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Trading Special<br />
Highlights<br />
Vom Vorteil der<br />
Technischen Analyse<br />
Von vielen Akademikern wird die Technische Analyse als „Kaffeesatzleserei“ abgetan. Schließlich seien<br />
alle Informationen in den Kursen enthalten, und es sei daher nicht möglich, Kurse und Kursmuster aus der<br />
Vergangenheit als Mehrwert für die Zukunft zu nutzen. Doch so einfach ist es in der Praxis nicht. Denn<br />
wie schon einer der bedeutendsten Ökonomen, John Maynard Keynes, sagte: „Die <strong>Märkte</strong> können länger<br />
irrational bleiben, als wir liquide sind.“<br />
Fundamentale Analysen sind im Prinzip<br />
eine gute Sache. Es wird untersucht,<br />
welche Erfolgskennzahlen ein bestimmtes<br />
Unternehmen aufweist, welche Bewertung<br />
die Aktie hat und wie die Geschäftsaussichten<br />
sind. Auf Basis dieser<br />
Analyse kann abgewogen werden, ob<br />
die Aktie zu billig, zu teuer oder gerade<br />
richtig gepreist ist. Für den Fall, dass die<br />
Diskrepanz zwischen dem sogenannten<br />
„fairen Wert“ aus der Analyse und<br />
dem tatsächlichen Börsenkurs besonders<br />
hoch ist, ergeben sich dann gute<br />
Chancen für Gewinn-Trades. Zumindest<br />
theoretisch.<br />
Leider hat die Sache gleich mehrere<br />
Haken. Zunächst muss viel Zeit und mitunter<br />
auch Geld aufgewendet werden,<br />
um die notwendigen Informationen zu<br />
beschaffen. Doch es gibt Tausende von<br />
Unter nehmen, die unmöglich alle eingehend<br />
analysiert werden können. Zudem<br />
können immer nur einige Werte tatsächlich<br />
gehandelt werden, damit die Transaktionskosten<br />
nicht explodieren. Das größte<br />
Problem aber ist, dass sich die <strong>Märkte</strong><br />
für längere Zeit irrational verhalten können<br />
und damit die fundamentale Analyse<br />
unter graben.<br />
Irrationale <strong>Märkte</strong>. Dafür gibt es viele<br />
Beispiele, aber eines der deut lichsten<br />
war wohl die New-Economy-Kurs blase,<br />
die sich bis zum Jahr 2000 bildete und<br />
anschließend platzte (siehe Chart). Bereits<br />
in den 90er Jahren sprachen viele<br />
Analysten von überhöhten Aktienkursen,<br />
und selbst dem damaligen US-<br />
Notenbankchef Alan Greenspan war<br />
die Kursentwicklung nicht geheuer.<br />
62<br />
Schon im Dezember 1996 fragte er:<br />
„ Woher wissen wir, wann die Kurse<br />
irratio nal hoch sind, so dass die Gefahr<br />
von schmerzhaften Anpassungsprozessen<br />
besteht?“ Aus heutiger Sicht waren<br />
die Aktien bewertungen zu dieser<br />
Zeit bereits hoch, aber das hinderte die<br />
Kurse – insbesondere an der Nasdaq –<br />
nicht daran, weiter rasant in die Höhe zu<br />
klettern. Zunehmend losgelöst von der<br />
funda mentalen Bewertung stiegen die<br />
Kurse immer weiter. Trader, die auf fallende<br />
Kurse setzten, wurden immer wieder<br />
mit neuen großen Verlusten konfrontiert.<br />
Und das, obwohl die fundamentale<br />
Bewertung richtig als viel zu hoch eingeschätzt<br />
wurde – nur der Markt reagierte<br />
Zurück zur Realität<br />
Punkte<br />
5.000<br />
4.500<br />
4.000<br />
3.500<br />
3.000<br />
2.500<br />
2.000<br />
1.500<br />
1.000<br />
500<br />
0<br />
1994 1996 1998 2000 2002 2004 2006 2008 2010<br />
Kursblase an der Nasdaq<br />
Viele Trader werden sich noch daran erinnern: Bis<br />
zum Jahr 2000 schienen an der Börse die Bäume<br />
förmlich in den Himmel zu wachsen. Die übertrieben<br />
hohen Bewertungen entzogen sich jeder fundamentalen<br />
Analyse.<br />
Quelle: marketindex; Stand: 16.06.2010<br />
MÄRKTE & ZERTIFIKATE | 05/2010<br />
nicht darauf. Diese Situation hielt lange<br />
an, und die Bewegung war außerordentlich<br />
stark, so dass viele „Shorties“ ihre<br />
Positionen nicht mehr fi nanzieren konnten<br />
und zum Ausstieg gezwungen waren<br />
(Glattstellung der Short-Positionen<br />
durch Rückkauf). Das wiederum trieb<br />
die Kurse noch weiter nach oben.<br />
Trader, die mit der Technischen<br />
Analyse handelten, nahmen die Situation<br />
ganz anders wahr. Die meisten<br />
Aktien wiesen beispielsweise ein sehr<br />
starkes Momentum auf. Solche Trends<br />
setzen sich häufi g über längere Zeit fort,<br />
was Chancen auf der Long-Seite bedeutete.<br />
Neben dem genannten Beispiel gibt<br />
es noch viele weitere, die die Funktionsweise<br />
technischer Strategien belegen.<br />
Die <strong>Märkte</strong> sind einfach nicht vollständig<br />
effi zient und die Akteure nicht immer rational.<br />
Die Marktteilnehmer sind Menschen<br />
beziehungsweise von Menschen programmierte<br />
und überwachte Computer –<br />
und Menschen können Fehler machen.<br />
Da Informationen nicht immer richtig eingepreist<br />
werden, entstehen Stimmungen<br />
und Trends sowie letztlich Emotionen wie<br />
Gier und Angst, die in die Kursfi ndung<br />
eingehen. Die Realität an der Börse kann<br />
sich von ihrem Fundament in der Realwirtschaft<br />
lösen.<br />
Die Technische Analyse setzt darauf,<br />
solche immer wiederkehrenden Muster<br />
in den Kursen zu erkennen. Und besonders<br />
dann, wenn die Börse das nächste<br />
Mal „verrückt spielt“ und fundamentale<br />
Analysten die Welt nicht mehr verstehen,<br />
können technisch orientierte Trader ihre<br />
Vorteile am besten nutzen.<br />
Die Performance in der Vergangenheit ist kein verlässlicher<br />
Indikator für die künftige Wertentwicklung.