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Benjamin Klemann, Schuhmacher<br />
gelernt hat benjamin Klemann bei einem ungarischen meister seines<br />
Fachs und beim englischen hoflieferanten lobb. heute sind<br />
seine Kun<strong>de</strong>n fast nur männer, die <strong>de</strong>n Wert <strong>de</strong>r ebenso langlebigen<br />
wie einzigartigen Schuhklassiker zu schätzen wissen.<br />
Traditionelles Handwerk und Massenbewegungen passen<br />
eben nicht zusammen. So bedient auch Benjamin Klemann<br />
nur Menschen, die sich etwas beson<strong>de</strong>rs Gutes gönnen<br />
können: maßgeschnei<strong>de</strong>rte Schuhe nach 500 Jahre alter<br />
Machart. Gera<strong>de</strong> ist <strong>de</strong>r 47-jährige Schuhmacher mit seinem<br />
Familienbetrieb vom lauenburgischen Gut Basthorst in die<br />
Hamburger Poolstraße gezogen, „damit auch die Hanseaten<br />
in or<strong>de</strong>ntlichen Schuhen herumlaufen“, scherzt Klemann,<br />
<strong>de</strong>r längst Kun<strong>de</strong>n in aller Welt hat. In Deutschland gibt es<br />
nur noch eine Hand voll Adressen für Maßschuhmacherei.<br />
Seine Lehrjahre verbrachte Benjamin Klemann bei <strong>de</strong>m<br />
Ungarn Julius Harai in Neumünster, bevor er nach England<br />
ging, wo er <strong>unter</strong> an<strong>de</strong>rem für <strong>de</strong>n Hoflieferanten „Lobb“<br />
tätig war. Frau und Söhne konnte er für sein Handwerk<br />
Fußvermessung steht am anfang je<strong>de</strong>r Schuhproduktion. Danach<br />
wer<strong>de</strong>n die Zeichnung und die individuellen holzleisten erstellt.<br />
<strong>de</strong>rart begeistern, dass alle drei in seine Fußstapfen getreten<br />
sind. Unter Klemanns Kun<strong>de</strong>n sind fast nur Männer, die ihr<br />
Geld lieber in ein Paar langlebige, bequeme Klassiker investieren<br />
als in viele modische Exemplare, wie Frauen sie gerne<br />
kaufen. Nach<strong>de</strong>m sich ein Kun<strong>de</strong> für ein Mo<strong>de</strong>ll entschie<strong>de</strong>n<br />
hat – etwa für einen „Plain Oxford“ (einen geschlossenen<br />
Schnürschuh mit gera<strong>de</strong>r Kappe) <strong>o<strong>de</strong>r</strong> einen „Full-Brogue<br />
Derby“ (einen offenen Schnürschuh mit reich verzierter<br />
Flügelkappe) –, wer<strong>de</strong>n seine Füße genau vermessen. Nach<br />
diesen Daten fertigt <strong>de</strong>r Schuhmacher für <strong>de</strong>n linken und<br />
rechten Schuh je einen individuellen Holzleisten an, <strong>de</strong>r die<br />
Füße als Mo<strong>de</strong>ll ersetzt. Schon an die 1.000 Leisten lagern<br />
in Regalen in <strong>de</strong>r Klemannsche Werkstatt.<br />
Während Magrit Klemann <strong>de</strong>n Schaft aus Ober- und<br />
Futterle<strong>de</strong>r näht, kümmern sich ihre Männer um <strong>de</strong>n Aufbau<br />
<strong>de</strong>s Schuhs: Zuerst wird die Brandsohle geschnitten, mit<br />
einem Glasstück geglättet, durchgeklopft und an <strong>de</strong>n Leisten<br />
geheftet. Unten wird die Einstechbahn markiert, durch die<br />
später genäht wird, um Schaft, Rahmen und Brandsohle zu<br />
verbin<strong>de</strong>n. Bevor <strong>de</strong>r Schaft auf <strong>de</strong>m Leisten festgezwickt<br />
und mit <strong>de</strong>m Schusterhammer in Form geklopft wird, erhält<br />
er noch Stabilität durch eine Vor<strong>de</strong>r- und Hinterkappe sowie<br />
eine seitliche Verstärkung. Dann wird per Ahle und gepichtem<br />
Leinenfa<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r Rahmen aus einem Streifen Rindsle<strong>de</strong>r<br />
angenäht. Nach Hinzufügung eines Gelenkstückes und<br />
einer Korkausballung – für abgefe<strong>de</strong>rte Schritte – können die<br />
metropolregion hamburg wirtschaft 29