Anleihemonitor Gold und Anleihen auf Klettertour Anleger, die eine Defl ation befürchten, greifen in erster Linie zu Staatsanleihen. Wer indes eine hohe Infl ationsrate erwartet, hat vor allem Gold auf seinem Radar. MÄRKTE & ZERTIFIKATE erklärt, weshalb derzeit beide Anlageklassen hoch im Kurs stehen. 54 MÄRKTE & ZERTIFIKATE | 05/2010 Um 26 Prozent stieg der Goldpreis in den vergangenen zwölf Monaten. Die Performance in der Vergangenheit ist kein verlässlicher Indikator für die künftige Wertentwicklung.
MÄRKTE & ZERTIFIKATE | 05/2010 Aller grauen Theorie zum Trotz schnellten zuletzt sowohl der Goldpreis als auch die Anleihekurse in die Höhe. Während der Preis des Edelmetalls seit Jahresbeginn um rund 11 Prozent und im vergangenen Jahr um über 26 Prozent kletterte, machten die Kurse von zehnjährigen Bundesanleihen ebenfalls ordentlich Boden gut. Da sich Kurse und Renditen am Rentenmarkt systembedingt entgegengesetzt entwickeln, brachen die Renditen dementsprechend ein. Wer jetzt dem deutschen Staat zehn Jahre einen Teil seiner Ersparnisse anvertraut, kassiert mit einer jährlichen Rendite von 2,6 Prozent einen so geringen Ertrag wie niemals zuvor. Dass sowohl Gold als auch Anleihen in der Gunst der Anleger ganz weit oben stehen, kommt bei genauerer Betrachtung jedoch nicht von ungefähr. Während Bond-Investoren kurzfristig eher defl ationäre Tendenzen befürchten, erwarten Gold-Anleger mittel- und langfristig einen kräftigen Anstieg der Infl ation. Für beide Szenarien lassen sich derzeit Argumente fi nden. Sicherer deutscher Anleihehafen. Die Nachfrage nach Anleihen – allen voran nach deutschen Staatspapieren – spiegelt letztendlich die Sehnsucht der Anleger nach Sicherheit wider. Wie sehr Anleger dem deutschen Staat vertrauen, zeigt ein Blick auf die Renditeunterschiede von heimischen Bonds gegenüber anderen Anleihen aus der Eurozone. So werfen zehnjährige französische Anleihen derzeit fast 0,5 Prozentpunkte mehr Rendite ab als deutsche Papiere. Zum Vergleich: Der langjährige Renditeunterschied liegt dem Finanzdienstleister Bloomberg zufolge bei 29 Basispunkten. Spread-Ausweitungen in ähnlicher Größenordnung weisen auch festverzinsliche Wertpapiere aus Österreich und den Niederlanden auf. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass mittlerweile die gesamte Währungs union infrage gestellt wird. Lediglich deutsche, US-amerikanische und japanische Anleihen genießen derzeit das Vertrauen der Anleger. Diese Papiere „sind die letzten Mohikaner“, die noch gefragt seien, meint Kornelius Purps, Rentenexperte der UniCredit. Kein kurzfristiger Infl ationsanstieg in Sicht. Anleger, die sich jetzt Anleihen ins Depot legen, befürchten kurzfristig sicherlich keine Inflation – und zwar aus gutem Grund: Zum einen verharrt die deutsche Inflationsrate im Mai mit 1,2 Prozent nach wie vor unter dem anvisierten Wert der Europäischen Zentralbank in Höhe von „nahe, aber unter 2 Prozent“. Auch in den kommenden Monaten ist ein rasanter Anstieg der Teuerungsrate eher unwahrscheinlich. Denn die enorme Liquidität, die die Notenbanken im Zuge der Krise in die <strong>Märkte</strong> pumpten, lässt allein noch keine Preise steigen. Zu einem Anstieg der Infl ation kommt es erst, wenn dieses Geld auch ausgegeben wird und die konjunkturelle Lage so gut ist, dass der Markt auch höhere Preise akzeptiert. Doch von solch einem Szenario sind wir derzeit noch weit entfernt. Zum einen ist die Stimmung der priva ten Haushalte alles andere als eupho risch; von einer ausgelassenen Einkaufslaune kann daher keine Rede sein. Zudem ver- Bund Future und Gold im Vergleich „Die Sparbemühun gen könnten die Erholung gefährden.“ harrt die Industrieproduktion in Europa immer noch unter dem Vorkrisen niveau, ist die Arbeitslosigkeit im Euro raum hoch und sind die Kapa zitäten bei Weitem nicht ausgelastet. Unternehmen können daher nur schwer die Preise erhöhen, während die Gewerkschaften wohl kaum kräftige Lohnzuwächse durch setzen können. Kurzum: Der Nährboden für eine Infl a tion ist derzeit nicht vorhanden. Defl ationäre Tendenzen. Im Gegenteil: „Die größte Gefahr für die nahe Zukunft ist eine ganz andere. Sie besteht darin, dass unter dem Schock der Griechenlandkrise in vielen EU-Ländern der Ruf nach einem überstürzten Sparkurs ohne Rücksicht auf Verluste zum Selbstläufer wird. Das vergrößert wiederum das Risiko defl ationärer Entwicklungen, weil die Nachfrage wegbricht“, meint Gustav A. Horn, Leiter des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung.EU-Haushaltskommissar Janusz Lewandowski ist ähnlicher Ansicht: „Mir macht Sorgen, dass die Goldpreis in USD Bund Future in Punkten 1.300 135 1.200 1.100 1.000 90 800 700 600 500 400 06.2005 12.2005 07.2006 Gold Bund Future 01.2007 Gleichlauf von Gold und Staatsanleihen 08.2007 02.2008 Anleihemonitor 09.2008 04.2009 10.2009 125 115 105 05.2010 Gold wird gern als Infl ationsschutz verwendet, also genau dann, wenn Staatsanleihen schwach notieren. Aus der gegenläufi gen ist mittlerweile aber eine gleichgerichtete Bewegung geworden. Beide Assets werden in Krisenzeiten als sichere Häfen betrachtet. Zudem sind Defl ation und Infl ation zwei Schreckensszenarien, die beide Plausibilität für sich beanspruchen können. Weitere Informationen zu den Chancen und Risiken der hier genannten Zertifi kate erhalten Sie im Internet unter www.rbs.de/markets sowie in den allein verbindlichen Verkaufsprospekten, die unter den im Disclaimer auf Seite 98 genannten Anschriften kostenfrei erhältlich sind. Quelle: Bloomberg; Stand: Juni 2010 55