24.10.2012 Aufrufe

VIERTELJAHRSHEFTE FÜR ZEITGESCHICHTE - Institut für ...

VIERTELJAHRSHEFTE FÜR ZEITGESCHICHTE - Institut für ...

VIERTELJAHRSHEFTE FÜR ZEITGESCHICHTE - Institut für ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

186<br />

Albrecht Götz von Olenhusen<br />

hatten oder gefallen waren, wurden daher, wie es den Ausnahmeregelungen auf<br />

anderen Gebieten entsprach, in der Folgezeit ausgenommen 58 . Kamen in der praktischen<br />

Handhabung der Vorschriften anfangs gelegentlich noch Ausnahmen vor,<br />

so verlangte man ab Mitte des Jahres 1935 schließlich doch den weitaus strengeren<br />

Nachweis „arischer" Abstammung nach den Aufnahmebestimmungen der NSDAP,<br />

die auch keine „Mischlinge" zuließen 59 . Sie konnten allenfalls mit Genehmigung<br />

des Führers der DSt, des REM und des Rassepolitischen Amtes der NSDAP als<br />

„Gast" geführt werden 60 , bis seit Ende 1936 auf Anordnung Hitlers die zum Studium<br />

zugelassenen „Mischlinge auch in die DSt aufgenommen werden durften 61 .<br />

Von den Zulassungsschwierigkeiten und Benachteiligungen abgesehen, wurde<br />

zudem die Atmosphäre an den Hochschulen durch die Nationalsozialisten systematisch<br />

vergiftet, so daß viele Studenten schon deswegen ihr Studium abbrachen. Bei<br />

der antisemitischen Hetzkampagne spielte der NSDStB die tragende Rolle 62 . Indem<br />

einerseits die NSDAP-Parteileitung im März 1933 durch Aktionskomitees auf<br />

Massenversammlungen in den Ortsgruppen Beschränkungen des Hochschulbesuchs<br />

fordern Heß, andererseits Professoren und Dozenten jüdischer Abstammung boykottiert<br />

oder sogar bereits suspendiert wurden 63 , verstärkte sich so neben dem<br />

direkten Zwang von oben der öffentliche Druck durch die von den Nationalsozialisten<br />

in Gang gesetzte und gesteuerte „Bewegung" von unten in der Folgezeit immer<br />

mehr. Diesen Druck wußte man wiederum als „Volksmeinung" zum Vorwand<br />

<strong>für</strong> Maßnahmen gegen mißliebige, insbesondere jüdische Persönlichkeiten zu<br />

nehmen 64 .<br />

58 FUA XIV/2, 18, RdSchr. d. Führers d. DSt, 3. 3. 1934 - A 13/1933-34 -; die Ausnahme<br />

ging anscheinend auf das RMdl zurück. — Zum Antisemitismus in der Freiburger<br />

Studentenschaft vgl. Götz von Olenhusen, a. a. O., S. 71 ff. Gleichwohl hielten nicht wenige<br />

Studenten diskriminierten akademischen Lehrern die Treue; vgl. F. Pringsheim, Die Haltung<br />

der Freiburger Studenten in den Jahren 1933-1935, in: Die Sammlung 15 (1960), S. 532ff.<br />

59 Stück 1 d. Aufnahmebest., erl. v. REM am 6. 7. 1935, in: Deutsche Wissenschaft 1935,<br />

S. 311; H. Schulz, Die Rechtsstellung der jüdischen Mischlinge nach den Verordnungen zum<br />

Reichsbürger- und Blutschutzgesetz. Diss. jur. Göttingen 1938, S. 12, 59.<br />

60 Stück 3 d. Aufnahmebestimmungen (vgl. Anm. 59).<br />

61 FUA XIV/2, 18; XIV/2, 20, RdErl. d. REM v. 16. 12. 1936 - W I i 5388 -. Zuvor wurde<br />

allerdings regelmäßig der Leiter der Studentenschaft angehört (Schr. d. Studentenführung<br />

Freiburg 15. 3. 1937, Vermerke d. Rektorats, 12. 4. 1937, 19. 6. 1937 zu den Schr. d. Bad.<br />

KM an d. Rektor d. Univ. Freiburg, 5. 4. 1937 - Nr. A 5586 -, 10. 6. 1937 - Nr. A 9343 -).<br />

62 Dazu Bracher, Sauer, Schulz, a. a. O., S. 324 und die Schilderung der Hetzmethoden d.<br />

NSDStB gegen den unter einem Vorwand Ende 1932 amtsenthobenen Professor E. J. Cohn,<br />

Breslau, bei Göppinger, a. a. O., S. 99 Anm. 2 u. A. Paucker, a. a. O., S. 483 f., sowie der<br />

Bericht von Prof. E. Spranger, Berlin, in: Poliakov-Wulf, Das Dritte Reich und seine Denker,<br />

Berlin-Grunewald 1959, S. 89ff.; H. Thieme in: Freiburger Universitätsblätter 1 (1962),<br />

S. 18. — Typisches Beispiel <strong>für</strong> die Glorifizierung dieser „Kampfzeit": Studenten im Kampf,<br />

Beitr. z. Gesch. d. NSDStB, Bayreuth 1938 (Die studentische Kameradschaft 1938, April,<br />

Sondernr.).<br />

63 Göppinger, a. a. O., S. 26, 29; Bracher, Sauer, Schulz, a. a. O., S. 280, 322f.<br />

64 Vgl. Bracher, Sauer, Schulz, a. a. O., S. 322f. Zur Radikalisierung der Studenten und<br />

zu der schon in den Endjahren der Weimarer Republik vorhandenen Dominanz d. NSDStB:

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!