VIERTELJAHRSHEFTE FÜR ZEITGESCHICHTE - Institut für ...
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Albrecht Götz von Olenhusen<br />
hatten oder gefallen waren, wurden daher, wie es den Ausnahmeregelungen auf<br />
anderen Gebieten entsprach, in der Folgezeit ausgenommen 58 . Kamen in der praktischen<br />
Handhabung der Vorschriften anfangs gelegentlich noch Ausnahmen vor,<br />
so verlangte man ab Mitte des Jahres 1935 schließlich doch den weitaus strengeren<br />
Nachweis „arischer" Abstammung nach den Aufnahmebestimmungen der NSDAP,<br />
die auch keine „Mischlinge" zuließen 59 . Sie konnten allenfalls mit Genehmigung<br />
des Führers der DSt, des REM und des Rassepolitischen Amtes der NSDAP als<br />
„Gast" geführt werden 60 , bis seit Ende 1936 auf Anordnung Hitlers die zum Studium<br />
zugelassenen „Mischlinge auch in die DSt aufgenommen werden durften 61 .<br />
Von den Zulassungsschwierigkeiten und Benachteiligungen abgesehen, wurde<br />
zudem die Atmosphäre an den Hochschulen durch die Nationalsozialisten systematisch<br />
vergiftet, so daß viele Studenten schon deswegen ihr Studium abbrachen. Bei<br />
der antisemitischen Hetzkampagne spielte der NSDStB die tragende Rolle 62 . Indem<br />
einerseits die NSDAP-Parteileitung im März 1933 durch Aktionskomitees auf<br />
Massenversammlungen in den Ortsgruppen Beschränkungen des Hochschulbesuchs<br />
fordern Heß, andererseits Professoren und Dozenten jüdischer Abstammung boykottiert<br />
oder sogar bereits suspendiert wurden 63 , verstärkte sich so neben dem<br />
direkten Zwang von oben der öffentliche Druck durch die von den Nationalsozialisten<br />
in Gang gesetzte und gesteuerte „Bewegung" von unten in der Folgezeit immer<br />
mehr. Diesen Druck wußte man wiederum als „Volksmeinung" zum Vorwand<br />
<strong>für</strong> Maßnahmen gegen mißliebige, insbesondere jüdische Persönlichkeiten zu<br />
nehmen 64 .<br />
58 FUA XIV/2, 18, RdSchr. d. Führers d. DSt, 3. 3. 1934 - A 13/1933-34 -; die Ausnahme<br />
ging anscheinend auf das RMdl zurück. — Zum Antisemitismus in der Freiburger<br />
Studentenschaft vgl. Götz von Olenhusen, a. a. O., S. 71 ff. Gleichwohl hielten nicht wenige<br />
Studenten diskriminierten akademischen Lehrern die Treue; vgl. F. Pringsheim, Die Haltung<br />
der Freiburger Studenten in den Jahren 1933-1935, in: Die Sammlung 15 (1960), S. 532ff.<br />
59 Stück 1 d. Aufnahmebest., erl. v. REM am 6. 7. 1935, in: Deutsche Wissenschaft 1935,<br />
S. 311; H. Schulz, Die Rechtsstellung der jüdischen Mischlinge nach den Verordnungen zum<br />
Reichsbürger- und Blutschutzgesetz. Diss. jur. Göttingen 1938, S. 12, 59.<br />
60 Stück 3 d. Aufnahmebestimmungen (vgl. Anm. 59).<br />
61 FUA XIV/2, 18; XIV/2, 20, RdErl. d. REM v. 16. 12. 1936 - W I i 5388 -. Zuvor wurde<br />
allerdings regelmäßig der Leiter der Studentenschaft angehört (Schr. d. Studentenführung<br />
Freiburg 15. 3. 1937, Vermerke d. Rektorats, 12. 4. 1937, 19. 6. 1937 zu den Schr. d. Bad.<br />
KM an d. Rektor d. Univ. Freiburg, 5. 4. 1937 - Nr. A 5586 -, 10. 6. 1937 - Nr. A 9343 -).<br />
62 Dazu Bracher, Sauer, Schulz, a. a. O., S. 324 und die Schilderung der Hetzmethoden d.<br />
NSDStB gegen den unter einem Vorwand Ende 1932 amtsenthobenen Professor E. J. Cohn,<br />
Breslau, bei Göppinger, a. a. O., S. 99 Anm. 2 u. A. Paucker, a. a. O., S. 483 f., sowie der<br />
Bericht von Prof. E. Spranger, Berlin, in: Poliakov-Wulf, Das Dritte Reich und seine Denker,<br />
Berlin-Grunewald 1959, S. 89ff.; H. Thieme in: Freiburger Universitätsblätter 1 (1962),<br />
S. 18. — Typisches Beispiel <strong>für</strong> die Glorifizierung dieser „Kampfzeit": Studenten im Kampf,<br />
Beitr. z. Gesch. d. NSDStB, Bayreuth 1938 (Die studentische Kameradschaft 1938, April,<br />
Sondernr.).<br />
63 Göppinger, a. a. O., S. 26, 29; Bracher, Sauer, Schulz, a. a. O., S. 280, 322f.<br />
64 Vgl. Bracher, Sauer, Schulz, a. a. O., S. 322f. Zur Radikalisierung der Studenten und<br />
zu der schon in den Endjahren der Weimarer Republik vorhandenen Dominanz d. NSDStB: