
weitaus größeren Teil, der genau dieses für richtig hält. <strong>Die</strong> Erklärung dürfte in einem<br />
unterschiedlichen Informationsbedürfnis liegen: Während die Schüler(innen) während ihrer<br />
Schullaufbahn wohl sehr genau ihren Leistungsstand einzuschätzen wissen, sind sich die<br />
Eltern darüber keineswegs genauso sicher. Sie sind also auf die Informationen des Zeugnisses<br />
angewiesen, für die Schüler mag es allenfalls eine Bestätigung ihrer eigenen Einschätzung<br />
sein. <strong>Die</strong> große Betonung der Zugangsberechtigung durch die Schüler lässt allerdings auch die<br />
Interpretation zu, dass Zeugnisse in ihren pädagogischen Funktionen (Motivation, Diagnose<br />
usw.) nicht besonders hoch geschätzt werden, so dass sich vermuten lässt, dass das